Dienstag, 12. November 2024

E-AkteFundament, keine Fleißarbeit

[31.05.2019] Die elektronische Akte ermöglicht es, ganz unterschiedliche Prozesse und Vorgänge einheitlich auf digitaler Basis umzusetzen. Adriaan van Haeften vom Unternehmen CC e-gov stellt ein Konzept zur Einführung der E-Akte in der Kommunalverwaltung vor.
Adriaan van Haeften

Adriaan van Haeften

(Bildquelle: Matthias Wagner Fotografie)

Herr van Haeften, die Verwaltungsdigitalisierung ist fester Bestandteil kommunaler To-do-Listen. Was sollte Ihrer Meinung nach im Bereich E-Akte mittelfristig in allen Kommunen erreicht werden?

In der Zeitschrift Journal of Public Administration Research and Theory wurde bereits im Jahr 2006 ein Artikel unter der Überschrift „New Public Management Is Dead – Long Live Digital-Era Governance“ veröffentlicht. Der Titel zeigt sehr schön, dass die Digitalisierung kein Standard-IT-Projekt ist, sondern eine einheitliche und große Veränderung der Organisation und der Prozesse. Die Digitalisierung ist schon seit vielen Jahren im Gange. Waren die Akten vor 50 Jahren komplett papierbasiert, sind sie das heute längst nicht mehr – auch ohne E-Akte. Im E-Mail-Programm, auf einem Netzlaufwerk, in einem Online-Portal oder in unterschiedlichen Fachverfahren liegen derzeit viele Teile einer Akte. Die Papierakte allerdings ist dann häufig doch nicht so vollständig, wie gewünscht. Um die Vorteile der Digitalisierung sinnvoll zu nutzen, ist ein Dokumenten-Management- oder Enterprise-Content-Management-System (DMS/ECM) Voraussetzung. Nur mit einer ganzheitlichen Organisationsstrategie in einem System ist es möglich, eine vollständige E-Akte zu führen und die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen.

Wie können die Kommunen solch ein Projekt am besten angehen?

Es gibt grundsätzlich zwei Herangehensweisen, die E-Akte einzuführen: prozessbasiert oder aktenbasiert. Meiner Meinung nach ist letzteres am sinnvollsten. Begonnen wird hier mit der Festlegung einer sachbezogenen Aktenstruktur. Diese kann beliebig gestaltet werden. Anstelle der in der kommunalen Praxis oft wenig geliebten Aktenpläne kann es eine gute Idee sein, in der doppisch geführten Verwaltung die Aktenorganisation anhand des Produktplans festzulegen. Auf Basis der E-Akten kann dann sofort mit der Schriftgutverwaltung begonnen werden. Zwingend erforderlich sind gut handhabbare Integra­tionsmodule der E-Akte in vorhandene Office-Suites und Groupware- beziehungsweise E-Mail-Systeme. Anschließend können die Prozesse auf Basis dieser Akten umgesetzt werden. Somit werden keine Prozesse gebaut, die am Ende doch wieder von Medienbrüchen geprägt sind. Um ein Beispiel zu nennen: Was nutzt ein Bewerberportal, wenn die Bewerbungsunterlagen am Ende ausgedruckt und von Hand in die Akten gelegt werden müssen?

Wie funktioniert die Fachverfahrensanbindung?

Praktisch jeder digitalisierte Prozess in der Verwaltung wird mit einer E-Akte unterstützt. Ob digitale Rechnungsverarbeitung, Vertrags- oder Bewerber-Management, Mitzeichnungs- und Freigabeprozesse – alles kann mit oder in einem DMS beziehungsweise ECM-System umgesetzt werden. Eine wichtige Frage ist dabei, wie das Zusammenspiel der vorhandenen Fachverfahren mit der E-Akte geregelt ist. Derzeit steht oft die Anbindung an das jeweilige Finanzverfahren im Vordergrund – die E-Rechnungsverordnung lässt grüßen. Auf lange Sicht sind aber sämtliche in der Verwaltung eingesetzten Fachverfahren zu betrachten.

Welche Vorteile bringt die Anbindung?

