Main-Kinzig-KreisEinst belächelt, heute Vorbild

Schnelles Internet gehört zum Main-Kinzig-Kreis dazu.
v.l.: Günther Kauder, Stadt Gelnhausen; Breitband-Mitarbeiterin Simone Roth; Michael Meurer, Tiefbauunternehmen Klenk; Erich Pipa, Landrat a.D.; Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises und Aufsichtsratsvorsitzender der Breitband Main-Kinzig GmbH;
(Bildquelle: Pressestelle Main-Kinzig-Kreis)

Schnelles Internet gehört zum Main-Kinzig-Kreis dazu.
v.l.: Günther Kauder, Stadt Gelnhausen; Breitband-Mitarbeiterin Simone Roth; Michael Meurer, Tiefbauunternehmen Klenk; Erich Pipa, Landrat a.D.; Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises und Aufsichtsratsvorsitzender der Breitband Main-Kinzig GmbH;
(Bildquelle: Pressestelle Main-Kinzig-Kreis)
Das Smartphone ist zum täglichen Begleiter geworden. Dienstlich sowieso, zuhause aber auch. Bei seiner Nutzung rangieren – Hand aufs Herz – das Checken der E-Mails und Lesen der WhatsApp-Nachrichten sicher auch unter den Lesern dieses Beitrags mittlerweile deutlich vor dem Telefonieren. Hinzu eröffnen weitere Geräte in den eigenen vier Wänden neue Möglichkeiten. Ganz gleich, ob man auf der heimischen Couch ohne Störungen und Zwischenladezeiten die Lieblingsserie streamen möchte oder im Arbeitsalltag große Mengen an Daten verschicken und empfangen muss: Mit Blick auf das Internet zählt vor allem die Schnelligkeit. Bis vor einigen Jahren kam es im Main-Kinzig-Kreis noch auf den genauen Wohnort an, wenn es darum ging, ob überhaupt Geschwindigkeiten von über einem Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen. Heute mutet es der Kommune im Osten des Rhein-Main-Gebiets wie aus der Zeit gefallen an, welche Diskussionen hier noch vor gut sechs bis sieben Jahren geführt wurden, bevor tatsächlich flächendeckend Glasfaserkabel verlegt werden konnten. 2011 stand für den damaligen Landrat Erich Pipa jedoch schon fest: Der Datenhunger der Bürger und der Wirtschaft wird rasant zunehmen; die Wettbewerbsfähigkeit für Kommunen im ländlichen Raum wird deshalb nicht mehr allein von der asphaltierten Autobahn, sondern zunehmend auch von der Geschwindigkeit auf der Datenautobahn abhängen. Und wenn der Markt versagt, dann steht der Staat in der Pflicht. Genau das, ein Marktversagen, hatte ein Gutachten des Kreises ermittelt – und dann konnte es endlich losgehen.
Mut zahlt sich aus
Die Bundespolitik betrachtet das mutige Vorpreschen des Main-Kinzig-Kreises heute als vorbildlich für viele andere Landkreise. Außerdem lässt sich in Berlin ein deutlicher Einstellungswandel gegenüber der Frage beobachten, wie die Politik mit dem Thema umgehen sollte. Klar ist: Schnelles Internet ist ein integraler Bestandteil moderner Infrastruktur geworden. Damals aber, im Jahr 2011, gehörten die Initiatoren für den flächendeckenden Glasfasernetzausbau im Main-Kinzig-Kreis zu den Pionieren. Dort ging es, mit Unterstützung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank), die ein zinsgünstiges Breitband-Darlehen ermöglichte, und in enger Kooperation zwischen Landkreis und Kommunen Ortsteil für Ortsteil mit dem Ausbau voran. Die Kommunen hatten keine direkten Kosten zu begleichen. Ihre Leistung aber war von hohem Wert: Die Baufachbereiche lieferten unbürokratisch Pläne und Rat, damit die Tiefbauunternehmen zügig die Kabel verlegen konnten. Weit vor dem Zeitplan und ein gutes Stück unterhalb der veranschlagten Kosten vermeldete Landrat Pipa im Sommer 2015 dann bereits Vollzug. Bis auf kleinere, entlegenere Flecken und Weiler waren die Städte und Gemeinden ans Glasfasernetz angeschlossen und konnten Internet-Geschwindigkeiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde abrufen. Insbesondere Firmen, die einen Direktanschluss beauftragten, verfügen nun schon seit Jahren über Bandbreiten, die weit darüber liegen. Den gesamten Ausbau koordinierte eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Kreises, die Breitband Main-Kinzig GmbH. 2012 gegründet, bildete sie den Ankerpunkt des Ausbaus, war Bauherrin und Ansprechpartnerin für Vertriebspartner und Politik.
