Mittwoch, 27. November 2024

WuppertalKein Platz für Aktenordner

[08.09.2023] Mit ersten Fallakten im Steueramt und Jobcenter ging es vor vielen Jahren los – inzwischen arbeitet die Stadt Wuppertal durchgängig mit dem digitalen Aktenplan. Wenn 2025 das neue Bürgerhaus eingeweiht wird, soll kein Aktenordner mit umziehen müssen.
Im Wuppertaler Rathaus soll künftig komplett papierlos gearbeitet werden.

Im Wuppertaler Rathaus soll künftig komplett papierlos gearbeitet werden.

(Bildquelle: Stadt Wuppertal)

Anfang 2025 will Wuppertal ein neues Bürgerhaus für Soziales, Kinder und Schule einweihen. Fünf übergeordnete Leistungseinheiten werden dort zusammengefasst. Bei ihrem Umzug, so der Plan, sollen sie keinen Aktenordner mitnehmen müssen. Dass die Fachbereiche bis dahin komplett digitalisiert sind, dessen ist sich Nicole Sommer sicher. Als Fachgebietsleiterin Digitalisierung und E-Government der Stadt Wuppertal koordiniert sie die Einführung elektronischer Fall- und Sachakten, eines verwaltungsweiten Aktenplans und weiterer E-Government-Vorhaben auf Basis der Lösung d.velop documents von d.velop.
91 Millionen Euro investiert das Land Nordrhein-Westfalen in die Digitalisierung und förderte bis Ende 2022 fünf ausgesuchte Modellkommunen, darunter Wuppertal. Das digitale Engagement der Stadt begann aber weit vor dem Förderzeitraum: Seit 2007 baut sie mit d.velop documents (früher: d.3ecm) digitale Akten im Einwohnermeldeamt und Personalwesen auf und bearbeitet Eingangsrechnungen automatisiert. 2015 folgte im Steueramt die erste digitale, sachbearbeiter- und fachverfahrensbezogene Akte. Ein Jahr später zog das Jobcenter nach, mit einer Aktenintegration in das Fachverfahren AKDN-sozial. „Für uns ist die E-Verwaltung eine Chance, Prozesse deutlich effizienter zu gestalten und ein probates Instrument, um Personalfluktuation und -mangel zu begegnen“, so Daniel Heymann, Chief Digital Officer und Leiter des Amts für Informationssicherheit und Digitalisierung der Stadt Wuppertal.

Einführung eines digitalen Aktenplans ab 2019

Schon früh stand für die Kommune fest, dass die E-Akte auch für die allgemeine Schriftgutverwaltung eingesetzt werden soll. Anders als Fallakten der einzelnen Leistungsbereiche sind Sachakten für die Schriftgutverwaltung mit einheitlichen Metainformationen über die gesamte Verwaltung ausgestattet. Das vom Land geförderte Modellprojekt bot die ideale Grundlage für die vollständige Einführung des digitalen Aktenplans ab Anfang 2019 bis Ende 2021. Auch im Steueramt und Jobcenter sowie in weiteren Fachbereichen wird inzwischen die allgemeine Schriftgutverwaltung praktiziert.
Mit dem digitalen Aktenplan erfüllt Wuppertal gesetzliche Anforderungen wie das E-Government-Gesetz und stellt das Prinzip der Aktenmäßigkeit sicher. Er hilft, Geschäftsprozesse zu optimieren und dient als Basiskomponente zur Ablage des Schriftguts aus dem Posteingang. So wird die Gesamtverwaltung an das Dokumenten-Management-System (DMS) angeschlossen und eine digitale Arbeitsweise sichergestellt. Alle Dokumente stehen jederzeit ortsunabhängig zur Verfügung, amtsübergreifendes Arbeiten und ein schneller Wissenstransfer werden möglich. „Unser Ziel, sämtliche städtische Leistungseinheiten auf den Aktenplan umzustellen und an den digitalen Posteingang anzubinden, haben wir innerhalb der Projektdauer erreicht“, erklärt Nicole Sommer. Das DMS dient inzwischen als Basisablage für das allgemeine Schriftgut; es wurden außerdem Kern-Workflows für die Dokumentenbearbeitung für alle kommunalen Querschnittsprozesse definiert.

