Donnerstag, 5. Dezember 2024

AugsburgEin Jahr Integreat im Einsatz

[21.06.2017] Zur Integration von Flüchtlingen nutzt Augsburg die App Integreat. Über die bisherigen Erfahrungen sprechen Oberbürgermeister Kurt Gribl und der Integreat-Gesellschafter Professor Helmut Krcmar, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der TU München.
Professor Helmut Krcmar

Professor Helmut Krcmar, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der TU München (l.) und Kurt Gribl, Oberbürgermeister der Stadt Augsburg

(Bildquelle: Technische Universität München, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik/Stadt Augsburg)

Herr Oberbürgermeister Gribl, vor gut einem Jahr wurde in Augsburg erstmals die Integreat-App angeboten. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?

Gribl: Augsburg hat eine lange Tradition in der Geflüchtetenhilfe mit sehr guten Strukturen bei den Ehrenamtlichen. So haben wir zum Beispiel ein eigenes Freiwilligenzentrum und seit Jahren eine Vielzahl engagierter Mitbürgerinnen und Mitbürger in diesem Bereich. Als das Team von Integreat, damals noch unter dem Arbeitstitel RefGuide+, auf uns zugekommen ist, war schnell klar, dass unsere zuständigen Ämter das Vorhaben unterstützen werden, wo sie können. Und wie ich informiert wurde, hat die Umsetzung von Anfang an in einem sehr produktiven Miteinander gut geklappt, obwohl es ein Pilotprojekt war.

Krcmar: Das freut mich, ich empfinde es nämlich genauso. Einmal im Quartal treffen sich das Integreat-Kern-Team und ehrenamtliche Unterstützer zur zweitägigen Entwicklerkonferenz bei uns an der TU München, und zwar neben der laufenden Arbeit. Ich schaue da immer gern vorbei, denn es ist spannend zu sehen, wie die geplanten Neuerungen diskutiert werden. Sehr lösungsorientiert, ohne Eitelkeiten, ohne Schere im Kopf.

Gribl: Ich glaube, dieses offene Denken ist der große Vorteil. Die Entwicklung geht ja immer weiter. Erst kürzlich hat das Team von Integreat mit der Handwerkskammer für Schwaben eine Zusammenarbeit vereinbart. Somit werden bald auch lokale Lehrstellen in der Integreat-App aufgelistet.

Herr Krcmar, warum braucht eine Gebietskörperschaft eine App wie Integreat?

Krcmar: Ich erzähle nichts Neues, wenn ich sage, dass die Integration von Geflüchteten die Kommunen vor große Herausforderungen stellt. Unsere App bündelt alle Informationen für Neubürger und versetzt die Geflüchteten in die Lage, sich selbst zu helfen. In erster Linie brauchen also die Geflüchteten die App; zusätzlich nimmt sie den Kommunen viel Arbeit ab und erleichtert deren Integrationsbemühungen. Ganz wichtig an dieser Stelle: Wir sind mit Integreat nicht nur in den ersten drei bis sechs Monaten da, sondern begleiten den Integrationsprozess langfristig.

„Integreat ist digital eine große Hilfe.“
Wie muss ich mir als Entscheider in einer Verwaltung die Zusammenarbeit mit dem Integreat-Team vorstellen?

Krcmar: Wir bieten Kommunen einen großen Sockel an Basisinformationen, auf die sie ihre speziellen, lokalen Informationen aufsetzen – so, wie es jeweils nötig ist. Integreat ist immer eine maßgeschneiderte Lösung; keine der derzeitigen Apps gleicht einer anderen bis ins Detail. Integreat ist auch nie statisch, sondern immer in Bewegung. Die App kommuniziert Veränderungen für alle Beteiligten, aktuelle Adressen, Ansprechpartner oder Prozesse sowie erweiterte Beratungsleistungen. Eben alles, was sich ändert.

Gribl: In Augsburg ist Integreat ein wichtiger Baustein der Informationsbeschaffung für Geflüchtete. Es gibt hier über 1.000 Zugriffe pro Monat. Das ist ein sehr guter Wert.

Herr Krcmar, wie lange wird es Integreat geben?

Krcmar: Ich sehe kein Ende. Integreat ist als Teil der Tür an Tür Digital Factory an den Verein Tür an Tür gekoppelt. Der feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Das allein zeigt, wie wichtig und präsent das Thema ist. Deutschland war und ist ein Einwanderungsland. Auch in Zukunft werden viele Menschen hier ein neues Leben beginnen. Diese Menschen werden auch in Jahren noch Fragen haben. Integreat ist das, was der Vorläufer – eine Broschüre des Vereins Tür an Tür – war: ein mehrsprachiges, leicht zu bedienendes Kompendium mit allen relevanten Informationen. Im Gegensatz zur Broschüre ist die App aber immer auf dem neuesten Stand.

Gribl: Letztlich verstehe ich Integreat als eine Art Wikipedia für Menschen mit Migrationshintergrund. Deren Anteil beträgt in Augsburg derzeit alleine 38,8 Prozent in der Generation der 18- bis 25-Jährigen.

Was ist das Ziel von Integreat?

Krcmar: Wir wollen die bestmögliche Integration erreichen.

Gribl: Und digital ist Integreat dabei eine große Hilfe.

Interview: Martin Schwarzott, Büro für Kommunikation und Kultur, Ingolstadt




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...

Frau in blauem Pulli mit Handy in der Hand vor orangenem, darüber die Aufschrift: "Mach's jetzt online". Hintergrund

Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste

[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation

[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...

Zweistöckiges Gebäude aus rotem Backstein mit Dachgauben, davor ein Parkplatz mit wenigen Autos und spärlicher Bepflanzung.

Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital

[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...

Aktuelle Temperaturverteilung in Frankfurt (Tag und Nacht)

Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform

[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...

Illustration, Strickzeichnung schwarz auf weißem Grund mit vereinzelten farbigen Akzenten: Darstellung von Menschen, die sich vernetzen

NExT-Studie: Networking als Ressource

[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...

Ansicht eines typisch westfälischen Fachwerkhauses von der Giebelseite, im Vordergrund Rasen.

Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken

[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...

Roundtable gezeichnet
bericht

Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...

Ein Straßenschild mit dem Zusatz "Hochwasser" steht vor einer Wasserfläche im Abendlicht.

Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche

[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...