Serie GovTech Start-upsImmer mehr Alternativen
GovTech Start-ups drängen vermehrt auf den Markt traditioneller Software-Anbieter. Viele der Lösungen für Kommunen und Länder haben sich bereits in der Privatwirtschaft bewährt. Das Berliner Start-up GovMind betreibt eine Rechercheplattform für digitale und innovative Lösungen für den öffentlichen Sektor, die sich MIRA nennt. Über 5.000 Software-Produkte von 2.300 deutschen und europäischen Anbietern sind dort gelistet. Geschäftsführer Manuel Kilian erklärt: „Wir legen Wert darauf, die europäische Anbieterlandschaft so vollständig wie möglich abzubilden, und wollen damit den Prozess der Markterkundung vereinfachen und beschleunigen.“ Auf der Plattform findet sich Software jeglicher Couleur – von Fachverfahren langjährig etablierter Hersteller bis hin zu innovativen Digitallösungen junger Start-ups. Bei den Rechercheergebnissen wird immer auch auf Alternativen aus dem gleichen Segment verwiesen. Kilian: „Wichtig ist uns, dass unsere Kunden die für sich besten und wirtschaftlichsten Lösungen finden können und dabei eine größtmögliche Transparenz vorfinden, um eine gute Entscheidung zu treffen.“ Gegründet wurde GovMind vor vier Jahren. Manuel Kilian bezeichnet sich als Überzeugungstäter. Der studierte Politikwissenschaftler hatte einige Jahre als Referent im politischen Berlin gearbeitet und war anschließend in einer Strategieberatung für digitale Geschäftsmodelle tätig. Dabei stieß er auf den Begriff GovTech.
Viele fahren zweigleisig
„Der Impuls war für mich die Überzeugung, dass wir für eine zukunftsfähige Demokratie einen leistungsfähigen Staat brauchen, der seine Aufgaben resilient und zukunftsorientiert wahrnehmen kann“, sagt Kilian, „und das wird nicht ohne digitale Lösungen funktionieren.“ Im Laufe der Zeit hat sich das Start-up immer breiter aufgestellt und bildet inzwischen eine große Palette von Software-Produkten ab. Interessant für Kommunen: „Die Anbieter können in der Produktbeschreibung auch auf bereits vorhandene Geschäftsbeziehungen mit Kunden aus dem öffentlichen Sektor aufmerksam machen. Diese Transparenz hilft sowohl Anbietern als auch öffentlichen Auftraggebern“, so Gründer Kilian. Nicht alle Start-ups, die Lösungen für den öffentlichen Bereich anbieten, sind im engeren Sinne reine GovTech-Unternehmen. Viele fahren zweigleisig und entwickeln Software sowohl für die Wirtschaft als auch für den Public Sector, den sie zunehmend als interessanten Auftraggeber wahrnehmen. Umgekehrt sind Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen immer mehr bereit, sich für externe Lösungen auch von kleinen, bislang eher unbekannten Firmen offen zu zeigen. Da Digitalisierung auf vielen Ebenen in unterschiedlichen Sektoren stattfindet, ist es unerheblich, ob eine Software, die Prozesse automatisiert, in einem Unternehmen oder einer Behörde eingesetzt wird, oder ob eine Lösung für die Online-Identifizierung gegenüber einem Dienstleister oder einer Verwaltungsstelle fungiert.
