E-AkteDurchgängige Digitalisierung als Ziel
Die Website des Amtes besuchen, sich elektronisch authentifizieren, mit wenigen Klicks den Antrag auf einen neuen Personalausweis stellen, die nötigen Informationen und das Lichtbild hochladen und innerhalb kürzester Zeit die Info erhalten, wann das Dokument abgeholt werden kann? Dieses Szenario zeigt, dass Behördengänge keine „Gänge“ mehr sein müssten, sondern komfortabel online erledigt werden könnten. In der Realität besteht für solch reibungslose digitale Prozesse allerdings noch Nachholbedarf. So schneidet Deutschland im Report „Benchmark für elektronische Behördendienste 2022“ der Europäischen Kommission unterdurchschnittlich ab. Bewertet wurde dabei die Bereitstellung elektronischer Behördendienste in 35 Ländern in ganz Europa. Während Malta mit 96 Prozent an der Spitze liegt, erreicht die deutsche Verwaltung lediglich einen Wert von 63 Prozent und somit fünf Prozentpunkte unter dem europäischen Durchschnitt.
Doch woran liegt das? Ideen und Initiativen gibt es: So soll mit der konsequenten Einführung der E-Akte eine nachvollziehbare, strukturierte Ablage geschaffen werden, die alle aktenrelevanten Dokumente enthält. Die Vorteile liegen auf der Hand: medienbruchfreie Bearbeitung von Dokumenten und Anliegen und ein leichter, ortsunabhängiger Zugang zu Informationen und Vorgängen. Dies ermöglicht ressourcenschonendes Arbeiten und eine Verkürzung von Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten. Davon profitieren Ämter, Steuerzahler und Antragstellende gleichermaßen.
Das Back End in den Blick nehmen
Mithilfe des Onlinezugangsgesetzes (OZG), das bis Ende 2022 den digitalen Zugang zu Verwaltungsleistungen verbessern beziehungsweise erst ermöglichen sollte, ist es bisher nicht gelungen, die Vision eines durchgängig digitalen „Ganges zum Amt“ umzusetzen. Nicht nur sind längst nicht alle öffentlichen Verwaltungen und Ämter in der Lage, Bürgerinnen und Bürgern ihre Services auch digital anzubieten. Darüber hinaus bezog sich das OZG lediglich auf das Front End, also die Online-Portale und Eingabemasken, über die Verwaltungsdienste digital erreichbar sein sollen. Alle nachgelagerten Prozesse und Fachverfahren, die in Verwaltungen genutzt werden, um die Bürgeranliegen zu bearbeiten, wurden nicht berücksichtigt.
Das führt in der Praxis zu teilweise grotesk anmutenden Szenarien. So kann es passieren, dass Bürgerinnen und Bürger ihren Antrag – etwa auf einen neuen Reisepass oder Elterngeld – zwar online stellen. Dieser digitale Antrag wird dann aber nicht automatisch erfasst und an Fachverfahren oder Sachbearbeiter weitergeleitet – stattdessen werden Anträge ausgedruckt, um manuell weiterverarbeitet zu werden. Mitunter werden dabei persönliche Daten von einem papiergebundenen Formular, das vormals digital war, erneut abgetippt, um sie in das nächste System zu übertragen. Das ist nicht nur fehleranfällig und ein Risiko für den Datenschutz, sondern vor allem langsam und ineffizient. Und das, obwohl Workflow Tools und Robotic Process Automation vielfältige Möglichkeiten zur Automatisierung von Back-End-Prozessen geben. Eine durchgehende Ende-zu-Ende-Digitalisierung oder gar partielle Automatisierung ist so unmöglich. In Zukunft müssen Verwaltungen also genau da ansetzen, wo das OZG halt macht, nämlich hinter den „Kulissen“ und Eingabemasken – wo das Backend anfängt.
