Donnerstag, 13. März 2025

Smart City SteckbriefeEine Quelle der Inspiration

[10.02.2025] Wie strukturierte Steckbriefe Kommunen als Inspiration für eigene Smart-City-Projekte dienen können, erläutert Chantal Schöpp von der Agentur Creative Climate Cities, die als Partnerin der KTS für das Projekt verantwortlich zeichnet.
Chantal Schöpp und Konrad Traupe, Projektleiter der Zukunftsschusterei der Stadt Bad Belzig, betrachten auf dem 4. Kongress der Modellprojekte Smart Cities im April 2024 in Leipzig den Steckbrief zur Bad Belzig App.

Chantal Schöpp und Konrad Traupe, Projektleiter der Zukunftsschusterei der Stadt Bad Belzig, betrachten auf dem 4. Kongress der Modellprojekte Smart Cities im April 2024 in Leipzig den Steckbrief zur Bad Belzig App.

(Bildquelle: DLR)

Frau Schöpp, ein zentraler Auftrag der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) ist es, die Übertragbarkeit der Maßnahmen aus den vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) geförderten Modellprojekten auf andere Städte zu unterstützen. Strukturierte Steckbriefe – die so genannten Smart City Lösungen – sollen dabei helfen. Welche Erkenntnisse können Kommunen daraus ziehen?

Die Smart City Lösungen bieten Kommunen eine einzigartige Möglichkeit, sich von erfolgreichen Maßnahmen anderer Städte und Regionen inspirieren zu lassen. Die Steckbriefe stellen detailliert dar, wie verschiedene Kommunen digitale Lösungen für urbane He­rausforderungen einer integrierten nachhaltigen Stadtentwicklung in Bereichen wie Mobilität, Klimaschutz oder soziale Inklusion erfolgreich einsetzen. Sie ermöglichen einen direkten Einblick in den Umfang, die Einsatzbereiche und in Aspekte, die zu einer erfolgreichen Umsetzung und Verstetigung beitragen. Die Datenbank wird sukzessive erweitert. Die Themen der vorgestellten Lösungen reichen von Beteiligungstools über Klimasensorik bis hin zu virtuellen Spaziergängen.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Gerne – beispielsweise spielt die Bewässerung öffentlicher Grünflächen eine zentrale Rolle für die Umwelt und das Wohlbefinden in vielen Städten. Gleichzeitig müssen Kommunen dabei Herausforderungen wie Wasserknappheit und hohe Kosten bewältigen. Die Stadt Hannover hat mit dem „Hitze.Wasser.Management“ eine smarte Lösung gefunden, die wir in einem Steckbrief umfassend dokumentiert haben. Dieser enthält Prozessschritte zur Umsetzung, zu erforderlichen Datengrundlagen und technischen Infrastrukturen. Die Steckbriefe liefern also nicht nur neue Ideen, sondern helfen auch, realistisch einzuschätzen, was in welchem Rahmen umsetzbar ist. Die Bündelung der Lösungen an einem Ort macht es leicht, auf einen Blick zu erkennen, welche Ansätze besonders gut für die eigenen kommunalen Bedürfnisse geeignet sind. Mit der kontinuierlich wachsenden Datenbank möchten wir Kommunen in ganz Deutschland einen Überblick über erfolgreich umgesetzte Smart-City-Lösungen bieten. Technologieanbieter und Entwickler profitieren von den Steckbriefen, indem sie praktische Einblicke in Anforderungen und spezifische Anwendungsbereiche digitaler Produkte erhalten.

Wie unterscheiden sich die Smart City Lösungen von anderen Maßnahmensteckbriefen?

Sie punkten vor allem durch ihre Transparenz und ihren hohen Detailgrad. Sie zeichnen sich insbesondere durch die systematische Erhebung laufender Umsetzungsschritte und die Erfassung von Praxiswissen aus. Diese externe Perspektive erlaubt es, kritische Erfolgsfaktoren zu identifizieren – sei es für die Übertragbarkeit auf andere Kommunen oder die langfristige Verstetigung. Als besonders wertvoll stellt sich die Zusammenarbeit mit den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern heraus, die durch strukturierte Interviews nicht nur ihre Erfahrungen teilen, sondern auch Handlungsschritte reflektieren. So können Interessierte beispielsweise nachlesen, welche Server-Voraussetzungen für das integrierte digitale Beteiligungssystem DIPAS aus Hamburg erfüllt sein müssen und wie verschiedene Ämter und Dienstleister für die Lösung zusammengearbeitet haben. Die Smart City Lösungen schaffen  also eine transparente Übersicht, die zeigt, wie weit Städte in der Digitalisierung bereits vorangeschritten sind – und welche Schritte andere nachahmen können.

„Nur Lösungen, die sich leicht auf andere Kommunen anwenden lassen, finden ihren Weg in die Datenbank.“

Wie werden die Lösungen ausgewählt?

