Samstag, 19. April 2025

OZGEiner-für-Alle-Prinzip in der Praxis

[27.01.2022] Wie funktioniert die Nachnutzung von einmal entwickelten digitalen Verwaltungsservices in der Praxis? In Thüringen und Niedersachsen wurden EfA-Leistungen daraufhin unter die Lupe genommen. Gewonnene Erkenntnisse sollen in die Weiterentwicklung des EfA-Prinzips einfließen.

Ein zentrales Element in der koordinierten Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) ist das Einer-für-Alle-Prinzip, kurz EfA. EfA sieht vor, dass jedes Bundesland Verwaltungsleistungen so digitalisiert, dass diese von anderen Ländern und deren Kommunen übernommen werden können – die so genannte Nachnutzung. Damit sollen Zeit, Ressourcen und Kosten eingespart werden. Doch wie bewährt sich das EfA-Prinzip in der Praxis? Dieser Frage gingen von Juli bis Dezember 2021 zwei mit Konjunkturmitteln finanzierte Projekte zur Nachnutzungserprobung von EfA-Online-Diensten in Thüringen und Niedersachsen nach. Die erprobten Lösungen umfassten insbesondere digitale Verwaltungsleistungen in Kommunalbehörden sowie in Behörden der Landesverwaltung, Kammern und Verbänden. Nun berichtet das Bundesinnenministerium (BMI) über die Erfahrungen, die im Rahmen der sechsmonatigen Erprobungsphase gesammelt wurden und die auch in die weitere EfA-Umsetzung einfließen sollen.
Bei der Nachnutzungserprobung ging es vor allem darum, die Machbarkeit eines effizienten Roll-out von EfA-Lösungen im Land und in den Kommunen zu testen. Bei der Untersuchung kam die Projekt-Management-Methode der Agilen Retrospektive zum Einsatz: Dabei reflektieren die beteiligten agilen Projekt-Teams gemachte Erfahrungen in gemeinsamen Retrospektiven und lernen aus Erfolgen wie Fehlern für zukünftige Projekte. Grundlage dafür sind so genannte Lessons-Learned-Analysen. Thüringen und Niedersachsen sammelten in solchen Lessons-Learned-Analysen alle Erkenntnisse und Erfahrungen, die während der Nachnutzungserprobung gemacht wurden. Die Ergebnisse der Analyse konnten Optimierungsmöglichkeiten und Risiken aufzeigen und dabei helfen, effizientere Prozesse für die Nachnutzung zu definieren.

Wie wird die Nachnutzung für Kommunen effektiver?

Die Analyse erfolgte in fünf Kategorien. Neben den vier EfA-Dimensionen organisatorisch, rechtlich, finanziell und technisch wurden auch übergreifende Fragen berücksichtigt. In der organisatorischen Dimension sei eine Reihe wichtiger Erkenntnisse gesammelt worden, die insbesondere für die Nachnutzung durch Kommunen hohe Relevanz haben, berichtet das BMI. Es zeigte sich, dass eine strukturierte Kommunikationsstrategie über die kommunalen Spitzenverbände für die Ansprache von (Pilot-)Kommunen hilfreich ist. Auch die hohe Heterogenität der technischen Infrastruktur in der Vielzahl eigenständiger Kommunen erwies sich als Herausforderung. Um dem zu begegnen, seien die Stärkung kommunaler Steuerungsgremien und die Prüfung eines möglichst einheitlichen Ansatzes zum Ausrollen von Online-Diensten jedoch vielversprechende Ansätze, so das BMI.
Bei der Auswertung der technischen Dimension der EfA-Nachnutzung fiel unter anderem auf, dass teilweise Standards für die Übermittlung von Antragsdaten zu den Fachverfahren fehlten. Daher mussten Schnittstellen für Fachverfahren angepasst und auch Finanzierungsfragen gelöst werden. Es sei wichtig, Fachverfahrenshersteller bereits bei der Konzeption der EfA-Leistung einzubinden, betont das BMI. Auch zeigte sich, dass ein zu früher Einstieg in die Nachnutzungserprobung durch andere Länder problematisch ist, wenn etwa die technischen Voraussetzungen noch nicht geschaffen wurden oder für die Anbindung notwendige Dokumentationen noch fehlen.
Eine weitere Erfahrung aus den Projekten betrifft die finanzielle Dimension. Es wurde deutlich, dass Kostenfragen nicht immer abschließend geklärt werden konnten. Die Durchführung von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für EfA-Online-Services stellte sich außerdem in einigen Fällen als sehr komplex heraus.
Die Lessons-Learned-Analyse hat nach Einschätzung des BMI zu vielen wichtigen Erkenntnissen und Ansätzen für die Weiterentwicklung des EfA-Prinzips geführt. Gleichzeitig habe sich aber auch die hohe Relevanz des EfA-Prinzips für die OZG-Umsetzung bestätigt. Im nächsten Schritt sollen die gewonnenen Erkenntnisse nun vom OZG-Programm-Management im BMI weiter aufbereitet und in die kontinuierliche Weiterentwicklung des EfA-Prinzips eingebracht werden.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Screenshot des Deckblatts der Ahauser Digitalisierungsstrategie.

Ahaus: Digitalisierungsstrategie verabschiedet

[15.04.2025] Ahaus soll zu einer modernen, digitalen Stadt werden, in der neue Technologien und digitale Verwaltungsservices das Leben der Menschen einfacher machen. Als Leitfaden dient der Kommune ihre neue Digitalisierungsstrategie. mehr...

