Freitag, 29. November 2024

KitalösungenFreiräume geschaffen

[29.11.2024] Die Stadt Nürnberg arbeitet seit rund einem Jahr mit dem Fachverfahren adebisKITA. Über Schnittstellen zum Kitaportal und zur Software SAP HCM können insbesondere die Kita­leitungen entlastet werden; und das manuelle Erfassen von Daten ist obsolet geworden.
Ein Kind spielt mit Bauklötzen auf dem Boden.

Das neue Kita-Fachverfahren der Stadt Nürnberg entlastet Kita-Leitungen bei der Datenerfassung und -übermittlung.

(Bildquelle: miloszg/123rf.com)

In den circa 130 städtischen Kitas der Stadt Nürnberg mit ihren mehr als 530.000 Einwohnenden betreuen rund 1.900 Mitarbeitende über 10.000 Kinder. Die vorhandenen Verwaltungssysteme waren jedoch veraltet und nicht miteinander vernetzt. Daten der Kinder oder des Kitapersonals mussten in mehr als vier Systemen manuell erfasst werden. Weitere Verwaltungseinheiten sind auf genau diese Daten angewiesen, um zum Beispiel die Gebührenerhebung und -verwaltung, die Dienstplanung oder Zuarbeiten für die Kitas zu erbringen. Fehler in der Datenpflege der verschiedenen Systeme führten zu Ungenauigkeiten in der Datenlage, die aufwendig behoben werden mussten.

Von Mitte 2021 bis März 2023 hat Nürnberg daher einen erfolgreichen Marathon zur Einführung eines neuen Fachverfahrens geleistet. Eine fachliche Projektgruppe mit Mitarbeitenden aus Kitapersonal, Einrichtungsleitungen, Abteilungsleitung, Querschnittsverwaltung IT, Personal und Finanzen leistete die wichtigen Schritte von der Anforderungsdefinition über die Markterkundung bis hin zur europaweiten Ausschreibung des neuen Verfahrens. Im September 2022 wurde der Zuschlag an die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) mit dem Fachverfahren adebis­KITA erteilt und die Projektgruppe entsprechend erweitert.

Erst Prozessoptimierung, dann Realisierung

Die Stadt folgt seit Jahren konsequent ihrer Digitalisierungsstrategie, die da lautet: Prozessoptimierung vor Realisierung. Kundensicht statt Verwaltungssicht. Daher wurden bereits bei der Anforderungsdefinition für die neue Kitasoftware gelebte Prozesse hinterfragt: Können Abläufe für Kitas, Eltern, Kinder und Mitarbeitende aufgegeben, angepasst oder verbessert werden? Sind die neuen Prozesse medienbruchfrei, weitgehend automatisiert, aber auch selbsterklärend und intuitiv nutzbar? Woher kommen die Daten, wer ist für sie verantwortlich und welches ist das „führende System“ zur Datenhaltung und -pflege? Wie gelingt es, Doppel- oder Mehrfacheingaben künftig zu vermeiden? In Summe mussten diverse beteiligte Systeme und Stellen sinnvoll verbunden werden.

Die Stammdaten der Kitas wurden und werden auch künftig direkt im Jugendamt erfasst und gepflegt – nun allerdings von den jeweils zuständigen Abteilungsleitungen direkt in adebisKITA, die Änderungen veranlassen oder zur Kenntnis erhalten. Daten der Kinder und Eltern werden weiterhin direkt bei der Anmeldung im Kitaportal der Firma netgo erfasst. Über das gemeinsame Portal für alle Kindertageseinrichtungen in Nürnberg können Eltern von der Suche eines Kitaplatzes bis zur Anmeldung alles online erledigen. Die bereits bestehende bidirektionale Schnittstelle ermöglicht den Datenaustausch mit adebisKITA, das als führendes System fungiert. Änderungen an Daten werden von dort an das Kitaportal zurückgespielt, was Kitaleitungen von der Pflege entlastet.

Automatisierte Meldung an Aufsichtsbehörden

Personaldaten der Kitas werden in Nürnberg in der Software SAP HCM erfasst und gepflegt. Erstmalig hat die IT der Stadt Nürnberg nun eine Schnittstelle von SAP zum Fachverfahren adebisKITA programmiert und übermittelt die Personaldaten per UC4-Job. Damit ist jetzt eine automatisierte Meldung an die Aufsichtsbehörde der Regierung von Mittelfranken möglich.

Gesetzlich vorgeschrieben ist die Meldung aller Kinder und Mitarbeitenden einer Kita mit Buchungs- und Arbeitszeiten sowie Abwesenheiten im onlinegestützten Abrechnungs- und Auswerteverfahren KiBiG.web des Freistaats Bayern. Hieraus errechnet sich ein Förderanspruch, der zu den Haupteinnahmequellen einer Kita gehört. Bisher musste dies für jedes Kind und jeden Mitarbeitenden manuell eingepflegt werden. Durch die zentrale Pflege aller Daten in adebisKITA reicht nun ein monatlicher Export an KiGiG.web zur Erfüllung dieser Anforderung. Die Kitaleitungen sind somit auch von dieser Aufgabe vollständig entlastet.

