SaarlandGemeinsame Infrastruktur
Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und der damalige saarländische Finanzminister Peter Jacoby haben im März dieses Jahres einen Kooperationsvertrag zur Nutzung von Glasfaserkabeln im Saarbrücker Stadtgebiet geschlossen. Dass sich die politischen Spitzen von Landeshauptstadt und Finanzministerium mit einem hochtechnischen Thema beschäftigten, liegt an der strategischen Bedeutung dieser Entscheidung. Land und Kommunen wollen im Saarland in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Der erste große Meilenstein war vor einigen Jahren die Gründung des Zweckverbands eGoSaar, an dem mittlerweile alle saarländischen Kommunen und Gebietskörperschaften beteiligt sind. In einem E-Government-Pakt haben Landesverwaltung und kommunale Seite den Schulterschluss vollzogen. Jetzt geht es in die Kooperation 2.0.
Wertbeitrag der IT steigern
Mit dem Projekt der IT-Neuausrichtung schlägt die saarländische Landesverwaltung einen konsequenten Konsolidierungskurs bei Software, Hardware und Infrastruktur ein. Mit mehr Zentralisierung und Standardisierung bei gleichzeitiger Einbindung der Fachbereiche und Ressorts soll der Wertbeitrag der IT in doppelter Hinsicht gesteigert werden. Zum einen werden durch die Konsolidierung Kostenersparnisse in allen Bereichen und damit ein Beitrag zur Haushaltssanierung erwartet, zum anderen sollen in den Ressorts durch die Zentralisierung von Aufgaben der allgemeinen Infrastruktur mehr Kapazitäten frei werden, um spezifische und wirkungsvolle E-Government-Anwendungen entwickeln und betreuen zu können. Online-Anwendungen, die sich positiv auf die Organisation der Verwaltung auswirken und damit langfristig Ressourcen einsparen helfen, und die dazu beitragen, die saarländische Landesverwaltung noch bürgernäher zu machen. Schon jetzt ist das Portal Bürgerdienste-SAAR hier führend. Dieses soll weiter ausgebaut werden.
Gläserne Vorarbeit schafft Vorteile
Bei gleichbleibendem IT-Personal ist die Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele jedoch nur möglich, wenn gewisse Aufgaben ausgelagert werden. Die IT-Neuausrichtung ist damit ein Change-Projekt für die gesamte Verwaltung. Damit die Ziele Zentralisierung, Integration und Standardisierung erreicht werden können, bedarf es einer Basisinfrastruktur, um die dezentralen Standorte zu verbinden: Bandbreite, Sicherheit und Verfügbarkeit sind hier die Themen. Damit rücken die Netze in den Fokus des Interesses. Hier hat die Landeshauptstadt Saarbrücken in der Vergangenheit durch ihren IT-Dienstleister, das Informations- und Kommunikationsinstitut Saarbrücken (IKS), zahlreiche Aktivitäten entwickelt und zum Beispiel im Zuge des Ausbaus der Saarbahn und bei anderen baulichen Gelegenheiten Glasfaserkabel in die Erde verlegt. Nutznießer war nicht nur die Landeshauptstadt mit ihren Behörden. Auch die Hochschulen des Landes profitierten von dem unterirdischen Lichtwellennetz, da sie in einem Verteilerring ihre Standorte anbinden konnten und somit höchste Performance erreichten. Die saarländischen Hochschulstandorte waren damit so etwas wie ein Pionier für die engere Zusammenarbeit mit der Landesverwaltung, die in diesem Jahr besiegelt wurde.
