Donnerstag, 26. Dezember 2024

Smart CityIntelligenteres Dresden

[02.11.2023] Die sächsische Landeshauptstadt ist eines der vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities. Aktuell werden in drei Pilotquartieren mehrere Maßnahmen erprobt, die anschließend in ganz Dresden zum Einsatz kommen sollen.
Smart City: Dresden ist auf dem Weg.

Smart City: Dresden ist auf dem Weg.

(Bildquelle: Sebastian Weingart)

Was macht eine Stadt smart? Je nach Befragtem gibt es darauf sehr unterschiedliche Antworten. Genau diese Erkenntnis lag dem Vorgehen bei der Erstellung der Smart-City-Strategie Dresden zugrunde. Im Smart City Index des Branchenverbands Bitkom konnte sich Dresden im Jahr 2022 den dritten Platz erkämpfen (wir berichteten). Dieser Indikator zeigte noch vor der Bearbeitung der Strategie, dass in der sächsischen Landeshauptstadt bereits vielfältige Aktivitäten in Richtung Smart City ergriffen wurden. Unterstützen diese Aktivitäten kein gemeinsames Ziel, bleibt es langfristig nur Stückwerk. Das war die Intention bei der Erstellung der Smart-City-Strategie Dresden: zielgerichtete Bündelung bereits existierender Aktivitäten, Ausrichtung aller stadtraumbezogenen Digitalisierungsprojekte auf die strategischen Vorgaben der Smart-City-Strategie, die wiederum auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) ausgerichtet ist sowie Initiierung von Smart-City-Leitprojekten zur Aktivierung der städtischen Organisationseinheiten im Sinne der Smart-City-Strategie.
Dieses Vorgehen passte ideal zum Förderprogramm Modellprojekte Smart Cities des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Der Bund unterstützt seit 2019 inzwischen 73 Kommunen in drei Staffeln. Gefördert werden kommunale, fachübergreifende und raumbezogene Strategien und deren Umsetzung sowie der dafür notwendige Kompetenzaufbau. Im Jahr 2021 stellte Dresden erfolgreich einen entsprechenden Förderantrag (wir berichteten).

Strategie für die smarte Stadt

Die Smart-City-Strategie hat das Wissensarchitektur-Laboratory of Knowledge Architecture, ein interdisziplinärer Thinktank der TU Dresden, in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt erarbeitet. Dabei wurden Leitliniendokumente wie INSEK oder die Smart-City-Charta des Bundes analysiert und Akteure, Projekte und Themen existierender Maßnahmen in einem Smart-City-Radar erfasst. Mit umfangreichen Beteiligungsformaten wurden einerseits Sachverständige aus den Dresdner Fachämtern, andererseits Vertreterinnen und Vertreter aus Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in den Prozess einbezogen. Aus den Ergebnissen – also den erfassten Potenzialen, Bedarfen und Herausforderungen – wurden Leitlinien und Handlungsfelder formuliert, die den Rahmen für die Entwicklung der Leitprojekte bildeten. Mit einer projektbegleitenden Syntheseforschung wird die Forschungsgruppe Wissensarchitektur die Strategie auf ihre Wirkung prüfen und optimieren. Im Juni 2023 bestätigte der Dresdner Stadtrat das Strategiedokument einschließlich der Umsetzungsmaßnahmen (wir berichteten).

