Dienstag, 11. Februar 2025

MünchenExperimentieren erlaubt

[09.08.2021] Im Rahmen des Projekts Smarter Together konnte die Stadt München in den vergangenen fünf Jahren wertvolle Erfahrungen im Themenfeld Smart City sammeln. Die angestoßenen Vorhaben reichen von der Bürgerbeteiligung bis hin zu einer intelligenten Datennutzung.
München App: Ein Ergebnis von Smarter Together.

München App: Ein Ergebnis von Smarter Together.

(Bildquelle: Landeshauptstadt München/Dominik Parzinger)

Die bayerische Landeshauptstadt München hat sich 2016 mit Lyon und Wien zusammengetan und mit diesen das Projekt Smarter Together ins Leben gerufen. Im Rahmen des von der EU-Kommission geförderten Vorhabens haben die Partnerstädte in den vergangenen fünf Jahren innovative Smart-City-Lösungen entwickelt und erprobt. Gemeinsam sollten Antworten auf Zukunftsfragen der Stadtentwicklung gefunden werden, experimentieren war dabei ausdrücklich erlaubt. Ein wichtiger Aspekt war die integrierte Betrachtung von Maßnahmen aus den unterschiedlichsten ­Bereichen der Stadtentwicklung: von der Bürgerbeteil­igung über nachhaltige Mobilität, Sanierung und erneuerbare Energien bis hin zur inte­grierten Infrastruktur und intelligenten Datennutzung.
Um das Bewusstsein und die Akzeptanz der Bürger für den Prozess vor Ort zu erhöhen, grundlegendes Wissen über die geplanten smarten Lösungen zu vermitteln und zum Engagement aufzurufen, fanden in München 25 Ko-Gestaltungs- und Design-Workshops, sechs Technologie-Workshops sowie fünf Mobilitäts-Workshops statt. Darüber hi­naus wurden mehr als 4.000 Besucherinnen und Besucher im Stadtteillabor begrüßt.
Die Stadt konnte dabei wertvolle Erkenntnisse sammeln, so etwa, dass innovative Bürgerbeteiligungsformate generell wichtiger werden, jedoch mit ausreichend Vorlauf vor der Umsetzungsphase eines Projekts geplant werden sollten – wobei eine konkrete Umsetzungsper­spektive die Motivation zur Teilnahme deutlich erhöht. Auch erleichtert die Kombination aus inhaltlich tiefen und niederschwelligen Formaten die Ansprache einer breiten Bevölkerungsschicht. Die Verschränkung von Vor-Ort-Beteiligung und Online-Formaten ermöglicht außerdem mehr Zielgruppen die Teilnahme.

Neue Mobilitätssysteme müssen erlernt werden

Viel Pionierarbeit hat Smarter Together im Bereich der nachhaltigen Mobilität geleistet. Zentrale Idee der Stadt München war die physische Bündelung von Mobilitätsangeboten. Im Projektgebiet wurden dazu bis Anfang 2019 acht multimodale Mobilitätsstationen errichtet, die Sharing-Angebote und Elektromobilität mit dem klassischen Angebot des öffentlichen Nahverkehrs vernetzen. Durch diese Bündelung sind eine hohe Sichtbarkeit und leichte Auffindbarkeit der neuen Mobilitätsangebote gegeben. Im Laufe des Projekts zeigte sich, dass die Angebote einer Shared Mobility von den Bürgern angenommen und mit klassischen Verkehrsmitteln kombiniert werden. Neue Mobilitätssysteme müssen allerdings erst erlernt werden. Das benötigt Zeit und Aufklärungsarbeit. Seitens der Stadt und des Betreibers sind zudem neue Prozesse und Organisationsformen sowie ein spezifisches Betriebskonzept für die Angebote erforderlich. Ihr volles Potenzial kann Shared Mobility durch die Verknüpfung mit einem digitalen Informations- und Buchungsangebot wie der München App entfalten. Die bayerische Landeshauptstadt strebt nun den weiteren Ausbau der vernetzten Shared-Mobility-Angebote an.
Dem Thema Daten näherte sich das Smarter-Together-Team der Stadt München aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Zum einen ging es um die Erhebung von Daten und darum, wie innovative Ideen und Technologien eingesetzt werden können, um bestehende Daten zu ergänzen. Zum anderen sollte eine Plattform entstehen, die städtische Daten sammeln und verknüpfen kann, um sie im nächsten Schritt auszuwerten und so einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft zu schaffen. Besonders in diesem Bereich war die integrierte Herangehensweise über verschiedene Referate von großer Bedeutung.

