Mittwoch, 5. Februar 2025

IT-InnovatorenGemischtes Doppel

[28.10.2011] Gemeinsam bestellen Theo Kratz und Wolfgang Berger das Feld der IT in der Stadt Bergheim. Die unterschiedlichen Temperamente der beiden Herren sind dabei ein idealer Nährboden für innovative Projekte mit Vorbildcharakter.
Theo Kratz und Wolfgang Berger.

Theo Kratz und Wolfgang Berger.

(Bildquelle: K21 media AG)

Theo Kratz und Wolfgang Berger sind ein eingespieltes Team. Seit 15 Jahren arbeiten der Bergheimer IT-Leiter und sein Chef nun schon zusammen. Kratz trennt Hypes von IT-Potenzialen und liefert die Innovationen. Berger trägt diese nach außen, seine Begeisterung für die Dinge, die ihm am Herzen liegen, wirkt ansteckend. Die beiden verbindet ihr Humor. Außerdem sind sie im gleichen Alter – Berger 49 und Kratz 52 – und kommen aus derselben Gegend. Berger: „Wir sind hier geboren, waren beide von Anfang an bei der Bergheimer Stadtverwaltung und haben dort Karriere gemacht.“
Als Leiter des Fachbereichs Personal, Organisation, Ordnung, Sport und Kultur unterstehen Wolfgang Berger insgesamt zehn Abteilungen. „IT macht bei mir von der beruflichen Inanspruchnahme nur 10 bis 15 Prozent aus, ist aber augenblicklich das spannendste und lebhafteste Thema, das ich zu begleiten habe und strahlt in alle anderen Bereiche aus.“ Er sei für das Thema leitend verantwortlich. Inhaltlich sei Theo Kratz in seiner Rolle als Abteilungsleiter IT zuständig. Dieser bezeichnet die Tatsache, dass der Fachbereichsleiter ein offenes Ohr für IT habe als Glücksfall und Voraussetzung dafür, überhaupt etwas entwickeln zu können.

Mut und Risikobereitschaft

Entscheidend für IT-Innovationen ist laut Berger auch, dass das Duo das Vertrauen der Beigeordneten und der Verwaltungsführung genießt. „Wir waren nie die höchsten Entscheidungsträger, aber man hat uns machen lassen. Und wir haben durchaus schon das eine oder andere Projekt durchgezogen, bei dem wir wussten: Wenn das schiefgeht, sitzt nächste Woche ein anderer auf unserem Stuhl.“ Es sei aber noch immer gutgegangen. Grund ist laut Berger neben der gewissenhaften Vorbereitung die Tatsache, dass sich die beiden hundertprozentig aufeinander verlassen können. Laut Kratz sind zudem eine gewisse Risikobereitschaft und der Mut, etwas Neues zu wagen, wichtig. Dafür müsse es nicht gleich zu Beginn perfekt sein. Im Ergebnis dann allerdings schon. Berger erläutert: „Das Motto der Verwaltungsspitze war immer: Wenn wir etwas Neues machen, dann muss es gut sein. Das hat mich geprägt. Wir geben uns nicht mit Mittelmaß zufrieden. Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig.“ Zweimal schon hat sich die Bergheimer IT einer Prüfung durch die Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen unterzogen und gleich beim ersten Mal einen hervorragenden Wert erzielt. Kratz führt nicht ohne Stolz aus: „Beim zweiten Mal haben wir die Spitzenposition bei der IT-Sicherheit unter den Kommunen unserer Größenordnung in NRW erreicht sowie Platz 2 bei der Wirtschaftlichkeit.“ Betrachte man die Vielzahl der Kommunen in Nordrhein-Westfalen, machten bereits diese nüchternen Zahlen zufrieden, meint der Bergheimer IT-Leiter. Sein Chef ergänzt: „Es wird nirgends angezweifelt, dass wir in der IT sehr gut aufgestellt sind und sicher und wirtschaftlich arbeiten. Die anderen sehen, was sich bei uns verändert hat und setzen zu Nachahmungen an.“ Als die Bergheimer mit dem Thema Standardisierung und Virtualisierung gestartet sind, gab es noch kein kommunales Vorbild. „Es gab auch niemanden, der uns unsere Verfahren bezahlbar virtualisieren konnte. Also haben wir unser eigenes Personal geschult. Nachdem die Anwendungen virtualisiert waren, konnte der Einsatz auf Thin Clients erfolgen“, so Berger.

