Freitag, 8. November 2024

Digitale PlattformenEntscheider greifen nach Chancen

[02.09.2019] Dass digitale Plattformen sowohl in der öffentlichen Verwaltung als auch bei Energieversorgern ein wichtiges Thema sind, zeigt eine Potenzialanalyse von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut.

59 Prozent der Entscheider der öffentlichen Verwaltungen sowie der Energie- und Wasserversorger in Deutschland bewerten digitale Plattformen als wichtiges bis sehr wichtiges Thema. Das zeigt die Potenzialanalyse Digitale Plattformen von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut. Für die Studie haben die Herausgeber laut Sopra Steria 355 Entscheider und Fachspezialisten aus verschiedenen Branchen befragt. Deren Ziel ist demnach zum einen, per Plattformnutzung den digitalen Service für Bürger und Kunden zu optimieren. Zum anderen bestehe Interesse an einer öffentlich finanzierten Alternative zu den kommerziellen Plattformen. 87 Prozent der Befragten befürchten kritische Abhängigkeiten durch die dominierenden Plattformen Google, Apple, Facebook oder Amazon. Neuland sind digitale Plattformen für die öffentlichen Verwaltungen nicht, wie sich an Elster ebenso zeigt wie an der Plattform OSI (Online-Service-Infrastruktur) von IT-Dienstleister Dataport. Letztere ermöglicht beispielsweise ein zentrales Servicekonto, mit dem sich Bürger und Unternehmen anmelden, ein Postfach für Eingaben und Bescheide, eine Bezahlfunktion sowie eine Anbindung an Fachverfahren. Die Stadt Hamburg setzt OSI für die OZG-Umsetzung ein. Durch die Verbindung von OSI mit der Urban Data Platform will die Stadt zudem Mehrwertdienste anbieten, zum Beispiel in den Bereichen Verkehr und Mobilität sowie Bildung und Kultur. Andere große Städte bündeln die Angebote verschiedener Anbieter etwa durch Mobilitätsplattformen, berichtet Sopra Steria weiter.

Stadtwerke sind prädestiniert

Auch Energie- und Wasserversorger sind laut der Potenzialanalyse in der Plattformökonomie aktiv. Ein Beispiel: das Smart-Home-Portal von innogy. Andere Konzerne beteiligen sich an Internet-of-Things-Plattformen, E.ON unter anderem mit der Beteiligung an der Firma Cuculus und deren Plattform Zonos. Für Stadtwerke sei die Rolle des Betreibers einer eigenen Plattform besonders interessant. Sie positionieren sich als digitale Drehschreibe für kommunale und regionale Leistungen für Bürger. Die Stadtwerke München wollen beispielsweise ein digitales Ökosystem zur Verfügung stellen und dabei eine Kombination aus eigenen und fremden Produkten sowie Services als Gesamtpaket anbieten. Denkbar ist, künftig digitale Leistungen der Stadtverwaltung zu integrieren, berichtet Sopra Steria. Welche Services eine digitale Plattform beinhalten kann, haben die Stadtwerke Burg im Rahmen eines Open-Innovation-Wettbewerbs skizziert. Dazu zählen zum einen eigene Leistungen für die Menschen im Versorgungsgebiet – von der Hilfe bei der Parkplatzsuche über die Buchung von Umzugs- und Sperrmüllservices bis hin zur Shopping-Plattform mit Produkten aus der Region bei Sonderkonditionen für Einzelhändler. Zum anderen wird das Einbinden von Partnerdiensten dargestellt, etwa von Bus-, Bahn- und Taxiunternehmen. Der Ansatz reicht bis zur eigenen Währung für das Versorgungsgebiet, dem Burg-Coin. „Stadtwerke sind im Prinzip prädestinierte Plattformbetreiber“, sagt Michael Niebergall, zuständig für den Bereich Digital Energy von Sopra Steria Consulting. „Als etablierter Dienstleister für Strom, Wasser, Telekommunikation und Mobilität verfügen sie bereits über langjährige Kundenbeziehungen, die sich neue Plattformdienstleister erst einmal aufbauen müssen.“ Problematisch sei allerdings die Skalierung. „Der mögliche Nutzerkreis ist in weiten Teilen bereits geografisch vorgegeben. Die Leistungen sollten sich daher an möglichst viele Menschen und Unternehmen innerhalb der eigenen Reichweite richten, um so eine maximale Skalierung zu erreichen“, erklärt Niebergall.



Stichwörter: CMS | Portale, Studie


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