IT-SicherheitInterkommunales Konzept
Mit der Digitalisierung sowie der Etablierung neuer E-Government-Prozesse nimmt auch die Computer-Kriminalität zu. Im Jahr 2016 zeigte sich die erhöhte Bedrohungslage auch im kommunalen Sektor. Zum Schutz der Daten sind hinreichende technische und organisatorische Maßnahmen festzulegen. Kommunen in Nordrhein-Westfalen müssen diese laut § 10 Absatz 2 und 3 Landesdatenschutzgesetz verpflichtend in einem dokumentierenden Sicherheitskonzept ermitteln. Dieses beschreibt die geplante Vorgehensweise zur Umsetzung jeder einzelnen Maßnahme und ist das zentrale Dokument im Sicherheitsprozess einer Behörde. Der Zweckverband Kommunale ADV-Anwendergemeinschaft West (KAAW) unterstützt seine 39 Mitgliedskommunen im Westmünsterland seit dem Jahr 2012 dabei, diese Vorgaben praktisch zu erfüllen und hat dafür eine eigene Vorgehensweise auf Basis des IT-Grundschutzes des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) definiert. In dem 2008 gegründeten Zweckverband KAAW werden die IT-Systeme vor Ort in den Mitgliedskommunen autonom betrieben. Das stellt eine besondere Herausforderung dar, weil die IT-Sicherheitskonzepte jeweils individuell pro Kommune erstellt werden müssen. Dieser Herausforderung nimmt sich das KAAW-Team „Shared Service Center IT-Sicherheitsberatung/Datenschutz“, bestehend aus zwei Sicherheitsberatern und einem behördlichen Datenschutzbeauftragten, an. Der interkommunale, aber dennoch individuelle Weg zum eigenen Sicherheitskonzept wird dabei kontinuierlich gemäß dem PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act) verbessert. Die geplanten Maßnahmen werden bewertet und je nach Priorität und Aufwand durch die IT-Verantwortlichen in den Kommunen umgesetzt. Darauf aufbauend werden die Wirksamkeit und Effizienz der umgesetzten Verbesserungsmaßnahmen festgestellt und analysiert. Basierend auf den Analyseergebnissen werden weitere Verbesserungsmaßnahmen geplant und der Prozess beginnt von Neuem.
Basis-Check als Grundlage
Der KAAW-Basissicherheits-Check (BSC) und die daraus resultierende Risikobewertung bilden die Grundlage eines jeden Sicherheitskonzepts. In einem Abstimmungstermin zwischen Mitarbeitern der KAAW und der Mitgliedskommune hält der Sicherheitsberater die aktuellen Gegebenheiten fest. Dazu wird der Ist-Zustand zur Informationssicherheit mittels eines auf die Kommunen angepassten BSC durchgeführt. Dabei werden zwölf Themenkomplexe – Organisation, Personal, Server-Raum, Datenschutz, Dokumentation/Notfallvorsorge, Server- und Client-Umgebung, Datensicherung, Infrastruktur allgemein, Gebäude, E-Mail sowie WLAN/mobile Clients – durch die Beantwortung von mehr als 150 Fragen analysiert. Der Basissicherheits-Check des Zweckverbands KAAW wird mindestens einmal jährlich im Rahmen einer IT-Sicherheitsstrategietagung aktualisiert und liegt mittlerweile in Version 4.0 vor. Zudem wird er regelmäßig mit den Aufsichtsbehörden, in diesem Fall der Gemeindeprüfungsanstalt NRW, oder Fachexperten abgestimmt, um neue Bedrohungslagen und gesetzliche Änderungen zu berücksichtigen. Bislang wurde der KAAW-Basissicherheits-Check mehr als 40-mal durchgeführt und erprobt. Empfohlen wird, einen solchen Check alle zwei bis drei Jahre zu wiederholen.
Die aus dem BSC gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend durch den KAAW-Sicherheitsberater nach Priorität, dem Aufwand zur Umsetzung empfohlener Maßnahmen sowie den dazugehörigen Kosten bewertet. Die Schätzungen zu Aufwendungen (eigener Ressourceneinsatz) und externen Kosten basieren auf Erfahrungswerten der IT-Sicherheitsbeauftragten, die in ihrer Hauptfunktion Mitarbeiter in den IT-Abteilungen der Mitgliedskommunen sind. Durch diese Prognosewerte sollen IT-Verantwortliche und Hauptverwaltungsbeamte einer Kommune einen ersten Eindruck erhalten, welche Maßnahmen mit wenig Aufwand umzusetzen sind, um die IT-Sicherheit kurzfristig zu erhöhen.
