Samstag, 15. März 2025

LeihgeräteGesamtkonzept notwendig

[09.12.2020] Wenn sich Schulen dazu entscheiden, Leihgeräte für das digitale Lernen bereitzustellen, sollte die technische Komplexität von Services, Administration und Sicherheit nicht unterschätzt werden.
Der Verleih von Endgeräten ist verwaltungsintensiv.

Der Verleih von Endgeräten ist verwaltungsintensiv.

(Bildquelle: AixConcept)

Die große Koalition hat aufgrund der Schulschließungen während der Corona-Krise vereinbart, 500 Millionen Euro bereitzustellen, um die Teilhabe von Schülern aus bedürftigen Familien am digitalen Lernen auch bei Fernunterricht zu gewährleisten. Allerdings soll der Zuschuss nicht direkt an die Familien gehen, sondern die entsprechenden Geräte durch Schulen und Schulämter beschafft und dann an die Schüler ausgeliehen werden.
Dazu gibt es eine klare Ansage der Bundesminis­terin für Bildung und Forschung Anja Karliczek sowie der Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz und Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz (KMK) Stefanie Hubig: Die Geräte bleiben im Eigentum der Schule und können auch im Regelbetrieb von der Schule weiterhin genutzt werden. Das wirft eine Reihe von Fragen auf. Diese betreffen einerseits die Umsetzung der technischen Administration, andererseits aber auch soziale Aspekte. Denn bei genauerer Betrachtung wird den Schulen mit dem Vorschlag vor allem zusätzliche Arbeit und Verantwortung übertragen. Computer sind keine Bücher, die beliebig aus der Bibliothek ausgeliehen und ohne Aufwand genutzt werden können. Sowohl die Vorbereitung eines IT-Verleihs als auch die technische Komplexität von Services, Administration und Sicherheit sind Aufgaben, die bisher kaum innerhalb der Schulen geleistet werden konnten. Es gibt wenig Grund anzunehmen, dass es einfacher wird, wenn die Geräte bei einer möglichen weiteren Schulschließung wochenlang aus der Ferne gemanagt werden müssen.

Eher Wunschzettel als Einsatzkonzept

Jede Schulart hat darüber hinaus unterschiedliche Anforderungen an die Ausstattung ihrer IT-Landschaft. Nicht nur die Schulart, sondern auch die geografische Lage spielt eine Rolle, zum Beispiel die Bandbreite der Region oder soziale Brennpunkte. Auch wenn prinzipiell die Erstellung eines Medienkonzepts erfolgt sein sollte, zeigt die Realität, dass diese Aufgabe in den meisten Fällen nicht zu den erwünschten Erkenntnissen geführt hat. Es ist überwiegend immer noch eher ein Wunschzettel als ein technisch-pädagogisches Einsatzkonzept. Letzteres ist aber zwingend notwendig, denn viele der Wunschgeräte erfüllen nicht einmal die Vorgaben der KMK in Bezug auf die Medienkompetenzziele der einzelnen Schularten.
Die Bewilligung zusätzlicher Gelder für die Anschaffung von Endgeräten wäre daher ein zweiter Schritt, denn einmal angeschaffte Geräte können nicht zurückgegeben werden, wenn sie sich in der Praxis als Fehlkauf erweisen sollten. Die Prämisse Pädagogik vor Technik wird damit auf den Kopf gestellt. Im Zweifel wird sich die Pädagogik an die möglichen Beschränkungen der Technik anpassen müssen. Genau das hat aber zu chaotischen Ergebnissen geführt, als die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen werden mussten.