Barrierefreier Authentifizierungsvorgang
Authentifizierung spielt in der digitalen Welt eine große Rolle. Das Start-up XignSys aus Gelsenkirchen arbeitet mit einer 40-köpfigen Mannschaft an innovativen Lösungen, die „digitale Freiheit auf Basis von Vertrauen und müheloser Sicherheit“ zur Verfügung stellen. Dabei wird vor allem Nutzerfreundlichkeit großgeschrieben. XignSys möchte eine passwortlose Authentifizierung zum neuen Standard für Smart Cities machen. Für seine Heimatstadt Gelsenkirchen hat XignSys im Rahmen des Modellprojekts Smart Cities eine Smartphone-Bürger-ID entwickelt, mit der man sich rechtssicher gegenüber öffentlichen Verwaltungsstellen und Smart-City-Dienstleistern identifizieren kann. Gründer Markus Hertlein erklärte in einem Interview: „Das Smartphone eröffnet den Zugang zu den unterschiedlichsten Services quer durch die digitale Stadt: Von der Nutzung von Verwaltungsdienstleistungen, dem Buchen eines Arzttermins, dem Laden von smarten Fahrzeugen, der Nutzung von Bildungsangeboten, Bibliotheken und des öffentlichen Nahverkehrs bis hin zum Öffnen von Türen zu öffentlichen Gebäuden sind unzählige Anwendungen denkbar.“ Wichtig sei dabei, dass die Identifikation der Nutzer zentral abläuft und möglichst wenige Knotenpunkte die Nutzung des Systems verkomplizieren. Außerdem müsse verhindert werden, dass Nutzer ständig mit neuen Passwörtern hantieren. „Der Authentifizierungsvorgang als solcher muss barrierefrei sein und sollte nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen“, so Hertlein.
KI-basierte Trust Services
Auch Nect setzt auf digitale Identität. Das Hamburger Start-up arbeitet an der vollautomatisierten Online-Identifizierung und hat den Anspruch, „Marktführer für KI-basierte Trust Services“ zu werden. Mit dem selbstentwickelten Produkt Nect Ident steht eine Smartphone-Lösung zur Verfügung, mit deren Hilfe Identifizierungsvorgänge innerhalb von zwei Minuten zu bewerkstelligen sind. Der Slogan lautet: „Ausweis aufnehmen, Gesicht filmen, fertig.“ Solche biometrischen Verifizierungen werden etwa beim Carsharing eingesetzt. Nect Ident ist zudem eIDAS-zertifiziert und kann Ausweisdokumente aus nahezu allen Ländern der Welt auslesen, so auch den deutschen Online-Ausweis. Mit einer weiteren Lösung – Nect Sign – liegt eine qualifizierte elektronische Signatur vor, die dem Schriftformerfordernis bei vielen Verwaltungsvorgängen entspricht. Das Start-up wird von der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation unterstützt und wurde 2020 mit dem Hamburger Gründerpreis ausgezeichnet.
Effizienzgewinne im öffentlichen Bereich
Silberfluss ist eigentlich eine Software für Rechtsanwaltskanzleien. Die auf Mandantenkommunikation und Prozessautomatisierung abzielende Lösung verspricht „mehr Mandate ohne zusätzliches Personal“. Das dahinterstehende Münchner Legal Tech Start-up nimmt nun auch den öffentlichen Sektor ins Visier und möchte in Richtung Fachverfahren und Antragsprozesse expandieren. „Wir möchten Kommunen mit unserem Bürgerportal und bei der Modellierung und Automatisierung von Verwaltungsabläufen unterstützen“, erklärt Felix Füssel, Vertriebsleiter und Mitgründer von Silberfluss. Derzeit befindet sich Software-as-a-Service für drei Anwendungsfälle in der Entwicklung. Zum einen ein Serviceportal auf der Basis der BundID, das die Kommunikation und den Dokumentenaustausch zwischen Antragsteller und Sachbearbeitung abbildet. Eine andere Lösung verspricht die Modellierung von Verwaltungsabläufen und setzt auf die Automatisierung von Bescheiden. Die dritte Eigenentwicklung umfasst eine Akten-, Dokumenten und Kontaktverwaltung. Ein erster öffentlicher Kunde ist der Deutsche Antidiskriminierungsverband (ADVD). Durch Automatisierung im Kanzleiwesen könnten 30 Minuten Arbeitszeit pro Mandat eingespart werden, verrät Felix Füssel. Ähnliche Effizienzgewinne auch im öffentlichen Bereich erzielen zu können, wäre sicher wünschenswert.
Teil 1: Kommunikationstools, Teil 2: Tools fürs Klima, Teil 3: Verwaltungstools, Teil 4: Software-Lösungen, Teil 5: Gebäude-Management, Teil 6: KI-Lösungen
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