Die Auswahl basiert auf einer Reihe sorgfältig abgestimmter Kriterien, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erarbeitet wurden. Wir legen Wert darauf, dass dokumentierte Lösungen bereits umgesetzt sind oder sich in einer fortgeschrittenen Testphase befinden. So stellen wir sicher, dass sie nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch funktionieren. Des Weiteren müssen die Projekte konkrete Beiträge zu stadtentwicklungspolitischen Zielen leisten und auf Open-Source-Software beruhen. Ein entscheidender Aspekt ist auch ihre Übertragbarkeit: Nur Lösungen, die sich leicht auf andere Kommunen anwenden lassen, finden ihren Weg in die Datenbank.

Wie verläuft die Zusammenarbeit mit den Kommunen, um die Erkenntnisse aus der Umsetzung festzuhalten? 

Als KTS binden wir die Kommunen von Anfang an aktiv ein. So stellen wir sicher, dass die Informationen korrekt und praxisnah sind. Wir arbeiten eng mit den Projektverantwortlichen zusammen, um die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren jeder Lösung präzise zu dokumentieren. Im Gespräch mit den Kommunen können lokale Herausforderungen und stadtentwicklungspolitische Zielsetzungen reflektiert und festgehalten werden. 

Gibt es bereits konkretes Interesse an der Nachahmung von Lösungen?

Es gibt schon jetzt zahlreiche Übertragungsbeispiele der Smart City Lösungen. Aufbauend auf den Leitlinien Datensouveränität der Stadt Mönchengladbach wurde etwa gemeinsam mit der Stadt Krefeld ein interkommunaler Datenethikbeirat gegründet, der die Grundsätze für den Umgang mit städtischen Daten formuliert. Die in Süderbrarup entwickelte digitale Buchungsplattform Biletado für Vereinsräume oder technische Geräte dient als Vorzeigemodell für kleinere Städte. Die Open-Source-Software hinter der Plattform steht interessierten Kommunen direkt zur Übertragung zur Verfügung, ein Nutzerhandbuch begleitet bei der Implementation. Im City Lab Berlin wiederum haben sich Studierende bei einer Summer School von der Maßnahme Leezenflow aus Münster inspirieren lassen: Die Leezenflow-Software kommuniziert mit Ampeln im Stadtraum und macht so den Radverkehr flüssiger und sicherer. 

Was hat es mit der multimedialen Ausstellung auf sich, die auf Basis der Smart City Lösungen konzipiert wurde?

Mit interaktiven Elementen wie Videos, Live-Demonstrationen mit AR-Brillen und anschaulichen Grafiken werden hier komplexe Inhalte verständlich und greifbar gemacht. So wollen wir Begeisterung wecken und den Austausch zwischen Kommunalvertreterinnen und -vertretern aktiv fördern. Die Ausstellung hat die KTS bereits erfolgreich auf Veranstaltungen wie den Kongressen der Modellprojekte Smart Cities in Leipzig und Köln sowie auf der Smart Country Convention präsentiert. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Steckbriefe zeigen, wie unterschiedlich die Ansätze für Smart-City-Maßnahmen sein können. Und doch haben sie eines gemeinsam – sie  alle leisten einen Beitrag zur digitalen Transformation und lösen reale Herausforderungen der Stadtentwicklung.

Interview: Bettina Weidemann




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Vektorgrafik, die einen Menschen vor mehreren hintereinander aufgestellten Hürden zeigt.
bericht

Smart City: Rechtliche Fragen

[13.03.2025] Was ist bei der Vergabe von innovativen Lösungen zu beachten? Wie können Kommunen miteinander kooperieren? Und wie kann sichergestellt werden, dass Daten rechtssicher erhoben werden? Auch mit solchen Fragen müssen sich smarte Städte und Regionen beschäftigen. mehr...

Wolfsburg: Sensorik hält Rettungswege frei

[12.03.2025] Um Rettungswege am Klinikum dauerhaft freizuhalten und im Notfall schnelle Hilfe zu gewährleisten, setzt die Stadt Wolfsburg auf innovative Technologien: An besonders kritischen Halteverbotszonen wurden jetzt 22 Bodensensoren installiert, die erkennen, ob ein Fahrzeug dort widerrechtlich parkt. mehr...

BMWSB: Start der Smart City Akademie

[06.03.2025] Die Smart City Akademie der KTS startet jetzt mit kostenfreien Weiterbildungen für kommunale Fachkräfte. Das BMWSB-geförderte Angebot vermittelt praxisnahes Wissen zu digitalen und nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategien – von Stadtplanung bis Cybersicherheit. mehr...

Auf einem Besprechungstisch liegt eine Printversion des neuen Smart-City-Leitbilds für Hanau, im Hintergrund sind unscharf Personen und ein Whiteboard zu sehen.

Stadtwandel.digital: Hanau startet Bürgerbeteiligung

[06.03.2025] Ende März startet die Stadt Hanau in die Umsetzungsphase ihres neuen Smart-City-Leitbilds Stadtwandel.digital. Die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger sollen dann eine wichtige Rolle spielen, sodass Hanau das Leitbild quasi auf den Leib geschneidert wird. mehr...

