Freitag, 15. November 2024

InterviewEfA-Marktplatz geht live

[23.06.2022] Der Marktplatz für Einer-für-Alle-Dienste des IT-Planungsrats ist jetzt in einer Betaversion live gegangen. Welche Funktionen er bietet und wie das die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes vereinfacht, berichten Martin Schallbruch, CEO der mit der Umsetzung betrauten Genossenschaft govdigital, sowie Jens Fromm, bei govdigital Gesamtprojektleiter für den Marktplatz.
Martin Schallbruch

Martin Schallbruch, CEO govdigital eG (links) und Jens Fromm, Gesamtprojektleiter Marktplatz für EfA-Leistungen, govdigital eG beim Zukunftskongress Staat & Verwaltung in Berlin.

(Bildquelle: Sonja Bechtold)

Herr Schallbruch, mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollen bis Ende 2022 alle Verwaltungsleistungen online zugänglich gemacht werden. Wie kann der neue Marktplatz für EfA-Leistungen (wir berichteten) die Umsetzung dieses Gesetzes unterstützen?

Martin Schallbruch: Zentral bei der Umsetzung des OZG ist das Einer-für-Alle-Prinzip (EfA): Ein Bundesland oder eine Allianz aus mehreren Bundesländern entwickelt und betreibt eine digitale Verwaltungsleistung zentral – üblicherweise durch einen beauftragten öffentlichen IT-Dienstleister. Andere Bundesländer und Kommunen können diese EfA-Leistung dann mitnutzen. Heute gibt es noch wenig Transparenz über verfügbare EfA-Leistungen, Ansprechpartner, Rollen und Umfang der Leistung. Rechtliche Anforderungen an den „Einkauf“ solcher Leistungen sind komplex und vielfältig. Zudem sind die Kosten der Nachnutzung für Einführung, Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung der EfA-Leistungen oftmals noch unklar. Hier setzt der neue Marktplatz für EfA-Leistungen an, den govdigital im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg für den IT-Planungsrat entwickelt: Wir bauen eine Online-Plattform, auf der nach und nach alle verfügbaren EfA-Leistungen angeboten und eingekauft werden können. Dies soll vor allem Kommunen und deren IT-Dienstleistern den Einkauf und Einsatz von EfA-Leistungen vereinfachen. Als Genossenschaft der öffentlichen IT-Dienstleister bringt govdigital Anbieter und nutzende Kommunen zusammen – das gibt uns eine gute Ausgangsbasis für den Aufbau des Marktplatzes.

Herr Fromm, inwiefern vereinfacht der Marktplatz für EfA-Leistungen die Umsetzung des OZG?

Jens Fromm: Zunächst können sich Verwaltungen auf dem Marktplatz einen Überblick über die derzeit verfügbaren EfA-Leistungen verschaffen. Durch die intensive Kooperation mit der FITKO sind auch die Leistungen des FIT-Stores im Marktplatz für EfA-Leistungen aufgeführt und für Verwaltungen beziehbar. Zudem ist der Marktplatz ein Werkzeug zur Unterstützung der verwaltungsübergreifenden Zusammenarbeit. Er ermöglicht es Kommunen, Behörden und öffentlichen IT-Dienstleistern, über die Anbieter FIT-Store oder govdigital EfA-Leistungen ebenenübergreifend zu beziehen. Die Anbieter ermöglichen eine Inhouse-Vergabe und stellen eine durchgängige Beziehungskette mit ihren unmittelbaren und mittelbaren Trägern her. Auf diese Weise wird ein Großteil der öffentlichen Gebietskörperschaften in Deutschland erreicht. Der Marktplatz ist zukünftig nicht nur auf EfA-Leistungen beschränkt und wird anbieteroffen gestaltet, sodass später weitere Anbieter hinzukommen.

„In Zukunft könnten über den Marktplatz viele weitere digitale Dienste der öffentlichen IT-Dienstleister angeboten und ausgetauscht werden.“
Der Marktplatz ist jetzt in einer Beta-Version veröffentlicht worden – was bedeutet das und welche Funktionen bietet er momentan?

Jens Fromm: Der Marktplatz für EfA-Leistungen ist mehr als ein webbasiertes Shop-System: Annähernd jede rechtliche, organisatorische und technische Herausforderung, vor der Verwaltung bei der Digitalisierung steht, streift auch unser Projekt. In diesem noch sehr offenen Umfeld können wir bei der Entwicklung des Marktplatzes nur schrittweise vorgehen. Das jetzt veröffentlichte Release ist eine erste funktionsfähige Version, die dazu dient, Funktionalitäten zu testen, aus dem Nutzer-Feedback zu lernen und den Marktplatz bedarfsorientiert weiterzuentwickeln. Sie verfügt über ein Schaufenster: Hier werden EfA-Leistungen in einem Servicekatalog dargestellt und beschrieben. Dazu gehört auch eine Detailseite der einzelnen EfA-Leistungen, auf der relevante Parameter und Daten dargestellt werden. Damit können sich alle interessierten Verwaltungen über verfügbare EfA-Leistungen informieren.

Was ist das schlussendliche Ziel?

Jens Fromm: Durch den schrittweisen Ausbau wollen wir eine Plattform mit durchgängigen, elektronischen Prozessen schaffen. Verwaltungen soll es so deutlich leichter fallen, digitale Leistungen einzukaufen.

