AuszeichnungHeldin des Open Government
Frau Engelhardt, Sie sind im Rahmen des Open Government Camps vom Government 2.0 Netzwerk als Open Government Hero ausgezeichnet worden. Welche Bedeutung hat der Preis für Sie?
Die Auszeichnung ist Bestätigung, Ansporn, Mutmacher, Qualitätssiegel, Türöffner und Segelwind für uns alle in einem. Gerade bei lokalen Projekten und Initiativen helfen Preise wie dieser sehr, die Akzeptanz für die Idee einer transparenten, partizipativen Verwaltung zu unterstützen. Die Resonanz in Coburg war auf jeden Fall sehr gut und von vielen Glückwünschen begleitet.
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um im Bereich Open Government innovativ sein zu können?
Open Government lebt einerseits vom Vormarsch digitaler Werkzeuge und Technologien und anderseits – und das halte ich für nicht minder wichtig – von Ideen, die gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden. Gemeinsam bedeutet: Die Verwaltung öffnet sich, die Politik unterstützt und geht mit, Bürger und Wirtschaft geben Input, wirken mit und nehmen die Angebote an. Als Klammer braucht es aktive Personen – oder Change Agents wie sie das Government 2.0 Netzwerk genannt hat –, die handeln, vorantreiben, manche komplexe Themen erklären, planen und vor allem einen langen Atem haben. Mittlerweile wächst die Zahl der Akteure und damit der tollen Projekte kontinuierlich. Zu Beginn meiner Verwaltungslaufbahn vor zehn Jahren sah die Welt noch anders aus. Ohne die engagierte Verwaltungsspitze in Coburg wäre manches anders gelaufen.
Welche Projekte wurden und werden in Coburg umgesetzt?
Ausgangspunkt waren die IT-Strategie und unser E-Government-Plan, der aktuell fortgeschrieben wird. Dieser strategisch-konzeptionelle Rahmen hat zahlreiche Projekte möglich gemacht. Unser digitales Stadtgedächtnis ist sicherlich das bekannteste Projekt nach außen. Bürger, Archive, Institutionen, Vereine und Verwaltung haben sich auf den Weg gemacht, die Coburger Geschichte im Internet lebendig werden zu lassen. So arbeiten viele Generationen gemeinsam an einem umfangreichen Datenbestand. In einer multimedialen Zeitreise werden persönliche Geschichten und historische Fakten greifbar. Eine schöne Brücke zwischen Jung und Alt, Online- und Offline-Aktivitäten, Verwaltung und Bürgern. In unseren Internet-Börsen zu Themen wie Ehrenamt, Pflege, Kindertagesstätten, Familien oder Prävention veröffentlichen wir zielgruppenspezifische Datenkataloge. Denn wer ist besser geeignet als die Verwaltung, als NetzwerkKoordinator die unterschiedlichen Akteure zusammenzuführen? Auch im Bereich Geo-Informationen stellen wir zahlreiche Dienste zur Verfügung. Ausgangspunkt aller Projekte waren immer klar definierte Zielgruppen beziehungsweise Themenfelder.
„Open Government lebt von Ideen, die gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden.“
Warum ist Open Government für die öffentliche Verwaltung wichtig?
Gerade im kommunalen Umfeld ist der Kontakt sehr eng. Entscheidungsprozesse in Politik und Verwaltung transparenter zu machen, Zusammenhänge aufzuzeigen und Informationen bereitzustellen, schafft größeres Verständnis und Vertrauen. Wir leben und arbeiten schließlich alle an einem Ort, begegnen uns beim Sport, beim Einkaufen, im Kindergarten oder auf dem Marktplatz. Formen der Bürgerbeteiligung gab es schon immer und wir haben sie natürlich auch genutzt. Mit den neuen Instrumenten wie Open Data, Kommunikation via Social Media, Apps und elektronischer Bürgerbeteiligung kommt eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten hinzu.
Welche vorbildlichen Projekte gibt es auf kommunaler Ebene?
Die Liste der Nominierten zeigt die Bandbreite. MOGDy in München, BODDy in Berlin, der Apps4Berlin-Wettbewerb, das Berliner Open-Data-Portal, das Projekt frankfurt-gestalten.de, die Öffnung der Haushaltsdaten in Erfurt und Bremen, der Bürgerhaushalt von Berlin-Lichtenberg, Maerker Brandenburg, die offene Landesverwaltung Hamburg – vorbildliche Projekte auf allen Ebenen.
Welche Entwicklungen würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Dass wir die vielen Chancen ergreifen und die richtige Mischung aus Mut, Experimentierfreude und Verantwortung finden auf dem Weg zur digitalen Verwaltungsöffnung und das Potenzial der Bürgerschaft nutzen.
Welche Ziele haben Sie sich persönlich gesetzt?
Sebastian Basedow hat in seiner Laudatio meine starken Beharrungskräfte hervorgehoben. Mein Ziel ist es, diese möglichst lange zu behalten. Es gibt noch so viele Projektideen, von denen ich überzeugt bin, dass sie für unsere Bürger und die Wirtschaft gut sind und uns weiterbringen. Diese auch unter dem Druck der Haushaltssituation umsetzen zu können und zu dürfen – das würde ich mir wünschen.
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