Mit Learning-Management-System in die Fortsetzung

Seit einiger Zeit beschäftigt sich die Stadtverwaltung intensiv mit der Einführung eines Learning-Management-Systems, quasi einer Fortsetzung des Aktenplanprojekts. Anfang 2020 begannen hier die ersten Arbeiten. Der Corona-Lockdown machte es dann erforderlich, Schulungen online durchzuführen. „Unser erstes Thema war: Wie meldet man sich im DMS an? Daraus haben wir einen Film gemacht“, erzählen Julia Struck und Mark Esteban Palomo vom Amt für Informationstechnik und Digitalisierung. In kurzer Zeit entstanden 13 Lernvideos zur Basisschulung von DMS und Aktenplan. Technisches Fundament ist die Plattform d.velop customer E-Learning. „Damit haben sich ganz neue Möglichkeiten ergeben“, berichtet Mark Esteban Palomo. „Zum Beispiel konnten wir spielerische Elemente wie ein Quiz einbinden oder Mi­cro­learning umsetzen. Der absolute Gamechanger war die Möglichkeit, Web Based Trainings abzuspielen.“
Wie einst im Steueramt und im Jobcenter kommen E-Akten nach dem Schneeballsystem sukzessive in immer mehr Fachbereichen zum Einsatz. Sie satteln jeweils auf dem Aktenplan auf und werden oft ergänzt durch Module für Vorlagen- und Workflow Management, elektronische Signatur und digitaler Posteingang. Das Vorlagen-Management beschleunigt die Erstellung von Anschreiben, indem es mit Bausteinen auf der Basis beliebiger, bereits im System hinterlegter Metadaten arbeitet.

Bedarfsorientierter DMS Roll-out

Nicole Sommer: „Unsere Digitalisierungsstrategie ist ganzheitlich und wir rollen das DMS bedarfsorientiert und prioritär aus.“ Dazu nimmt sich das Team jeweils eine Leistungseinheit als Projekt vor und digitalisiert diese komplett durch – angefangen beim digitalen Posteingang über die OZG-Prozesse, interne Abläufe mit Aktenplan und Fallakten bis hin zur Bestandsaktendigitalisierung. „Bis alle in der Kernverwaltung komplett papierlos arbeiten, ist es noch ein weiter Weg“, so die Fachgebietsleiterin. „Aber wir haben einen strikten Plan. Und dort steht: Im Bürgerhaus ist kein Platz für Aktenordner.“

Frank Zscheile ist IT-Journalist in München.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Dokumenten-Management

d.velop: Beteiligung an optiGov

[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...

Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte

[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...

3D-Outlines eines Briefumschlages mit @-Zeichen, dargestellt vor einem blauen Hintergrund.

Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig

[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...

bericht

Bremerhaven: Ganz oder gar nicht

[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...

Barsbüttel beschleunigt die digitale Transformation.
bericht

Barsbüttel: Mit System zur E-Akte

[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...

Die E-Akte ist eine der drei strategischen Säulen der Verwaltungsdigitalisierung.
bericht

E-Akte: Mit Plattform vernetzt

[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...

Die Langzeitaufbewahrungslösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon wurde vom BSI nach TR-ESOR 1.3 zertifiziert.

procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager

[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...

Bremen: Posteingang wird digital erfasst

[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...

Bei der Hamburger Verwaltung eingehende Papierpost wird künftig digitalisiert.

Hamburg: Papierpost wird digital

[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...

Im Odenwald gehen vier Kommunen die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam an.

Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald

[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...

Akten der Stuttgarter Ausländerbehörde werden digitalisiert.

Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um

[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...

Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management

[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...

regisafe: Umfassendes Update

[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...

Die Integration generativer KI erweitert das Anwendungsspektrum einer intelligenten Such-Software.

Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet

[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...

Sagen der Arbeit im Aktenarchiv ade: Elena Taboada

Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage

[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...