FachverfahrenKarlsruher Universalprozess
Ende März dieses Jahres musste auch die Stadt Karlsruhe aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Hygienemaßnahmen alle Dienstleistungsangebote des Bürgerservices auf ein Minimum reduzieren und in den Notbetrieb wechseln. In den Bürgerbüros konnten nur noch die Produkte angeboten werden, die zwingend ein persönliches Erscheinen voraussetzten. Im Zuge des Übergangs in den kontrollierten Normalbetrieb war es für die baden-württembergische Stadt von höchster Priorität, intelligente Antragsassistenten zur Verfügung zu stellen, um die große Anzahl an Bürgeranliegen bedienen zu können und dabei eine effiziente Auftragsabwicklung zu erzielen. Sowohl Plausibilitätsprüfungen als auch Dokumenten-Downloads waren dabei die Herausforderungen.
Weiterer Zugangskanal
Insbesondere die Wohnsitzanmeldung sowie die Beantragung einer Meldebescheinigung zählen innerhalb der Karlsruher Stadtverwaltung zu den am häufigsten nachgefragten Dienstleistungen. Vor diesem Hintergrund lag es nahe, dass die Stadt den Bürgern einen weiteren Zugangskanal für die Beantragung eröffnet und damit das Antragsverfahren deutlich vereinfacht. Die Idee des Universalprozesses war geboren: Ein Antragsformular, mit dem die Wohnsitzanmeldung und die Beantragung einer Meldebescheinigung durchgeführt werden kann.
Neben den projektverantwortlichen Ansprechpartnern des Antragsmanagement-Anbieters Form-Solutions waren seitens der Stadt Mitarbeiter des IT-Amts sowie der Abteilung Bürgerangelegenheiten maßgeblich an der Entwicklung des Prozesses beteiligt. Zunächst galt es, die rechtlichen Erfordernisse abzubilden, um so die benötigten Angaben innerhalb des Antragsverfahrens auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Darüber hinaus mussten Überlegungen angestellt werden, wie der Prozess bürgerfreundlich und leicht verständlich abgebildet werden kann.
Intelligenter Antragsassistent
Umgesetzt wurde der Universalprozess mit dem Antragsmanagement 4.0 von Form-Solutions. Dabei handelt es sich um einen kundenspezifischen intelligenten Antragsassistenten, welcher die beiden Verlagsassistenten „Anmeldung einer Wohnung“, also den Meldeschein für Einwohnermeldeamt nach Paragraf 23 Absatz 1 Bundesmeldegesetz, sowie den Antrag auf Meldebescheinigung nach Paragraf 18 Absatz 1 einfaches oder Absatz 2 erweitertes Bundesmeldegesetz beinhaltet. Durch die Integration der beiden Antragsassistenten aus dem Form-Solutions-Verlagssortiment kann die Stadt auf den Service der rechtssicheren Pflege zurückgreifen und muss sich nicht selbst um die Aktualisierung bei Rechtsänderungen kümmern.
Ausdrucken, unterschreiben, einscannen
Im Rahmen des Antragsprozesses werden die Karlsruher Bürger durch das Verfahren gelotst. Während zunächst personenbezogene Daten abgefragt werden, erfolgt im Anschluss die Auswahl des jeweiligen Prozesses. Für die Wohnsitzanmeldung ist derzeit eine Unterschrift erforderlich. Um die Dienstleistung dennoch online anbieten zu können, stellt die Stadt nach dem vollständigen Ausfüllen des Antragsformulars die Option „Drucken“ bereit, sodass Bürger das ausgefüllte Formular ausdrucken, unterschreiben und einscannen können. Im Anschluss ist es möglich, den Universalprozess erneut zu starten und das unterschriebene Formular inklusive eines Fotos des Personalausweises zur Authentifizierung hochzuladen. Da für die Beantragung einer Meldebescheinigung keine Unterschrift erforderlich ist, können die Antragsteller nach dem Ausfüllen sämtlicher erforderlicher Felder den Antrag direkt elektronisch einreichen.
Vom Erstgespräch zwischen den Projektverantwortlichen der Stadt Karlsruhe und der Firma Form-Solutions bis zur finalen Implementierung des Universalprozesses vergingen circa drei Monate.
Zeitersparnisse bei der Bearbeitung
Der Online-Dienst ist seit Anfang August auf der städtischen Website verfügbar. Seitdem hat die baden-württembergische Kommune gute Erfahrungen gemacht: Nach knapp drei Wochen haben bereits mehr als 530 Bürger den Universalprozess genutzt. Die neue Form der Antragsstellung kommt nicht nur bei den Karlsruher Bürgern gut an, sondern sorgt auch für Zeitersparnisse innerhalb der Stadtverwaltung bei der Bearbeitung eingegangener Anträge.
Das Projekt ist in mehrere Umsetzungsphasen unterteilt. Während sich Karlsruhe im ersten Schritt für die beiden Meldewesen-Produkte des Bürgerbüros entschieden hat, sollen im nächsten Schritt weitere Dienstleistungen aus diesem Bereich in den Universalprozesses integriert werden. Die Stadtverwaltung strebt an, sukzessive die am meisten nachgefragten Verwaltungsdienstleistungen abzubilden, um das digitale Serviceangebot des Ordnungs- und Bürgeramts weiter auszubauen. Denn gerade vor dem Hintergrund der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) strebt die Kommune an, zeitnah möglichst viele Dienstleistungen online anzubieten.
https://www.form-solutions.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe November 2020 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Kitalösungen: Freiräume geschaffen
[29.11.2024] Die Stadt Nürnberg arbeitet seit rund einem Jahr mit dem Fachverfahren adebisKITA. Über Schnittstellen zum Kitaportal und zur Software SAP HCM können insbesondere die Kitaleitungen entlastet werden; und das manuelle Erfassen von Daten ist obsolet geworden. mehr...