Modellhafte Erprobung bis Ende 2026

Auf Grundlage des INSEK wurden für die Dresdner Strategie drei Modellquartiere identifiziert. In den Pilotquartieren Johannstadt, Friedrichstadt und Dresden-Ost werden bis Ende 2026 mehrere Maßnahmen modellhaft erprobt. Die Erhebung sowie die Weiternutzung von Daten spielen im gesamten Modellprojekt eine entscheidende Rolle. Derzeit entstehen in vielen Kommunen Plattformen zur zentralen und öffentlichen Datenbereitstellung. Dresden verfügt bereits über ein Open-Data-Portal. Ziel des Projekts Open Data ist es, die Potenziale und Vorteile der vorhandenen Plattform für Bürgerschaft, Wirtschaft und Verwaltung klar herauszustellen und zu vereinfachen.
Mit der Cleema-App kann gezielt getestet werden, ob und wie sich Stadtteile durch digitale Tools aktivieren lassen. Nutzerinnen und Nutzer können bei Cleema selbst tätig werden. Die Plattform bietet Informationen und Tipps zum eigenen Verhalten und spielerische Ansätze für nachhaltiges und klimagerechtes Handeln.
Die geplante Sportpark-App ist die zweite App innerhalb des Modellprojekts. Mit dem Sportpark Ostra verfügt Dresden über Sachsens größtes Sportareal. Bis 2030 wird das Gelände zum modernen, nachhaltig gedachten Sportpark ausgebaut. Die App soll Nutzende und Sportflächen digital vernetzen sowie zur Automatisierung von Prozessen beitragen. Da die Angebote für jedermann gedacht sind, ist die Entwicklung der App ein partizipatives Pilotprojekt.

Beteiligung, Umwelt und Klima

Die Maßnahme Smart Participation setzt die Beteiligungsformate der Strategieentwicklung in Zusammenarbeit mit der Wissensarchitektur fort. Hier sollen die Kompetenzen und Angebote der Stadtverwaltung hinsichtlich smarter Bürgerbeteiligung strukturiert und erweitert werden. Ein digitales Beteiligungskonzept soll dies bündeln und das Bürgerlabor als räumliche Schnittstelle unterstützen.
Auch im Bereich Umwelt und Klima gibt es Konzepte für Dresden. Im Zuge der Pilotmaßnahme Umweltmonitoring wird ein digitaler urbaner 3D-Zwilling aufgebaut, mit dem eine differenzierte Warnung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit vor Starkregen und ein Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten für alle relevanten Akteurinnen und Akteure zur Risikominimierung ermöglicht wird.
Das multimodale Verkehrsmanagement-System speist sich ebenfalls aus sensorgestützten Umweltdaten. Innerhalb dieses Projekts werden umweltbezogene Daten analysiert und dafür verwendet, den Straßenverkehr optimiert zu lenken. Einfluss auf die Verkehrsströme können beispielsweise Temperaturen, Regenfälle oder Glatteis haben. Intelligente Lichtsignalanlagen schalten entsprechend um, sodass sensible Bereiche dosiert befahren und weniger belastet werden.

Mobilität und Energieeinsparung

Mobilität ist ein entscheidender Faktor für ein smartes Dresden, deshalb initiiert das Straßen- und Tiefbauamt noch ein zweites Projekt. Das Strategische Erhaltungsmanagement strebt eine nachhaltige Ressourcennutzung an. Baumaßnahmen für Fahrbahnerneuerungen müssen strategisch geplant und realisiert werden, um finanzielle Mittel zielgerichteter und wirtschaftlicher einzusetzen. Innerhalb des Modellprojekts soll ein Echtzeit-Tool entwickelt werden, mit dem der bautechnische Zustand der Straßen ermittelt werden kann.
Die Thematik Energieeinsparung und -optimierung wird konkret in Friedrichstadt und im Dresdner Osten erprobt. Für das Städtische Klinikum Dresden Friedrichstadt soll eine sektorübergreifende Simulation des Energieversorgungssystems aufgebaut werden. Dieses smarte Energiemodell leitet Optimierungsalgorithmen ab, um beispielsweise den Eigenverbrauch der Photovoltaikanlagen zu erhöhen. Darüber hinaus wird ein Energie-Management-System entwickelt, welches das Energieversorgungssystem steuert. Für das energieautarke Wohnquartier wird ein neues Energieversorgungs- und Sanierungskonzept zum Aufbau einer 100 Prozent emissionsfreien Wärme- und Kälteversorgung sowie zur Reduzierung der Betriebskosten realisiert.
Die ausgewählten Modellquartiere stehen in der Projektlaufzeit stellvertretend für alle Stadtteile Dresdens. Die Strategie samt ihren Projekten sollen nach der erfolgreichen Testphase in der gesamten Stadt zum Tragen kommen und Dresden zu einer intelligenteren Stadt machen.