Frage nach den Verantwortlichkeiten

Auch soziale und versicherungstechnische Fragen spielen eine Rolle. Wie können die Geräte gekennzeichnet werden, ohne einen stigmatisierenden Sticker zu vergeben? Und: was passiert eigentlich, wenn Geräte einfach verschwinden, zerstört werden oder defekt sind? Der wichtigste Punkt ist die Frage nach den Verantwortlichkeiten der Schulen in Bezug auf die Technik und Administration der Endgeräte, denn – ob im Verleih oder vor Ort – die Schule ist in der Pflicht, wenn es um den Einsatz von schuleigenen Geräten geht. Dies gilt auch unabhängig davon, ob die Geräte an Schüler oder Lehrer ausgegeben werden. 800.000 Lehrer in Deutschland sollen möglichst zeitnah ihre versprochenen Dienst-Laptops bekommen, das wurde Ende September dieses Jahres im Kanzleramt festgelegt. Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Ebenfalls positiv ist die Absichtserklärung, dass sich der Bund mit 500 Millionen Euro an den Kosten für Administratoren in Schulen beteiligt beziehungsweise die Finanzierung von externen Dienstleistern trägt. Vor wenigen Monaten wäre das noch als unmöglich zurückgewiesen worden.

Fehlendes Bewusstsein für die notwendige Geschwindigkeit

Die Frage ist nur, wie schnell das tatsächlich umgesetzt werden soll und kann? Auch Udo Beckmann von der Gewerkschaft Bildung und Erziehung bemängelt fehlendes Bewusstsein für die notwendige Geschwindigkeit und sieht daher in vielen Punkten eher Absichtserklärungen. Neben dem zeitlichen gibt es zusätzlich ein Wissensproblem: Erfahrungen im Umgang mit Technik, in der Planung und Administration können nicht einfach in die Schulen hineingekauft werden. Um sich einen erfahrenen Administrator nennen zu können, benötigt es schon ein paar Jahre an Berufspraxis und zusätzlich kontinuierliche Fort- und Weiterbildungen. Das heißt, an dieser Stelle kann und darf es nicht um Einmalzahlungen und Fördergelder gehen. Die Politik ist gefordert, Lösungen zu entwickeln, wie diese Ausgaben dauerhaft landes- und bundesweit gesichert werden können.

Aktueller Sicherheitsstand garantiert

Die Vorgaben und Pflichten der Schulen in Bezug auf IT sind nämlich keineswegs außer Kraft gesetzt. Ob Homeschooling oder Nutzung in der Schule, die Verantwortlichen müssen sich gleich von Anfang an konkret und dauerhaft um ein ganzes Paket an technischen und rechtlichen Vorgaben kümmern: Management der Geräte außerhalb der Schule, datenschutzkonforme Nutzung der Leihgeräte, jugendschutzgerechte Nutzung für Schülergeräte zu Hause, Garantie eines aktuellen Sicherheitsstands, Software-Installation unabhängig von Ort und Zeit und die effiziente Erstinstallation von Geräten. Des Weiteren steht auf der Liste die einfache Wiederherstellung von Geräten bei Problemen, Steuerung unterschiedlicher Geräte mit unterschiedlichen Betriebssystemen über eine Oberfläche, Organisation der Zusammenarbeit zwischen Schülern und Lehrern mittels pädagogischer und sicherer Oberfläche, Übernahme des Supports und die Organisation eines effizienten Benutzer-Managements.
Die einzig sinnvolle Überlegung in Verbindung mit dem Verleih von Endgeräten ist eine Plattform, welche die oben genannten Funktionen gewährleistet und übernimmt und damit bei Standardaufgaben die Administratoren entlastet. Daher muss eine Diskussion um (Leih-)Geräte mit der Entscheidung für ein Schul-IT-Management inklusive Lern- und Kommunikationsplattform einhergehen.

IT-Management inklusive Lern-Management-System

„Fern-Management von Geräten und Inhalten in der Pädagogik ist weitaus komplexer als das Management von Geräten vor Ort. Sowohl technische als auch organisatorische und rechtliche Vorgaben sind nicht außer Kraft, wenn Fernunterricht notwendig wird“, sagt Thomas Jordans, Geschäftsführer von AixConcept. „Damit saubere und technisch reibungslose Abläufe garantiert werden können, wird ein System benötigt, das den Verantwortlichen sagt, wo sich jedes einzelne Gerät befindet, in welchem Zustand es ist und ob und wann administrative Services notwendig sind. Im Zweifel muss es per Knopfdruck funktionieren. Mit unseren Produkten stellen wir seit 18 Jahren Schulen und pädagogischen Einrichtungen ein passgenaues und ausgereiftes IT-Schul-Management inklusive Lern-Management-System zur Verfügung, das sich während des Lockdowns hervorragend im Homeschooling und normalen Schulunterricht bewährt.“
Es reicht also nicht, Leihgeräte zur Verfügung zu stellen, denn daraus wird nicht automatisch eine pädagogische nutzbare Plattform. Und je größer die Probleme mit Handling und Administration sind, desto seltener werden die Geräte eingesetzt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass im Unterricht IT nur dann genutzt wird, wenn sie unterstützt und vom Kollegium verstanden und akzeptiert ist.

