Sonntag, 6. Oktober 2024

Digitale VerwaltungEin Blick nach vorne

[09.03.2016] Ein zentrales Servicekonto, über das Nutzer unabhängig vom Wohnsitz auf digitale Verwaltungsangebote aller föderalen Ebenen gelangen – könnte so das E-Government der Zukunft aussehen? Und welche Voraussetzungen müssten dafür erfüllt sein?
Eine Behördenplattform für alle: Illusion oder Zukunft?

Eine Behördenplattform für alle: Illusion oder Zukunft?

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Die Digitalisierung erfasst nicht zuletzt die Organisation des öffentlichen Lebens durch den Staat. Doch gerade die Beurteilung digitaler Verwaltungsservices fällt eher negativ aus: wenig nutzerfreundlich, unübersichtlich, zu fragmentiert und zu kompliziert. 64 Prozent der Bürger stufen die digitale Verfügbarkeit von Verwaltungsdienstleistungen zwar als wichtig ein, doch nur 25 Prozent nutzen digitale Kanäle, um Verwaltungsvorgänge zu erledigen. In der Accenture-Studie Digital Pulse Survey aus dem Jahr 2015 gaben 55 Prozent der deutschen Befragten an, dass sie zehn Prozent oder noch weniger ihrer Behördengänge auf digitalem Wege erledigen. Mit dem derzeitigen Angebot digitaler Verwaltungsservices sind 77 Prozent der Deutschen unzufrieden. Nutzer erwarten, dass Dienstleistungen von überall und zu jeder Zeit verfügbar sind. Das gilt auch für die Angebote des Staats. Hier spielen außerdem Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit eine große Rolle. Die Technologie kann das leisten, doch fehlt nach wie vor ein umfassendes, interoperables Angebot. Hier könnte ein Servicekonto als individualisierte Behördenplattform eine Lösung sein – ein zentraler Zugang, der Bürger und Unternehmen unkompliziert durch Verwaltungsverfahren begleitet.

Hindernisse überwinden

Mit einem interoperablen Servicekonto wäre ein Zugriff auf digitale Services aller föderalen Ebenen unabhängig vom Wohnsitz realisierbar. Das Servicekonto wäre nach Lebenslagen sortiert und würde den Bürger durch seine konkret zu erledigenden Behördengänge leiten: von der Kinderbetreuung über die Berufsausbildung oder Zuwanderung bis hin zur Geburt oder Existenzgründung. Die Stammdaten des Nutzers würden automatisch in Online-Formulare übertragen werden. Über ein Postfach und elektronische Bezahlsysteme könnten Behördengänge zu jeder Zeit und von überall erledigt werden. Für den Schutz der persönlichen Daten würden mehrstufige Authentifizierungsverfahren bei der Anmeldung sorgen. Servicekonten können dazu beitragen, dass Verfahrensschritte künftig automatisiert und bestimmte Behördengänge überflüssig wären. Der Nutzer müsste notwendige Nachweise und Dokumente nicht selbst besorgen, weil diese nach seiner Zustimmung zwischen den Behörden selbstständig ausgetauscht werden. Unter dem Namen Mein Servicekonto könnte das digitale Angebot Bürgern und Unternehmen die notwendigen, aber oftmals lästigen Behördengänge leichter machen. Sie ließen sich nicht nur schneller, sondern auch effizienter erledigen und brächten allen Beteiligten einen Mehrwert. Welche Hindernisse müssten überwunden werden, damit Bürger und Unternehmen von digitalen und individualisierten Verwaltungsangeboten tatsächlich profitieren? Dies verdeutlicht ein Beispiel: Nehmen wir an, Laura wohnt in München und möchte ein Café in Heidelberg eröffnen. Der dafür notwendige Behördengang stellt sie vor viele Fragen: Kann Laura mit ihrem bayerischen Servicekonto auf Behördenleistungen im baden-württembergischen Heidelberg zugreifen? Wieso kann sie sich nur mit der eID des neuen Personalausweises einloggen? Gibt es eine Übersicht darüber, welche Dienstleistungen sie in welcher Reihenfolge erledigen muss? Warum kann sie Anträge nicht online signieren und digital versenden, sondern muss immer noch den Gang zur Behörde auf sich nehmen? Wieso muss sie Papierdokumente bei der einen Behörde beantragen und bei einer anderen einreichen?