Prof. Dr. Michael Breidung ist Leiter des Eigenbetriebes IT-Dienstleistungen der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.


Stichwörter: Smart City, Dresden, INSEK


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Würfelkalender, der den 31. März anzeigt.

Modellprojekte Smart Cities: Laufzeitverlängerung bis 2028

[16.12.2024] Da der ursprünglich angesetzte Förderzeitraum zu knapp bemessen war, wurde den Kommunen der dritten Staffel der Modellprojekte Smart Cities eine kostenneutrale Verlängerung bis Ende März 2028 angeboten. Hildesheim will davon Gebrauch machen. Der Zeitplan aber ist eng. mehr...

Aalen: InKoMo 4.0 abgeschlossen

[16.12.2024] Das Aalener Projekt InKoMo 4.0, welches mittels Sensorik verfügbare Parkplätze erkennt und diese Informationen in Echtzeit an dynamische LED-Tafeln sowie das städtische Geodatenportal übermittelt, fand jetzt seinen Abschluss. Das Konzept lässt sich auf andere Kommunen übertragen. mehr...

Osnabrück: Schule digitalisiert Energieverbrauch

[13.12.2024] Das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Osnabrück hat jetzt im Rahmen eines Smart-City-Pilotprojekts seinen Energieverbrauch digitalisiert. mehr...

Weihnachtsmarkt m Rathaushof von Limbach-Oberfrohna

Limbach-Oberfrohna: Sensoren zählen Weihnachtswichtel

[12.12.2024] Ein erster Use Case im Rahmen der Smart-City-Kooperation zwischen der Stadt Limbach-Oberfrohna und dem Unternehmen GISA dient der temporären Personenstrommessung. Im Pilotprojekt Wichtelcounter wurde die Anwendung jetzt getestet. mehr...

Zwei Frauen stehen in einer Boutique und unterhalten sich.

Bamberg: Fußgängerströme im Blick

[11.12.2024] In der Bamberger Innenstadt soll eine neue Passantenfrequenzmessung erstmals umfassende Fußgängerströme erfassen. Die anonymen Daten sollen Maßnahmen bewerten und Verwaltung wie auch Gewerbetreibenden wichtige Einblicke liefern. mehr...

Screenshot Smart City Dashboard der Stadt Augsburg

Augsburg: Echtzeitdaten zur Verkehrssituation

[10.12.2024] Über ein Smart City Dashboard verfügt jetzt die Stadt Augsburg. Dieses bietet zum Start unter anderem Echtzeitdaten zur Auslastung von Parkhäusern, zum Wetter und zum Innenstadt-Adventskalender. mehr...

Stadträtin und Digitalisierungsdezernentin Isabelle Hemsley steht mit Mitgliedern des städtischen Lenkungskreises Smart City im Hanauer Kulturforum und blättert in einer Broschüre.

Stadtwandel.digital: Smart City auf die Hanauer Art

[06.12.2024] Mit dem Smart-City-Leitbild Stadtwandel.digital will Hanau die Digitalisierung gezielt vorantreiben. Es umfasst sechs Handlungsfelder und listet 13 bereits vorhandene Leuchtturmprojekte auf. Die Bürgerinnen und Bürger sollen die Zukunft ihrer Stadt aktiv mitgestalten können. mehr...

v.l.: Albrecht Pförtner, Christina Junkerkalefeld und Carsten Schlepphorst stehen bei einer Passantenzählstelle an einem Pfosten in der Gütersloher Innenstadt, im Hintergrund ist das Schaufenster eines Geschäfts zu sehen.

