Donnerstag, 5. Dezember 2024

Open Source SoftwareEin Ort für öffentlichen Code

[06.10.2020] Open Source Software kann Ämtern und Behörden echte Mehrwerte bieten. Bislang fällt es allerdings schwer, passende Lösungen zu finden oder sie kollaborativ und rechtssicher weiterzuentwickeln. Ein Ort für öffentlichen Code soll das künftig ändern.

Der Einsatz von Open Source Software (OSS) in der Verwaltung ist ein wichtiger Schritt zu mehr digitaler Souveränität. Bislang schreitet die Verbreitung allerdings nur langsam voran. Ein Ort für öffentlichen Code soll diese zaghaften Versuche unterstützen. Das Konzept klingt zunächst einfach: In einem Repository wird Open Source Software für die Verwaltung bereitgestellt, die Community kann gemeinsam an bestehenden Lösungen arbeiten und neue Projekte entwickeln. An dieser Idee arbeiten derzeit die Open Source Business Alliance (OSBA) und die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, zusammen mit Partnern aus dem Umfeld kommunaler IT-Dienstleister und der Open-Source-Szene.
Open-Source-Anwendungen, die in der Verwaltung genutzt werden könnten, gibt es bereits viele. Häufig sind diese aber kaum bekannt und schwer aufzufinden. Hinzu kommt, dass ein Code nicht unbedingt bedenkenlos eingesetzt werden kann. Oft ist zum Beispiel nicht ersichtlich, ob alle Lizenzen korrekt angegeben sind. Darüber hinaus befinden sich Mythen im Umlauf, die OSS grundsätzlich mangelnde Sicherheit vorhalten und sie als wenig praktikabel für Ausschreibungen erscheinen lassen. Das ist ein Irrtum. Eingeschränkte Informationssicherheit und rechtliche Unsicherheiten sind vielmehr die Konsequenz starker Abhängigkeiten von marktbeherrschenden proprietären Software-Lösungen. Besonders misslich erscheint die Haltung der Anbieter im Hinblick auf die Einhaltung der EU-Datenschutzgrundverordnung, die eine rechtskonforme Nutzung vieler Dienste durch die Verwaltung im Umgang mit personenbezogenen Daten ausschließt.

Vorteile für die Verwaltung

Tatsächlich hat Open Source Software Eigenschaften, die insbesondere die Verwaltung in puncto Flexibilität, Innovationsfähigkeit und Sicherheit gleichermaßen für sich nutzen kann. So ist ein offener Code insofern wirklich offen, da er für jeden einsehbar ist und damit schnell und unabhängig auf Sicherheitsaspekte überprüfbar ist. Das verhindert, dass Hintertüren eingebaut werden und erleichtert es, Schwachstellen zu beheben. Außerdem können Anwendungen im eigenen Rechenzentrum betrieben und jederzeit an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Insgesamt lässt sich so eine weitgehende Unabhängigkeit von Herstellern erreichen. Das ist wichtig, wenn der Support von Software dauerhaft sichergestellt sowie Datenschutz gewährleistet werden müssen und ein verknapptes Angebot außereuropäischer cloudbasierter Dienste nicht infrage kommt.
Der große Vorteil von OSS: Die notwendige Arbeit am Code muss nicht allein gestemmt werden, sondern kann mit anderen Anwendern erfolgen. Innovationen werden so schnell umgesetzt und es lässt sich leichter eine Kompatibilität zwischen verschiedenen Systemen herstellen. Auch können alle die OSS in vollem Umfang für sich nutzen, ohne zuvor komplexe Vertragsfragen klären zu müssen. Die einfache Nachnutzung von Lösungen könnte der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) mehr Schwung verleihen. Zusammengefasst ermöglichen OSS also eine unkomplizierte Kooperation über Organisationsgrenzen hinweg.
Um die Vorzüge von Open Source Software nutzen zu können, sind mehrere Ziele zu avisieren. Ein Open Source Code Repository muss die Sichtbarkeit von Open-Source-Projekten erhöhen. Dabei gilt es, übersichtliche Informationen zu verwendeten Lizenzen, der Projekt-Community und dem Einsatzbereich der Software bereitzustellen. Wichtig ist zudem, dass die Umgebung den Austausch zwischen den beteiligten Akteuren, etwa Programmierern, Anwendern oder Administratoren fördert. Auch sollte sie den Aufbau von Netzwerken unterstützen, damit Communities rund um die einzelnen Projekte entstehen können. Gleichzeitig muss Rechtssicherheit bei der Bereitstellung des Codes, dessen Abruf und späterer Nutzung herrschen. Dafür ist sicherzustellen, dass stets Angaben zur korrekten Lizenzierung vorliegen. Zudem müssen mit dem Aufbau des Repository Aufklärungsarbeit geleistet und der Zielgruppe grundsätzliche Informationen rund um das Thema OSS näher gebracht werden.