Konzept wird dokumentiert
Entscheidend für die Wahrnehmung und Gestaltung des eigenen Sicherheitskonzepts sowie für das aktive Risiko-Management in der betreffenden Kommune ist das auf den Basissicherheits-Check folgende Sensibilisierungsgespräch, an dem Verwaltungsvorstand, IT-Fachverantwortlicher, IT-Sicherheits- sowie Datenschutzbeauftragter der Kommune, Kämmerer und KAAW-Sicherheitsberater teilnehmen sollten. Eine 100-prozentige IT-Sicherheit kann nie gewährleistet werden – umso wichtiger ist es, sich mit dem Risiko-Management auseinanderzusetzen, die Gefahren einzuschätzen, zu bewerten und das Restrisiko festzulegen und zu tragen. Nach der Analyse der Risiken sind unter Umständen Sofortmaßnahmen einzuleiten, aber auch mittelfristige Maßnahmen zur generellen Risikominimierung in den IT-Strategieplan sowie die Haushaltsplanung einzubringen. Die bereits umgesetzten und noch umzusetzenden Maßnahmen sind in einem dokumentierenden Sicherheitskonzept festzuhalten.
Zur Verbesserung der Kontrollmöglichkeiten übergibt die KAAW jeder Kommune einen einheitlichen IT-Sicherheits- und Datenschutzordner. Dabei soll unter anderem das Inhaltsverzeichnis – bestehend aus Sicherheitsleitlinie, Sicherheits- und Notfallvorsorgekonzept, Risikoliste, Notfallhandbuch, Wiederanlaufhandbüchern, Datensicherungskonzept, Verfahrensverzeichnissen, Auftragsdatenverarbeitungsverträgen, Dienstanweisungen sowie dem letzten KAAW Sicherheits- und Datenschutzcheck – bei der Etablierung der IT-Sicherheit unterstützen. Der Ordner wird von einem IT-Sicherheitsberater im Rahmen der Durchführung des BSC auf Vollständigkeit und Korrektheit geprüft. Sofern gewünscht, erstellt die KAAW ein Empfehlungsschreiben an den jeweiligen Verwaltungsvorstand, das bestätigt, dass die Inhalte den Vorgaben des Landesdatenschutzgesetzes NRW entsprechen und die notwendigen Freigaben – zum Beispiel der IT-Sicherheitsleitlinie – erfolgen sollten.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass ein dokumentierendes IT-Sicherheitskonzept nur so gut und aktuell ist, wie es in der Kommune gepflegt wird. Es bildet ein wichtiges Instrument zur Sensibilisierung aller Mitarbeiter in der Verwaltung und dient zusätzlich der IT-Budget- und Maßnahmenplanung.
Dieser Beitrag ist in der Juni-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
SEP/Databund: Kooperation für IT-Sicherheit
[29.11.2024] SEP, Hersteller der Datensicherungslösung SEP sesam, ist jetzt Mitglied des Databund. Die in Deutschland entwickelte Backup-Lösung wird bereits von zahlreichen öffentlichen Institutionen eingesetzt. Mit dem Beitritt zu Databund will SEP den Austausch mit anderen Akteuren der öffentlichen Verwaltung fördern. mehr...
Fraunhofer IGD / ekom21: Cybergefährdungslagen visualisieren
[21.11.2024] Neue interaktive Visualisierungen von IT-Gefährdungslagen sollen in einem Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD und des IT-Dienstleisters ekom21 entstehen. Das vom Land Hessen geförderte Vorhaben berücksichtigt auch die Bedürfnisse kleinerer Institutionen wie Kommunen. mehr...
Märkischer Kreis: Neue IT-Projekte im Fokus
[20.11.2024] Grünes Licht für die Haushaltsansätze im Bereich Digitalisierung und IT gab der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government des Märkischen Kreises. Geplant sind Investitionen in IT-Sicherheit, Netzwerkinfrastruktur und den weiteren Ausbau digitaler Services. mehr...
