Freitag, 15. November 2024

BREKOGlasfaserausbau auf Kurs

[06.09.2023] Der BREKO hat seine Marktanalyse zum Glasfaserausbau vorgestellt. Demnach verfügen über ein Drittel der Haushalte bundesweit über Glasfaser. In die Kritik geriet die Praxis des Doppelausbaus durch die Telekom. Der BREKO sieht die Ausbauziele des Bundes gefährdet.

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat seine Marktanalyse 2023 veröffentlicht. Demnach hatte Deutschland eine Glasfaserabdeckung von über einem Drittel und ist nach Einschätzung des Breitbandverbandes auf einem guten Weg, die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen. Für die Analyse wurden die mehr als 240 im BREKO organisierten Netzbetreiber und die am Glasfaserausbau beteiligten Unternehmen ausgewertet, sie enthält bundesweite Daten und Zahlen zu einzelnen Ländern.
Seit der Erhebung der Vorjahresstudie (wir berichteten) seien 4,6 Millionen Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen neu erschlossen worden. Damit sei die Glasfaserquote um neun Prozentpunkte auf 35,6 Prozent gestiegen, sagt der Studienautor Jens Böcker. Damit sind Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude oder die Wohnung für 17,3 Millionen Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen verfügbar. Je nach Rahmenbedingungen prognostiziert der BREKO, dass die Glasfaserabdeckung Deutschlands bis 2025 zwischen 46 und 60 Prozent liegen wird. Bis 2030 erwartet BREKO-Präsident Norbert Westfal, dass ganz Deutschland mit Glasfaser versorgt ist. Allerdings müssen dazu die Rahmenbedingungen stimmen: „Bund, Länder und Kommunen sollten insbesondere Bürokratie abbauen, indem sie die flächendeckende Digitalisierung der Genehmigungsverfahren auf Basis des Breitbandportals forcieren“, so Westfal.

Strategischer Doppelausbau als Bremsklotz

Weitere Hürden, die das Best-Case-Szenario von 60 Prozent Glasfaserabdeckung im Jahr 2025 verhindern könnten, umfassen den akuten Fachkräftemangel, gestiegene Ausbaukosten und Kaufzurückhaltung aufgrund der weiter hohen Inflation. Die größte Bedrohung für einen schnellen flächendeckenden Glasfaserausbau stellt aus Sicht des BREKO jedoch der angekündigte oder tatsächliche Glasfaser-Doppelausbau durch die Telekom dar. Nach Erkenntnissen des Verbandes waren davon bis Juli 2023 alle Flächenländer betroffen, 223 Kommunen, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen und Bayern, sowie 74 Wettbewerber der Telekom. In zwölf Prozent der Fälle habe ein Wettbewerber sein Ausbauvorhaben bereits teilweise oder vollständig zurückgezogen, in jedem zehnten Fall werde sogar ein staatlich gefördertes Glasfasernetz überbaut.
Zwei Drittel des Glasfaserausbaus würden durch Wettbewerber der Telekom realisiert – ein entscheidender Beitrag zur Schaffung einer nachhaltigen digitalen Infrastruktur. Die Grundlage für diesen Erfolg seien faire Wettbewerbsbedingungen. „Aktuell bedrohen jedoch die uns gemeldeten Fälle von Glasfaser-Doppelausbau durch Telekom und Glasfaser Plus in mehr als 220 Kommunen aller Flächenländer diese Grundlage“, sagt BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers. Bundesregierung und Bundesnetzagentur müssten umgehend Gegenmaßnahmen ergreifen, um die Erreichung der politischen Ausbauziele nicht zu gefährden.

Open Access wird wichtiger

Doch die Marktanalyse zeigt auch einen gegenläufigen Trend: Die Bedeutung von Open Access wächst. Erst vor wenigen Tagen hatte der BREKO eine Definition für diese Öffnung der Glasfasernetze vorgelegt, in dem Bestreben, einen Branchenstandard zu etablieren (wir berichteten). 71 Prozent der im BREKO organisierten Netzbetreiber bieten anderen Diensteanbietern bereits Zugang zu ihren Glasfasernetzen, 22 Prozent wollen Open Access künftig anbieten.
Große Unterschiede in Fortschritt und Geschwindigkeit des Glasfaserausbaus gibt es zwischen den Bundesländern: Schleswig-Holstein liegt mit einer Glasfaserabdeckung von 82 Prozent weiter vorne, gefolgt von Hamburg mit 72 Prozent und Brandenburg mit 54 Prozent. Letzteres ist auch das Bundesland mit dem größten Zuwachs an verfügbaren Glasfaseranschlüssen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Anzahl der verfügbaren Glasfaseranschlüsse in Brandenburg mehr als verdoppelt. Baden-Württemberg hat sich hingegen nur um sechs Prozentpunkte verbessert und liegt mit einer Glasfaserabdeckung von 23 Prozent im Vergleich der Flächenländer weiter auf dem letzten Platz.

Förderung braucht Zeit

Auf der Basis aktueller Zahlen des BMDV gibt die BREKO-Marktanalyse auch einen Einblick in den Stand der Gigabitförderung des Bundes: Von den seit 2015 vom Bund zur Verfügung gestellten 17 Milliarden Euro an Fördermitteln für den Glasfaserausbau waren bis August 2023 13 Milliarden vorläufig für konkrete Ausbauprojekte bewilligt, aber erst 3,5 Milliarden, gut 20 Prozent, ausgezahlt. Mit Blick auf die im Auftrag des BMDV erstellten Potenzialanalyse (wir berichteten), wonach 91 Prozent der deutschen Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschlossen werden können, kommt der BREKO zu dem Fazit: Staatliche Fördermaßnahmen ergänzen den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau, um Flächendeckung zu erreichen, sind aber kein probates Mittel, um den Ausbau zu beschleunigen.





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