Freitag, 31. Januar 2025

Digitale SchulenFinanzspritze für Infrastruktur

[11.12.2019] Nach langem Ringen kommt der DigitalPakt Schule allmählich ins Rollen. 5,5 Milliarden Euro stehen bis 2024 zur Verfügung, um die digitale Infrastruktur der Schulen auf Vordermann zu bringen. Eine aktuelle Bestandsaufnahme.
Schulen für die digitale Zukunft fit machen.

Schulen für die digitale Zukunft fit machen.

(Bildquelle: davidfuentesphoto.com/stock.adobe.com)

Nicht nur die Verwaltung trägt schwer an der digitalen Transformation, auch Schulen vermögen es kaum, sich zu erneuern. Viele Lehranstalten sind nicht nur baulich marode, sondern auch mit Blick auf die IT-Infrastruktur rückständig. Es fehlt an Geld. In europäischen Rankings geben deutsche Bildungsanstalten kein glänzendes Bild ab. Sie sind für die digitale Zukunft schlecht gerüstet. Mit einer Finanzspritze – immerhin fünf Milliarden Euro vom Bund plus 500 Millionen, welche die Länder aufbringen – sollen die Schulen nun im Rahmen des DigitalPakts Schule fit gemacht werden.
Da Bildung Ländersache ist, gab es bislang nur die Möglichkeit von Finanzhilfen des Bundes für finanzschwache Kommunen. Damit der Bund den Ländern überhaupt Gelder für die Bildungsinfrastruktur in allen Kommunen geben kann, musste das Grundgesetz geändert werden. Artikel 104c ermöglicht es dem Bund seit dem 17. Mai 2019, den Ländern Finanzhilfen für die kommunale Bildungsinfrastruktur zu gewähren. Zuvor hatte es ein Gerangel um Kompetenzabtretung und die Mitfinanzierung gegeben, welches die Länder schließlich für sich entscheiden konnten: Der Bund fördert die Infrastruktur, die Länder sorgen für die inhaltliche Entwicklung. Bildung bleibt also Ländersache.

Füllhorn für digitale Infrastruktur

5,5 Milliarden Euro für die digitale Infrastruktur an Schulen – das klingt nach einem Füllhorn. „Für jede der rund 40.000 Schulen in Deutschland werden rechnerisch rund 120.000 Euro zur Verfügung stehen“, verkündete Bildungsministerin Anja Karliczek im Juni. Damit entfallen auf jede Schülerin und jeden Schüler im Schnitt 500 Euro Fördergeld. Das reicht für ein Tablet oder ein Notebook. Bezahlt sind damit aber noch nicht die notwendige und teils noch zu errichtende Infrastruktur an Schulen: Whiteboards, breitbandiger Internet-Zugang samt WLAN, Server, Wartung und Administratoren, geschweige denn digitale Lernmittel und Unterrichtskonzepte, die es für viele Fächer noch gar nicht gibt.
Viele Bundesländer setzen deshalb auf Bring Your Own Device und wollen die vorhandenen Laptops, Tablets oder Smartphones der Schüler in die schulische Infrastruktur einbinden. Zudem gibt es eine klare Reihenfolge bei der Förderung: Die Schulen sollen erst ein pädagogisches Konzept entwickeln, anschließend müssen die Lehrer fortgebildet werden „und erst dann gibt es Geld für die Infrastruktur“, erklärte Anja Karliczek. Auf diese Weise will man sicherstellen, dass die Anschaffungen auch genutzt werden.

Kreis Zwickau erster geförderter Schulträger bundesweit

Inzwischen gehen die ersten Förderbescheide bei den Schulen ein. Als bundesweit erster Schulträger hat der sächsische Landkreis Zwickau 3,6 Millionen Euro aus dem Förderfonds erhalten. Damit sollen 16 allgemeinbildende und Berufsschulen mit Infrastruktur ausgerüstet werden. Insgesamt stehen dem Bundesland Sachsen 250 Millionen Euro aus dem DigitalPakt Schule zur Verfügung. In Berlin sind es 257 Millionen, die zwischen 2019 und 2024 verteilt werden. Anders als andere Bundesländer will Berlin allen Schulformen einen gleichhohen Sockelbetrag von 100.000 Euro für Investitionen in die Grund-IT-Infrastruktur geben. Pro Schüler sollen dann nochmal 330 Euro hinzukommen, sodass größere Schulen entsprechend mehr Geld erhalten. Baden-Württemberg stehen 650 Millionen Euro zur Verfügung, und Nordrhein-Westfalen erhält für seine 5.700 Schulen insgesamt knapp über eine Milliarde Euro.