Volker Jürgens ist Gesellschafter-Geschäftsführer der AixConcept GmbH, Aachen.


Stichwörter: Schul-IT,


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT

Würzburg: 26 Millionen Euro in Schulen investiert

[04.03.2025] Die Stadt Würzburg hat in den vergangenen vier Jahren 26 Millionen Euro in die Digitalisierung ihrer Schulen investiert und damit eine leistungsfähige IT-Infrastruktur geschaffen. Mehr als 18.000 Schülerinnen und Schüler profitieren nun von schnellem WLAN, digitalen Tafeln, Tablets und moderner Technik. mehr...

Reutlingen: DigitalPakt Schule gezielt genutzt

[24.02.2025] Die Stadt Reutlingen konnte das ihr zustehende Budget aus dem DigitalPakt Schule komplett ausschöpfen und gezielt einsetzen. Die Schulen seien nun mit moderner Technik ausgestattet und digital fit für die Zukunft. mehr...

Laptop, auf dem Bildschirm ist der Willkommensscreen von F13 zu sehen.

Baden-Württemberg: SCHULE@BW erhält KI-Modul

[24.02.2025] Baden-Württembergs KI-Assistenz F13, bereits in der Landesverwaltung im Einsatz, steht nun auch Lehrkräften zur Verfügung. Die Open-Source-KI wird in die Digitale Bildungsplattform SCHULE@BW integriert und soll mit Chat-Funktionen sowie Dokumenten-Tools den Schulalltag erleichtern. mehr...

Präsentation der GeoSN-SchulApp auf einem Desktopbildschirm durch Lukas Garte und Jacqueline Seifert, beide von Esri und Claudia Gedrange vom GeoSN.

Dresden: Schul-App macht Geodaten lebendig

[19.02.2025] Mit der GeoSN-SchulApp können Schülerinnen und Schüler direkt auf amtliche Geodaten des Freistaats Sachsen zugreifen. Auch können sie damit selbst Geodaten erfassen, analysieren und visualisieren. Erstmals eingesetzt wurde die App am Gymnasium Dresden-Plauen – mit positiver Resonanz. mehr...

Person mit langen dunklen Haaren in einem Zimmer sieht auf ihr Smartphone.

Kaiserslautern: Schulsoftware mit neuen Modulen

[19.02.2025] In Kaiserslautern wurde die Schulsoftware Sdui um digitale Krankmeldungen und ein Klassenbuch erweitert. Nach einer halbjährigen Pilotphase stehen die neuen Funktionen jetzt stadtweit zur Verfügung. Sie sollen die Kommunikation erleichtern und den Schulalltag effizienter gestalten. mehr...

Ein Schulgebäude von außen.

Augsburg: Grundschule digital aufgepeppt

[18.02.2025] Um dem Stand der Technik gerecht zu werden, wird die Fröbel-Grundschule in Augsburg derzeit digital vernetzt und mit Medientechnik sowie WLAN ausgestattet. mehr...

Die saarländische Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot an einem Rednerpult.

Saarland: Digitale Schulbildung gesetzlich verankert

[17.02.2025] Das Saarland will seine Vorreiterrolle in der digitalen Bildung weiter ausbauen und setzt als erstes Bundesland einen verbindlichen gesetzlichen Rahmen für digitale Bildung. Diese soll für alle Lernenden gleichermaßen zugänglich gemacht werden. mehr...