Aktionsplan Servicekonto

Im Zuge eines digitalen, effizienten und nutzerfreundlichen Verwaltungsangebots sollten sich diese Fragen so nicht mehr stellen. Damit Bürger und Unternehmen von einer individualisierten Behördenplattform profitieren können, müssten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Etwa die vollständige Digitalisierung der Daten und Verfahren. Dann müssten sichere und interoperable Portallösungen mit einer Schnittstelle zu Dienstleistungen auf allen föderalen Ebenen implementiert werden. So wäre der Zugriff auf digitale Services ebenenübergreifend und unabhängig vom Herkunftsland möglich. Die wichtigste Voraussetzung für die Akzeptanz digitaler Verwaltungsservices ist das Vertrauen der Nutzer. Daher muss die Sicherheit ihrer Daten gewährleistet sein. Das Servicekonto würde diesem Anspruch gerecht werden, denn der Nutzer behält die volle Kontrolle über seine Daten und muss der Verwendung von Dokumenten und Daten explizit zustimmen. Auf dem Weg zur Digitalen Verwaltung 2020 braucht es smarte und nutzerfreundliche Lösungen. Mein Servicekonto als interoperables, individualisiertes Angebot könnte eine solche Lösung darstellen.

Catrin Hinkel ist Geschäftsführerin für den Bereich Gesundheitswesen und Öffentliche Verwaltung bei Accenture in Kronberg im Taunus.


Stichwörter: Panorama, Servicekonto


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Foto: Bäcker

Heidelberg: Digitaler Ferienpass kam gut an

[04.10.2024] Der digitale Ferienpass der Stadt Heidelberg ist bei Eltern gut angekommen. Für den neuen Onlineservice erhielt das Heidelberger Ferienpass-Team zahlreiche positive Rückmeldungen. mehr...

Screenshot der Website von OWL-IT

OWL-IT: Neuer Internetauftritt

[04.10.2024] Der ostwestfälische Zweckverband OWL-IT, der sich am Jahresanfang aus drei bestehenden IT-Dienstleistern konstituiert hat, verfügt nun auch über einen neuen, zeitgemäßen Internetauftritt. Dieser präsentiert nicht nur die Produkte und Services von OWL-IT, sondern bietet auch Kundensupport und Karriereinformationen. mehr...

In eigener Sache: Kommune21-Website in neuem Glanz

[02.10.2024] Die Website von Kommune21 wurde neu gestaltet. Das neue, aufgeräumte Design sorgt für eine bessere Benutzerfreundlichkeit. Die bewährte Struktur als Themenportal bleibt erhalten. mehr...

Cover der Studie des es Fraunhofer-Instituts IAO zu atenmanagement in Kommunen.

White Paper: Mehr Datenkompetenz für Kommunen

[01.10.2024] Die Menge an Daten wächst – auch in Kommunalverwaltungen. Das Management und der strategische Umgang damit bleiben herausfordernd, insbesondere für kleinere Kommunen. Ein White Paper des Fraunhofer-Instituts IAO zeigt nun ein praxisnahes Vorgehensmodell, mit dem Kommunen ihr Datenmanagement verbessern können. mehr...

KGSt: 75-jähriges Jubiläum gefeiert

[30.09.2024] Die KGSt hat jetzt ihr 75-jähriges Jubiläum mit über 300 Gästen in Köln gefeiert. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Bedeutung der kommunalen Zusammenarbeit sowie der Blick auf die Zukunft der Kommunalverwaltung. mehr...

Herford: Digitale Verwaltungsservices für Unternehmen

[30.09.2024] In Zusammenarbeit mit OWL-IT fokussiert sich die Stadt Herford mit zwei Teilprojekten auf die Verbesserung der digitalen Verwaltungsangebote. Ziel ist es, Unternehmen den Zugang zu städtischen Dienstleistungen zu erleichtern. mehr...