Ein Single Point of Truth
Die E-Akte als nachvollziehbare, strukturierte Ablage, die alle aktenrelevanten Dokumente enthält, ist eine zentrale Säule der digitalen Verwaltung. Mit Dokumenten-Management-Systemen (DMS) und Enterprise-Content-Management-Plattformen (ECM) kann dieses Konzept praktisch umgesetzt werden. Diese Plattformen bündeln unterschiedlichste Dokumente und Informationen an einem Ort, ermöglichen jederzeit und überall sicheren Zugriff und erlauben die Implementierung rollenbasierter Zugriffsrechte. Wenn ein Paar dann etwa eine Eheschließung anmeldet, müsste es notwendige Dokumente wie die Geburtsurkunde nicht mehr in der Heimatstadt postalisch beantragen. Vielmehr könnten die jeweils befugten Beamten digital und ortsunabhängig auf alle Urkunden zugreifen, die für den Antrag nötig sind. Das spart nicht nur Zeit und Behördengänge, sondern auch Porto, Papier und Nerven.
Open-Source und Interoperabilität
Will man das Back End durchgehend digitalisieren, braucht es jedoch nicht nur einen allgemeingültigen, zuverlässigen Datenbestand, sondern auch einheitliche Standards und Schnittstellen, damit alle eingesetzten Fachverfahren und Systeme interagieren und miteinander kommunizieren können. Interoperabilität und technische Souveränität sind hier die Stichworte. Digitale Souveränität kann insbesondere mit Open-Source-Lösungen für das Management von Inhalten gewährleistet werden. Open-Source-Plattformen für ECM und Content Services bieten dabei offene Standards und die Möglichkeit, Anwendungen im Sinne eines Best-of-Breed-Ansatzes zu kombinieren und mit Low-Code- und Customizing-Optionen eigene Lösungen zu entwickeln.
Die Plattformen bilden einen zentralen Knotenpunkt, an dem Daten und Dokumente aus unterschiedlichsten Kommunikationskanälen und Applikationen zentral zusammengeführt werden und stellen vielfältige Funktionen zur Verwaltung, Bearbeitung und durchgängigen Automatisierung von Dokumentenprozessen bereit. Das ermöglicht eine effiziente Verarbeitung von Korrespondenzen und Inhalten, schnellere Durchlaufzeiten und höhere Nutzerfreundlichkeit. So setzt die Stadt Rotterdam beispielsweise schon heute die Open-Source-Plattform Alfresco von Hyland ein und ermöglicht den Usern so eine reibungslose Nutzererfahrung und intuitive Kollaborationsmöglichkeiten.
Von der Digitalisierung zur Automatisierung
Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern verfolgt das Ziel, Prozesse zu optimieren. So kann die Arbeit der Verwaltung erleichtert werden, Mitarbeitende können sich auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren und die Nutzererfahrung von Bürgerinnen und Bürgern wird verbessert. Ein wichtiger Baustein ist dabei Automatisierung. Software-Lösungen für Intelligent Automation, Maschine Learning und Robotic Process Automation können verschiedenste Aufgaben übernehmen, Workflows automatisieren und so nicht nur Prozesse beschleunigen, sondern auch Fehlerquellen beseitigen sowie die Datensicherheit und Compliance verbessern. Die E-Akte und ECM-Plattformen mit offenen Standards, vielfältigen Integrationsmöglichkeiten und integrierten Automatisierungsfunktionen für den gesamten Dokumenten- und Datenlebenszyklus sind dabei ein zentrales Tool.
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte
[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...
Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig
[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...
Bremerhaven: Ganz oder gar nicht
[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...
Barsbüttel: Mit System zur E-Akte
[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...
E-Akte: Mit Plattform vernetzt
[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...
procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager
[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...
Bremen: Posteingang wird digital erfasst
[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...
Hamburg: Papierpost wird digital
[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...
Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald
[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...
Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um
[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...
Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management
[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...
regisafe: Umfassendes Update
[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...
Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet
[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...
Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage
[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...