Freitag, 27. Dezember 2024

Digitales BauenDüsseldorf wird BIM-ready

[14.02.2024] Building Information Modeling (BIM) hat sich zur Schlüsseltechnologie bei der Digitalisierung kommunaler Bauprojekte entwickelt. Düsseldorf hat sich auf den Weg gemacht, die Methode in allen planenden, bauenden und betreibenden Fachbereichen einzuführen.
Rendering des BIM-Pilotprojekts Feuerwache Kaiserswerth.

Rendering des BIM-Pilotprojekts Feuerwache Kaiserswerth.

(Bildquelle: Landeshauptstadt Düsseldorf)

Die Implementierung von Building Information Modeling (BIM) in Kommunen markiert einen Paradigmenwechsel im urbanen Bauprojekt-Management. Wo einst Pläne auf Papier und Aktenordner die Norm waren, ermöglicht BIM eine umfassende, digitale Repräsentation von Bauprojekten. Neben einer effizienten und ressourcen­optimierten Projektabwicklung bietet die Methode auch Chancen auf langfristige Vorteile im Bereich des Asset-Managements und des Gebäudebetriebs. Die strategische Ausrichtung einer Kommune in Bezug auf Building Information Modeling erfordert eine klare Vision und einen ganzheitlichen Ansatz. Die Auswahl geeigneter Software, Schulungsprogramme für Mitarbeitende, die Schaffung einer proaktiven BIM-Kultur und die Pilotierung in konkreten Bauprojekten spielen eine entscheidende Rolle.
Bei der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf basierte die Entscheidung zur Einführung von BIM auf dem klaren Verständnis der Stadt, dass traditionelle Planungs- und Bauweisen den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Effizienzsteigerungen, eine optimierte Budgetkon­trolle und eine nachhaltige, klima­neutrale Bauweise waren treibende Kräfte hinter dieser strategischen Initiative. Mit dem Grundsatzbeschluss der Verwaltungskonferenz der Landeshauptstadt vom Juli 2021 wurde die stufenweise Einführung und Anwendung der BIM-Methode als verpflichtende Verfahrensweise für den Bereich Planen, Bauen und Betreiben städtischer Bauwerke gestartet.

Gut organisiert zu BIM

Um Synergieeffekte der BIM-Methode in allen Fachämtern und Betrieben effizient zu nutzen, bedarf es jedoch gut durchdachter Prozesse, was eine enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stakeholdern einschließt. Mit der Schaffung von zehn neuen Planstellen, darunter BIM-Projektkoordinatoren in den Fachämtern sowie einer ämter­übergreifenden BIM-Geschäftsstelle, setzt Düsseldorf bei der Implementierung von Building Information Modeling auf eine effektive Organisation, die den Erfolg dieser revolutionären Veränderung maßgeblich mitgestaltet.
In den Pilotbehörden – dem Amt für Personal, Organisation und IT, dem Amt für Gebäudemanagement, dem Amt für Schule und Bildung, dem Amt für Verkehrsmanagement und dem Amt für Brücken-, Tunnel- und Stadtbahnbau sowie im Stadtentwässerungsbetrieb – sind die BIM-Projektkoordinatoren die erste Anlaufstelle für ihre jeweilige Expertise zum Thema BIM. Ihre Aufgaben reichen von der amtsinternen Schulung der Mitarbeitenden bis hin zur Begleitung und Betreuung erster Pilotprojekte. Die Einrichtung einer dedizierten BIM-Geschäftsstelle, angesiedelt beim Vermessungs- und Katasteramt, zeigt das Engagement der Landeshauptstadt für eine effiziente und gebündelte Implementierung. Die BIM-Geschäftsstelle fungiert als stadtweite, zentrale Anlaufstelle für alle BIM-bezogenen Aktivitäten. Hier laufen nicht nur die Fäden der technologischen Aspekte zusammen, sondern es wird auch sichergestellt, dass die BIM-Strategie Düsseldorfs im Einklang mit den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der digitalen Bauweise sowie der gesamtstädtischen Digitalisierungsoffensive steht.