Keine Server mehr im Keller

Für den IT-Leiter bedeutet das, dass er keine Server mehr im Keller hat. „Dadurch schlafe ich besser“, meint Kratz. Seine Aufgabe, IT wirtschaftlich an den Arbeitsplatz zu bringen, habe sich dadurch allerdings nicht verändert. „Das mache ich immer noch, aber eben auf eine andere Art und Weise.“ Nun müsse er stimmige Verträge mit dem Software-Lieferanten aushandeln. Berger führt aus: „Früher waren wir selbst für den IT-Betrieb verantwortlich. Diese Aufgabe übernimmt jetzt ein anderer für uns und wir kümmern uns stattdessen um die IT-Strategie.“ Wenn man mit strategischen Fragen befasst sei, gelte es, die richtige Leitentscheidung zu treffen und dabei könne man mehr falsch machen, als wenn man in einen PC eine falsche Festplatte oder Grafikkarte einbaue, meint Berger. Nun stellen sich Fragen der Organisation und der Durchsetzung der Veränderungsprozesse innerhalb der Verwaltung. Erfolgsentscheidend seien Information und Kommunikation – sowohl nach oben wie nach unten. „Theo Kratz übernimmt diese Aufgabe in der IT-Abteilung, ich gegenüber dem Verwaltungsvorstand, aber auch gegenüber den anderen Fachbereichen sowie in Gremien außerhalb der Stadt Bergheim. Hier sehe ich uns als gutes Doppel.“
Die Umsetzung des Cloud-Projekts war jedoch nicht ganz ungefährlich, meint Theo Kratz. Es hätte auch schiefgehen können. Umso erfreulicher war für ihn die Bestätigung von externer Stelle. Bei einer Podiumsdiskussion im Frühjahr in Düsseldorf konnte man von Citrix Deutschland vernehmen, dass die öffentliche Verwaltung mit diesem Projekt der Wirtschaft wohl einen halben Schritt voraus sei. Aus diesem Grund sind die Bergheimer momentan als Referenten sehr gefragt, obwohl das Thema Cloud Computing für sie schon längst abgehakt ist. Kratz beschäftigt sich bereits mit neuen Fragestellungen wie der Attraktivität der Arbeitsplätze. Hierbei sei beispielsweise zu berücksichtigen, dass Beschäftigte zunehmend auch von zu Hause oder von unterwegs aus mit jedem beliebigen Gerät arbeiten möchten. Dank der Thin Clients, die diese Philosophie unterstützen, sei Bergheim zwar gut aufgestellt. Das alleine werde jedoch in Zukunft nicht ausreichen. Als weitere Herausforderungen benennt Kratz den neuen Personalausweis, die Nationale E-Government-Strategie und die E-Government-Strategie der KGSt, an der Bergheim aktiv mitarbeitet.

