FachverfahrenDigitalisierung, die wirkt
Herr Kautz, die Stadt Selm hat 2020 mit der Online-Plattform kitaVM von Anbieter Trinuts die Planung und Vergabe von Kita-Plätzen digitalisiert. Was waren die Beweggründe, in diesem Bereich auf ein digitales Verfahren umzusteigen?
Für uns war dieser Schritt ein weiterer logischer Baustein im Zuge der Digitalisierungsstrategie der Stadt Selm. Wir prüfen fortlaufend, von welchen digitalen Angeboten unsere Bürgerinnen und Bürger konkret profitieren können – und natürlich spielt auch die verwaltungstechnische Prozessoptimierung eine Rolle. Die Vergabe von Betreuungsplätzen in Kindertageseinrichtungen war von jeher ein papierbasiertes Vorgehen und führte regelmäßig zu zeitaufwendigen Überprüfungen und einem Abgleichen der Daten, insbesondere vor dem Hintergrund von steigenden Anmeldezahlen. Mittlerweile gibt es diverse Anbieter auf dem Markt, um den Anmeldeprozess für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Verwaltung, entscheidend zu vereinfachen und zu optimieren. Gemeinsam mit den Kindertageseinrichtungen und den Trägern haben wir dann beschlossen, uns auf den Weg zu machen.
Die Veränderung von eingeschliffenen Prozessen birgt die Gefahr von Reibungsverlusten. Was hat Sie überzeugt, dass sich dieses Problem umgehen lässt?
Gerade für uns als kleine Kommune war es besonders wichtig, eine für uns maßgeschneiderte Lösung umsetzen zu können und den Ablauf so anzupassen, dass wir bewährte Prozesse übernehmen können. Wir wollten Änderungen am Ablauf zielgerichtet und nur dort, wo wirklich Optimierungsbedarf besteht. So vermeiden wir Reibungsverluste und das hat in enger Zusammenarbeit mit dem Dienstleister wirklich gut geklappt.
Warum haben Sie sich für eine zweistufige Einführung entschlossen?
Wir haben uns bewusst für eine schrittweise Einführung entschieden. Im ersten Durchlauf wurde die Online-Anwendung der Verwaltung, den Trägern und den Kindertageseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Wir wollten sicherstellen, dass die Prozesse stimmen. Im zweiten Schritt soll jetzt das Elternportal folgen: So ist gewährleistet, dass der Service den Erwartungen der Eltern entspricht. Von der Einführung und Umstellung des Verfahrens bis zur abschließenden Platzvergabe durch die Kindertageseinrichtungen vergingen nur sechs Monate. Diese waren natürlich arbeitsintensiv, aber es hat sich gelohnt.
„Unsere Erwartungen haben sich voll erfüllt. Die Prozesse wurden durchweg optimiert.“
Wie wurde die Einführung der digitalen Platzvergabe in Richtung Eltern, Träger und Einrichtungen kommuniziert?
Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Trägern und Verwaltung ist in Selm von großer Transparenz, Offenheit und einer hohen Kooperation geprägt. Wir haben den Weg des Digitalisierungsprozesses von Anfang an gemeinsam bestritten und alle Schritte sehr früh kommuniziert. Die Eltern werden durch unterschiedliche Kanäle, etwa durch die Presse, Aushänge oder Elternbriefe, über das neue Verfahren informiert.
Und wie waren die Erfahrungen der ersten Platzvergabe mit kitaVM?
Unsere Erwartungen haben sich voll erfüllt. Ein neues Verfahren benötigt natürlich immer eine gewisse Einarbeitungszeit, aber die Rückmeldungen der Einrichtungsleitungen waren durchweg positiv. Aus Sicht der Verwaltung kann ich sagen, dass ich ehrlicherweise mit größeren Problemen gerechnet habe. Die Prozesse wurden für Einrichtungen, Eltern und Verwaltung durchweg optimiert. Als Planer nutze ich zum Beispiel gerne den Zugriff auf tagesaktuelle Warte- und Zusagelisten und natürlich die umfangreichen Auswertungsmöglichkeiten zu Platzangebot und Nachfrage. Als Vater finde ich den Mehrwert unter anderem durch die geografische Darstellung mit Entfernungsangaben aller Kindertageseinrichtungen gegeben. Das ist Digitalisierung, die sofort wirkt.
Wie geht es nun weiter?
Wir denken, dass auch der zweite Schritt, also die Freischaltung des Elternportals, so reibungslos verlaufen wird wie die bisherige Einführung. Zukünftiges Entwicklungspotenzial hinsichtlich der Digitalisierung liegt zum Beispiel in der Verwaltung und Vergabe von Betreuungsplätzen in der Kindertagespflege oder dem offenen Ganztag in den Schulen. Digitalisierung darf sich aber nicht als Selbstzweck begreifen, sondern muss im Dienste der Bürger und der Prozessoptimierung stehen.
https://www.trinuts.de
https://www.selm.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Dezember 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Kitalösungen: Freiräume geschaffen
[29.11.2024] Die Stadt Nürnberg arbeitet seit rund einem Jahr mit dem Fachverfahren adebisKITA. Über Schnittstellen zum Kitaportal und zur Software SAP HCM können insbesondere die Kitaleitungen entlastet werden; und das manuelle Erfassen von Daten ist obsolet geworden. mehr...
