Samstag, 22. Februar 2025

Rheinland-PfalzErfolg durch Kooperation

[18.11.2024] Der digitale Wandel dient den Menschen, sagt Staatssekretär Denis Alt. Im Interview mit Kommune21 spricht der neue rheinland-pfälzische CIO und CDO über die Umsetzung der Digitalstrategie des Landes.
Porträtfoto von Dr. Denis Alt.

Dr. Denis Alt nimmt als Beauftragter für Informationstechnik und Digitalisierung der Landesregierung Rheinland-Pfalz eine Doppelfunktion als CIO und CDO wahr.

(Bildquelle: MASTD/Jülich)

Herr Staatssekretär Alt, als neuer Beauftragter für Informationstechnik und Digitalisierung der Landesregierung Rheinland-Pfalz nehmen Sie eine Doppelfunktion als CIO und CDO wahr. Welche Aufgaben haben Sie?

Die beiden Rollen greifen eng ineinander und befassen sich mit unterschiedlichen Aspekten der Informationstechnologie und Digitalisierung. In meiner Rolle als CIO trage ich Verantwortung dafür, dass die technologische Infrastruktur der Landesverwaltung den Anforderungen der digitalen Welt entspricht. Als CDO ist es meine Aufgabe, sicherzustellen, dass die digitalen Möglichkeiten auch effektiv und effizient genutzt werden. Den Rahmen hierfür setzt unsere Digitalstrategie für Rheinland-Pfalz. Klar ist: Die digitale Transformation der Landesverwaltung ist eine komplexe Aufgabe, die nur im Team gelingt. Sie erfordert eine enge Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren, klare Priorisierungen zentraler Digitalisierungsprojekte und die kontinuierliche Anpassung der Strategie an sich verändernde Rahmenbedingungen. 

Welche Prioritäten haben Sie sich für die Umsetzung der Digitalstrategie des Landes gesetzt? 

Unsere Digitalstrategie zielt darauf ab, die vielfältigen Potenziale digitaler Technologien für Teilhabe, Innovation und Wertschöpfung sowie die nachhaltige Entwicklung unseres Landes zu nutzen. Wir verstehen unsere Aufgabe darin, den Rahmen für die Digitalisierung zu setzen und durch Förderung, Vernetzung und Kooperation gezielte Impulse für eine wirkungsvolle Digitalisierung in allen Lebensbereichen zu geben. Einen Fokus legen wir darauf, die Zukunftsfähigkeit unseres Staates sicherzustellen. Hierzu gehört die Modernisierung der Verwaltung durch digitale Prozesse und Automatisierung, aber auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Landesverwaltung. Gemeinsam mit den Ressorts entwickeln wir konkrete Anwendungsfälle und verabreden Leitlinien für den Einsatz dieser neuen Technologie.

Wo sehen Sie die rheinland-pfälzische Landesverwaltung bereits gut aufgestellt und wo besteht noch Handlungsbedarf? 

Die Digitalisierung ist eine Daueraufgabe, bei der wir in der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung in den vergangenen Jahren bereits wesentliche Schritte vorangekommen sind. Digitales Denken und Arbeiten sind in vielen Bereichen der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung angekommen. Die Konsolidierung und Zentralisierung der Landes-IT setzen wir weiter fort. Nach den obersten Landesbehörden führen wir auch im nachgeordneten Bereich die elektronische Akte ein und verbessern durch den Einsatz von Cloudlösungen die ministeriumsübergreifende Zusammenarbeit. Aktuell bereiten wir den Roll-out der digitalen Personalakte vor, der im kommenden Jahr startet. Bei der OZG-Umsetzung werden die Kommunen durch das Land eng begleitet. Mit unserem Einer-für-Alle-Roll-out-Programm für Kommunen haben wir in Rheinland-Pfalz einen kooperativen Ansatz etabliert, der eine zielgerichtete und flächendeckende Umsetzung entlang klarer Prioritäten gewährleistet.

Wie gewährleisten Sie die Cybersicherheit und den Datenschutz in der IT-Infrastruktur der Landesverwaltung? 

Die wachsende Bedrohung durch Cyberangriffe nehmen wir sehr ernst und wappnen uns gegen Angriffe aus dem Cyberraum. Wesentliche IT-Infrastrukturen der Landesverwaltung werden regelmäßig gemäß den Standards des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik durch Auditoren zertifiziert und überprüft. Als operative Einheit der Informations- und Cybersicherheit haben wir für die Landesverwaltung ein Computer-Emergency-Response-Team (CERT-rlp) etabliert, das auf täglicher Basis die Bedrohungslage beobachtet. Das CERT-rlp ist mit den anderen Bundesländern und dem Bund vernetzt und tauscht ständig Informationen zu Bedrohungen und aktuellen Cyberangriffen aus, denn die Gewährleistung der Cybersicherheit gelingt am besten gemeinsam.

„Die digitale Transformation ist eine komplexe Aufgabe, die nur im Team gelingt.“

Welche Schritte planen Sie, um die Koordination und Kooperation bei der Zusammenarbeit mit Bund, Ländern und Kommunen weiter zu verbessern?