Auch die Zulieferung für die jährliche Statistik der Kinder- und Jugendhilfe an das Landesamt für Statistik brachte bisher – trotz nahezu identischer Daten – hohe manuelle Aufwände für die Änderung der Erfassungsform mit sich. Dank der im neuen Fachverfahren bereits vorhandenen Schnittstelle reicht nun ein Export, womit eine weitere Aufgabe für die Kitaleitungen entfällt.

Organisationsbezogene Einführung

Bei der Einführung von adebisKITA hat sich Nürnberg für ein organisationsbezogenes Vorgehen entschieden. Die Pilotabteilung mit 18 Einrichtungen identifizierte Fehler in den Abläufen und leistete wertvolle Vorarbeiten. Zeitgleich wurden die Daten erfasst und eingelesen sowie die Schnittstellen – etwa die zu SAP – programmiert und getestet. Die Einrichtungen erhielten Arbeitspakete wie „Ergänzungen im Datenbestand“ oder „Plausibilitätsprüfung“, deren Vollzug und Erledigung dokumentiert wurden. Parallel dazu wurden die entsprechenden Mitarbeitenden geschult. Erst nachdem die Kitas die jeweiligen Schritte vollzogen hatten, wurde der Programmzugang eröffnet.

Die Schulungsphase stellte eine besondere Herausforderung dar. Um den dauerhaften und fehlerfreien Betrieb zu gewährleisten, wurden mindestens eine Einrichtungsleitung und eine Stellvertretung geschult, in größeren Einrichtungen auch mehrere Stellvertretungen. Hinzu kamen die zentralen Bereiche des Overheads und der Querschnittsverwaltung. Rund 300 Personen mussten in einem engen Zeitraum von drei bis vier Monaten geschult werden. Allein aufgrund fehlender Kapazitäten an EDV-Schulungsräumen konnte dies nur online funktionieren. 

Keine manuelle Datenerfassung mehr

Im Sommer 2023 waren dann alle Daten von Kindern, Mitarbeitenden, Buchungszeiten, Gebühren und vieles mehr erfasst und zum 1. September 2023 startete das neue Betriebsjahr erstmals über adebisKITA. Seither werden in Nürnberg keine manuellen Datenerfassungen mehr durchgeführt. 

Das zentrale Fachverfahren, das über bereits vorhandene oder neu geschaffene Schnittstellen zur zentralen Datendrehscheibe wurde, entlastet die Kolleginnen und Kollegen seitdem erheblich. Die Erfahrungen nach der Einführung zeigen, dass – je nach Einrichtungsgröße –  von allen Beteiligten etwa fünf bis 35 Stunden pro Monat eingespart werden können. Vor allem die Kitaleitungen sind von zahlreichen Aufgaben entlastet und können sich den wichtigen pädagogischen Aufgaben widmen.

Silke Gropp und Harald Bruckner sind im Jugendamt der Stadt Nürnberg tätig.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren
Illustration: Drei Personen sitzen auf Stühlen wartend vor einer mutmaßlichen Bürotür.

Schwerin: Wohnsitz online anmelden möglich

[29.11.2024] In Schwerin können Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz ab sofort digital anmelden. Mit der Elektronischen Wohnsitzanmeldung (eWA) entfällt der Behördengang. Der Service wurde nach dem EfA-Prinzip entwickelt und wird von immer mehr Kommunen nachgenutzt. mehr...

ITEBO: Virtuelles Bauamt rege genutzt

[28.11.2024] Mehr als 250.000 elektronische Baugenehmigungen sind in den vergangenen Jahren über das virtuelle Bauamt ITeBAU von Anbieter ITEBO abgewickelt worden. In diesem Jahr wurde die Integration der Standards XBau 2.3.1 und XTA2 für die Bauaufsichtsbehörden umgesetzt. mehr...

Kreis Saarlouis: Minister informiert sich über digitalen Bauantrag

[27.11.2024] Im Saarland ist der Digitale Bauantrag Anfang Juli in den Silent-Go-live-Betrieb gestartet. Nun hat sich Digitalminister Jürgen Barke im pilotierenden Landkreis Saarlouis über den Projektfortschritt informiert. mehr...

Gruppenfoto das (v.l.) Bürgermeister Tobias Handtke, Miriam Rathmann, Tim Beckmann, Stefan Pahmeier (per Videokonferenz auf einem Bildschirm zugeschaltet), Steffen Matthees, Jan Behrenbruch und Partho Banerjea zeigt.
bericht

Neu Wulmstorf: Kundenorientiertes Meldewesen

[22.11.2024] Um den Bürgerservice im Meldewesen kundenorientierter zu gestalten, setzt Neu Wulmstorf eine Software zur Terminverwaltung, -buchung und Besucherlenkung ein. Ein per Schnittstelle integriertes Selbsterfassungssystem für Passfoto und Unterschrift steht ebenfalls zur Verfügung. mehr...