Grundlagen zur Entwicklung einer lebenswerten Smart City

Konkrete Projekte im Bereich Daten waren intelligente Lichtmasten mit Smart-City-Sensorik, eine Smart-Data-Plattform sowie die München App. Die integrierte Darstellung von Daten auf Basis einer städtischen Datenplattform kann nützlich für die Stadtplanung sein. Eine solche Plattform sollte bestehende Infrastrukturen integrieren, auf etablierten technischen Standards basieren und Herstellerabhängigkeiten ausschließen.
Die Erzeugung, Bereitstellung, Analyse und der Austausch von Daten sind wichtige Grundlagen zur Entwicklung einer lebenswerten Smart City. Städte sollten eine Datenaustauschkultur etablieren, welche die umfangreichen Qualitätsansprüche an solche Daten berücksichtigt. Smarter Together hat mit der Smart-Data-Plattform einen Grundstein für die koordinierte Herangehensweise an die Sammlung, Qualitätssicherung und Auswertung städtischer Daten gelegt. Der Aufbau eines modernen Monitoring-Systems für die Stadt München erfordert nun den Ausbau von Expertenwissen in den Bereichen Datenanalyse und -Management.
Durch Smarter Together haben sich für die Smart-City-Entwicklung in München viele Türen geöffnet, auch zur Weiterführung der angestoßenen Projekte. Dabei spielte die Organisation des Wissenstransfers innerhalb der Stadt eine wichtige Rolle. Smarter Together hatte darüber hinaus Einfluss auf zahlreiche Entwicklungen in München und wird auch weiter prägend sein, beispielsweise durch den Digitalen Zwilling und das Förderprojekt Connected Urban Twins sowie durch die Einbettung der smarten Themen in den Alltag der Stadtverwaltung.

Verena Stoppel und Bernhard Klassen sind Projektkoordinatoren von Smarter Together München.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Chantal Schöpp und Konrad Traupe, Projektleiter der Zukunftsschusterei der Stadt Bad Belzig, betrachten auf dem 4. Kongress der Modellprojekte Smart Cities im April 2024 in Leipzig den Steckbrief zur Bad Belzig App.
interview

Smart City Steckbriefe: Eine Quelle der Inspiration

[10.02.2025] Wie strukturierte Steckbriefe Kommunen als Inspiration für eigene Smart-City-Projekte dienen können, erläutert Chantal Schöpp von der Agentur Creative Climate Cities, die als Partnerin der KTS für das Projekt verantwortlich zeichnet. mehr...

Symbolbild für Forschungsprojekt OPENER next

Forschung: Mit Daten Barrieren im ÖPV überwinden

[10.02.2025] Das Forschungsprojekt OPENER next kombiniert moderne Datenanalyse und bürgerschaftliches Engagement. Ziel ist es, die Barrierefreiheit im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) digital zu verbessern. mehr...

screenshot_datenplattform_wuppertal

Wuppertal: Datenplattform gestartet

[05.02.2025] Die neue Plattform DigiTal Daten der Stadt Wuppertal liefert Echtzeitinformationen aus der Stadt und ist Teil des Modellprojekts Smart City. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, Feedback zu dem ersten Prototyp zu geben. mehr...

Eröffnung des Zukunftswerk mit Oberbürgermeister Mende, der zuständigen Dezernentin Maral Koohestanian und Bürgermeisterin Christiane Hinninger

Wiesbaden: Experimentierraum für Digitalprojekte

[04.02.2025] Mit dem Zukunftswerk hat die Stadt Wiesbaden jetzt einen innovativen Experimentierraum eröffnet, der unter dem Motto Stadtlabor2Go die Prinzipien von Bürgerbeteiligung, Nachhaltigkeit und Smart City vereint. mehr...

screenshot_smart_city_dashboard_saarbruecken

Saarbrücken: Dashboard für die Smart City

[04.02.2025] Die Stadt Saarbrücken hat ihr Smart City Dashboard veröffentlicht. Das Digitalisierungsdezernat hat dabei auf Open-Source-Technologie gesetzt und den Open-Data-Ansatz verfolgt. Entwickelt wurde das Dashboard von einem Start-up. mehr...

Screenshot der Startseite von smartvest.ruhr.

Kreis Recklinghausen: Info-Plattform zum Smart-City-Ansatz

[03.02.2025] Eine Informationsplattform zur regionalen Digitalisierungsstrategie haben der Kreis Recklinghausen und die zehn kreisangehörigen Städte online geschaltet. Das Portal stellt die fünf Handlungsfelder und unterschiedlichen Projekte rund um den Smart-City-Ansatz vor und listet Neuigkeiten und Veranstaltungshinweise auf. mehr...

