E-Government in Europae-SENS verbindet
![Präsentation des e-SENS-Projekts auf der CeBIT 2016 in Hannover.](https://www.kommune21.de/wp-content/uploads/2024/08/24332_bild_gross1_e-codex_CeBIT2016_440.jpg)
Präsentation des e-SENS-Projekts auf der CeBIT 2016 in Hannover.
(Bildquelle: www.esens.eu)
Der Übergang ins digitale Zeitalter wird die freie Bewegung von Kapital, Dienstleistungen, Waren und Menschen fördern, was das Leben für europäische Bürger und Unternehmen gleichermaßen erleichtern soll. Die Europäische Union arbeitet an Lösungen, um Verwaltungsdienstleistungen zu digitalisieren. Dies geschieht beispielsweise im Großprojekt e-SENS (Electronic Simple European Networked Services), das auf die Stärkung des europäischen digitalen Binnenmarkts durch innovative Lösungen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in den öffentlichen Verwaltungen abzielt.
Knapp 100 Partner, darunter private und öffentliche Körperschaften aus 22 europäischen Ländern, wirken seit dem Jahr 2013 daran mit, rechtliche, sprachliche, organisatorische und technische Hürden zu überwinden. Hierzu werden effiziente öffentliche E-Government-Dienstleistungen auf Grundlage einer europaweit anwendbaren, digitalen Infrastruktur bereitgestellt. Wiederverwendbare IT-Komponenten werden für IT-Systeme entwickelt, die in verschiedenen Lebensbereichen zum Einsatz kommen, beispielsweise in der E-Justiz oder E-Gesundheit.
Szenarien für grenzüberschreitende Services
Die Pilotverfahren, die im Rahmen des e-SENS Projekts und zugehöriger Großprojekte durchgeführt werden, liefern den Beweis dafür, dass eine digitale Kommunikation mit und zwischen öffentlichen Einrichtungen möglich ist. Man denke beispielsweise an folgendes Szenario: Eine lokale Behörde veröffentlicht eine Ausschreibung. Ein Unternehmen aus einem europäischen Nachbarland möchte hierzu ein Angebot unterbreiten und kann dies nun online tun. Dabei muss es sich nicht mit dem ausländischen Ausschreibungsverfahren vertraut machen, sondern kann die nationale E-Vergabeplattform nutzen. Oder aber ein Bürger, der ein anderes europäisches Land besucht, wird krank und benötigt medizinische Leistungen. Mit dem nationalen Ausweisdokument des Patienten kann der behandelnde Arzt die Versicherungsdaten überprüfen. Die Krankenkasse des Patienten stellt in Echtzeit ein elektronisches Bestätigungsdokument mit den Informationen über den Versicherungsstatus aus. Wenn der Patient derzeit versichert ist, kann er medizinische Leistungen direkt über Barzahlungen erhalten. Außerdem kann der Arzt auf die Krankenakte des Patienten zugreifen, die in seine Sprache übersetzt wurde.
Ein drittes Beispiel: Nach der Scheidung zweier europäischer Bürger aus unterschiedlichen Ländern muss ein Bürger das Scheidungsurteil in seinem Heimatland eintragen lassen. Dafür ist eine gerichtliche Bescheinigung von einem Gericht im Staat der Scheidungsverkündung erforderlich. Das notwendige Antragsformular kann dem ausländischen Gericht elektronisch zugeschickt werden. Eine teure Anreise entfällt somit.
e-SENS liefert die technischen Grundlagen für diese Verwaltungsvorgänge und viele weitere grenzüberschreitende digitale Services. Allgemeine und wiederverwendbare Lösungen wie elektronische Identitäten (eID), die elektronische Unterschrift (E-Signatur), elektronische Dokumente (E-Dokumente) und der elektronische Datentransfer (E-Delivery) ermöglichen den Austausch von Dokumenten und Informationen zwischen verschiedenen nationalen IT-Systemen und stellen sicher, dass die Rechtswirksamkeit der versendeten Daten nicht an nationalen Grenzen endet.
