Open SourceKein alter Hut

Kommunen sollten stärker auf Open Source setzen.
(Bildquelle: Venimo/123rf.com)
Die Stärkung der digitalen Souveränität steht aktuell weit oben auf der politisch-strategischen Agenda von Bund, Ländern und Kommunen. In diesem Kontext kocht auch die Debatte um mehr Open Source Software (OSS) in Kommunen wieder hoch. Für viele Verwaltungen kein neues Thema, der flächendeckende Durchbruch blieb allerdings bislang aus. Doch die Zeichen, das sich das ändert, stehen gut. Auch die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) greift das Thema in einem aktuellen Projekt mit rund 40 Expertinnen und Experten aus Stadt-, Kreis- und Gemeindeverwaltungen, von kommunalen IT-Dienstleistern und aus der Community praxisorientiert auf.
Viel Potenzial
Im Einsatz von OSS in der Verwaltung und in der Forderung nach offenen Standards liegt viel Potenzial für die Stärkung der digitalen Souveränität. Technologische Entwicklungen wie die zunehmenden Cloud-Strategien vieler Software-Anbieter, Fortschritte beim Einsatz von künstlicher Intelligenz oder die enorme Steuerungsrelevanz von Daten und Plattformökonomien, lassen die Fragen aufkommen, was Souveränität im digitalen Zeitalter für die öffentliche Verwaltung bedeutet und wie sie diese stärken kann. Statt immer abhängiger von IT- und Cloud-Anbietern zu werden, müssen Behörden sich fragen, wie sie diese Abhängigkeiten selbst effektiv steuern oder vermeiden können. Auch in Zukunft wird proprietäre Software in Verwaltungen zum Einsatz kommen. Daher braucht es eine Hybridstrategie mit unterschiedlichen Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Souveränität, die dem IT-Planungsrat so in seiner 34. Sitzung von der Arbeitsgruppe Cloud Computing und Digitale Souveränität vorgelegt und mit der „Strategie zur Stärkung der Digitalen Souveränität für die IT der Öffentlichen Verwaltung“ beschlossen wurde.
Fehlende Kompetenzen
Eine Verwaltungs-IT, die durch und durch auf Open Source fußt, ist Stand heute vielerorts nicht denkbar, teilweise durch kommunale Nischenprodukte kaum möglich und aufgrund fehlender Kompetenzen und Kapazitäten schwer umsetzbar. Ein nur punktueller Einsatz von OSS wird jedoch nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Von essenzieller Bedeutung ist daher eine nachhaltige Förderung von OSS-Projekten. Dafür muss die Verwaltung über Steuerungskompetenz (Governance) in ganz unterschiedlichen Bereichen verfügen, die einen Nährboden für mehr freie Software bietet. Open Source ist eben nicht nur Thema der IT: Auch in der Kommunalverwaltung braucht es eine Strategie, die diese Software aufgreift, sich zu den Herausforderungen bekennt und sie mit Kraft fördert. Ein gutes Beispiel dafür ist die Stadt Dortmund. Insbesondere die IT muss strategisch und operativ auf mehr OSS eingestellt werden.
Organisatorische Ausrichtung
Zudem ist eine organisatorische Ausrichtung erforderlich: Sollen beispielsweise auch Dienstanweisungen einen „OSS first“-Grundsatz verfolgen? Die Länder Thüringen und Schleswig-Holstein gehen hier bereits voran. So hat das Land Thüringen die Forderung, Nutzung und Entwicklung von offenen Standards und OSS explizit in das E-Government-Gesetz aufgenommen. Dringend nötig sind Kenntnisse im Bereich Vergabe und Beschaffung, da insbesondere das Aufgreifen von Open Source für spezifische Weiterentwicklungen kein leichtes Thema ist. Auch finanzwirtschaftliche Fragen, wie etwa bilanzielle Auswirkungen des Einsatzes von offen zugänglicher Software, sind zu klären. Ebenso muss die IT-Revision Audits sicherstellen und durchführen und es sind in all diesen Bereichen Kompetenzen aufzubauen. Der Einsatz von OSS bedeutet also umfangreiche Nachjustierungen im kommunalen Management. Deswegen ist er für die KGSt von großer Bedeutung.
Awareness notwendig
Notwendig ist eine Awareness, also ein Bewusstsein des kommunalen Managements für das Thema. Ein erster Beitrag kann bereits die konsequente Forderung nach offenen Standards und Schnittstellen sein. Unter offenen Standards werden in der Regel frei zugängliche Schnittstellen beziehungsweise Formate verstanden, die nicht produkt- oder herstellerspezifisch sind. Sie ebnen den Weg für mehr OSS. Es sollten dann besonders geeignete Bereiche für den Einsatz dieser Software identifiziert und entsprechend vorangetrieben werden. Diese Piloten eignen sich auch, um erste Erfahrungen in der Open Source Governance zu sammeln.
Die Arbeit im KGSt-Projekt zeigt: Kommunen, die Open Source erfolgreich einsetzen, sind durchweg offen für einen intensiven, interkommunalen Austausch dazu. Denn ein Schlüssel zum Erfolg wird gerade diese intensive Zusammenarbeit sein – auch ebenenübergreifend mit Bund, Ländern und Kommunen und vor allem im Open-Source-Ökosystem mit der Community und der Open-Source-Wirtschaft.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Mai 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Bayern: Nürnberg by data
[27.03.2025] Die Stadt Nürnberg stellt jetzt offene Daten für alle zur Verfügung. Dafür wurde eine eigene Präsenz innerhalb des bayerischen Open-Data-Portals eingerichtet. mehr...
