HamburgKI für Leichte Sprache
Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland profitieren von Leichter Sprache. Dazu gehören neben Menschen mit Lernschwierigkeiten auch funktionale Analphabeten, an Demenz Erkrankte sowie Personen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Um ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen, bietet die Freie und Hansestadt Hamburg auf ihrem Stadtportal ein vielfältiges Angebot in Leichter Sprache an.
Doch Übersetzungen in Leichte Sprache sind kosten- und zeitintensiv. Daher nutzt die Pressestelle des Senats das Übersetzungstool von SUMM AI. Das Münchner Start-up hat ein KI-basiertes Tool entwickelt, das einen Text in Alltagssprache innerhalb von wenigen Minuten in Leichte Sprache überträgt. Das Tool ist über eine API-Schnittstelle mit dem Content-Management-System (CMS) der Stadt verbunden. So können Online-Redakteurinnen und -Redakteure einen bereits auf dem Stadtportal www.hamburg.de veröffentlichten Inhalt per Knopfdruck in einen Artikel in Leichte Sprache übertragen lassen. Anschließend wird der Artikel inhaltlich überprüft und bei Bedarf angepasst. Zudem fügen die Redakteurinnen und Redakteure so genannte Leichte-Sprache-Bilder ein. Die textbegleitenden Bilder sind ein fester Bestandteil von Leichter Sprache. Sie werden extra für den Zweck erstellt und erhöhen die Verständlichkeit der Inhalte. Die Anwendung steht allen Internet-Redakteurinnen und -Redakteuren der Fachbehörden und Bezirke zur Verfügung.
In Krisensituationen schnell und verständlich informieren
„Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am öffentlichen Leben ist Teil der verpflichtenden UN-Behindertenrechtskommission. Der Einsatz der KI zur Übersetzung von Inhalten in Leichte Sprache ist dabei ein wichtiger Baustein“, sagt Senatssprecher Marcel Schweitzer. „Mit dem effizienten Tool ist es uns möglich, die Zielgruppen vor allem in Krisensituationen schnell und verständlich zu informieren. Mit den herkömmlichen Methoden wäre dies nicht möglich.“
Als fachliche Leitstelle für das städtische CMS verantwortet die Online-Redaktion der Senatspressestelle das Stadtportal hamburg.de. Bereits seit Ende 2019 gibt es dort den Bereich Barrierefrei mit Angeboten in Leichter Sprache und Deutscher Gebärdensprache. Dieser wurde in enger Kooperation mit den Zielgruppen entwickelt. In mehr als einem Dutzend Workshops baute die Stadt gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aller Altersgruppen den Bereich vollständig neu auf.
Heraus kam ein Portal, das sowohl an einem Ort gebündelt Informationen in Leichter Sprache und Gebärdensprache zur Verfügung stellt als auch eine Verknüpfung der barrierefreien Inhalte mit den Originalartikeln bietet. „Uns war es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden können, in welcher Sprache sie einen Artikel lesen möchten“, erklärt Klemens Jäger, Leiter der Abteilung Online-Kommunikation, eines der Ergebnisse der Workshops.
Angebot wird kontinuierlich ausgebaut
Das Angebot geht weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus und wird stetig ausgebaut. Dabei werden nicht nur behördliche und bezirkliche Texte übersetzt, die Themen kommen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, also auch Kultur oder Freizeit. Mittlerweile beinhaltet das Barrierefrei-Portal mehr als 350 Texte in Leichter Sprache sowie mehr als 200 Gebärdenvideos. Um noch mehr Inhalte in Leichter Sprache anbieten zu können, nutzt die Stadt Hamburg das Tool von SUMM AI.
Seit August 2022 setzt die Pressestelle des Senats das Tool ein und war damit die erste Verwaltung deutschlandweit, die mit SUMM AI kooperierte. Den Kontakt zwischen SUMM AI und der Online-Redaktion der Senatspressestelle stellte Hamburgs Public Venture Client Unit GovTecHH her. Das Projekt der Senatskanzlei ist Hamburgs erster Ansprechpartner für Start-ups, die mit einer Verwaltung zusammenarbeiten möchten (wir berichteten). Von dem ersten Kontakt bis zur Umsetzung dauerte es vier Monate.