Martin Schallbruch: Der originäre Auftrag dafür kommt vom IT-Planungsrat – wir setzen das wie beschrieben im Laufe des Jahres um. In Summe ist der Marktplatz ein Instrument zur Vereinfachung der föderalen Zusammenarbeit bei der Digitalisierung der Verwaltungen. Die EfA-Leistungen des OZG sind hier nur ein Aspekt. In Zukunft könnten über den Marktplatz viele weitere digitale Dienste der öffentlichen IT-Dienstleister angeboten und ausgetauscht werden – etwa Cloud-Dienste. Eine solche Plattform für alle Verwaltungen in Deutschland wäre ein bedeutender Schritt zu mehr Zusammenarbeit und Beschleunigung der Digitalisierung.

Interview: Julian Einhaus, Pressesprecher govdigital




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Melitta Kühnlein

Potsdam: Fachbereichsleiterin für E-Government bestätigt

[12.11.2024] Potsdams Stadtverordnete haben Melitta Kühnlein als neue Leiterin des Fachbereichs E-Government bestätigt. Kühnlein ist seit Anfang 2021 in leitender Funktion im IT-Bereich der Stadtverwaltung tätig. mehr...

Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet

[11.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlastet und die finanzielle Berichterstattung vereinfacht. mehr...

Blick vom See auf das neue Rathaus Hannover, HMTG

Hannover: Fonds für digitalen Fortschritt

[30.10.2024] Hannover setzt mit einem 48-Millionen-Euro-Digitalisierungsfonds auf die umfassende Modernisierung seiner Verwaltungsprozesse. Ziel ist ein digitales Rathaus, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen effiziente, benutzerfreundliche Services bietet. Die IT-Strategie umfasst dazu digitale Souveränität und Kosteneffizienz. mehr...

Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0

[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...

bericht

Liechtenstein: Mit Pragmatismus und Agilität

[14.10.2024] Liechtenstein hat auf dem Weg zum Smart Country bereits eine beeindruckende Entwicklung zurückgelegt. Das ist nicht zuletzt vielen mutigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet. mehr...

Holger Klötzner, Dezernent für Digitalisierung und Bildung der Stadt Darmstadt; Maral Koohestanian, Leiterin des Dezernats für Smart City, Europa und Ordnung der Stadt Wiesbaden; Eileen O’Sullivan, Dezernentin für Bürger:innen, Digitales und Internationales der Stadt Frankfurt am Main
interview

Smartes Rhein Main 2030: Gemeinsame Vision

[02.10.2024] Eine gemeinsame Vision für ein smartes Rhein-Main-Gebiet haben die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt erarbeitet. Im Interview erklären die CIOs Eileen O’Sullivan, Maral Koohestanian und Holger Klötzner, was konkret geplant ist. mehr...

Landrat Achim Brötel ist neuer Präsident des Deutschen Landkreistages.

Deutscher Landkreistag: Achim Brötel ist neuer Präsident

[11.09.2024] Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat einen neuen Präsidenten gewählt: Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, tritt die Nachfolge von Reinhard Sager an, der das Amt zuvor zehn Jahre lang innehatte. mehr...

Charta Digitale Ethik setzt die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Essener Stadtverwaltung.

Essen: Charta Digitale Ethik verabschiedet

[04.09.2024] In ihrer Charta Digitale Ethik hat die Stadt Essen die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadtverwaltung festgelegt. Das soll insbesondere für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sorgen. mehr...

Scheckübergabe an die Gewinner des Wettbewerbs um den Ulmer Lederhof.

Ulm: Innovationsmotor gestartet

[23.08.2024] Um ihre Digitale Agenda mit kreativen Köpfen aus der Region umzusetzen, hat die Stadt Ulm den Innovationsmotor gestartet – einen Ideenwettbewerb insbesondere für junge Unternehmen. Runde eins hat der digitale Begleiter für Angsträume gewonnen. mehr...

Markt Postbauer-Heng: Digitalisierung ist kein Privileg der Metropolen

[08.08.2024] Auch kleine Kommunen sind in der Lage, bürgernahe digitale Lösungen zu implementieren, wie das Beispiel des Marktes Postbauer-Heng zeigt. Um die Entstehung digitaler Insellösungen zu vermeiden, wurde die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 ins Leben gerufen. mehr...

Kick-off zur Digitalisierungsstrategie der Stadt Petershagen
.

Petershagen: Mit OWL-IT in die digitale Zukunft

[02.08.2024] Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister OWL-IT hat die Stadt Petershagen nun den Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden Digitalstrategie gegeben. mehr...

In Bayern soll nach dem Willen von Digitalminister Fabian Mehring der „Digitalisierungsturbo“ gezündet werden.

Bayern: Land unterstützt Digitalisierung der Kommunen

[16.07.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...

Essen-CDO Peter Adelskamp

Interview: Wir brauchen eine Dachmarke

[15.07.2024] Peter Adelskamp ist Chief Digital Officer (CDO) in Essen und dort zugleich Fachbereichsleiter Digitale Verwaltung. Im Gespräch mit Kommune21 berichtet er von seiner Arbeit in Essen und dem dortigen Stand der Digitalisierung. mehr...

Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht.

eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel

[08.07.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...

Schleswig-Holstein: Kommunale Open-Data-Projekte gefördert

[05.07.2024] Wirtschaft und Forschung profitieren von offenen Daten, können zu mehr Transparenz beitragen und dadurch Bürgernähe schaffen. Das Land Schleswig-Holstein fördert ab sofort bis 2027 kommunale Projekte zur Anbindung an das landesweite Portal für offene Daten. mehr...