Open Source: Wettbewerb für Verwaltungen
[25.03.2025] Moderne Verwaltung, Innovation, digitale Souveränität: Unter diesem Motto lädt die Open Source Business Alliance Behörden und öffentliche Einrichtungen zum Wettbewerb ein. Bis zum 30. Juni können sie sich in den Kategorien Fachverfahren, interne Verwaltungsanwendungen und Transformation bewerben, die Preisverleihung findet im Rahmen der Smart Country Convention statt. mehr...
Dortmund: Bei Open Data weit vorne
[24.03.2025] Das Dortmunder Open-Data-Portal zeigt Daten aus verschiedensten Bereichen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass die Stadt mit ihrem Angebot in Nordrhein-Westfalen eine Spitzenposition einnimmt – und belegt außerdem, welche Daten am stärksten nachgefragt werden. mehr...
Oldenburg: Verbessertes Sozialmonitoring
[17.03.2025] Oldenburg hat seine Sozialmonitoring-Plattform weiterentwickelt: Diese präsentiert Offene Daten in nun optimierter Darstellung und mit neuen Filtermöglichkeiten. So werden wichtige soziale Indikatoren leichter zugänglich. mehr...
Frankfurt am Main: Relaunch für Open-Data-Portal
[20.02.2025] Das Open-Data-Portal der Stadt Frankfurt am Main basiert bisher auf einer eigenständigen Softwarelösung und zieht nun auf die Plattform des Statistikportals um. Das soll für mehr Transparenz und bessere Zugänglichkeit sorgen. mehr...
Open Data: Transparenz im Vergleich
[13.02.2025] In Hamburg, Berlin und Dresden werden den Bürgern die meisten öffentlichen Datensätze zur Verfügung gestellt. Das hat eine Analyse der Unternehmensberatung Finatycs ergeben. Insgesamt zeigte sich in den untersuchten Städten aber eine große Diskrepanz in Bezug auf die Verfügbarkeit und Vielfalt offener Daten. mehr...
Kreis Darmstadt-Dieburg / Wetteraukreis: Plattform übernimmt Datenanalyse
[14.01.2025] Die Analyse von Sozialdaten wollen der Kreis Darmstadt-Dieburg und der Wetteraukreis erleichtern. Gemeinsam entwickeln sie eine Open-Data-Plattform, die interne Daten aus den Sozial- und Jugenddezernaten sowie öffentlich zugängliche Daten auf Knopfdruck kombiniert. mehr...
Bayern: Open-Data-Plattform wächst
[16.10.2024] Die von der Bayerischen Agentur für Digitales (byte) entwickelte Open-Data-Plattform open.bydata hat sich zu einem zentralen Bestandteil des Datenökosystems in Bayern entwickelt. Sie konnte sich nun im unabhängigen Ranking der Open Knowledge Foundation (OKF) in der Kategorie Datenportal auf Platz 1 positionieren. mehr...
Berlin: Geodatenschätze entdecken
[30.07.2024] Einen digitalen Stadtführer durch die Geodatenwelt des Landes Berlin bietet jetzt das gemeinnützige KI-Tool GeoExplorer. Entwickelt wurde es von der Open Data Informationsstelle (ODIS) der Technologiestiftung Berlin. mehr...
Bonn: Auf dem Weg zum Urban Data Management
[22.07.2024] Im städtischen Kontext fallen eine Vielzahl von Daten aus allen Bereichen der Gesellschaft an und werden gesammelt. Die Stadt Bonn hat eine Datenstrategie und Datengovernance für urbane Daten verabschiedet und will ihren Datenschatz durch ein umfassendes Urban Data Management zugänglich machen. mehr...
Open Data: Ideen für ländliche Kommunen gesucht
[20.06.2024] Innovative Lösungen zum Einsatz von offenen Verwaltungsdaten in ländlichen Kommunen sucht jetzt das Bundeslandwirtschaftsministerium im Zuge eines Ideenwettbewerbs. mehr...
Dresden: Digitale Lösungen gegen Extremwetter
[16.05.2024] Beim diesjährigen Open Data Camp der Stadt Dresden und der Sächsischen Staatskanzlei sollen die Teilnehmenden unter dem Motto „Cool down – Hack die Extreme“ kreative digitale Lösungen zur Anpassung an Extremwetterlagen entwickeln. mehr...
Bayern: Kompetenz für Open Data
[10.05.2024] Ein Kompetenzzentrum für Open Data wollen in Bayern das Digitalministerium und die Digitalagentur byte etablieren. Das Portfolio des Kompetenzzentrums umfasst neben dem Open-Data-Portal umfassende Serviceleistungen, die den Einstieg in die Datenbereitstellung auch für kleinste Behörden und Kommunen möglich machen. mehr...
Open Government: Haushaltsdaten digital veröffentlichen
[03.05.2024] Neben der Haushaltssatzung sollten die Bürgerinnen und Bürger auch auf den kommunalen Haushaltsplan jederzeit unkompliziert zugreifen können. Es empfiehlt sich deshalb die Online-Veröffentlichung. Der Einsatz digitaler Methoden sorgt darüber hinaus für mehr Transparenz und bessere Auswertungsmöglichkeiten. mehr...
Open Data Barcamp: Raum für Austausch und Networking
[11.03.2024] Das Open Data Barcamp bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich im Bereich Open Data auszutauschen. Das Besondere: Sie haben die Möglichkeit, das Programm selbst zu gestalten. mehr...