Erhebliche Einsparungen möglich
Die technischen Lösungen besitzen großes Potenzial, grenzüberschreitende Verwaltungsvorgänge in verschiedenen Bereichen zu erleichtern und damit deutliche Vorteile für Bürger und Unternehmen zu bieten. Von e-SENS durchgeführte Untersuchungen zeigen, dass sich durch eine Effizienzsteigerung in der Kommunikation zwischen Unternehmen, Bürgern und Behörden erhebliche Einsparungen erzielen lassen. Beispielsweise ergibt sich bei grenzüberschreitenden Ausschreibungen unter Verwendung der E-Signatur-Komponenten für die Authentifizierung und Unterzeichnung von Dokumenten eine Ersparnis von 1.755 Euro pro Unternehmen und Ausschreibung. Bei etwa 177.000 grenzüberschreitenden Ausschreibungsstellen pro Jahr führt dies grob geschätzt zu Einsparungen von 155 Millionen Euro.
Die Umsetzung der elektronischen Zustellkomponente im Bereich elektronischer Rechnungen spart jährlich insgesamt rund 285 Millionen Euro für Bürger und Behörden. Weniger Archivierung kann dank dem Einsatz elektronischer Dokumente zu Einsparungen von über 30 Millionen Euro pro Jahr führen. Darüber hinaus profitieren die Behörden bei der automatischen Zuordnung von Rechnungen und Aufträgen von einer reduzierten Fehleranfälligkeit. Eine elektronische Versicherungsbestätigung für Gesundheitsdienstleistungen macht das Ausstellen von aktuell verwendeten Gesundheitskarten (EHIC) in Zukunft wohl überflüssig, wodurch jährlich geschätzt 350 Millionen Euro gespart werden können.
Übergang zum flächendeckenden Einsatz
Während e-SENS die IT-Komponenten im kleineren Rahmen testet, sorgt die Connecting Europe Facility (CEF), das Finanzprogramm der EU, für die Verbreitung der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor. CEF Digital stellt Fördermittel für digitale Dienste-Infrastrukturen (DSIs) in unterschiedlichen Bereichen bereit, die von elektronischer Identifizierung über die elektronische Beschaffung bis hin zu vernetzten Gesundheitsleistungen reichen.
Hierbei gehen die IT-Komponenten, die von e-SENS oder anderen Großprojekten wie zum Beispiel e-CODEX im Bereich E-Justiz entwickelt wurden, von der Pilotphase in den flächendeckenden Einsatz über. Dazu steht in den Jahren 2014 bis 2020 ein Budget von rund einer Milliarde Euro für transeuropäische digitale Dienste bereit.
Die e-SENS Lösungen ermöglichen einen neuen Ansatz in der Bereitstellung von elektronischen Verwaltungsdienstleistungen, der nutzerorientierter, innovativer und effizienter ist. Damit wird die Einsparung von Kosten und Zeit für Bürger, Unternehmen und die Behörden selbst gewährleistet. e-SENS hilft beim Übergang von einem anwendungsbereichsbezogenen, isolierten Ansatz hin zu gemeinsamen und geteilten Infrastrukturen über Bereichs- und Ländergrenzen hinweg. Wenn das Potenzial von IKT erkannt wird, das in der grenzüberschreitenden Interoperabilität nationaler IT-Systeme liegt, können die nationalen öffentlichen Verwaltungen erhebliche Erfolge bei der Bereitstellung innovativer elektronischer Services auf internationaler Ebene verbuchen.
Wie die EU-Kommission im Strategiepapier „Digital Single Market Strategy for Europe“ vom Mai 2015 angibt, bleibt die Umstellung auf digital für den öffentlichen Bereich eine strategische Priorität bei der Verwaltungsmodernisierung. Dies ist ein wesentlicher Schritt hin zu mehr Innovation, Wachstum und Beschäftigung auf dem internationalen Markt. Zudem verbessert die Initiative die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Sektors deutlich.
Informationen zum Großprojekt e-CODEX
Dieser Beitrag ist in der August-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt E-Government in Europa erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Cisco Digital Kompass 2025: Bei der Digitalisierung zu langsam
[11.02.2025] Cisco hat eine neue Untersuchung zur Digitalisierung in Deutschland vorgelegt. Demnach gibt es Fortschritte beim Glasfaserausbau und Online-Banking, doch KI und Cybersicherheit bleiben Problemfelder. Besonders die digitale Verwaltung stagniert seit dem Aufwind durch Corona. mehr...