Statt etwa 20 bis 25 Texte im Jahr, werden mit der KI nun mehr als doppelt so viele Texte übersetzt – und es sollen noch mehr werden. Insbesondere bei Inhalten mit kurzer Aktualität wie zum Beispiel Veranstaltungshinweisen oder Pressemeldungen zeigen sich die Vorteile der KI. Mithilfe des Tools kann ein Text nun innerhalb kürzester Zeit veröffentlicht werden. Wichtige Informationen, wie zum Beispiel die Warnung davor, in der Elbe zu baden, erreichen die Zielgruppe dadurch schneller.
Die Übersetzung von Texten in Leichte Sprache dauert bei Beauftragung von Agenturen bis zu drei Wochen. Wesentlicher Bestandteil der Übersetzungsprozesse ist die Überprüfung der Texte auf Verständlichkeit durch so genannte Prüfgruppen. Diese Textprüfung findet bei der Übersetzung mit der KI nicht statt. Im Portal hamburg.de geht die Stadt damit sehr transparent um. In jedem Artikel, der mit der KI übersetzt wurde, gibt es einen Hinweis auf die Art der Übersetzung und einen Verweis auf einen Hintergrundartikel über das Tool. Zusätzlich gibt die Stadt Texte stichprobenhaft in die Textprüfung durch die Zielgruppe.
In den Top 5 der meistgelesenen Artikel in Leichter Sprache
Seit einiger Zeit werden auch die Reden sowie Videobotschaften des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher in Leichte Sprache übersetzt. Und das kommt an: Knapp 5.000 Besucher erreichen die Inhalte in Leichter Sprache monatlich. Ob Weihnachtsansprache, eine Übersicht zum Hamburger Hafengeburtstag oder Informationen zum deutschlandweiten Warntag – die mit dem Tool übersetzten Beiträge gehören regelmäßig zu den Top 5 der meistgelesenen Artikel in Leichter Sprache.
Auf die Leistungen von Übersetzungsagenturen verzichtet die Senatspressestelle dennoch nicht. „Der Inhalt bestimmt die Übersetzungsart. Artikel mit rechtlicher Relevanz lassen wir beispielsweise weiterhin von Agenturen in Leichte Sprache übertragen,“ verdeutlicht Klemens Jäger. Die Übersetzungen der Inhalte durch die KI sind folglich eine Ergänzung.
Gemeinsam mit SUMM AI arbeitet die Pressestelle des Senats stetig an der Verbesserung des Tools. Per Feedback-Funktion können die Anpassungen der Redaktion in den von der KI übersetzten Texten an SUMM AI gesendet werden. Mithilfe dieses Feedbacks trainiert das Start-up die KI.
Unterstützung für Bildauswahl
Und auch der nächste Schritt zur Weiterentwicklung ist bereits in Planung. Die Rückmeldungen zeigen, dass den Redakteurinnen und Redakteuren der Fachbehörden die Auswahl passender Bilder für die Texte schwerfällt. Aus diesem Grund soll dabei künftig die KI unterstützen. Für diese gemeinsame Projektidee wurden SUMM AI und die Stadt Hamburg im Juni dieses Jahres vom CIP-Ideenwettbewerb des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ausgezeichnet (wir berichteten).
Die automatisierte Bildauswahl vereinfacht den Bearbeitungsprozess. Dadurch sollen noch mehr Redakteurinnen und Redakteure ermutigt werden, die Funktion zu nutzen, damit das Angebot in Leichter Sprache kontinuierlich ausgebaut werden kann und alle Bürgerinnen und Bürger Hamburgs einen gleichberechtigten Zugang zu den Informationen der Stadt erhalten und selbstbestimmte Entscheidungen treffen können.
Eine gekürzte Version dieses Beitrags ist in der Ausgabe Dezember 2023 von Kommune21 im Schwerpunkt Digitale Barrierefreiheit erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Bochum App: Erfolgreiches erstes Jahr
[25.11.2024] Die Bochum App steht seit einem Jahr als smarter Alltagsbegleiter zur Verfügung. Besonders beliebt sind der Abfall- und der Veranstaltungskalender, der Mängelmelder oder die Möglichkeit, Verwaltungsservices über das Smartphone zu nutzen. Die App soll fortlaufend weiterentwickelt werden. mehr...
Stuttgart: Barrierefreier Stadtführer sucht Unterstützung
[22.11.2024] Stuttgart hat einen barrierefreien Online-Stadtführer, der mobilitätseingeschränkten Menschen Informationen zur Zugänglichkeit öffentlicher Einrichtungen bietet. Jetzt werden Helferinnen und Helfer gesucht, um die Daten aktuell zu halten. mehr...