Zu länderübergreifenden Projekten ermuntert

In Mecklenburg-Vorpommern haben sich das Land, Landkreise und kreisfreie Städte, der Landkreistag, der Städte- und Gemeindetag und der Zweckverband elektronische Verwaltung (eGo-MV) auf eine übergreifende Zusammenarbeit verständigt. Die Bundesländer Bremen und Niedersachsen wollen im Bereich der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften kooperieren; der DigitalPakt ermuntert ausdrücklich zu länderübergreifenden Projekten. Geplant ist dort eine gemeinsame Plattform für die Online-Qualifizierung von Lehrkräften. Auch bei der Überarbeitung von Bildungsplänen wird an eine Zusammenarbeit gedacht. Hamburg hat bereits im September die Plattform digital.learning.lab gestartet, auf der sich Lehrkräfte über die Gestaltung des digitalen Unterrichts austauschen können.

Unterstützungsleistungen der Länder

Wie die Bundesländer bei der Erstellung eines pädagogischen Konzepts vorgehen, digitale Lerninhalte organisieren und in den Unterricht integrieren, bleibt jedem Land überlassen. Berlin baut derzeit eine Beratungs- und Unterstützungsstelle für Schulträger und Schulen. Die eingereichten IT-Entwicklungs- und Medienkonzepte werden fachlich geprüft, jede Schule erhält einen pädagogischen IT-Betreuer, für die technische Wartung sind 150 Administratoren vorgesehen. In Schleswig-Holstein können Schulen mittels eines Standardformulars eine Bestandsaufnahme vornehmen und werden im weiteren Beantragungsprozess vom Bildungsministerium und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen unterstützt.
Schulen und Schulträger können die Fördergelder bei den Bundesländern beantragen. Dort sind unterschiedliche Stellen für die Vergabe und Bereitstellung der Mittel verantwortlich. In Baden-Württemberg ist beispielsweise die landeseigene L-Bank zuständig. Dort erhalten Schulträger und Schulen Informationen über die Richtlinien und zuwendungsfähigen Maßnahmen und können eine Liste mit den Budgets pro Schulträger einsehen. In Bremen nimmt die Senatorin für Kinder und Bildung Förderanträge entgegen, in Bayern das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, in Sachsen ist es die Aufbaubank. Nordrhein-Westfalen hat eine Online-Plattform mit allen Informationen rund um die Fördermittelvergabe eingerichtet. Bundesländer wie Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, das Saarland und Sachsen-Anhalt befinden sich noch im Abstimmungsprozess.

Helmut Merschmann




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT
In einem Büro liegen auf Arbeitstischen stapelweise Tablets.
bericht

Neuss: Ambitionierte Strategie

[29.01.2025] Die Stadt Neuss nimmt eine Vorreiterrolle bei der Schul-IT ein. Gelingen konnte dies mit Unterstützung des Dienstleisters ITK Rheinland, der eine Strategie entwickelt und eine zukunftssichere Infrastruktur aufgebaut hat. mehr...

Porträt eines am Smartphone telefonierenden Mannes, im Hintergrund eine grün, mit Kreide beschriebene Tafel.

Bitkom: Schuldigitalisierung braucht weiter Mittel

[22.01.2025] Der Bitkom hat untersucht, welche digitalen Anwendungen und Dienste Schulen ihren Lehrkräften zur Verfügung stellen. Dabei zeigt sich deutlich, dass kostenintensivere Lösungen – auch wenn sie einen hohen Mehrwert bieten – unterrepräsentiert sind. mehr...

Grafik, welche die sechs Ziele des bayerischen Projekts Digitale Schule der Zukunft aufzeigt: Medien integrieren, Unterrichtsmethoden weiterentwickeln, digitale Fähigkeiten verbessern, digital organisieren, Zusammenarbeit fördern und IT-Infrastruktur optimieren.
bericht

Bayern: Vorbildliche Initiative

[22.01.2025] Im Rahmen des Förderprogramms „Digitale Schule der Zukunft“ soll eine flächendeckende Eins-zu-eins-Ausstattung der Schulen in Bayern erreicht werden. Wichtige Aspekte der Initiative sind umfassende Fortbildungsstrategien sowie ein fortlaufender Support. mehr...

Collage, die Schulkinder und Lehrkräfte in unterschiedlichen Alltagssituationen mit einem Tablet zeigt.
bericht

Tabletklassen: Elternsorgen ernst nehmen

[21.01.2025] Elternfinanzierte Tabletklassen können die Schuldigitalisierung erleichtern, sind aber eine Herausforderung für die Erziehungsberechtigten. Hilfreich sind Aufklärung, Schulungen und sozialverträgliche Finanzierungsmodelle. mehr...

Zwei Männer stehen auf je einer Leiter und arbeiten an der Zimmerdecke eines Klassenzimmers mit roten Wänden.