Reibungslose Integration gewährleisten

Seit dem Jahr 2021 existiert zudem ein BIM-Arbeitskreis, in dem stadtweite Standards und Strukturen für die Umsetzung entsprechender Projekte geschaffen werden. Der Arbeitskreis trifft sich im Zweiwochenrhythmus und wird von der BIM-Geschäftsstelle geleitet. Mittlerweile partizipieren etwa 40 Mitglieder, darunter die BIM-Projektkoordinatoren sowie freiwillige Teilnehmer aus 13 Fachämtern, an dem Arbeitskreis. Durch die Aufteilung der BIM-Arbeitskreismitglieder in sechs Teams ist eine parallele Bearbeitung von unterschiedlichen Arbeitspaketen möglich. So werden beispielsweise stadtweite BIM-Anwendungsfälle formuliert, Standarddokumente wie AIAs (Auftraggeber-Informations-Anforderungen) und BAPs (BIM-Abwicklungsplan) erarbeitet oder Vertragsdokumente angepasst. Mit der Bereitstellung eines gemeinsamen BIM-Glossars wird ein einheitliches Methodenverständnis bei allen Beteiligten geschaffen.
Die Implementierungsstrategie (aufgeteilt in vier Stufen) wird von der BIM-Geschäftsstelle sowie den BIM-Projektkoordinatoren stetig revidiert, um eine reibungslose Integration von Building Information Modeling in die bestehenden Abläufe der Stadtverwaltung zu gewährleisten. Neben der Erarbeitung von Standarddokumenten setzt die Landeshauptstadt Düsseldorf auf fortschrittliche BIM-Tools und -Technologien, die nicht nur eine effiziente Datennutzung und -speicherung, sondern auch die Interaktion zwischen verschiedenen Fachämtern und externen Projektbeteiligten ermöglichen.
Die Zusammenarbeit zwischen BIM-Projektkoordinatoren und BIM-Geschäftsstelle ist der Schlüssel zur effektiven Koordination aller BIM-Aktivitäten in der Stadtverwaltung. Anfängliche Herausforderungen, wie die Schaffung von Akzeptanz für die neue Arbeitsmethode, veränderte strukturelle Prozesse oder technologische Anpassungen, konnten durch eine kontinuierliche Kommunikation, ämterübergreifende Workshops und die Implementierung gezielter Schulungs- und Zertifizierungsmaßnahmen für alle Mitarbeiter, wie zum Beispiel die Zertifizierung „Professional Certification Foundation Basic Modul“ von Building Smart, bewältigt werden.

Beeindruckende Erfolge

Mit der Umsetzung erster Projekte in den Fachämtern kann Düsseldorf bereits beeindruckende Erfolge in der BIM-Implementierung vorweisen. Um die im BIM-Arbeitskreis erarbeiteten Standards und Strukturen auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen, werden in diversen Pilotvorhaben, darunter große Neubauprojekte, Bestandsprojekte und kleinere Sanierungsmaßnahmen, Anwendungsfälle mit unterschiedlichen Schwerpunkten erprobt.
Pilotprojekte wie der Neubau der Feuerwache Kaiserswerth vom Amt für Gebäudemanagement zeigen etwa, dass die BIM-Methode maßgeblich dazu beitragen kann, die Ökobilanzierung eines Bauwerks zu verbessern. Das Amt für Gebäudemanagement orientierte sich bei der Planung an hohen Bau- und maximalen Nachhaltigkeitsstandards. Als Beitrag für eine Klima-Hauptstadt Düsseldorf wird eine strikte Kohlenstoffdioxid-Vermeidungsstrategie umgesetzt. Über eine BIM-gestützte Variantenuntersuchung wurde die Konstruktionsvariante mit den geringsten CO2-Emissionen identifiziert, die dann die Wahl eines Kohlenstoffdioxid-optimierten Betons und Holztragwerks erleichtert hat.
Die Zukunft von BIM in der Landeshauptstadt Düsseldorf verspricht weitere Innovationen. Da die Methode nicht nur die amtsinterne und ämterübergreifende Kommunikation erleichtert, sondern auch die transparente und schnittstellenarme Kommunikation zu externen Projektbeteiligten und Bürgern sicherstellen soll, wird perspektivisch eine stadtweite CDE-Plattform (Common Data Environment) für alle planenden, bauenden und betreibenden Fachämter geplant.

Kathrin Limbach ist Architektin und seit Juli 2022 als Leiterin der BIM-Geschäftsstelle der Stadt Düsseldorf im Vermessungs- und Katasteramt tätig.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren
Eine Frau und zwei Männer, gekleidet unter anderem mit gelber Warnweste und Baustellenschutzhelm, stehen auf einer Baustelle und blicken auf einen Laptop bzw Papierunterlagen.
bericht

Gifhorn: Digitale Baugenehmigung

[20.12.2024] Bei der Stadt Gifhorn können Baugenehmigungen ab sofort online, rechtssicher und medienbruchfrei beantragt werden. Das Projekt hat die niedersächsische Kommune mit dem Unternehmen MACH ProForms umgesetzt. mehr...

AKDB: Erleichterte Anhörung von Ordnungswidrigkeiten

[20.12.2024] Ihren Onlinedienst zur Anhörung von Ordnungswidrigkeiten hat die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) auf eine neue technische Basis gestellt. Von der Modernisierung profitieren Bürger und Behörden gleichermaßen: Das Verfahren ist schneller, einfacher und nutzerfreundlicher. mehr...

Kreis Göttingen: Digitale Vergabe von Kitaplätzen

[19.12.2024] 
Als erste Kreisverwaltung setzt der Landkreis Göttingen die Lösung NOLIS | Kita-Platz für eine vollständig digitale Kitaplatzvergabe ein. Für weitere fünf Gemeinden im Kreisgebiet ist damit ab sofort eine Onlinevoranmeldung möglich. mehr...

Reihe von Autos, die in einer Straße parkt,, der Bildhintergrund ist unscharf.