BSI: Bericht zur Lage der IT-Sicherheit
[12.11.2024] Die Bedrohungslage bliebt angespannt, die Resilienz gegen Cyberangriffe aber ist gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland hervor, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nun vorgestellt hat. mehr...
LivEye: Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten
[08.11.2024] Für die Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten hat das Unternehmen LivEye ein neues Konzept entwickelt, das Datenschutz und effektive Gefahrenabwehr kombiniert. mehr...
Hessen: Höhere Cybersicherheit
[05.11.2024] Mit dem Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit sollen hessische Kommunen umfassender in der IT-Sicherheit unterstützt und auf künftige Cyberangriffe vorbereitet werden. mehr...
SIT: Ein Jahr nach dem Ransomware-Angriff
[04.11.2024] Ein Jahr nach der Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT haben die Mitarbeitenden gemeinsam mit den IT-Teams betroffener Kommunen die Systeme wiederhergestellt. Um künftig besser gegen Cyberbedrohungen geschützt zu sein, fordert Geschäftsführer Mirco Pinske klarere gesetzliche Regelungen – etwa die Berücksichtigung kommunaler IT-Dienstleister in der NIS2-Richtlinie. mehr...
Sachsen-Anhalt: Mehr IT-Sicherheit für Kommunen
[04.11.2024] Um die Cybersicherheit in Sachsen-Anhalts Kommunen zu stärken, startete das Land gemeinsam mit dem BSI das Pilotprojekt SicherKommunal. Durch das Projekt sollen Städte, Landkreise und Gemeinden gezielt bei der Verbesserung ihrer IT- und Informationssicherheit unterstützt werden. mehr...
Lösungen: Cybersicherheit stärken
[13.09.2024] Die NIS2-Richtlinie bietet die Chance, die IT-Sicherheit auf ein deutlich höheres Level zu heben, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Kommunen benötigen zudem Lösungen, die speziellen IT-Sicherheitsanforderungen genügen. mehr...
BSI: IT-Sicherheitskennzeichen für Zoom
[11.09.2024] Für zwei seiner Produkte hat der vielfach genutzte Videokonferenzdienst Zoom das IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Geprüft wurden unter anderem der Accountschutz, Rechenzentrumsbetrieb und das Update- und Schwachstellenmanagement. mehr...
IT-Sicherheit: Feuerwehr und Firewall
[02.09.2024] Cyberattacken treffen immer öfter auch Verwaltungen. Um kommunale IT besser abzusichern, fordert Vitako eine Reihe von Maßnahmen: eine stärkere Vernetzung, mehr Mittel, den Ausbau des BSI zur Zentralstelle und die Schaffung eines regulativen Rahmens. mehr...
Schwandorf: Siegel für IT-Sicherheit
[29.08.2024] Die Stadt Schwandorf hat vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) jetzt das Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ erhalten. mehr...
Interview: Wertvolle Lehren gezogen
[14.08.2024] Nach dem umfassenden Cyberangriff arbeitet der IT-Dienstleister Südwestfalen-IT an einer strategischen Neuausrichtung. Im Kommune21-Interview berichtet Geschäftsführer Mirco Pinske, wie die Aufarbeitung vorangeht und welche Konsequenzen bereits gezogen wurden mehr...
München: Hauptabteilung für IT-Sicherheit
[02.08.2024] Die bayerische Landeshauptstadt München misst der IT-Sicherheit einen hohen Stellenwert bei. Um dies zu verdeutlichen, wurde im IT-Referat jetzt eine neue Hauptabteilung für Cybersecurity gegründet. Geleitet wird sie von Chief Information Security Officer Thomas Reeg. mehr...
ITEBO: OpenR@thaus-Vorfall aufgearbeitet
[23.07.2024] Mit seinem Verwaltungsportal OpenR@thaus liefert ITEBO zahlreichen Kommunen eine Basisinfrastruktur, um Leistungen, wie vom OZG vorgesehen, digital anbieten zu können. Im Juni war die Lösung aus Sicherheitsgründen offline gestellt worden. Nun berichtet ITEBO im Detail über den Vorfall und dessen Aufarbeitung. mehr...