MünchenExperimentieren erlaubt
Die bayerische Landeshauptstadt München hat sich 2016 mit Lyon und Wien zusammengetan und mit diesen das Projekt Smarter Together ins Leben gerufen. Im Rahmen des von der EU-Kommission geförderten Vorhabens haben die Partnerstädte in den vergangenen fünf Jahren innovative Smart-City-Lösungen entwickelt und erprobt. Gemeinsam sollten Antworten auf Zukunftsfragen der Stadtentwicklung gefunden werden, experimentieren war dabei ausdrücklich erlaubt. Ein wichtiger Aspekt war die integrierte Betrachtung von Maßnahmen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtentwicklung: von der Bürgerbeteiligung über nachhaltige Mobilität, Sanierung und erneuerbare Energien bis hin zur integrierten Infrastruktur und intelligenten Datennutzung.
Um das Bewusstsein und die Akzeptanz der Bürger für den Prozess vor Ort zu erhöhen, grundlegendes Wissen über die geplanten smarten Lösungen zu vermitteln und zum Engagement aufzurufen, fanden in München 25 Ko-Gestaltungs- und Design-Workshops, sechs Technologie-Workshops sowie fünf Mobilitäts-Workshops statt. Darüber hinaus wurden mehr als 4.000 Besucherinnen und Besucher im Stadtteillabor begrüßt.
Die Stadt konnte dabei wertvolle Erkenntnisse sammeln, so etwa, dass innovative Bürgerbeteiligungsformate generell wichtiger werden, jedoch mit ausreichend Vorlauf vor der Umsetzungsphase eines Projekts geplant werden sollten – wobei eine konkrete Umsetzungsperspektive die Motivation zur Teilnahme deutlich erhöht. Auch erleichtert die Kombination aus inhaltlich tiefen und niederschwelligen Formaten die Ansprache einer breiten Bevölkerungsschicht. Die Verschränkung von Vor-Ort-Beteiligung und Online-Formaten ermöglicht außerdem mehr Zielgruppen die Teilnahme.
Neue Mobilitätssysteme müssen erlernt werden
Viel Pionierarbeit hat Smarter Together im Bereich der nachhaltigen Mobilität geleistet. Zentrale Idee der Stadt München war die physische Bündelung von Mobilitätsangeboten. Im Projektgebiet wurden dazu bis Anfang 2019 acht multimodale Mobilitätsstationen errichtet, die Sharing-Angebote und Elektromobilität mit dem klassischen Angebot des öffentlichen Nahverkehrs vernetzen. Durch diese Bündelung sind eine hohe Sichtbarkeit und leichte Auffindbarkeit der neuen Mobilitätsangebote gegeben. Im Laufe des Projekts zeigte sich, dass die Angebote einer Shared Mobility von den Bürgern angenommen und mit klassischen Verkehrsmitteln kombiniert werden. Neue Mobilitätssysteme müssen allerdings erst erlernt werden. Das benötigt Zeit und Aufklärungsarbeit. Seitens der Stadt und des Betreibers sind zudem neue Prozesse und Organisationsformen sowie ein spezifisches Betriebskonzept für die Angebote erforderlich. Ihr volles Potenzial kann Shared Mobility durch die Verknüpfung mit einem digitalen Informations- und Buchungsangebot wie der München App entfalten. Die bayerische Landeshauptstadt strebt nun den weiteren Ausbau der vernetzten Shared-Mobility-Angebote an.
Dem Thema Daten näherte sich das Smarter-Together-Team der Stadt München aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Zum einen ging es um die Erhebung von Daten und darum, wie innovative Ideen und Technologien eingesetzt werden können, um bestehende Daten zu ergänzen. Zum anderen sollte eine Plattform entstehen, die städtische Daten sammeln und verknüpfen kann, um sie im nächsten Schritt auszuwerten und so einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft zu schaffen. Besonders in diesem Bereich war die integrierte Herangehensweise über verschiedene Referate von großer Bedeutung.
Grundlagen zur Entwicklung einer lebenswerten Smart City
Konkrete Projekte im Bereich Daten waren intelligente Lichtmasten mit Smart-City-Sensorik, eine Smart-Data-Plattform sowie die München App. Die integrierte Darstellung von Daten auf Basis einer städtischen Datenplattform kann nützlich für die Stadtplanung sein. Eine solche Plattform sollte bestehende Infrastrukturen integrieren, auf etablierten technischen Standards basieren und Herstellerabhängigkeiten ausschließen.
Die Erzeugung, Bereitstellung, Analyse und der Austausch von Daten sind wichtige Grundlagen zur Entwicklung einer lebenswerten Smart City. Städte sollten eine Datenaustauschkultur etablieren, welche die umfangreichen Qualitätsansprüche an solche Daten berücksichtigt. Smarter Together hat mit der Smart-Data-Plattform einen Grundstein für die koordinierte Herangehensweise an die Sammlung, Qualitätssicherung und Auswertung städtischer Daten gelegt. Der Aufbau eines modernen Monitoring-Systems für die Stadt München erfordert nun den Ausbau von Expertenwissen in den Bereichen Datenanalyse und -Management.
Durch Smarter Together haben sich für die Smart-City-Entwicklung in München viele Türen geöffnet, auch zur Weiterführung der angestoßenen Projekte. Dabei spielte die Organisation des Wissenstransfers innerhalb der Stadt eine wichtige Rolle. Smarter Together hatte darüber hinaus Einfluss auf zahlreiche Entwicklungen in München und wird auch weiter prägend sein, beispielsweise durch den Digitalen Zwilling und das Förderprojekt Connected Urban Twins sowie durch die Einbettung der smarten Themen in den Alltag der Stadtverwaltung.
Dieser Beitrag ist im Titel der Ausgabe August 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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