Lemgo: Parkausweis per Klick

[18.12.2024] In Lemgo können Bewohnerparkausweise ab sofort vollständig digital beantragt werden. Ein schlanker, automatisierter Prozess spart den Gang zum Amt und erleichtert die Bearbeitung. Möglich wurde dies durch eine Lösung des Dienstleisters OWL-IT. mehr...

Braut mit Blumenstrauß bekommt den Hochzeitsring angesteckt

Rheinland-Pfalz: Einfacher heiraten

[13.12.2024] In Rheinland-Pfalz können Brautpaare die Anmeldung zur Eheschließung künftig ohne den Gang zum Amt über das Internet vornehmen. Das Land führt dazu den von der Hansestadt Bremen entwickelten Service „Ehe digital“ ein. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Workout macht fit für BIM

[12.12.2024] Um die Kommunen des Landes fit zu machen für das digitale Bauen und Planen, hat das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung die Schulungsreihe „Kommunal.BIMsprint NRW“ aufgesetzt. mehr...

Hand mit Handy auf dem Potsdams Kitaportal läuft

Potsdam: Kitaportal gestartet

[11.12.2024] Über ein Kitaportal verfügt jetzt die Stadt Potsdam und verbessert damit ihren Service für Eltern und Personensorgeberechtigte. mehr...

Ein Kind spielt mit Bauklötzen auf dem Boden.
bericht

Kitalösungen: Freiräume geschaffen

[29.11.2024] Die Stadt Nürnberg arbeitet seit rund einem Jahr mit dem Fachverfahren adebisKITA. Über Schnittstellen zum Kitaportal und zur Software SAP HCM können insbesondere die Kita­leitungen entlastet werden; und das manuelle Erfassen von Daten ist obsolet geworden. mehr...

Illustration: Drei Personen sitzen auf Stühlen wartend vor einer mutmaßlichen Bürotür.

Schwerin: Wohnsitz online anmelden möglich

[29.11.2024] In Schwerin können Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz ab sofort digital anmelden. Mit der Elektronischen Wohnsitzanmeldung (eWA) entfällt der Behördengang. Der Service wurde nach dem EfA-Prinzip entwickelt und wird von immer mehr Kommunen nachgenutzt. mehr...

ITEBO: Virtuelles Bauamt rege genutzt

[28.11.2024] Mehr als 250.000 elektronische Baugenehmigungen sind in den vergangenen Jahren über das virtuelle Bauamt ITeBAU von Anbieter ITEBO abgewickelt worden. In diesem Jahr wurde die Integration der Standards XBau 2.3.1 und XTA2 für die Bauaufsichtsbehörden umgesetzt. mehr...

Kreis Saarlouis: Minister informiert sich über digitalen Bauantrag

[27.11.2024] Im Saarland ist der Digitale Bauantrag Anfang Juli in den Silent-Go-live-Betrieb gestartet. Nun hat sich Digitalminister Jürgen Barke im pilotierenden Landkreis Saarlouis über den Projektfortschritt informiert. mehr...

Gruppenfoto das (v.l.) Bürgermeister Tobias Handtke, Miriam Rathmann, Tim Beckmann, Stefan Pahmeier (per Videokonferenz auf einem Bildschirm zugeschaltet), Steffen Matthees, Jan Behrenbruch und Partho Banerjea zeigt.
bericht

Neu Wulmstorf: Kundenorientiertes Meldewesen

[22.11.2024] Um den Bürgerservice im Meldewesen kundenorientierter zu gestalten, setzt Neu Wulmstorf eine Software zur Terminverwaltung, -buchung und Besucherlenkung ein. Ein per Schnittstelle integriertes Selbsterfassungssystem für Passfoto und Unterschrift steht ebenfalls zur Verfügung. mehr...

Foto von Philipp Martin und Juliane Schmeling vom Fraunhofer FOKUS sowie Nadja Scholz und Marie-Theres Mayer bei der Präsentation von SoFinData.

Berlin: SoFinData im Probe-Echtbetrieb

[18.11.2024] Mit SoFinData steht in Berlin eine neuartige landesweite Planungs- und Steuerungsgrundlage für die Sozial- und Finanzplanung zur Verfügung. Die vorrangig auf Open-Source-Lösungen basierende Plattform ist seit November im Probe-Echtbetrieb. mehr...

Ein deutscher Reisepass, das deutsche Grundgesetzbuch und eine Deutschlandflagge liegen auf einer marmorierten Unterlage.

Essen: Einbürgerungsbehörde startet E-Verfahren

[14.11.2024] Die Einbürgerungsbehörde der Stadtverwaltung Essen stellt auf ein digitalisiertes Antragsverfahren um. Das Verfahren soll so von bislang 1,5 Jahren auf vier Monate verkürzt werden. mehr...

NRW: Die digitale Baugenehmigung startet

[13.11.2024] Die Stadt und der Kreis Borken sowie der Märkische Kreis haben jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen Prosoz Herten den vollständig digitalen Baugenehmigungsprozess eingeführt. Das neue System soll den Weg für eine landesweite Digitalisierung im Bauwesen in Nordrhein-Westfalen ebnen. mehr...