Live-Webinar „Kommune21 im Gespräch“: Modernisierung der Register

[26.09.2024] Die Webinarreihe „Kommune21 im Gespräch“ widmet sich am 24. Oktober dem Thema Registermodernisierung und digitale Identitäten. Diskutiert wird, welche Herausforderungen und Chancen dieser digitale Wandel für die Kommunen mit sich bringt und wie sich Städte und Gemeinden darauf vorbereiten können. mehr...

Das Panel des Vitako-Herbstempfangs im Haus der Bundespressekonferenz.

Vitako: Positionspapier zum AI Act

[13.09.2024] Über das Potenzial von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung diskutierten Vertreter aus Politik und Verwaltung auf dem Vitako Herbstempfang. Darüber hinaus stellte Vitako sein Positionspapier zur nationalen Implementierung des AI Acts vor. mehr...

In Kommunen gibt es vielfältige Projekte

Wettbewerb: Digitale Angebote für Ältere gesucht

[11.09.2024] DigitalPakt Alter unterstützt Ältere darin, eigene digitale Kompetenzen auf- und auszubauen und hilft bürgerschaftlich Engagierten, ihr Digitalwissen weiterzugeben. Nun sucht die Initiative in einem Wettbewerb die zehn besten kommunalen Projekte zum Thema digitale Teilhabe für Ältere. mehr...

Durch den Austausch mit anderen Kommunen im Netzwerk PICTURE improve können bei der Prozessmodellierung erhebliche Zeiteinsparungen realisiert werden.

Diez: Systematisches Prozessmanagement

[10.09.2024] Den vielfältigen Herausforderungen der Verwaltungsmodernisierung begegnet die Verbandsgemeinde Diez mit einem systematischen Prozessmanagement. Dabei setzt die Kommune auf den verwaltungsübergreifenden Austausch im Prozessnetzwerk PICTURE improve. mehr...

Münster: KI für flotteren Busverkehr

[30.08.2024] Die Stadt Münster und RWTH Aachen starten in Münster ein Pilotprojekt an einem wichtigen Zubringer zur Innenstadt. Kameras und eine smarte KI an Ampelanlagen können die Grünphase für sich nähernde Linienbusse verlängern, reagieren aber auch auf andere Verkehrsteilnehmer. mehr...

ZenDiS: SaaS-Angebot für openDesk

[30.08.2024] Die open-source-basierte Office-Suite für die öffentliche Verwaltung, openDesk, ist bisher nur für den Eigenbetrieb ohne Service und Support zu haben. Das ändert sich nun: Das ZenDiS hat dem IT-Dienstleister B1 Systems den Zuschlag für eine Enterprise Edition erteilt, dazu gehört auch ein SaaS-Angebot. mehr...

Laut einer Umfrage sind 68 Prozent der Befragten mit der Hamburgischen Verwaltung zufrieden oder sehr zufrieden.

Hamburg: Positives Feedback

[26.08.2024] In einer digitalen Befragung hat sich die Freie und Hansestadt Hamburg von ihren Bürgern bewerten lassen. 68 Prozent der Befragten sind demnach zufrieden oder sehr zufrieden mit der Verwaltung. Die erste Kontaktaufnahme erfolgt vorzugsweise online, neue Online-Services werden bekannter. mehr...

Bayern: Bürgerberatung per Video

[21.08.2024] Bayerns Vermessungsverwaltung bietet den Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit Fragen oder einem Beratungswunsch an eines der Ämter für Digitalisierung, Breitband und Vermessung wenden, als neuen Service Videocalls. Die Terminvereinbarung muss per Telefon oder Mail erfolgen. mehr...

Im Rahmen eines KI-Hackathons haben Entwicklerinnen und Entwickler in München vom 22. bis 27. Juli 2024 an der Entwicklung von KI-Assistenten gearbeitet.

München: Hackathon zu KI-Assistenten

[20.08.2024] Im Rahmen eines KI-Hackathons haben Entwicklerinnen und Entwickler in München vom 22. bis 27. Juli 2024 an der Entwicklung von KI-Assistenten gearbeitet. Ziel war es, Prototypen zu erstellen, die in verschiedenen städtischen Bereichen wie der Feuerbeschau oder der Klimaschutzprüfung eingesetzt werden können. mehr...