Donnerstag, 5. Dezember 2024

BenchmarkFortschritt als Maßstab

[31.07.2012] Hamburg belegt im Rahmen des IDC Smart Cities Benchmark den ersten Platz und ist damit die smarteste Stadt Deutschlands. Bundesweit gibt es allerdings noch viel Luft nach oben.
Hamburg gilt als sehr zukunftsorientiert.

Hamburg gilt als sehr zukunftsorientiert.

(Bildquelle: MEV Verlag)

Weltweit lebt heute bereits jeder zweite Mensch in einer Stadt. Nach Angaben des United Nations Department of Economic and Social Affairs wird der Anteil der Stadtbevölkerung in Westeuropa bis 2020 sogar auf 80 Prozent steigen. Die daraus resultierenden Herausforderungen sind vielfältig: Kommunen müssen auf die Auswirkungen des Bevölkerungsanstiegs in den Bereichen Mobilität, öffentliche Infrastruktur und Dienstleistungen reagieren, Bürger zu einer besseren Nutzung von Strom und Wasser anregen, den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und die Effizienz interner Verwaltungsabläufe steigern. Vor diesem Hintergrund entstand der Grundgedanke der Smart City, der sich mit der Entwicklung zu einer intelligenten und zukunftsorientierten Stadt auseinandersetzt. Standen in den 1990er-Jahren die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Verringerung von Emissionen im Vordergrund des Smart-City-Konzepts, wurde es in jüngerer Vergangenheit eng mit der Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verknüpft, die in unterschiedliche Bereiche einer Kommune Einzug halten, so beispielsweise im Verkehrsbereich, bei Energiethemen, im Gebäude-Management, bei Bürgerservices oder in der städtischen Verwaltung.

Die smarteste Stadt Deutschlands

Im Rahmen des IDC Smart Cities Benchmark wurden die 52 größten Städte Deutschlands mit mehr als 150.000 Einwohnern vor dem Hintergrund des Idealbilds einer Smart City untersucht. Um die Städte hinsichtlich ihrer Smartness zu beurteilen, entwickelte IDC ein Modell, dass sich in die zwei Bereiche Enabling Forces und Smartness Dimensions untergliedert. Dabei stellen die Enabling Forces grundlegende Charakteristiken einer Kommune dar und können als Strukturfaktoren einer Stadt angesehen werden. Sie bilden die Basis für die Smartness Dimensions und können die Transformation einer Stadt zu einer Smart City beschleunigen oder bremsen. Die Felder Verwaltung, Gebäude, Mobilität, Dienstleistungen sowie Energie und Umwelt sind Gestaltungsbereiche, welche die künftige Entwicklung von Städten maßgeblich prägen werden. Sie sind daher die Kernbestandteile des Smart-City-Modells und spiegeln sich in den fünf Smartness Dimensions Smart Government, Smart Buildings, Smart Mobility, Smart Energy & Environment und Smart Services wider. Im Rahmen des Smart-Government-Faktors wurden beispielsweise Aspekte wie die stärkere Einbindung von Bürgern über das Internet, Open Data, die Förderung von nachhaltigem Verhalten der Bürger oder das Angebot von E-Services untersucht. So nutzten nach Angaben des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) bislang lediglich 37 Prozent der Bürger zwischen 16 und 74 Jahren in Deutschland das Internet für die Interaktion mit den Behörden.

Hamburg siegt mit deutlichem Abstand

Zur Beurteilung der Städte wurden insgesamt 65 Indikatoren herangezogen, deren Ergebnisse schließlich in das Ranking des IDC Smart Cities Benchmark mündeten. Die einbezogenen Informationen wurden zwischen Januar und April 2012 erhoben und stammen unter anderem aus öffentlich verfügbaren statistischen Quellen, insbesondere des Statistischen Bundesamts und der Statistischen Landesämter, städtischen Web-Seiten und Ratsinformationssystemen. Die Untersuchung hat ergeben, dass die Freie und Hansestadt Hamburg die smarteste Stadt Deutschlands ist, womit sie sich den ersten Platz im IDC Smart Cities Benchmark 2012 sichern konnte. Hamburg hat sich aufgrund eines hervorragenden Ergebnisses in den verschiedenen Smartness Dimensions mit eindeutigem Abstand gegenüber den anderen Kommunen durchgesetzt und dabei als einzige der 52 Städte in jeder Kategorie eine Platzierung unter den Top 10 erzielt – dies spricht für den ganzheitlichen Ansatz, der dort verfolgt wird. Highlights in den Smartness Dimensions stellen beispielsweise die umfangreiche Hamburg App, die Möglichkeit zur Nutzung des Handytickets im Hamburger Verkehrsverbund oder das Smart-Meter-Pilotprojekt in der Hamburger Hafencity dar. Auch der 100-prozentige Anteil erneuerbarer Energien an der Stromlieferung des städtischen Versorgungsunternehmens Hamburg Energie und das umfassende Tourismusportal sind hervorzuheben.