Eine wesentliche Erkenntnis der OZG-Umsetzung ist doch, dass eine umfassende Digitalisierung nur durch Kooperation gelingt. Gemeinsame Standards sind dabei der Schlüssel, um auf dem Digitalisierungspfad weiter effizient voranzuschreiten. Das Standardisierungsboard des IT-Planungsrats, dem ich für Rheinland-Pfalz angehöre, wird hier weitere wichtige Impulse setzen. Auch den kooperativen Ansatz in der Zusammenarbeit mit den Kommunen möchte ich fortsetzen. Bei der OZG-Umsetzung arbeiten wir bereits eng mit den Kommunen zusammen, da sie eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung digitaler Verwaltungsdienste spielen. Dabei setzen wir auf eine agile und transparente Arbeitsweise, die es uns ermöglicht, flexibel auf die Bedürfnisse aller Ebenen einzugehen.

Wie wird die Digitalisierung in Rheinland-Pfalz konkret den Alltag der Bürgerinnen und Bürger erleichtern?

Der unmittelbare Vorteil der Digitalisierung liegt zunächst im ortsunabhängigen Zugang zu Dienstleistungen der Verwaltung und der damit verbundenen Zeitersparnis. Unser Ziel ist, dass Bürgerinnen und Bürger in Rheinland-Pfalz ein flächendeckendes Angebot an staatlichen Leistungen vorfinden. Deshalb setzen wir auf einen landesweiten Roll-out zentraler Fokusleistungen, die durch Bürgerinnen und Bürger häufig genutzt werden. Aktuell rollen wir beispielsweise die elektronische Wohnsitzanmeldung und den digitalen Bauantrag im Land aus.

Welche Rolle spielt die Förderung der digitalen Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung in Ihrer Strategie?

Um alle Mitarbeitenden im Transformationsprozess mitzunehmen, ist die Förderung digitaler Kompetenzen unerlässlich, aber auch eine Veränderung der Organisations- und Führungskultur in den Verwaltungen. Grundlage für digitales Arbeiten in der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung ist die E-Akte, die wir bereits in großen Teilen eingeführt haben. Den notwendigen Kompetenzaufbau fördern wir durch Möglichkeiten des digitalen Lernens. Mit unserem TransformationLAB haben wir im Digitalisierungsministerium darüber hinaus einen Raum für agiles Arbeiten und ressortübergreifende Projektarbeit geschaffen. 

Wie sehen Sie die digitale Zukunft des Landes Rheinland-Pfalz?

Unsere Vision ist klar: Der digitale Wandel dient den Menschen. Wir wollen die Potenziale der digitalen Technologien nutzen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, Innovationen zu fördern und die Nachhaltigkeit zu stärken. Um die Umsetzung unserer Digitalstrategie effektiv zu steuern und die Fortschritte aller Digitalisierungsvorhaben transparent zu überwachen, haben wir eine umfassende Governance-Struktur entwickelt. Sie sorgt für klare Zuständigkeiten und eine koordinierte Umsetzung quer durch alle Ebenen der Landesverwaltung. Klar ist auch: Digitalisierung ist eine Daueraufgabe. Um mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten, passen wir unsere Strategie fortlaufend an sich wandelnde Rahmenbedingungen an.

Interview: Alexander Schaeff




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
muenchen_neues_rathaus

München: Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie

[13.02.2025] Der Münchner Stadtrat hat die fünfte Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie der bayerischen Landeshauptstadt beschlossen. Sie beinhaltet unter anderem den Aufbau eines Kompetenzschwerpunkts für User Experience sowie eine neue Formulierung des strategischen Prinzips der nutzerzentrierten Gestaltung. mehr...

OZG: „Aufenthalt“ erreicht alle Milestones

[07.02.2025] Das maßgeblich vom Land Brandenburg vorangetriebene OZG-Projekt „Aufenthalt“ hat alle Vorgaben des OZG-Verwaltungsabkommens erfüllt. Inzwischen nutzen über 270 Ausländerbehörden die digitalen Dienste, weitere 170 befinden sich im Roll-out. Die Weiterentwicklung läuft kontinuierlich. mehr...

Porträt Dr. Daniela Dylakiewicz

Sachsen: Neue CIO für den Freistaat

[07.02.2025] Daniela Dylakiewicz ist neue CIO des Freistaats Sachsen. Um die digitale Verwaltungstransformation voranzutreiben, strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen des Landes an. mehr...

Diagramm zur räumlichen, fachlichen und funktionalen Bündelung von Verwaltungsaufgaben.

Deutscher Landkreistag: Aufgabenbündelung ja, Verfassungsänderung nein

[06.02.2025] Der vom Normenkontrollrat vorgebrachte Vorschlag einer stärkeren Bündelung staatlicher Aufgaben wird vom Deutschen Landkreistag unterstützt. Der kommunale Spitzenverband warnt aber auch vor zentralistischen Strukturen und lehnt vorgeschlagene Verfassungsänderungen ab. mehr...