Strategien zum Ausspannen

Dem Duo wird es also auch in Zukunft nicht langweilig werden und der Spaß wird ihnen mit Sicherheit auch nicht abhanden kommen. Der ist auch wichtig, meint Kratz, den neben der Entwicklung neuer Ideen seine Tätigkeit für IHK und DIHK sowie die Ausbildung von Systemelektronikern und Fachinformatikern im Haus begeistert. Er sagt: „Ich kenne keinen meiner Auszubildenden, der es nicht zu etwas gebracht hätte.“ Wenn Kratz nicht gerade an neuen IT-Lösungen für die Stadt Bergheim tüftelt, dann an seinem Bauernhof in einem 300-Seelen-Dorf in der Voreifel. „Ein toller Ausgleich zu meiner sonstigen Arbeit“, sagt Kratz und ergänzt: „Ich baue übrigens schon ewig an diesem Hof und habe täglich neue Ideen, was noch verbessert werden könnte. Ich weiß gar nicht, ob ich fertig werden möchte.“ Berger meint mit einem Lachen, dass nur die Fertigstellung des Kölner Doms länger brauchen werde als die des Bauernhofs seines Mitarbeiters. Eine weitere Leidenschaft von Kratz gehört der Musik. Vier Jahre lang hat er als Bassist in der Rathaus-Band gespielt. „Eine tolle Zeit, wir haben manchmal Tränen gelacht. Wenn es gar nicht anders ging, habe ich auch gesungen, das war aber eher eine Notlösung und kam vor allem dann vor, wenn unser Sänger bei den Proben verhindert war“, meint er selbstkritisch. Ein weiteres Hobby ist das Motorradfahren, wobei er nach eigener Aussage meist zu den Landschaftsguckern gehört. „Den Nürburgring überlasse ich gerne den anderen. Ich genieße die Landschaft und kann dabei sehr gut nachdenken. Bei einer solchen Fahrt habe ich auch unsere Private Cloud im Kopf geboren und skizziert“, sagt er schmunzelnd. Bei der IT geben Kratz und Berger jedoch Gas. Um dann wieder runterzuschalten, dient Wolfgang Berger der Sport. Nach 30 Jahren aktivem Fußballspiel hat er sich jetzt dem Golf verschrieben. „Wenn man einmal von Golf infiziert ist, kommt man nicht mehr davon los. Das ist wirklich zu einer Leidenschaft geworden.“ Ausspannen kann der zweifache Vater auch im Kreise seiner Familie, beim Kegeln und Reisen.

Alexandra Reiter




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Ein Mann tippt über seiner Laptoptastatur schwebende E-Mail-Icons an.
bericht

Leipzig: Erfolgsfaktor Kommunikation

[31.01.2025] Die Leipziger Stadtverwaltung hat ihr E-Mail-System von Lotus Notes auf Microsoft Exchange umgestellt und eine zentrale E-Mail-Archivierung eingeführt. Eine transparente Kommunikation hat das Gelingen des umfassenden Projekts gesichert. mehr...

Materna Virtual Solution: So verändert sich das mobile Arbeiten

[31.01.2025] Mit zunehmender technischer Entwicklung verlagert sich die Arbeit verstärkt auf mobile Geräte. Materna Virtual Solution identifiziert fünf Trends, die im Jahr 2025 maßgeblich das Arbeiten prägen werden – von KI und Datensouveränität bis hin zu Sicherheitslösungen und Mixed Reality. mehr...

Innenminister Michael Ebling (l.) und der Präsident der Universität Koblenz, Prof. Dr. Stefan Wehner, bei der Übergabe einer Urkunde.

Rheinland-Pfalz: Digitalisierung von Kulturerbe

[29.01.2025] Rheinland-Pfalz fördert die Digitalisierung des kulturellen Erbes: Mit rund 284.000 Euro unterstützt das Land das Projekt KuLaDig RLP bis 2026. Ziel ist es, Kommunen – insbesondere im ländlichen Raum – zu helfen, kulturelle Besonderheiten digital zu erfassen und multimedial aufzubereiten. mehr...

Panoramablick über Berlins Innenstadt, in der Mitte der Fernsehturm, im Hintergrund dramatische Wolken

Berlin: Start-ups und Verwaltung zusammenbringen

[27.01.2025] GovTech-Start-ups können die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung wirksam unterstützen. Die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung will dieses Potenzial noch besser nutzen und hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wie die Zusammenarbeit gelingt. mehr...