Halle (Saale): Neues Kitaportal gestartet
[19.11.2024] Ein neues Kitaportal hat jetzt die Stadt Halle (Saale) freigeschaltet. Über die Plattform können Familien ihre Bedarfsmeldungen online einreichen und werden über den Stand des Vergabeprozesses auf dem Laufenden gehalten. mehr...
Darmstadt: Neue Website ist online
[13.11.2024] Darmstadts Website zeigt sich nach Relaunch im modernen Design. Optimiert für Smartphones und mit verbesserter Benutzerführung soll der neue Auftritt schnellen Zugang zu städtischen Informationen bieten. 90 Prozent der Inhalte sind bereits verfügbar. mehr...
Emmerich am Rhein: Neue Stadt-App verfügbar
[07.11.2024] Die Stadt Emmerich am Rhein hat in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Emmerich und der Wirtschaftsförderungs- und Marketinggesellschaft eine umfassende Stadt-App entwickelt. Sie ist ab sofort kostenlos für iOS und Android verfügbar. mehr...
AKDB: Bürgerdienste gezielt optimieren
[07.11.2024] Die AKDB-Plattform FRED unterstützt Kommunen bei der Digitalisierung: Mit Dashboards und Nutzerfeedback ermöglicht sie eine bessere Verwaltung und steigert die Nutzung digitaler Angebote. Ziel ist eine bürgerfreundliche, durchgängig digitale Verwaltung. mehr...
Frankfurt am Main: Modernes Betreuungsplatz-Portal
[05.11.2024] Ihr Portal zur Vergabe von Kita-Betreuungsplätzen modernisiert die Stadt Frankfurt am Main. Die IT-Dienstleister ekom21 und Lecos betreuen die Neuentwicklung, die im Dezember nutzerfreundlicher und mobiloptimiert starten soll. mehr...
Soest: Mit App auf virtueller Stadttour
[01.11.2024] Um Touristen und Einwohnern eine innovative und interaktive Möglichkeit zu bieten, die Geschichte der Stadt Soest zu erleben, wurde von der Firma EVOspark die SoesTour-App entwickelt. Mithilfe von Augmented Reality (AR) werden dabei historische Gebäude und Orte virtuell wieder zum Leben erweckt. mehr...
Karlsruhe: Vielsprachiger Webauftritt
[31.10.2024] Der Webauftritt der Stadt Karlsruhe ist künftig in zehn weiteren Sprachen verfügbar. Die rund 7.000 Seiten werden dabei KI-basiert in Echtzeit übersetzt. mehr...
Münster: Plattform für die Pflegedienst-Suche
[17.10.2024] Um auf den demografischen Wandel und den steigenden Bedarf an Pflegeleistungen zu reagieren, hat die Stadt Münster eine Onlineplattform zur Suche nach einem passenden Pflegedienst entwickelt. Über den Marktplatz können zahlreiche – dort registrierte – Pflegedienste gleichzeitig erreicht werden. mehr...
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Hamburg: Kampagne „Digital für dich“ gestartet
[15.10.2024] Unter dem Motto „Digital für dich“ hat die Freie und Hansestadt Hamburg eine Marketingkampagne gestartet, um auf ihre digitalen Services aufmerksam zu machen. mehr...
Augsburg: Sporthallenbelegung online einsehen
[11.10.2024] Die Belegungszeiten in den Augsburger Sporthallen können ab sofort online für vier Wochen im Voraus eingesehen werden. Gebucht werden die Hallen weiterhin direkt übers Sport- und Bäderamt. mehr...
OWL-IT: Neuer Internetauftritt
[04.10.2024] Der ostwestfälische Zweckverband OWL-IT, der sich am Jahresanfang aus drei bestehenden IT-Dienstleistern konstituiert hat, verfügt nun auch über einen neuen Internetauftritt. Dieser präsentiert nicht nur die Produkte und Services von OWL-IT, sondern bietet auch Kundensupport und Karriereinformationen. mehr...
Troisdorf: Guter Start für die smarT:app
[09.09.2024] Mit der smarT:app stellt Troisdorf den Bürgerinnen und Bürgern einen digitalen Alltagsbegleiter zur Verfügung. Vom Mängelmelder über das Beteiligungsportal bis hin zum KI-Chatbot, Abfallkalender oder der integrierten Mobilitätskarte sind viele Funktionen integriert, weshalb sie bei den Bürgern gut ankommt. mehr...