Gütersloh: Datenschutzkonforme Passantenzählstellen

[06.12.2024] In der Gütersloher Innenstadt messen ab sofort zwölf Zählstationen kontinuierlich und datenschutzkonform die Besucherströme. Die anonymen Daten sollen insbesondere die Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und Veranstaltungsplanung unterstützen. mehr...

Elbphilharmonie spiegelt sich in einer Glaskugel mit dem Wort Hamburg

Hamburg: International herausragend

[05.12.2024] Die Start-up-Förderung und die Verwaltungsdigitalisierung in Hamburg sind international herausragend. In beiden Kategorien erhielt Hamburg die von der International Chamber of Commerce (ICC) vergebenen „Startup Ecosystem Stars Awards“.
 mehr...

BBSR_Studie_Smart_City_Praxis_Titelbild

Studie: Smart Cities in der Praxis

[04.12.2024] 30 Praxisbeispiele aus Smart Cities und Smart Regions stellt eine neue BBSR-Veröffentlichung vor. Die Steckbriefe beantworten zentrale Fragen zum Projekt, nennen die Herausforderungen, welche die Kommune mit der Maßnahme bewältigen möchte und zeigen den Mehrwert der Lösung auf mehr...

v.l.: Ulrich Ahle, Christine Wegner, Daniel Sieveke und Uwe Gockel halten gemeinsam eine Urkunde.

Etteln: Smarter als Hongkong

[26.11.2024] Dass auch kleinste Gemeinden im Digitalisierungswettbewerb mit Weltmetropolen mithalten können, hat Etteln bewiesen. Bei einem internationalen Smart-City-Wettbewerb belegte der Ortsteil einer nordrhein-westfälischen Gemeinde den ersten Platz, Hongkong wurde Zweiter. Ehrenamtliche Helfer, Vereine und Organisationen haben diesen Erfolg ermöglicht. mehr...

Wiesbaden_zwei Frauen auf Solarbank

Wiesbaden: Smarte Sitzbänke

[26.11.2024] Nachhaltige Energie trifft auf smarte Stadtmöbel: In Wiesbaden wurden jetzt auf dem Dern’schen Gelände zwei Solarbänke errichtet. Diese gehen auf die Idee der Jugendkonferenz zurück. mehr...

Ein Straufahrzeug, von hinten zu sehen, fährt auf einer Straße, daneben eine schneebedeckte Landschaft.

Germering: Smarter Winterdienst

[22.11.2024] Mit IoT-Sensoren und einem neuen Softwaremodul hat sich die Stadt Germering für den kommenden Winterdienst gerüstet. Die Lösung unterstützt bei der Routenplanung und Einteilung der Einsatzkräfte. Auch liefert sie Echtzeitdaten über den Straßenzustand und den Füllstand in den Salzsilos der Einsatzfahrzeuge. mehr...

Virtuelles Abbild eines Stadtzentrums, ein Baum ist im Vordergrund des Bildes zu sehen.
bericht

Kreis Hof: Stadtplanung erleben

[21.11.2024] Im Rahmen seines Modellprojekts Smart City erprobt der Landkreis Hof auch den Einsatz von Virtual-Reality-Anwendungen. Entwickelt wird unter anderem eine VR-Simulation zur Stadtplanung; zudem soll virtuelle Realität im Digitalen Zwilling zum Einsatz kommen.  mehr...

Screenshot der Veranstaltungswebsite zur 18. Regionalkonferenz, der im Header das Fridericianum in Kassel zeigt.

18. Regionalkonferenz: Barrieren abbauen in der Smart City

[18.11.2024] Um digitale Angebote, die Menschen mit Behinderungen das Leben erleichtern, geht es bei der 18. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities am 5. Dezember in Kassel. Eingeladen sind Kommunen, die sich zum Thema informieren oder Erfahrungen austauschen möchten. mehr...