Das Gesamtergebnis im Überblick

Die Ränge zwei bis vier der Vergleichsstudie liegen eng beieinander und werden von den Städten Frankfurt am Main, München und Berlin belegt. Düsseldorf konnte sich gegenüber Köln aufgrund des besseren Ergebnisses bei den Enabling Forces den fünften Platz sichern. Bremen, Stuttgart, Nürnberg und Karlsruhe machen die weiteren Plätze unter sich aus.
Elf Städte bilden die Gruppe der Herausforderer. Sie haben sowohl in den Smartness Dimensions als auch bei den Enabling Forces überdurchschnittlich gut abgeschnitten, konnten aber in beiden Bereichen nicht herausragen. Als Beispiele können Bonn und Münster angeführt werden. Sie sind gut positioniert im Hinblick auf die Enabling Forces und könnten durch entsprechende Initiativen in den Smartness Dimensions in die Top 10 vorstoßen. Das Mittelfeld der untersuchten Städte ist in der Kategorie „Handelnde“ zusammengefasst. Ihr Gesamtergebnis bewegt sich um den Mittelwert der 52 Städte. Diese Kommunen engagieren sich in den untersuchten Feldern des Smart-City-Modells, stechen aber nicht durch eine konsequente Umsetzung von Aktivitäten hervor. Die Nachzügler bilden die letzte Gruppe des Rankings. Sie haben im Smart-City-Modell am schlechtesten abgeschnitten und es bislang versäumt, smarte Initiativen einzuführen und Maßnahmen im Hinblick auf eine nachhaltige und intelligente Stadtentwicklung umzusetzen.
Insgesamt ist festzustellen, dass sowohl in den fünf Smartness Dimensions als auch beim Gesamtergebnis Luft nach oben besteht. Der Maximalwert wurde keiner Stadt in einem Bereich zuteil. Gleiches gilt für Städte der untersten Kategorie. Es gibt keine Totalverweigerer. Auch bei den Nachzüglern konnte ein gewisses Maß an smarten Maßnahmen in den untersuchten Kategorien aufgezeigt werden – auch wenn das Verbesserungspotenzial bei ihnen am größten ist.

Kein smartes Patentrezept für die Teilnehmer

Die Untersuchung hat abschließend gezeigt, dass sich jede Stadt in einem individuellen Entwicklungsstadium im Hinblick auf das Smart-City-Konzept befindet, was auch in den einzelnen Dimensionen deutlich wird. Ein allgemeiner „One Size Fits All“-Ansatz zur Transformation einer Stadt zur Smart City ist daher nicht erfolgsversprechend. Vielmehr sollte jede Kommune von ihren individuellen Gegebenheiten ausgehend eine langfristige und ganzheitliche Vision entwickeln und diese mit einem Handlungsplan hinterlegen. Der Weg zur Smart City wird ein holpriger sein, den es jedoch im Hinblick auf die bestehenden Herausforderungen zu beschreiten gilt.

Mark Alexander Schulte ist Consultant und Projektleiter bei der IDC Central Europe GmbH, Frankfurt am Main.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...

Frau in blauem Pulli mit Handy in der Hand vor orangenem, darüber die Aufschrift: "Mach's jetzt online". Hintergrund

Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste

[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation

[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...

Zweistöckiges Gebäude aus rotem Backstein mit Dachgauben, davor ein Parkplatz mit wenigen Autos und spärlicher Bepflanzung.

Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital

[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...

Aktuelle Temperaturverteilung in Frankfurt (Tag und Nacht)

Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform

[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...

Illustration, Strickzeichnung schwarz auf weißem Grund mit vereinzelten farbigen Akzenten: Darstellung von Menschen, die sich vernetzen

NExT-Studie: Networking als Ressource

[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...

Ansicht eines typisch westfälischen Fachwerkhauses von der Giebelseite, im Vordergrund Rasen.

Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken

[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...

Roundtable gezeichnet
bericht

Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...

Ein Straßenschild mit dem Zusatz "Hochwasser" steht vor einer Wasserfläche im Abendlicht.

Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche

[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...