Foto von Philipp Martin und Juliane Schmeling vom Fraunhofer FOKUS sowie Nadja Scholz und Marie-Theres Mayer bei der Präsentation von SoFinData.

Berlin: SoFinData im Probe-Echtbetrieb

[18.11.2024] Mit SoFinData steht in Berlin eine neuartige landesweite Planungs- und Steuerungsgrundlage für die Sozial- und Finanzplanung zur Verfügung. Die vorrangig auf Open-Source-Lösungen basierende Plattform ist seit November im Probe-Echtbetrieb. mehr...

Ein deutscher Reisepass, das deutsche Grundgesetzbuch und eine Deutschlandflagge liegen auf einer marmorierten Unterlage.

Essen: Einbürgerungsbehörde startet E-Verfahren

[14.11.2024] Die Einbürgerungsbehörde der Stadtverwaltung Essen stellt auf ein digitalisiertes Antragsverfahren um. Das Verfahren soll so von bislang 1,5 Jahren auf vier Monate verkürzt werden. mehr...

NRW: Die digitale Baugenehmigung startet

[13.11.2024] Die Stadt und der Kreis Borken sowie der Märkische Kreis haben jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen Prosoz Herten den vollständig digitalen Baugenehmigungsprozess eingeführt. Das neue System soll den Weg für eine landesweite Digitalisierung im Bauwesen in Nordrhein-Westfalen ebnen. mehr...

v.l.: Peter Nonn, techn. Projektleiter ekom21; Benjamin Müller, Produktverantwortlicher ekom21; Simon Sauerbier, Projektverantwortlicher ekom21; Staatsminister Kaweh Mansoori; Lukas Wirz, HMWVW; Dennis Miller, Geschäftsfeldleiter Bauen und Umwelt Prosoz

Rheingau-Taunus-Kreis: Pilot für digitale Baugenehmigung

[07.11.2024] Nach erfolgreicher Testphase bietet der Rheingau-Taunus-Kreis nun als Pilotkommune den digitalen Bauantrag über das Bauportal Hessen an. Das digitale Verfahren soll zum Standard im Land werden. mehr...

Vier lachende Personen stehen nebeneinander auf einer Kopfsteinpflasterfläche und zerreißen Formulare.

Baindt: Digitaler Gewerbesteuerbescheid kommt

[06.11.2024] Die Gemeinde Baindt übermittelt als erste Kommune in Baden-Württemberg digitale Gewerbesteuerbescheide. Der neue Prozess spart Zeit und Kosten für Verwaltung und Unternehmen und markiert einen Fortschritt in der OZG-Umsetzung. mehr...

Bräutigam steckt der Braut den Ehering an den Finger.

Nürnberg: Digital vorbereiten mit dem Traukalender

[06.11.2024] Ein digitaler Traukalender unterstützt in der Stadt Nürnberg jetzt bei wichtigen Schritten rund um das Thema Heiraten. Begleitet wird der Service von einem Video, mehreren Onlinediensten und einem neuen Internetauftritt. mehr...

Herdecke: Kitaportal im Eilverfahren realisiert

[06.11.2024] Die Stadt Herdecke setzt auf ein modernes Kitaportal von Anbieter Nolis und hat dieses im Eiltempo realisiert: Zwischen Beauftragung und Freischaltung lagen nur acht Wochen. mehr...

Kreis Heilbronn/Karlsruhe: Bauanträge bald nur noch digital

[01.11.2024] Bauanträge können beim Landratsamt Heilbronn ab dem kommenden Jahr nur noch in digitaler Form eingereicht werden. Auch die Stadt Karlsruhe stellt ab Januar auf den digitalen Bauantrag um mehr...

Fachveranstaltung: Ende-zu-Ende-Digitalisierung in der Praxis

[31.10.2024] Am 19. November 2024 stellen das Innenministerium Baden-Württemberg und die Sächsische Staatskanzlei auf der Fachveranstaltung „Vom OZG-Hub bis ins Fachverfahren – Ende-zu-Ende-Digitalisierung in der Praxis“ in Berlin neue Praxislösungen für die vollständige Digitalisierung kommunaler Antragsprozesse vor. mehr...

Draufsicht auf einen Laptop, den sich eine auf einem Sofa sitzende Person auf die Oberschenkel gestellt hat. Man sieht die Hände der Person, die etwas eintippt.

Bayern: eWA-Pilotprojekt abgeschlossen

[29.10.2024] Erfolgreich haben München, Nürnberg und Augsburg die elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA) für Bayern pilotiert. Das Verfahren wird nun flächendeckend im Freistaat eingeführt. mehr...