Ein Bürgernetz entsteht
Baumaßnahmen im Kreis, durch den Kreis und mit dem Kreis: Es dauerte nicht lange, bis sich im Main-Kinzig-Kreis die Bezeichnung Bürgernetz etablierte – ein Glasfasernetz, das mit dem Geld der Steuerzahler ausgebaut wurde, in öffentlicher Hand verbleibt und lediglich an einen Betreiber vermietet wird. Das geschlossene Engagement des gesamten Kreises – seiner Bürger, Politiker und Unternehmen – hat dazu beigetragen, dass das ehrgeizige Großprojekt mit außerordentlich hoher Geschwindigkeit realisiert werden konnte. Mit dem bayerischen Telekommunikationsanbieter M-net war zudem schnell ein engagierter Vertragspartner gefunden. Weniger als drei Jahre nach Baustart war das Ziel erreicht. Insgesamt wurden rund 600 Kilometer Glasfaserkabel verlegt. Dennoch hat die Modernisierung bis heute für die Kommunen und Steuerzahler keine größeren Kosten verursacht. Für jeden angeschlossenen Kunden zahlt M-net der Breitband Main-Kinzig GmbH eine monatliche Netzmiete, über die der Kreis das Darlehen refinanziert. Das heißt gleichzeitig, dass die kreiseigene Gesellschaft bestehen bleibt. Über ihre Zukunft waren sich Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung früh einig: Die Breitband Main-Kinzig GmbH wird noch eine ganze Zeit lang benötigt. Denn der Netzausbau kann dank neuer Förderprogramme des Bundes selbst bis zu weit entfernten Höfen fortgesetzt werden. Maßnahmen für eine auch in Zukunft hohe Netzstabilität bedürfen ebenfalls der Koordination.
Der ländliche Raum profitiert
In der aktuellen Ausbauwelle werden im Main-Kinzig-Kreis weitere noch unterversorgte Gebiete, wie landwirtschaftliche Höfe und mittlerweile entstandene Neubaugebiete, erschlossen. Breitband auf Bauernhöfen? Ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb stellt das schon gar nicht mehr infrage. Hier werden längst viele große Datenmengen zwischen Produzent und Kunden beziehungsweise zu beliefernden Firmen ausgetauscht. Auch auf Hofbetrieben kommt es also sehr auf Schnelligkeit und Verlässlichkeit an. Diese letzte Herausforderung nimmt die Main-Kinzig GmbH gerne und pflichtbewusst in Angriff. Kein anderes Telekommunikationsunternehmen hätte Höfe oder Weiler ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen – zu unwirtschaftlich. Viele dieser Berechnungsgrundlagen sind natürlich auch der kreiseigenen Gesellschaft bekannt. Mithilfe von Fördergeldern des Bundes sowie einer Ko-Finanzierung des Landes Hessen lässt sich der Ausbau für den Kreis aber wirtschaftlich gut darstellen. Die Grundlagen hat die Kommune in den Jahren zuvor geschaffen, als das Glasfasernetz in den ländlichen Regionen ohnehin näher an die Menschen, auch außerhalb großer Siedlungen, heranrückte. So lässt sich die aktuelle Ausbauwelle als weiteres starkes Förderprogramm für den ländlichen Raum betrachten. Nicht zuletzt mit der fortschreitenden Anbindung der Schulen im Kreisgebiet ans schnelle Internet kann der Main-Kinzig-Kreis heute, fünf Jahre nach Gründung der Breitband Main-Kinzig GmbH behaupten: Die Zukunft hat hier längst begonnen. Privathaushalte und Schulen surfen mit Highspeed, im städtischen Raum rund um Frankfurt am Main wie auch im ländlichen Raum mitten im Spessart. Industrie und Handwerk sehen sich bestätigt, zu ihren Standorten zu stehen, statt in Richtung großer Metropolzentren umziehen zu müssen.
Abschauen erwünscht
Einst für seine Idee belächelt, wird der Landkreis heute für die Umsetzung des Breitband-Ausbaus bewundert. Kann dieser als Blaupause für andere Regionen dienen? Sicher müssen einige Rahmenbedingungen vorab stimmen. Leicht war die Vorarbeit bis zum Roll-out aber auch im Main-Kinzig-Kreis nicht. Abschauen lässt sich jedoch gewiss so einiges. Wer sich das Modell der Kommune näher anschauen will, ist zu einem Besuch in der Kreisstadt Gelnhausen herzlich eingeladen.
http://www.breitband-mkk.de
Dieser Beitrag ist im Titel der Oktober-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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