CitizenLabEin Portal für Europa

Startseite der Plattform CitizenLab.
(Bildquelle: CitizenLab)
Das Internet hat nicht nur die Art verändert, wie Menschen untereinander kommunizieren, sondern auch, wie sie dies mit Unternehmen und Regierungsorganisationen tun. Darauf baut die Bürgerbeteiligungsplattform CitizenLab auf: Kommunen können ihre Bürger darüber etwa bei Stadtentwicklungsfragen oder bei Bauprojekten einbinden. Die Bürger können über das Portal Ideen einreichen, über diese diskutieren und abstimmen. Stadtverwaltung oder Politik können sich von den Bürgern durch Crowdsourcing beraten lassen. Die sofort einsatzbereite, individualisierbare und anpassbare Software-as-a-Service-Lösung CitizenLab unterstützt Kommunen dabei, durch Einbeziehung der Bürger fundiertere Entscheidungen zu treffen. Ziel ist es, mithilfe der Plattform die Bürgerbeteiligung für Stadtverwaltung und Bürger zeit- und kostensparend zu gestalten, sowie die Akzeptanz von Entscheidungen durch Transparenz und geringere Hürden zu steigern.
Vorteile gegenüber klassischen Bürgerversammlungen
Denn traditionelle Bürgerversammlungen sind teuer und arbeitsintensiv: Mitarbeiter der Stadtverwaltung müssen sich um die Organisation kümmern, durch den Abend führen und die Beiträge danach klassifizieren. Durch den Anspruch, jeden Bürger anzuhören, ist es meist nur möglich, ein Thema zu erörtern. Eine Online-Plattform ermöglicht dagegen die gleichzeitige Diskussion mehrerer Themen. Eine einfache Moderation sowie automatische Berichte und Analysen verringern den Aufwand für die Verwaltung. Laut der Studie „Digital Government Transformation“ des Beratungsunternehmens Deloitte aus dem Jahr 2015 beträgt der finanzielle Aufwand bei der Nutzung von digitalen Beteiligungsformaten zudem lediglich 27 Cent pro Bürger, während die Kosten bei schriftlichen Umfragen bei 8,70 Euro und bei klassischen Bürgerversammlungen sogar bei 11,50 Euro pro Bürger liegen. An Letzteren kann in der Regel auch nur eine begrenzte Zielgruppe teilnehmen, vor allem Eltern, Berufstätigen und Jugendlichen bleibt eine Teilnahme meist vorenthalten. Das schnelle und einfache Veröffentlichen einer Idee via Smartphone stellt eine deutlich geringere Barriere dar.
Im Moment setzen mehr als 35 europäische Städte zwischen 10.000 und 520.000 Einwohnern auf die Bürgerbeteiligungsplattform CitizenLab, darunter etwa die niederländische Stadt Den Haag. Die Kommunen nutzen das Portal, um die Bürger nach ihren Ideen bei verschiedensten Projekten in den Bereichen Stadtplanung und -entwicklung oder Kultur zu fragen. Bereits mehr als 8.000 Vorschläge wurden eingereicht und circa zehn Prozent der Bevölkerung engagieren sich regelmäßig online. Diese große Zahl ist selbst bei erfolgreichen Bürgerversammlungen nicht zu erreichen.
Im Einsatz in Lüttich und Schiedam
Die belgische Großstadt Lüttich (190.000 Einwohner, nahe der deutschen Grenze bei Aachen gelegen) plant beispielsweise, sich mithilfe der Ideen ihrer Bürger neu zu erfinden. Die erfolgversprechendsten Ideen sollen in den Masterplan der Stadt eingehen. Für die Lösung CitizenLab entschied sich Lüttich aufgrund des Themenumfangs und den hohen Erwartungen an Qualität und Quantität der Beiträge. Kategorisierung und automatisierte Funktionen helfen dem Team der Lütticher Smart City Managerin, mit der großen Anzahl der Beiträge arbeiten zu können: In dem viermonatigen Projekt sind mehr als 1.000 Ideen eingereicht und 3.000 Kommentare von mehr als 5.000 registrierten Bürgern verfasst worden; zudem haben sich über 30.000 Bürger auf dem Portal informiert, das entspricht mehr als 15 Prozent der Bevölkerung von Lüttich.
Alle Ämter der Stadt Lüttich und das Unternehmen CitizenLab arbeiten für diesen Erfolg Hand in Hand, zum Beispiel mit eigenen YouTube-Clips oder Pressemitteilungen. Neben technischer Unterstützung hilft CitizenLab auch mit dem Wissen und den Erfahrungen, die bereits in anderen europäischen Städten gesammelt wurden. Das Projekt der belgischen Kommune zeigt, was durch Digitalisierung im Bereich Bürgerbeteiligung möglich ist und wie man die stille Mehrheit in der Stadt erreichen kann. Da die Erwartungen bei Weitem übertroffen wurden, ist eine differenziertere Fortsetzung geplant.
In der 77.000 Einwohner zählenden, niederländischen Stadt Schiedam bei Rotterdam stehen Stadtverwaltung und Politiker mehr Bürgerbeteiligung und Digitalisierung ebenfalls sehr offen gegenüber. In nur einem Jahr starteten sie mehr als zehn Projekte. Das Online-Medien-Team ist verantwortlich für Inhalt und Moderation, die Initiative für die Projekte kommt aber aus der gesamten Verwaltung. Bei der Umgestaltung des Stadtzentrums beispielsweise können die Bürger ihre Ideen direkt auf einer Karte markieren, um zu zeigen, wo sie etwas ändern würden. Ein weiteres Projekt namens G1000 kombiniert Online- und Offline-Teilnahme: Tausend zufällig ausgewählte Bürger kommen dabei zusammen, um ein Thema zu diskutieren. CitizenLab wird in diesem Fall für die weitere Verknüpfung und Ausarbeitung der Ideen verwendet.
Auch für den Bürgerhaushalt geeignet
Neben der Stärkung der Bürgerbeteiligung können Regierungen die Plattform auch für die Realisierung eines Bürgerhaushalts nutzen. Das hat etwa das dänische Wirtschaftsministerium getan. Dabei wurden vor allem Gründer und Unternehmen aufgefordert, sich und ihre Visionen für ein besseres Dänemark – zum Beispiel Sharing Economy – vorzustellen. Die durch Bürger und die Verwaltung am besten bewerteten Ideen sollen eine Finanzierung zur Realisierung erhalten. Aufgrund der qualifizierten Beiträge ist das dänische Wirtschaftsministerium sehr zufrieden mit CitizenLab. Seit Juni dieses Jahres werden Plattform und Idee nun auch in Finnland, Island, Norwegen und Schweden genutzt.
Dieser Beitrag ist in der August-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt E-Partizipation erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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