Gruppe von neun personen steht in einem gelb gestrichenen Raum, vor sich ein Transparent mit der mehrfarbigen Aufschrift "Digitaltag".

Landkreis Regensburg: Spitze bei Digitalisierung

[22.01.2025] Der Landkreis Regensburg zieht eine positive Bilanz zur bisherigen Verwaltungsdigitalisierung. In vielen Bereichen ist er ein Vorreiter in Bayern. Digitale Dienstleistungen werden stark genutzt, und KI sowie Prozessautomatisierung schaffen Ressourcen für besseren Bürgerservice. mehr...

Screenshot der Parkbest-App, die eine Parkscheibe auf dem Bildschirm eines Smartphones anzeigt. Ein zweiter Smartphonebildschirm zeigt eine Straßenkarte an, in die die aktuelle Position eines Fahrzeugs eingeblendet ist.

Limburg an der Lahn: Digitale Parkscheibe

[16.01.2025] In einem Pilotprojekt testet Limburg an der Lahn die Digitale Parkscheibe des Unternehmens Park Best. Interessierte können die Parkscheibe mit wenigen Klicks in einer App aktivieren, die auch die aktuelle Parksituation vor Ort anzeigt und die Nutzer an die Parkzeit erinnern kann. mehr...

porta westfalica OWL-IT-abschlussbericht_digitalstrategie

Porta Westfalica: Strategisch digital mit OWL-IT

[14.01.2025] Auf dem Weg zur digitalen Verwaltung ist die Stadt Porta Westfalica gemeinsam mit Dienstleister OWL-IT weitergekommen und hat eine gesamtstädtische Strategie für Digitalisierung und Wissensmanagement erarbeitet. mehr...

Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Grund

Ko-Pionier-Preis: Besser nachnutzen

[10.01.2025] Der Ko-Pionier-Preis will die Nachnutzung innovativer Verwaltungslösungen fördern. Verwaltungen, die Lösungen erfolgreich übernommen haben, können sich bis 14. Februar 2025 bewerben. Die Preisverleihung findet im März 2025 im Rahmen des Kongresses Digitaler Staat statt. mehr...

Screenshot, der die drei Webinarteilnehmer zeigt.
bericht

Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo

[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...

Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet

[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...

Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Hintergrund

Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen

[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...

Winterlandschaft Nordschweden

In eigener Sache: Wir machen Winterpause

[23.12.2024] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 6. Januar 2025. mehr...

Marcus Witzke vom Fraunhofer FOKUS, Beauftragte Regina Vollbrecht und Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner beim Start der Indoor-Navigation everGuide im Bezirksamt Reinickendorf.

Berlin: Bezirksrathaus mit Indoor-Navi

[13.12.2024] Im Rathaus in Berlin-Reinickendorf erleichtert eine barrierefreie Indoor-Navigation die Orientierung. Die App everGuide vom Fraunhofer FOKUS ermöglicht Besucherinnen und Besuchern – ob blind oder sehend – eine präzise Navigation zu Räumen, Aufzügen und Ausgängen. mehr...

Screenshot aus dem Bayernportal

Regensburg: Bei der Digitalisierung weit vorne

[12.12.2024] Regensburg bietet inzwischen 327 digitale Verwaltungsleistungen an und erreicht Platz 2 im bayerischen Digitalranking. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommen die Services gut an, wie die Nutzerzahlen zeigen. mehr...

Illustration in hellen, freundlichen Farben: Blick in einen Kita-Raum aus Vogelperspektiv, auf dem Boden spielen Kinder und viel Spielzeug liegt herum.

Magdeburg: Kitas präsentieren sich neu im Netz

[09.12.2024] Magdeburger Eltern, die ihre Kinder bei einer kommunalen Kita anmelden möchten, finden die benötigten Informationen nun gebündelt und übersichtlich auf einer neu eingerichteten Website. mehr...