Stadt und Land kooperieren
Im Rahmen einer öffentlich-rechtlichen Kooperation stellt die Stadt der Landesverwaltung 40 Kilometer Hochgeschwindigkeitsdatenleitungen mit Übertragungsraten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde zur Verfügung. Damit können 31 Standorte von Polizei, Finanzamt, Justiz und weiteren Behörden aus dem hoheitlichen Umfeld des Landes noch schneller Daten mit dem zentralen Rechenzentrum des Landes, der ZDV Saar, austauschen. Der Vertrag wurde über die Dauer von zehn Jahren abgeschlossen. Das Land erstattet der Stadt die Kosten für Ausbauarbeiten, die für das Anbinden der Landeseinrichtungen notwendig sind, sowie für den Betrieb. Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt in der Kooperation zwischen Kommunen und Land, das in seiner E-Government-Strategie eine enge Zusammenarbeit mit Städten, Gemeinden und Kreisen festhält. IT-Infrastrukturen sollen künftig gemeinsam mit Städten und Gemeinden betrieben werden, um Kosten zu senken und die technische Basis für bürgernahe Online-Dienste zu legen. Die Vereinbarung mit der Landeshauptstadt ist dabei ein wichtiger Beitrag zum Investitionsschutz im IT-Bereich. Hier hat die öffentliche Hand in Form des „Stadtsäckls“ bereits investiert, das Land kann davon Teile nutzen. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz erklärte bei der Vertragsunterzeichnung: „Aus unserer Sicht ist diese Kooperation ein herausragendes Beispiel für verwaltungsübergreifende Zusammenarbeit, mit dem Ziel, spürbare Synergien im IT-Bereich zu schaffen.“
Die Nutzung der stadteigenen Glasfasern für den hoheitlichen Bereich der Landesverwaltung bildet eine strategische Grundlage für die zukünftige IT-Struktur des Saarlandes. Notwendig sind leistungsfähige Netze, um die Rechenkapazitäten in einem IT-Dienstleistungszentrum zu bündeln. Der Einsatz von Software-Systemen ist die Grundlage für eine effektive und kostengünstige Verwaltung. Ohne neue IT-Verfahren zur Verschlankung von Prozessen innerhalb der Verwaltung und den Einsatz des Internet für Behördenleistungen können weder die demografischen Herausforderungen gemeistert, noch die Haushalte saniert werden.
Anschluss für alle Kommunen
Doch das Saarland endet natürlich nicht an den Grenzen der Landeshauptstadt. Um den Rest des Landes abzudecken, wurde jetzt erstmals ein landesweites gemeinsames Datennetz ausgeschrieben. Es umfasst die Landesverwaltung einschließlich der Polizei sowie die Kommunen. Städte, Gemeinden und Landkreise haben in Zukunft die Option, sich an das Landesdatennetz anzuschließen, das vonseiten der Landesverwaltung über insgesamt 145 Standorte verfügt, wovon 73 außerhalb von Saarbrücken liegen. In enger Zusammenarbeit mit dem Zweckverband eGoSaar wurden alle kommunalen Standorte optional ausgeschrieben. In Zukunft wird grundsätzlich jede Stadt und jeder Landkreis seinen Anschluss an das eGo-Net über die Ausschreibung realisieren können. 56 zukünftige kommunale Standorte wurden bereits eingeplant. Ausgeschrieben wurden zwei Backbone Switches, die gemeinsam von der Polizei und dem IT-Dienstleister der Landesverwaltung, ZDV-Saar, betrieben werden. Die Verbindungen zu diesem Backbone verfügen über Bandbreiten von zwei Mbit/s bis hin zu einem Gbit/s. Es ist geplant, dass der gemeinsame Backbone mindestens drei voneinander getrennte Netze beinhalten soll (Landesdatennetz, Polizeinetz und kommunales Netz). Technisch ermöglicht der Backbone den Betrieb von beliebig vielen, logisch getrennten Netzen auf derselben Hardware.
Mit dem gemeinsamen Landesdatennetz und der Kooperation mit der Landeshauptstadt wird erstmals eine flächendeckende Infrastruktur für Land und Kommunen geschaffen und damit ein neues Kapitel in der IT des Saarlandes aufgeschlagen. Dieses Netz soll durch hohe Sicherheit und Performance auch den Anforderungen zukünftiger E-Government-Anwendungen Rechnung tragen.
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