Kreis Bergstraße: Straßenzustand KI-gestützt erfassen

[30.01.2025] Der Kreis Bergstraße erfasst im Zuge eines Smart-Region-Vorhabens den Straßenzustand besonders effizient: Müllfahrzeuge filmen per Smartphone die Straßen, eine KI wertet die erfassten Daten aus. Diese werden dann den kreisangehörigen Kommunen zur Verfügung gestellt. mehr...

Stuttgarter Schlossplatz mit Jubiläumssäule bei gutem Wetter, Menschen sitzen auf der Wiese.

Stuttgart: Smart-City-Projekte im Blick

[30.01.2025] Die Stadt Stuttgart präsentiert die Fortschritte ihrer Digitalisierungsprojekte fortan gebündelt in einem Digitalmonitor. Das an die Öffentlichkeit gerichtete Onlineportal soll zeigen, was bereits erreicht wurde und wie die Stadt mittels digitaler Lösungen zukunftsfähig wird. mehr...

Collage aus vier Ansichten des Klimatalas BW, in der Mutte das Landeslogo

Baden-Württemberg: Klimaatlas ist online

[27.01.2025] Um gezielt auf den Klimawandel zu reagieren, liefert der Klimaatlas Baden-Württemberg Kommunen eine umfassende Datengrundlage. Mit lokalisierten Klimaprofilen und Planungshinweisen, etwa zu Hitzebelastungen, unterstützt er Vorsorge und Anpassungsmaßnahmen vor Ort. mehr...

Datendashboard Schwalm-Eder-West

Hessen: Digitale Zukunft im ländlichen Raum

[22.01.2025] Die Digitalisierung bietet auch Kommunen im ländlichen Raum Chancen, um Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Effizienz zu verbessern. Dies zeigen verschiedene Projekte aus Hessen, bei denen vernetzte Sensoren und Datendashboards zum Einsatz kommen. mehr...

Screenshot der Einladung zur Regionalkonferenz, der außer den Veranstaltungsdaten auch einen Blick von oben auf die Stadt Osnabrück umfasst.

Modellprojekte Smart Cities: 19. Regionalkonferenz in Osnabrück

[20.01.2025] Osnabrück lädt am 5. Februar zur 19. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities ein. Zentrales Thema ist die energieeffiziente Kommune. Es soll gezeigt werden, wie mit den Werkzeugen der Smart City Energie gespart, Mobilität intelligent geplant oder die Ressourcenverteilung geschickt ausgestaltet werden kann. mehr...

Luftaufnahme von einer Baustelle in einer Stadt

Bonn/Bremen: Baupotenzial smart ermitteln

[16.01.2025] Um bislang ungenutzte Flächen für Wohnbebauung zu finden, arbeiten die Städte Bonn und Bremen jeweils an einem innovativen Baupotenzialkataster, bei dem bestehende Daten KI-gestützt und automatisiert zusammengeführt werden. Die Vorhaben werden vom Bund finanziell gefördert. mehr...

Flensburg: Smarte Füllstandsmelder für den Müll

[15.01.2025] Die Stadt Flensburg digitalisiert ihre Abfallentsorgung. Sensoren in Abfallbehältern übermitteln Daten zum Füllstand, sodass Fahrten und Logistik reduziert werden können. Ein erster Test zeigt vielversprechende Ergebnisse. mehr...

Das Bild zeigt die an der Entwicklung des Dashboards beteiligten Akteure

Kalletal/Lemgo: Digital Award für Hochwasserinfosystem

[10.01.2025] Das Hochwasserinfosystem der Kommunen Kalletal und Lemgo ist auf der Messe KommDIGITALE mit einem Digital-Award geehrt worden. Die Lösung soll noch in diesem Jahr per Open CoDE für Nachnutzer zugänglich gemacht werden. mehr...

Würfelkalender, der den 31. März anzeigt.

Modellprojekte Smart Cities: Laufzeitverlängerung bis 2028

[16.12.2024] Da der ursprünglich angesetzte Förderzeitraum zu knapp bemessen war, wurde den Kommunen der dritten Staffel der Modellprojekte Smart Cities eine kostenneutrale Verlängerung bis Ende März 2028 angeboten. Hildesheim will davon Gebrauch machen. Der Zeitplan aber ist eng. mehr...