Gemeinsam weiterentwickeln

Als Hauptbestandteil des Open Source Code Repository ist ein Leistungskatalog vorgesehen, der Software übersichtlich und leicht verständlich darstellt. Er soll vor allem aufzeigen, um welchen Anwendungsbereich es sich bei dem jeweiligen Programm handelt, in welcher Entwicklungsstufe sich das Projekt befindet und welche Lizenzen im Einsatz sind. Hinter diesem Leistungskatalog steht dann das eigentliche Repository, auf dem die gemeinsame Arbeit stattfindet. Hier werden der Code und die dazugehörige Dokumentation hinterlegt. Durch die Kennzeichnung fortlaufender Versionen soll jede Änderung transparent nachvollziehbar sein, Fehler können gemeldet und neue Vorschläge eingebracht werden. Daneben ist eine Informationsplattform vorgesehen, auf der weitere Dokumentationen zu den jeweiligen Open-Source-Projekten hinterlegt werden können. Dort sollen dann auch allgemeine Themen rund um Open Source Software aufbereitet werden, wie Lizenz- und Ausschreibungsfragen.
Rechtssicherheit soll durch einfache Nutzungsbedingungen und ein Contributor Agreement entstehen, die sicherstellen, dass die jeweiligen Lizenzen korrekt eingehalten werden. Dieser einfache Rahmen wird im Verlauf durch die Community selbst weiterentwickelt. Gleichzeitig ist eine zentrale Nutzer- und Rechteverwaltung für das gesamte Code Repository vorgesehen.
Der technische Aufbau des Repositories ist kein Großprojekt. Für die notwendigen Funktionen – Lösungskatalog, zentrale Nutzerverwaltung, Code-Plattform und Informationsplattform – existieren bereits Open-Source-Lösungen. Außer den technischen müssen organisatorische und juristische Herausforderungen gelöst werden. Für deren iterative Ausarbeitung und Anpassung an die Bedürfnisse der entstehenden Community, ist eine staatliche Trägerorganisation zu finden oder zu schaffen. Davon ausgehend soll ein Kern-Team entstehen, das das Vorhaben begleitet und sich der Community widmet.
Weiterhin laden wir übrigens alle Interessierten dazu ein, uns auf dem Weg zu einem Ort für öffentlichen Code tatkräftig zu begleiten.

Dr. Ralf Resch ist Geschäftsführer der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...

Frau in blauem Pulli mit Handy in der Hand vor orangenem, darüber die Aufschrift: "Mach's jetzt online". Hintergrund

Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste

[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation

[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...

Zweistöckiges Gebäude aus rotem Backstein mit Dachgauben, davor ein Parkplatz mit wenigen Autos und spärlicher Bepflanzung.

Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital

[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...

Aktuelle Temperaturverteilung in Frankfurt (Tag und Nacht)

Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform

[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...

Illustration, Strickzeichnung schwarz auf weißem Grund mit vereinzelten farbigen Akzenten: Darstellung von Menschen, die sich vernetzen

NExT-Studie: Networking als Ressource

[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...

Ansicht eines typisch westfälischen Fachwerkhauses von der Giebelseite, im Vordergrund Rasen.

Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken

[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...

Roundtable gezeichnet
bericht

Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...

Ein Straßenschild mit dem Zusatz "Hochwasser" steht vor einer Wasserfläche im Abendlicht.

Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche

[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...