Neben der medienbruchfreien Bearbeitung hat die aktenbasierte Vorgehensweise einen weiteren großen Pluspunkt: Die Mitarbeiter kennen bei der Einführung digitalisierter Prozesse bereits das System für die Ablage, die Akten sind an der gleichen Stelle zu finden, die Einarbeitung ist damit viel leichter. Wir bieten unseren Kunden deshalb schon seit Jahren kostenlos unsere API- und Webservice-Schnittstellen an. Diese stellen wir auch anderen Fachverfahrensherstellern zur Verfügung, damit diese ohne Partnergebühren oder Lizenzkosten direkt auf CC DMS programmieren können. Somit kann jeder Software-Entwickler die Dokumente einfach in eine E-Akte speichern. Auch die speziell für andere Software programmierten Schnittstellen bieten wir kostenlos an. Unsere Philosophie ist: eine E-Akte für alle Dokumente. Am Ende gelingt die Digitalisierung nur, wenn Systeme verknüpft sind.

„Praktisch jeder digitalisierte Prozess wird mit einer E-Akte unterstützt.“
Sie sprachen vorhin von einer großen Veränderung in der Organisation – wie können die Anwender hiervon überzeugt werden?

Die Digitalisierung bringt große Vorteile, aber auch Aufwand mit sich. Da die gesamte Verwaltung umgestellt wird, müssen alle Mitarbeiter eingebunden werden. Das bedeutet, dass ein E-Aktensystem gebraucht wird, das intuitiv bedienbar und benutzerfreundlich ist. Die Akte muss leicht verständlich und leicht auffindbar sein. Daher ist eine direkte Integration von E-Akte und MS Office sehr wichtig. Genau dort muss angesetzt werden, um alle Beschäftigten abholen zu können. In den vergangenen zehn Jahren haben wir in vielen Projekten eine Bewegung von reiner Ablage und Aktenverwaltung hin zur Vorgangsbearbeitung mit der E-Akte gesehen. Mit CC DMS wurde das auch schon in vielen Projekten verwaltungsweit umgesetzt. Das Nachfolgeprodukt CC ECM bildet die gesamte Geschäftslogik der von CC DMS bekannten E-Akten ab und erweitert diese an einigen Stellen – gerade auch für den Einsatz in sehr großen Verwaltungen.

Haben Sie noch einen Tipp für Verwaltungen, die sich mit diesem Thema beschäftigen?

Mein Tipp ist, einfach anzufangen. Jeder Mitarbeiter kennt die Aktenverwaltung. Wenn die Vorteile der E-Akte von Anfang an klar kommuniziert werden, ist eine sanfte Digitalisierung sehr gut möglich. Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass die E-Akte von den meisten Anwendern schnell akzeptiert wird.

Interview: Sara Ott




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Dokumenten-Management

d.velop: Beteiligung an optiGov

[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...

Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte

[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...

3D-Outlines eines Briefumschlages mit @-Zeichen, dargestellt vor einem blauen Hintergrund.

Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig

[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...

bericht

Bremerhaven: Ganz oder gar nicht

[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...

Barsbüttel beschleunigt die digitale Transformation.
bericht

Barsbüttel: Mit System zur E-Akte

[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...

Die E-Akte ist eine der drei strategischen Säulen der Verwaltungsdigitalisierung.
bericht

E-Akte: Mit Plattform vernetzt

[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...

Die Langzeitaufbewahrungslösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon wurde vom BSI nach TR-ESOR 1.3 zertifiziert.

procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager

[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...

Bremen: Posteingang wird digital erfasst

[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...

Bei der Hamburger Verwaltung eingehende Papierpost wird künftig digitalisiert.

Hamburg: Papierpost wird digital

[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...

Im Odenwald gehen vier Kommunen die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam an.

Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald

[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...

Akten der Stuttgarter Ausländerbehörde werden digitalisiert.

Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um

[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...

Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management

[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...

regisafe: Umfassendes Update

[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...

Die Integration generativer KI erweitert das Anwendungsspektrum einer intelligenten Such-Software.

Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet

[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...

Sagen der Arbeit im Aktenarchiv ade: Elena Taboada

Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage

[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...