Iserlohn: Schulbetrieb wird zukunftsfähig

[17.01.2025] Iserlohn hat ein Förderpaket in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro aus dem DigitalPakt Schule erhalten. Die Stadt investiert die Mittel in eine zukunftsfähige, digitale Bildungsinfrastruktur für mehrere weiterführende Schulen. mehr...

Eine sitzende Frau nutzt ein Tablet und wird dabei von einem Roboter unterstützt.

Nordrhein-Westfalen: Schulen testen KI-Einsatz

[15.01.2025] Ab Februar setzen 25 nordrhein-westfälische Schulen Künstliche Intelligenz im Mathe- und Deutschunterricht ein. Sie nehmen an einem Pilotprojekt des Schulministeriums und der Universität Siegen teil, das den sinnvollen KI-Einsatz ergründen will. mehr...

Schulkinder sitzen im Klassenzimmer an ihren Tischen und blicken auf ein Whiteboard, an dem ein Lehrer etwas erklärt.
bericht

Schuldigitalisierung: Der Praxis-Check

[14.01.2025] Einen Benchmarking-Bericht zur Schuldigitalisierung hat die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) veröffentlicht. Er beschreibt den Status quo in 41 Kommunen aus elf Bundesländern und zeigt Herausforderungen sowie Lösungsansätze auf. mehr...

Apple iPad in weiß vor Tafel und Schulrucksack

Mönchengladbach: GYOD an Schulen möglich

[06.01.2025] Schulen der Stadt Mönchengladbach können bezüglich der Ausstattung mit Endgeräten künftig auch das Konzept „Get your own device“ (GYOD) nutzen. mehr...

Vier Personen halten ein Glasfaserkabel

Leipzig: Alle Schulen am schnellen Netz

[16.12.2024] Die Stadt Leipzig hat alle ihre Schulen mit Glasfaserinternet ausgestattet. Unterstützt wurde sie dabei von der Tele Columbus Gruppe. mehr...

Das Computerkabinett im Heinrich-Hertz-Gymnasium der Stadt Erfurt.


Erfurt: Schulen digital ausgestattet

[12.12.2024] 
Die Stadt Erfurt hat die Digitalisierung an 26 Schulen verbessert. Im Zuge des DigitalPakts Schule wurden insgesamt zwölf Millionen Euro verbaut und dabei Fördermittel in Höhe von 11,7 Millionen Euro genutzt. mehr...

Hände tippen auf Computer-Keyboard (leicht unscharf), davor gerenderter Kopfumriss aus helltürkisen Punkten und Linien

Studie: KI im Schulleitungsalltag

[10.12.2024] In welchen Bereichen des Schulmanagements kommt Künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz und welche Gründe halten Schulleitungen und Schulträger davon ab, KI-Tools zu nutzen? Das hat das Unternehmen Wolters Kluwer in seiner „Zukunftsstudie Schulmanagement 2024 – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ untersucht. mehr...

Ilustration: Lehrer steht mit Kindern in einem Klassenzimmer/Schule

Nordrhein-Westfalen: Leistungsscreening an Grundschulen erprobt

[05.12.2024] Nordrhein-Westfalen erprobt ein digitales Screening-Tool an rund 130 Grundschulen. Das digitale Tool erfasst insbesondere die sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler systematisch und soll ermitteln, an welchen Stellen die Kinder Unterstützungsbedarf haben. mehr...

In einem Schrank untergebrachte Netzwerktechnik.

Bochum: DigitalPakt Schule erfolgreich ausgeschöpft

[02.12.2024] In Bochum wurden die Projekte des DigitalPakts Schule erfolgreich abgeschlossen. Die Stadt konnte die bereitgestellten Fördermittel vollständig investieren und die Bildungseinrichtungen einheitlich mit moderner IT-Infrastruktur ausstatten. mehr...

Bitkom-Studie: KI-Einsatz an Schulen nimmt zu

[28.11.2024] Rund die Hälfte der Lehrkräfte in Deutschland hat Künstliche Intelligenz (KI) bereits für den Unterricht genutzt, zeigt eine neue Bitkom-Studie. Viele Lehrkräfte wünschen sich jedoch mehr Fortbildungen und fordern eine schnelle Umsetzung des Digitalpakts 2.0. mehr...

Schüler mit Laptop und Tablet im Klassenzimmer hören Lehrer zu

Baden-Württemberg: KI-Zentrum Schule gegründet

[23.10.2024] Das neue KI-Zentrum Schule des Landes Baden-Württemberg soll Schulen dabei unterstützen, Künstliche Intelligenz lernförderlich nutzbar zu machen. Angesiedelt ist es im Heilbronner Innovationspark Künstliche Intelligenz. mehr...