Screenshot der Startseite von smartvest.ruhr.

Kreis Recklinghausen: Info-Plattform zum Smart-City-Ansatz

[03.02.2025] Eine Informationsplattform zur regionalen Digitalisierungsstrategie haben der Kreis Recklinghausen und die zehn kreisangehörigen Städte online geschaltet. Das Portal stellt die fünf Handlungsfelder und unterschiedlichen Projekte rund um den Smart-City-Ansatz vor und listet Neuigkeiten und Veranstaltungshinweise auf. mehr...

bayern-Flaggen

Bayern: Einheitlicher kommunaler IT-Dienstleister geplant

[28.01.2025] Im Frühjahr startet die neue Umsetzungsphase der Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0. Unter den Maßnahmen ist auch die Einführung eines einheitlichen kommunalen IT-Dienstleisters bis Ende 2025. mehr...

Blick über die Spree aufs Bundeskanzleramt

Vitako: 10-Punkte-Plan zur Digitalisierung

[24.01.2025] Vitako fordert in einem 10-Punkte-Plan klare Prioritäten, Investitionen und Kooperation aller Ebenen, um die Digitalisierung voranzutreiben und Krisen zu kontern. Dabei gehe es um die Sicherung kommunaler Handlungsfähigkeit ebenso wie um die nationale Koordination und die Berücksichtigung EU-weiter Strategien. mehr...

Eine Person blättert in einer Broschüre zur neuen Hamburger Digitalstrategie

Hamburg: Neue Digitalstrategie vorgestellt

[22.01.2025] Hamburg hat seine neue Digitalstrategie präsentiert. In den kommenden Jahren soll das digitale Angebot konsequent ausgebaut werden, um den Kontakt mit den Behörden so einfach und effizient wie möglich zu gestalten. Wo es möglich ist, setzt die Freie und Hansestadt dabei auch auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz. mehr...

Vektorgrafik eines Organigramms.

Wolfsburg: Neuer smarter Geschäftsbereich

[20.01.2025] Mit organisatorischen Änderungen ist die Wolfsburger Stadtverwaltung in das neue Jahr gestartet. Unter anderem wurden die Bereiche Informationstechnologie und Smart City im Geschäftsbereich Smart City und IT-Services zusammengeführt. mehr...

Porträt von Elena Yorgova-Ramanauskas, Staatssekretärin und Landes-CIO im Saarland

Saarland: Digitalisierungsoffensive für Kommunen wird konkreter

[20.01.2025] Die 2021 auf den Weg gebrachte Digitalisierungsoffensive für Kommunen im Saarland nimmt Gestalt an: 17 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Pandemie wurden an konkrete Projekte gebunden, darunter KI-gestützte Chatbots, Verkehrsdatenerfassung und Straßenmanagementsysteme. mehr...

Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus und die Vertreter der kommunalen Spitzenverbände des Landes präsentieren die Kooperationsurkunden.

Hessen: Kommunale Verwaltungsdigitalisierung wird gestärkt

[15.01.2025] Das Land Hessen und die kommunalen Spitzenverbände wollen die kommunale Verwaltungsdigitalisierung weiter unterstützen. Die bisherige Koordinierungsstelle OZG-Kommunal wird zur Kompetenzstelle erweitert, die Digitalisierungsplattform civento wird weiter finanziert. mehr...

Porträt von Ina-Maria-Ulbrich

IT-Planungsrat: Kommunen im Fokus

[13.01.2025] Im Jahr 2025 führt Mecklenburg-Vorpommern den IT-Planungsrat. Im Fokus sollen die Föderale Digitalstrategie und eine stärkere Einbindung der Kommunen stehen. Geplant ist auch eine Stärkung und Weiterentwicklung der FITKO. mehr...

Glaskugel vor einem magentafarben beleuchteten, unscharfen Hintergrund.
bericht

Digitalisierung: Blick in die Glaskugel

[07.01.2025] Agil, bürokratiearm und Ende-zu-Ende digitalisiert – so sollen die Kommunalverwaltungen im Jahr 2030 aussehen. Im Moment sind sie davon aber oft noch weit entfernt. Sind die gesetzten Ziele realistisch? mehr...

Außenansicht des Ministeriums des Innern und für Kommunales in Potsdam, ein weißes, klassizistisches Gebäude

Brandenburg: OZG-Umsetzung auf Kurs

[19.12.2024] In seiner OZG-Bilanz meldet Brandenburg für 2024 deutliche Fortschritte: 100 neue digitale Verwaltungsdienste wurden eingeführt, insgesamt sind nun 650 verfügbar. Fördermittel und Kampagnen unterstützen Kommunen bei der Digitalisierung. mehr...

martin-Hagen-Porträt
interview

Digitalisierung: IT-Budgets zusammenziehen

[18.12.2024] Dr. Martin Hagen, Staatsrat beim Senator für Finanzen in der Freien Hansestadt Bremen, spricht über seine Vorschläge zur Registermodernisierung und fordert mehr Zentralisierung bei der Steuerung und Budgetierung von IT-Großprojekten. mehr...