LeipzigFührerscheinumtausch digital vereinfachen
Was für die Bürger nur ein verwaltungstechnischer Umtausch ist, bedeutet für die Mitarbeiter der Fahrerlaubnisbehörden sehr viel Arbeit: Alle Führerscheine, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, müssen umgetauscht werden. Denn mit der so genannten Dritten EU-Führerscheinrichtlinie sollen die derzeit über 100 existierenden Führerscheinarten in der EU vereinheitlicht werden. Die neuen, fälschungssicheren Dokumente sind darüber hinaus nur noch 15 Jahre gültig. In Deutschland werden in einem ersten Schritt, gestaffelt nach Geburtsjahr der Besitzer, von 2022 bis 2025 zunächst die rund 15 Millionen noch vorhandenen Papierdokumente aus dem Verkehr gezogen. Um die gesetzlichen Anforderungen umzusetzen, fallen in den Fahrerlaubnisbehörden in enger zeitlicher Taktung zusätzlich zum Tagesgeschäft dabei sehr viele manuelle Prozesse an. So muss jede einzelne Fahrerlaubnis mit der Karteikarte abgeglichen werden, die von der ausstellenden Behörde angelegt wurde. Allein in Leipzig in Sachsen sind circa 330.000 dieser Karteikarten archiviert, teilt der kommunale IT-Dienstleister Lecos mit. Dieser sucht laut eigener Angabe gemeinsam mit dem Prozessdienstleister PS Team nach Wegen, den Aufwand mittels Digitalisierung zu verringern. Dazu habe die Stadt Leipzig im vergangenen Jahr gemeinsam mit ihren Partnern einen Prototyp entwickelt und die Testphase erfolgreich beendet. Nun soll der Prototyp produktiv umgesetzt werden, um mit einer dem Fachverfahren vorgelagerten Software Personal- und Kostenaufwände zu reduzieren.
Die Scan-Strecke von Lecos verantworte das Scannen der Karteikarten. Anschließend würden die Scans in die PS-Team-Systeme übernommen, wobei Mitarbeiter der Fahrerlaubnisbehörde die Daten erfassen. Anschließend sollen die Daten aufbereitet und auf die neuen Fahrerlaubnisklassen umgestellt werden. Dies alles geschehe zeitlich unabhängig vom Umtausch der Führerscheine anhand einer von der Anwendung stringent vorgegebenen Prozesskette. Nach der Verifikation der Daten stünden sie, per Schnittstelle übermittelt, dem Sachbearbeiter im Fachverfahren zur Verfügung. Auch andere Fahrerlaubnisbehörden könnten über Schnittstellen auf die Daten zugreifen und für Personen, die ihre Fahrerlaubnis in Leipzig gemacht haben, an Ort und Stelle den neuen Führerscheinantrag erstellen. „Der von uns beschrittene Weg könnte durchaus Schule machen“, meint Claudia Hille, Leiterin der Abteilung Kfz-Zulassungs-, Fahrerlaubnis-, Melde- und Passbehörde bei der Stadt Leipzig. „Denn alle Städte und Gemeinden stehen vor derselben Herausforderung. Indem sie den Prozess digitalisieren, verringern sie den Aufwand – für die Fachabteilungen und für die Bürger.“ Sowohl die Software als auch der dahinterliegende Prozess lassen sich ohne großen Projektaufwand in weiteren Behörden implementieren, informiert Lecos.
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