Schwerin: Wohnsitz online anmelden möglich
[29.11.2024] In Schwerin können Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz ab sofort digital anmelden. Mit der Elektronischen Wohnsitzanmeldung (eWA) entfällt der Behördengang. Der Service wurde nach dem EfA-Prinzip entwickelt und wird von immer mehr Kommunen nachgenutzt. mehr...
ITEBO: Virtuelles Bauamt rege genutzt
[28.11.2024] Mehr als 250.000 elektronische Baugenehmigungen sind in den vergangenen Jahren über das virtuelle Bauamt ITeBAU von Anbieter ITEBO abgewickelt worden. In diesem Jahr wurde die Integration der Standards XBau 2.3.1 und XTA2 für die Bauaufsichtsbehörden umgesetzt. mehr...
Kreis Saarlouis: Minister informiert sich über digitalen Bauantrag
[27.11.2024] Im Saarland ist der Digitale Bauantrag Anfang Juli in den Silent-Go-live-Betrieb gestartet. Nun hat sich Digitalminister Jürgen Barke im pilotierenden Landkreis Saarlouis über den Projektfortschritt informiert. mehr...
Neu Wulmstorf: Kundenorientiertes Meldewesen
[22.11.2024] Um den Bürgerservice im Meldewesen kundenorientierter zu gestalten, setzt Neu Wulmstorf eine Software zur Terminverwaltung, -buchung und Besucherlenkung ein. Ein per Schnittstelle integriertes Selbsterfassungssystem für Passfoto und Unterschrift steht ebenfalls zur Verfügung. mehr...
Berlin: SoFinData im Probe-Echtbetrieb
[18.11.2024] Mit SoFinData steht in Berlin eine neuartige landesweite Planungs- und Steuerungsgrundlage für die Sozial- und Finanzplanung zur Verfügung. Die vorrangig auf Open-Source-Lösungen basierende Plattform ist seit November im Probe-Echtbetrieb. mehr...
Essen: Einbürgerungsbehörde startet E-Verfahren
[14.11.2024] Die Einbürgerungsbehörde der Stadtverwaltung Essen stellt auf ein digitalisiertes Antragsverfahren um. Das Verfahren soll so von bislang 1,5 Jahren auf vier Monate verkürzt werden. mehr...
NRW: Die digitale Baugenehmigung startet
[13.11.2024] Die Stadt und der Kreis Borken sowie der Märkische Kreis haben jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen Prosoz Herten den vollständig digitalen Baugenehmigungsprozess eingeführt. Das neue System soll den Weg für eine landesweite Digitalisierung im Bauwesen in Nordrhein-Westfalen ebnen. mehr...
Rheingau-Taunus-Kreis: Pilot für digitale Baugenehmigung
[07.11.2024] Nach erfolgreicher Testphase bietet der Rheingau-Taunus-Kreis nun als Pilotkommune den digitalen Bauantrag über das Bauportal Hessen an. Das digitale Verfahren soll zum Standard im Land werden. mehr...
Baindt: Digitaler Gewerbesteuerbescheid kommt
[06.11.2024] Die Gemeinde Baindt übermittelt als erste Kommune in Baden-Württemberg digitale Gewerbesteuerbescheide. Der neue Prozess spart Zeit und Kosten für Verwaltung und Unternehmen und markiert einen Fortschritt in der OZG-Umsetzung. mehr...
Nürnberg: Digital vorbereiten mit dem Traukalender
[06.11.2024] Ein digitaler Traukalender unterstützt in der Stadt Nürnberg jetzt bei wichtigen Schritten rund um das Thema Heiraten. Begleitet wird der Service von einem Video, mehreren Onlinediensten und einem neuen Internetauftritt. mehr...
Herdecke: Kitaportal im Eilverfahren realisiert
[06.11.2024] Die Stadt Herdecke setzt auf ein modernes Kitaportal von Anbieter Nolis und hat dieses im Eiltempo realisiert: Zwischen Beauftragung und Freischaltung lagen nur acht Wochen. mehr...
Kreis Heilbronn/Karlsruhe: Bauanträge bald nur noch digital
[01.11.2024] Bauanträge können beim Landratsamt Heilbronn ab dem kommenden Jahr nur noch in digitaler Form eingereicht werden. Auch die Stadt Karlsruhe stellt ab Januar auf den digitalen Bauantrag um mehr...
Fachveranstaltung: Ende-zu-Ende-Digitalisierung in der Praxis
[31.10.2024] Am 19. November 2024 stellen das Innenministerium Baden-Württemberg und die Sächsische Staatskanzlei auf der Fachveranstaltung „Vom OZG-Hub bis ins Fachverfahren – Ende-zu-Ende-Digitalisierung in der Praxis“ in Berlin neue Praxislösungen für die vollständige Digitalisierung kommunaler Antragsprozesse vor. mehr...
Bayern: eWA-Pilotprojekt abgeschlossen
[29.10.2024] Erfolgreich haben München, Nürnberg und Augsburg die elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA) für Bayern pilotiert. Das Verfahren wird nun flächendeckend im Freistaat eingeführt. mehr...