Schwerin: Wohnsitz online anmelden möglich
[29.11.2024] In Schwerin können Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz ab sofort digital anmelden. Mit der Elektronischen Wohnsitzanmeldung (eWA) entfällt der Behördengang. Der Service wurde nach dem EfA-Prinzip entwickelt und wird von immer mehr Kommunen nachgenutzt. mehr...
ITEBO: Virtuelles Bauamt rege genutzt
[28.11.2024] Mehr als 250.000 elektronische Baugenehmigungen sind in den vergangenen Jahren über das virtuelle Bauamt ITeBAU von Anbieter ITEBO abgewickelt worden. In diesem Jahr wurde die Integration der Standards XBau 2.3.1 und XTA2 für die Bauaufsichtsbehörden umgesetzt. mehr...
Kreis Saarlouis: Minister informiert sich über digitalen Bauantrag
[27.11.2024] Im Saarland ist der Digitale Bauantrag Anfang Juli in den Silent-Go-live-Betrieb gestartet. Nun hat sich Digitalminister Jürgen Barke im pilotierenden Landkreis Saarlouis über den Projektfortschritt informiert. mehr...
Neu Wulmstorf: Kundenorientiertes Meldewesen
[22.11.2024] Um den Bürgerservice im Meldewesen kundenorientierter zu gestalten, setzt Neu Wulmstorf eine Software zur Terminverwaltung, -buchung und Besucherlenkung ein. Ein per Schnittstelle integriertes Selbsterfassungssystem für Passfoto und Unterschrift steht ebenfalls zur Verfügung. mehr...
Berlin: SoFinData im Probe-Echtbetrieb
[18.11.2024] Mit SoFinData steht in Berlin eine neuartige landesweite Planungs- und Steuerungsgrundlage für die Sozial- und Finanzplanung zur Verfügung. Die vorrangig auf Open-Source-Lösungen basierende Plattform ist seit November im Probe-Echtbetrieb. mehr...
Essen: Einbürgerungsbehörde startet E-Verfahren
[14.11.2024] Die Einbürgerungsbehörde der Stadtverwaltung Essen stellt auf ein digitalisiertes Antragsverfahren um. Das Verfahren soll so von bislang 1,5 Jahren auf vier Monate verkürzt werden. mehr...
NRW: Die digitale Baugenehmigung startet
[13.11.2024] Die Stadt und der Kreis Borken sowie der Märkische Kreis haben jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen Prosoz Herten den vollständig digitalen Baugenehmigungsprozess eingeführt. Das neue System soll den Weg für eine landesweite Digitalisierung im Bauwesen in Nordrhein-Westfalen ebnen. mehr...
Rheingau-Taunus-Kreis: Pilot für digitale Baugenehmigung
[07.11.2024] Nach erfolgreicher Testphase bietet der Rheingau-Taunus-Kreis nun als Pilotkommune den digitalen Bauantrag über das Bauportal Hessen an. Das digitale Verfahren soll zum Standard im Land werden. mehr...
Baindt: Digitaler Gewerbesteuerbescheid kommt
[06.11.2024] Die Gemeinde Baindt übermittelt als erste Kommune in Baden-Württemberg digitale Gewerbesteuerbescheide. Der neue Prozess spart Zeit und Kosten für Verwaltung und Unternehmen und markiert einen Fortschritt in der OZG-Umsetzung. mehr...
Nürnberg: Digital vorbereiten mit dem Traukalender
[06.11.2024] Ein digitaler Traukalender unterstützt in der Stadt Nürnberg jetzt bei wichtigen Schritten rund um das Thema Heiraten. Begleitet wird der Service von einem Video, mehreren Onlinediensten und einem neuen Internetauftritt. mehr...
Herdecke: Kitaportal im Eilverfahren realisiert
[06.11.2024] Die Stadt Herdecke setzt auf ein modernes Kitaportal von Anbieter Nolis und hat dieses im Eiltempo realisiert: Zwischen Beauftragung und Freischaltung lagen nur acht Wochen. mehr...
Kreis Heilbronn/Karlsruhe: Bauanträge bald nur noch digital
[01.11.2024] Bauanträge können beim Landratsamt Heilbronn ab dem kommenden Jahr nur noch in digitaler Form eingereicht werden. Auch die Stadt Karlsruhe stellt ab Januar auf den digitalen Bauantrag um mehr...
Fachveranstaltung: Ende-zu-Ende-Digitalisierung in der Praxis
[31.10.2024] Am 19. November 2024 stellen das Innenministerium Baden-Württemberg und die Sächsische Staatskanzlei auf der Fachveranstaltung „Vom OZG-Hub bis ins Fachverfahren – Ende-zu-Ende-Digitalisierung in der Praxis“ in Berlin neue Praxislösungen für die vollständige Digitalisierung kommunaler Antragsprozesse vor. mehr...
Bayern: eWA-Pilotprojekt abgeschlossen
[29.10.2024] Erfolgreich haben München, Nürnberg und Augsburg die elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA) für Bayern pilotiert. Das Verfahren wird nun flächendeckend im Freistaat eingeführt. mehr...