TechnologienKI, Blockchain und AR
![Potenziale der Blockchain für den Public Sector erkennen.](https://www.kommune21.de/wp-content/uploads/2024/08/33912_bild_gross1_0520_blockchain_440.jpg)
Potenziale der Blockchain für den Public Sector erkennen.
(Bildquelle: adam121/stock.adobe.com)
Öffentliche Verwaltungen stehen vielfältigen, technologisch geprägten Trends gegenüber, die bestehende Strukturen und Prozesse sowie etablierte Arbeitsformen und Werkzeuge verändern und sogar in Frage stellen. Ein Blick in Fachzeitschriften und auf die Programme einschlägiger Tagungen zeigt: Künstliche Intelligenz, Blockchain und Augmented Reality werden hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit im öffentlichen Sektor derzeit intensiv diskutiert und erprobt.
Lernende und regelbasierte Systeme
Künstliche Intelligenz (KI) nimmt bei der Gestaltung der digitalen Transformation der öffentlichen Verwaltung eine zunehmend bedeutende Rolle ein. KI-basierte Software-Systeme, die Teilaufgaben der Verwaltungstätigkeit selbstständig bearbeiten können, bieten vielversprechende Ansätze, Automatisierung und Assistenz auch bei komplexen Tätigkeiten auszuweiten. Dabei stehen vielfältige Ansätze und Methoden zur Auswahl. Grundsätzlich wird zwischen lernenden und regelbasierten Systemen unterschieden. KI-Systeme können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Zum einen können sie unterstützende Aufgaben abbilden, etwa zur Analyse von Identitäten durch Bild- oder Dialekterkennung oder in Form von Sprachassistenten, um Informationen zu vermitteln und einfache Anliegen anzustoßen. Zum anderen können sie auch einzelne Prozessschritte automatisieren, zum Beispiel Anträge auf Vollständigkeit prüfen, in Entscheidungssituationen Bearbeitern relevante Informationen zur Verfügung stellen und Vorhersagen treffen.
KI mit Strategie
Die Nachvollziehbarkeit von Empfehlungen und Ergebnissen und die Zusammenarbeit von Mensch und KI-System sind besondere Herausforderungen. Die Anforderungen an die Nachvollziehbarkeit hängen dabei vom Einsatzszenario ab. Vollständigkeits- und Plausibilitätsprüfungen von Anträgen oder auch Informationsdienste durch Sprachassistenten sind mit Blick auf die Erklärbarkeit des Ergebnisses sicher weniger kritisch als die KI-basierte (Teil-)Automatisierung von Entscheidungsprozessen bei Sozialleistungen. Auch die Datenbasis, auf der die Funktionalität des KI-Systems beruht, sowie die Qualität der Ergebnisse stehen im Fokus und sind im konkreten Einsatzszenario zu bewerten. Damit einher gehen Fragen nach der Wirtschaftlichkeit solcher Systeme. Die Bundesregierung (wir berichteten) und manche Länder haben KI-Strategien erarbeitet, die unter anderem den Einsatz von KI bei hoheitlichen Aufgaben und den Kompetenzaufbau im öffentlichen Sektor adressieren.
Dokumentation in der Blockchain
Öffentliche Verwaltungen arbeiten bürokratisch: Entscheidungen werden schriftlich dokumentiert, teilweise in Registern. Blockchains dokumentieren ebenfalls, protokollieren Informationen jedoch nicht über einzelne Organisationen, zum Beispiel Behörden, sondern über Dezentralisierung und Beteiligung. Informationen werden also nicht mehr an einer zentralen Stelle abgelegt und dort geschützt, sondern verteilt bei verschiedenen Teilnehmern. Diese verfügen über Kopien der Informationen. Wird eine Kopie manipuliert, liegt die richtige Information immer noch bei der Mehrheit der Teilnehmer. Informationen zu Transaktionen, wie etwa dem Kauf eines Grundstücks, werden durch kryptografische Verfahren verkettet, sodass das nachträgliche Ändern einzelner Informationen nicht unbemerkt bleibt. Neue Transaktionen können nur mit großem Aufwand durch den Einsatz von Rechenleistung zur Lösung eines mathematischen Rätsels hinzugefügt werden, was durch mehrere Teilnehmer im Wettbewerb geschieht. Auf diese Weise würde eine ungültige Transaktion durch die Wettbewerber aufgedeckt werden. Im Detail gibt es diverse Formen. So haben zum Beispiel nicht immer alle Nutzer eine Kopie der Informationen über die vergangenen Transaktionen und nicht jeder Nutzer kann Transaktionen selbst hinzufügen.