Porträt er Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Digitale Transformation geht nur gemeinsam

[15.04.2025] Die zweite landesweite Digitalisierungsveranstaltung in Koblenz zeigt, dass Rheinland-Pfalz beim OZG-Umsetzungsstand deutliche Fortschritte macht. Rund die Hälfte der zentralen OZG-Leistungen ist angebunden. Ziel bleibt die vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung. mehr...

Screenshot des Deckblatts des gemeinsamen Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...

Vektorgrafik. Mehrere Personen fügen Puzzleteile zusammen.
bericht

Kooperationen: Die Renaissance einläuten

[11.04.2025] Neben einer konsequenten Digitalisierung kann die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit das Fundament bieten, um die kommunale Aufgabenerfüllung auch in Zeiten des Fachkräftemangels zu sichern. Das leistet auch einen Beitrag gegen Staatsverdrossenheit. mehr...

Blick vom Spreeufer auf das Reichstagsgebäude.

Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen

[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...

Cover Zukunftsradar 2024

DStGB/iit: Zukunftsradar Digitale Kommune 2024

[10.04.2025] Der neue DStGB-Zukunftsradar liegt vor. Die Studie belegt: Kommunen sehen eine besser abgestimmte föderale IT-Infrastruktur und eine gemeinsame Cybersicherheitsstrategie als zentrale Voraussetzungen für die weitere Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

Rudolf Schleyer, den Vorstandsvorsitzenden der AKDB
interview

Interview: Digital Only als Ziel

[08.04.2025] Wie der Stand der Digitalisierung in der Kommunalverwaltung ist und welche Erwartungen die kommunalen IT-Dienstleister an die neue Bundesregierung haben, darüber sprachen wir mit Rudolf Schleyer, dem Vorstandsvorsitzenden der AKDB. mehr...

IT-Beauftrage von Augsburg, München und Nürnberg

Positionspapier: Verwaltung effizient gestalten

[07.04.2025] München, Augsburg und Nürnberg haben ein gemeinsames Positionspapier zu kommunalen Cloudregistern der FITKO zugeleitet. Die bayerischen Städte sehen die Registermodernisierung und zentrale IT-Lösungen als notwendige Schritte zur Sicherung der Verwaltungseffizienz. mehr...

Niedersachsen: Pakt für Kommunalinvestitionen

[25.03.2025] Die niedersächsische Landesregierung stellt den Kommunen 640 Millionen Euro aus dem Jahresüberschuss 2024 zur Verfügung. Mit dem neuen Kommunalinvestitionsprogramm sollen Städte, Gemeinden und Kreise gezielt entlastet werden – ohne Eigenanteil und mit flexibler Mittelverwendung. mehr...

Cover des D21 Digital-Index 2024/25

D21-Digital-Index: Digitale Resilienz als Schlüssel

[10.03.2025] Alljährlich liefert D21 mit ihrem Digital-Index ein umfassendes Lagebild zum Digitalisierungsgrad in Deutschland. Nun hat die Initiative ihre Studie für 2024/25 vorgelegt. Demnach verändern digitale Technologien Gesellschaft und Wirtschaft tiefgreifend – die Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeit werden aber weitgehend unterschätzt. mehr...

Vektorgrafik, die ein Team zeigt, das Puzzleteile zusammenfügt.

Beckum: d-NRW-Beitritt beschlossen

[03.03.2025] Um Zeit und Aufwand bei der Ausweitung ihrer digitalen Verwaltungsservices zu sparen, tritt die Stadt Beckum der d-NRW bei. Als Trägerin der rechtsfähigen Anstalt des öffentlichen Rechts wird sie unter anderem von einer ausschreibungsfreien Nachnutzung von OZG-Leistungen profitieren. mehr...

muenchen_neues_rathaus

München: Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie

[13.02.2025] Der Münchner Stadtrat hat die fünfte Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie der bayerischen Landeshauptstadt beschlossen. Sie beinhaltet unter anderem den Aufbau eines Kompetenzschwerpunkts für User Experience sowie eine neue Formulierung des strategischen Prinzips der nutzerzentrierten Gestaltung. mehr...

OZG: „Aufenthalt“ erreicht alle Milestones

[07.02.2025] Das maßgeblich vom Land Brandenburg vorangetriebene OZG-Projekt „Aufenthalt“ hat alle Vorgaben des OZG-Verwaltungsabkommens erfüllt. Inzwischen nutzen über 270 Ausländerbehörden die digitalen Dienste, weitere 170 befinden sich im Roll-out. Die Weiterentwicklung läuft kontinuierlich. mehr...

Porträt Dr. Daniela Dylakiewicz

Sachsen: Neue CIO für den Freistaat

[07.02.2025] Daniela Dylakiewicz ist neue CIO des Freistaats Sachsen. Um die digitale Verwaltungstransformation voranzutreiben, strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen des Landes an. mehr...

Diagramm zur räumlichen, fachlichen und funktionalen Bündelung von Verwaltungsaufgaben.

Deutscher Landkreistag: Aufgabenbündelung ja, Verfassungsänderung nein

[06.02.2025] Der vom Normenkontrollrat vorgebrachte Vorschlag einer stärkeren Bündelung staatlicher Aufgaben wird vom Deutschen Landkreistag unterstützt. Der kommunale Spitzenverband warnt aber auch vor zentralistischen Strukturen und lehnt vorgeschlagene Verfassungsänderungen ab. mehr...