OB Dr. Stephan Keller (v.l.), Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Thomas Schwindowski, stellv. Leiter des Amtes für Schule und Bildung, stellten die Inhalte des Medienentwicklungsplans 2.0 für Düsseldorfer Schulen im Rathaus vor

Düsseldorf: Medienentwicklungsplan 2.0

[10.02.2025] Die Stadt Düsseldorf schreibt ihren Medienentwicklungsplan fort und will bis zum Jahr 2029 weitere 141 Millionen Euro in die Digitalisierung der städtischen Schulen investieren. mehr...

In einem Büro liegen auf Arbeitstischen stapelweise Tablets.
bericht

Neuss: Ambitionierte Strategie

[29.01.2025] Die Stadt Neuss nimmt eine Vorreiterrolle bei der Schul-IT ein. Gelingen konnte dies mit Unterstützung des Dienstleisters ITK Rheinland, der eine Strategie entwickelt und eine zukunftssichere Infrastruktur aufgebaut hat. mehr...

Porträt eines am Smartphone telefonierenden Mannes, im Hintergrund eine grün, mit Kreide beschriebene Tafel.

Bitkom: Schuldigitalisierung braucht weiter Mittel

[22.01.2025] Der Bitkom hat untersucht, welche digitalen Anwendungen und Dienste Schulen ihren Lehrkräften zur Verfügung stellen. Dabei zeigt sich deutlich, dass kostenintensivere Lösungen – auch wenn sie einen hohen Mehrwert bieten – unterrepräsentiert sind. mehr...

Grafik, welche die sechs Ziele des bayerischen Projekts Digitale Schule der Zukunft aufzeigt: Medien integrieren, Unterrichtsmethoden weiterentwickeln, digitale Fähigkeiten verbessern, digital organisieren, Zusammenarbeit fördern und IT-Infrastruktur optimieren.
bericht

Bayern: Vorbildliche Initiative

[22.01.2025] Im Rahmen des Förderprogramms „Digitale Schule der Zukunft“ soll eine flächendeckende Eins-zu-eins-Ausstattung der Schulen in Bayern erreicht werden. Wichtige Aspekte der Initiative sind umfassende Fortbildungsstrategien sowie ein fortlaufender Support. mehr...

Collage, die Schulkinder und Lehrkräfte in unterschiedlichen Alltagssituationen mit einem Tablet zeigt.
bericht

Tabletklassen: Elternsorgen ernst nehmen

[21.01.2025] Elternfinanzierte Tabletklassen können die Schuldigitalisierung erleichtern, sind aber eine Herausforderung für die Erziehungsberechtigten. Hilfreich sind Aufklärung, Schulungen und sozialverträgliche Finanzierungsmodelle. mehr...

Zwei Männer stehen auf je einer Leiter und arbeiten an der Zimmerdecke eines Klassenzimmers mit roten Wänden.

Iserlohn: Schulbetrieb wird zukunftsfähig

[17.01.2025] Iserlohn hat ein Förderpaket in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro aus dem DigitalPakt Schule erhalten. Die Stadt investiert die Mittel in eine zukunftsfähige, digitale Bildungsinfrastruktur für mehrere weiterführende Schulen. mehr...

Eine sitzende Frau nutzt ein Tablet und wird dabei von einem Roboter unterstützt.

Nordrhein-Westfalen: Schulen testen KI-Einsatz

[15.01.2025] Ab Februar setzen 25 nordrhein-westfälische Schulen Künstliche Intelligenz im Mathe- und Deutschunterricht ein. Sie nehmen an einem Pilotprojekt des Schulministeriums und der Universität Siegen teil, das den sinnvollen KI-Einsatz ergründen will. mehr...

Schulkinder sitzen im Klassenzimmer an ihren Tischen und blicken auf ein Whiteboard, an dem ein Lehrer etwas erklärt.
bericht

Schuldigitalisierung: Der Praxis-Check

[14.01.2025] Einen Benchmarking-Bericht zur Schuldigitalisierung hat die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) veröffentlicht. Er beschreibt den Status quo in 41 Kommunen aus elf Bundesländern und zeigt Herausforderungen sowie Lösungsansätze auf. mehr...