Vertrauen schaffen
Letztlich wird Vertrauen auch bei Blockchain-basierten Prozessen nicht nur durch die technologische Lösung geschaffen, sondern auch durch grundsätzliche Gestaltungsentscheidungen im konkreten Anwendungsfall und flankierende organisatorische Vereinbarungen. Im öffentlichen Sektor gibt es vielfältige Anwendungsoptionen: Verträge, Zeugnisse und Urkunden, aber auch Register, wie Grundbücher, können in Form einer Blockchain geführt werden. Denkbar ist auch die Anwendung bei elektronischen Wahlen und Abstimmungen oder bei Bezahlverfahren. Ziel ist es, Vertrauen unabhängig von einzelnen Organisationen zu schaffen, Korruption abzuwehren und Prozesse zu beschleunigen. Wie im Fall von künstlicher Intelligenz sind Ziele, Rahmenbedingungen und die konkrete technische wie auch organisatorische Ausgestaltung im jeweiligen Anwendungsfall ausschlaggebend für den nutzenstiftenden Einsatz von Blockchain. Auch im Fall von Blockchain hat die Bundesregierung eine Strategie erarbeitet, um in der Lage zu sein, Potenziale zu erschließen, aber auch Missbrauchsmöglichkeiten zu verhindern (wir berichteten).
Unterstützung bei Bezug zu realer Umwelt
Computer bieten in vielfältigen Lebenssituationen Informationen und Hilfestellungen. Augmented Reality (AR) ermöglicht es, diese Informationen in enger Beziehung zur jeweiligen realen Situation bereitzustellen. Dafür können mobile Geräte wie Smartphones und Tablets oder auch AR-Brillen zum Einsatz kommen. Sichtbar sind dann sowohl die direkte Umwelt als auch die zusätzlichen Informationen. Zum Beispiel können Reparaturen gemäß Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Bezug zum realen Gegenstand durchgeführt werden. Mittels AR-Brille ist in diesem Fall kein Wechsel zwischen Anleitung und Tätigkeit notwendig. Es stellt sich die Frage, wie diese Technologie im öffentlichen Sektor genutzt werden kann. Neben vergleichbaren Szenarien wie der Assistenz bei der Instandhaltung von Infrastruktur oder technischen Geräten sind auch Anwendungen in der Aus- und Weiterbildung denkbar. Während der zu erlernenden Handlungen werden einzelne Schritte und Hintergrundinformationen angezeigt. Darüber hinaus kann AR immer dann Hilfestellung bieten, wenn Prozesse und Tätigkeiten einen Bezug zur realen Umwelt haben, etwa zu Personen, Orten oder Gegenständen. In der Ordnungsverwaltung können zum Beispiel Fahrzeuge leicht identifiziert und Informationen direkt angezeigt werden. Im Tourismus ist die Darstellung von unterhaltsamen Informationen je nach tatsächlichem Standort und der Blickrichtung eine Einsatzmöglichkeit, die auch im Kontext von Beteiligungsangeboten genutzt werden kann. Auf diese Weise können laufende Partizipationsprozesse und Gestaltungsoptionen vor Ort bekannt und anschaulich vermittelt werden.
So vielfältig öffentliche Verwaltungen und ihre Aufgaben sind, so vielfältig sind auch die Anwendungsszenarien der Technologien. Um also Optionen entdecken und analysieren zu können, ist es notwendig, sowohl die Technologien als auch die spezifische Anwendungsdomäne im öffentlichen Sektor im Detail zu berücksichtigen. Zusammenarbeit und Offenheit bilden einen erfolgversprechenden Weg, um neue Technologien zu erproben und erfolgreich einzusetzen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Mai 2020 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Cisco Digital Kompass 2025: Bei der Digitalisierung zu langsam
[11.02.2025] Cisco hat eine neue Untersuchung zur Digitalisierung in Deutschland vorgelegt. Demnach gibt es Fortschritte beim Glasfaserausbau und Online-Banking, doch KI und Cybersicherheit bleiben Problemfelder. Besonders die digitale Verwaltung stagniert seit dem Aufwind durch Corona. mehr...