Sachsen-Anhalt: Ideen für digitale Verwaltung gesucht
[11.02.2025] Das Land Sachsen-Anhalt sucht erneut innovative Ideen für die digitale Verwaltung. Gefragt sind digitale Konzepte und Modelle für die vielfältigen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Bewerbungen sind bis 14. März möglich. mehr...
Lübeck: Fundsachen werden online versteigert
[07.02.2025] Fundsachen, die nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist nicht abgeholt wurden, wird die Hansestadt Lübeck ab sofort online versteigern. mehr...
Ulm: Digitaler Portier im Rathaus
[06.02.2025] Ein digitaler Portier soll künftig im Ulmer Rathaus als erste Anlaufstelle für Anliegen bei der Stadtverwaltung dienen – etwa für Termine oder Auskünfte. Entwickelt wurde das Tool von Fachleuten der städtischen Abteilung Interne Dienste und Studierenden der Technischen Hochschule Ulm. mehr...
Leipzig: Erfolgsfaktor Kommunikation
[31.01.2025] Die Leipziger Stadtverwaltung hat ihr E-Mail-System von Lotus Notes auf Microsoft Exchange umgestellt und eine zentrale E-Mail-Archivierung eingeführt. Eine transparente Kommunikation hat das Gelingen des umfassenden Projekts gesichert. mehr...
Materna Virtual Solution: So verändert sich das mobile Arbeiten
[31.01.2025] Mit zunehmender technischer Entwicklung verlagert sich die Arbeit verstärkt auf mobile Geräte. Materna Virtual Solution identifiziert fünf Trends, die im Jahr 2025 maßgeblich das Arbeiten prägen werden – von KI und Datensouveränität bis hin zu Sicherheitslösungen und Mixed Reality. mehr...
Rheinland-Pfalz: Digitalisierung von Kulturerbe
[29.01.2025] Rheinland-Pfalz fördert die Digitalisierung des kulturellen Erbes: Mit rund 284.000 Euro unterstützt das Land das Projekt KuLaDig RLP bis 2026. Ziel ist es, Kommunen – insbesondere im ländlichen Raum – zu helfen, kulturelle Besonderheiten digital zu erfassen und multimedial aufzubereiten. mehr...
Berlin: Start-ups und Verwaltung zusammenbringen
[27.01.2025] GovTech-Start-ups können die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung wirksam unterstützen. Die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung will dieses Potenzial noch besser nutzen und hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wie die Zusammenarbeit gelingt. mehr...
Landkreis Regensburg: Spitze bei Digitalisierung
[22.01.2025] Der Landkreis Regensburg zieht eine positive Bilanz zur bisherigen Verwaltungsdigitalisierung. In vielen Bereichen ist er ein Vorreiter in Bayern. Digitale Dienstleistungen werden stark genutzt, und KI sowie Prozessautomatisierung schaffen Ressourcen für besseren Bürgerservice. mehr...
Limburg an der Lahn: Digitale Parkscheibe
[16.01.2025] In einem Pilotprojekt testet Limburg an der Lahn die Digitale Parkscheibe des Unternehmens Park Best. Interessierte können die Parkscheibe mit wenigen Klicks in einer App aktivieren, die auch die aktuelle Parksituation vor Ort anzeigt und die Nutzer an die Parkzeit erinnern kann. mehr...
Porta Westfalica: Strategisch digital mit OWL-IT
[14.01.2025] Auf dem Weg zur digitalen Verwaltung ist die Stadt Porta Westfalica gemeinsam mit Dienstleister OWL-IT weitergekommen und hat eine gesamtstädtische Strategie für Digitalisierung und Wissensmanagement erarbeitet. mehr...
Ko-Pionier-Preis: Besser nachnutzen
[10.01.2025] Der Ko-Pionier-Preis will die Nachnutzung innovativer Verwaltungslösungen fördern. Verwaltungen, die Lösungen erfolgreich übernommen haben, können sich bis 14. Februar 2025 bewerben. Die Preisverleihung findet im März 2025 im Rahmen des Kongresses Digitaler Staat statt. mehr...
Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo
[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...
Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet
[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...
Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen
[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...