Nürnberg: Datenbasierte Stadtplanung in Sicht

[05.03.2025] In Nürnberg sollen hochauflösende 360-Grad-Panoramaaufnahmen und exakte 3D-Daten die Verkehrsplanung, Instandhaltung und Stadtentwicklung effizienter gestalten. Vor-Ort-Begehungen können entfallen und Entscheidungen auf einer objektiven Datengrundlage getroffen werden. mehr...

BMDV: Praxiswissen zu Digitalen Zwillingen

[03.03.2025] Zwei neue, vom BMDV geförderte Publikationen bieten Orientierung zum Einsatz Digitaler Zwillinge: Eine Überblicksstudie analysiert bestehende Projekte, ein Praxisleitfaden unterstützt Kommunen und Infrastrukturbetreiber bei der Umsetzung. Ziel ist der Übergang vom Pilot zur Praxis. mehr...

Screenshot mit Daten aus der Starkregenkarte Dresden.

Dresden/Lübeck/Berlin: Gut informiert bei Extremwetter

[28.02.2025] Immer mehr Städte und auch Länder bieten Informationen zu Extremwetterereignissen. So stellt Dresden Echtzeitdaten zu Pegelständen bereit, Lübeck bündelt Informationen und Verhaltenstipps und Berlin und Brandenburg veröffentlichen eine länderübergreifende Starkregengefahrenkarte. mehr...

Screenshot der UDP-Startseite.

Potsdam: Urbane Datenplattform ist online

[27.02.2025] Als Modellprojekt Smart City richtet Potsdam unter anderem eine Urbane Datenplattform ein. Das Portal ist nun mit ersten Daten in den Pilotbetrieb gestartet und soll nah an den Bedürfnissen der Stadt weiterentwickelt werden. mehr...

Rathaus der Stadt Gießen

Gießen: Digitale Zukunftsstrategien

[25.02.2025] Mit der Digitalisierungsstrategie 2030, einer interkommunalen Datenstrategie und ihrer Smart-City-Initiative will die Stadt Gießen die Grundlagen für eine moderne Verwaltung legen. mehr...

Eppishausen: Pegel werden automatisch gemessen

[24.02.2025] Eppishausen spart dank automatischer Messung Zeit und Aufwand bei der Pegelmessung. Die erhobenen Daten werden in Echtzeit per LoRaWAN an die Verantwortlichen in der Gemeinde übertragen. Ab einem definierten Grenzwert erhalten sie eine Benachrichtigung per SMS oder E-Mail. mehr...

Schwandorf: Digitaler Zwilling spart Ressourcen

[24.02.2025] Ein Digitaler Zwilling hilft der Stadt Schwandorf bei der passgenauen Grünbewässerung. Während Bodenfeuchtigkeitssensoren Echtzeitdaten zum aktuellen Bewässerungsbedarf liefern, zeigt der Digitale Zwilling an, wo genau bewässert werden muss. Eine Ausweitung auf andere Bereiche ist angedacht. mehr...

Flyer für die Regionalkonferenz Smart Cities 2025

Mönchengladbach: Regionalkonferenz Smart Cities 2025

[19.02.2025] Mönchengladbach wird am 12. März Austragungsort der Regionalkonferenz Smart Cities des BMWSB. Workshops und kurze Praxisberichte widmen sich Themen wie KI und Bürgerbeteiligung. Tags darauf findet am gleichen Ort der SmartCity.Summit Niederrhein statt. mehr...

Werbung für das neue Angebot in der Wolfsburg-App.

Wolfsburg: Bundestagswahl in der Stadt-App

[18.02.2025] Die Stadt Wolfsburg will über die Integration des beliebten Wahl-O-Mat in ihre Stadt-App die Aufmerksamkeit von Bürgerinnen und Bürgern auf die bevorstehende Bundestagswahl lenken und gleichzeitig dazu beitragen, dass die Wahlentscheidung erleichtert wird. mehr...

Blick in eine belebte Straße in der Freiburger Innenstadt

Freiburg: Mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen

[17.02.2025] Mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen durch digitale Technik – so lautet der Ansatz des Projekts FreiburgRESIST. Dafür sollen in der Freiburger Innenstadt nun bis zu 200 Sensoren angebracht werden, die auf Basis von anonymisierten Handydaten messen können, wo sich wie viele Menschen aufhalten und in welche Richtung sie strömen. mehr...

Fans strömen in ein Fußballstadion.
bericht

Gelsenkirchen: Besucherströme steuern

[14.02.2025] Im Rahmen des Projekts GE sichert entwickelt die Stadt Gelsenkirchen ein innovatives Konzept zur anonymisierten Bewegungsdatenerfassung und -prognose. Die videobasierte Sensorik kam unter anderem während der EM-Spiele 2024 zum Einsatz. mehr...