Sachsen-Anhalt: Ideen für digitale Verwaltung gesucht
[11.02.2025] Das Land Sachsen-Anhalt sucht erneut innovative Ideen für die digitale Verwaltung. Gefragt sind digitale Konzepte und Modelle für die vielfältigen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Bewerbungen sind bis 14. März möglich. mehr...
Lübeck: Fundsachen werden online versteigert
[07.02.2025] Fundsachen, die nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist nicht abgeholt wurden, wird die Hansestadt Lübeck ab sofort online versteigern. mehr...
Ulm: Digitaler Portier im Rathaus
[06.02.2025] Ein digitaler Portier soll künftig im Ulmer Rathaus als erste Anlaufstelle für Anliegen bei der Stadtverwaltung dienen – etwa für Termine oder Auskünfte. Entwickelt wurde das Tool von Fachleuten der städtischen Abteilung Interne Dienste und Studierenden der Technischen Hochschule Ulm. mehr...
Leipzig: Erfolgsfaktor Kommunikation
[31.01.2025] Die Leipziger Stadtverwaltung hat ihr E-Mail-System von Lotus Notes auf Microsoft Exchange umgestellt und eine zentrale E-Mail-Archivierung eingeführt. Eine transparente Kommunikation hat das Gelingen des umfassenden Projekts gesichert. mehr...
Materna Virtual Solution: So verändert sich das mobile Arbeiten
[31.01.2025] Mit zunehmender technischer Entwicklung verlagert sich die Arbeit verstärkt auf mobile Geräte. Materna Virtual Solution identifiziert fünf Trends, die im Jahr 2025 maßgeblich das Arbeiten prägen werden – von KI und Datensouveränität bis hin zu Sicherheitslösungen und Mixed Reality. mehr...
Rheinland-Pfalz: Digitalisierung von Kulturerbe
[29.01.2025] Rheinland-Pfalz fördert die Digitalisierung des kulturellen Erbes: Mit rund 284.000 Euro unterstützt das Land das Projekt KuLaDig RLP bis 2026. Ziel ist es, Kommunen – insbesondere im ländlichen Raum – zu helfen, kulturelle Besonderheiten digital zu erfassen und multimedial aufzubereiten. mehr...
Berlin: Start-ups und Verwaltung zusammenbringen
[27.01.2025] GovTech-Start-ups können die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung wirksam unterstützen. Die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung will dieses Potenzial noch besser nutzen und hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wie die Zusammenarbeit gelingt. mehr...
Landkreis Regensburg: Spitze bei Digitalisierung
[22.01.2025] Der Landkreis Regensburg zieht eine positive Bilanz zur bisherigen Verwaltungsdigitalisierung. In vielen Bereichen ist er ein Vorreiter in Bayern. Digitale Dienstleistungen werden stark genutzt, und KI sowie Prozessautomatisierung schaffen Ressourcen für besseren Bürgerservice. mehr...
Limburg an der Lahn: Digitale Parkscheibe
[16.01.2025] In einem Pilotprojekt testet Limburg an der Lahn die Digitale Parkscheibe des Unternehmens Park Best. Interessierte können die Parkscheibe mit wenigen Klicks in einer App aktivieren, die auch die aktuelle Parksituation vor Ort anzeigt und die Nutzer an die Parkzeit erinnern kann. mehr...
Porta Westfalica: Strategisch digital mit OWL-IT
[14.01.2025] Auf dem Weg zur digitalen Verwaltung ist die Stadt Porta Westfalica gemeinsam mit Dienstleister OWL-IT weitergekommen und hat eine gesamtstädtische Strategie für Digitalisierung und Wissensmanagement erarbeitet. mehr...
Ko-Pionier-Preis: Besser nachnutzen
[10.01.2025] Der Ko-Pionier-Preis will die Nachnutzung innovativer Verwaltungslösungen fördern. Verwaltungen, die Lösungen erfolgreich übernommen haben, können sich bis 14. Februar 2025 bewerben. Die Preisverleihung findet im März 2025 im Rahmen des Kongresses Digitaler Staat statt. mehr...
Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo
[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...
Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet
[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...
Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen
[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...