Open DataKommunale Krux
Wer sich mit offenen Verwaltungsdaten in Deutschland beschäftigt, kennt GovData, das Datenportal für Deutschland, die meisten der sechs existierenden Landesportale und wahrscheinlich die Angebote von Städten wie Bonn, Köln, Moers, München, Stuttgart und Ulm. Weniger bekannt sind die Angebote der Verbandsgemeinden Simmern, Cochem oder Gerolstein. Wie viele und welche Kommunen offene Verwaltungsdaten bereitstellen, war bis vor Kurzem nicht bekannt. Das Portal GovData, das nach eigenem Anspruch einen zentralen Zugang zu weiterverwendbaren Daten von Bund, Ländern und Kommunen bieten will, enthält nur Datensätze von rund 30 Kommunen. Obwohl es viele weitere Nutzungsszenarien für den Vergleich mehrerer Datenquellen gibt, bieten weder GovData noch die Portale der Flächenländer Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz eine vergleichende Suche über die kommunale Ebene an. Dies wäre im Übrigen auch im Interesse vieler App-Entwickler. Genau solche vergleichende Recherchen lassen sich auf dem Portal Open Data Map vornehmen. Die Plattform wurde vom Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) und der Open Knowledge Foundation Deutschland (OKF) mit finanzieller Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung geschaffen: der Nutzer gibt ein Thema ein und erhält eine Liste aller Kommunen und Bundesländer, die offene Daten zu diesem Thema anbieten. Um welche Daten es sich handelt, wird ebenfalls angegeben. Diese lassen sich dann über einen Link näher prüfen. Auf einer Deutschlandkarte wird zudem angezeigt, welche Gebietskörperschaften überhaupt offene Verwaltungsdaten anbieten.
Kommunen im Überblick
Nach der mit Projektende im Dezember 2014 erfolgten Umstellung auf das OKF-Portal Offenedaten.de kann auch die Kartendarstellung nach Themen gefiltert werden. Die Suche erfolgt in einem Datenbestand von 179 Organisationen, darunter sechs Angebote auf Landesebene, zwei Kreise sowie 171 Städte und Gemeinden. In der Theorie von Open Data ist die Integration lokaler Angebote in einem übergreifenden Portal recht einfach. Die lokalen Angebote der Kommunen verfügen über einen Datenkatalog mit einer Programmierschnittstelle (API, Application Programming Interface) und standardisierten Metadaten. Das übergeordnete Landesportal liest diese regelmäßig aus und überträgt sie in einen gleich gestalteten eigenen Datenkatalog. Die Landeskataloge können dann auf dieselbe Weise in ein Bundesportal integriert werden. Doch leider halten sich die Kommunen nicht an diese Theorie. Wie bei vielen anderen IT-Anwendungen gehen sie auch hier unterschiedliche Wege. Daher mussten für das Projekt Open Data Map mehrere Methoden eingesetzt werden, um einen möglichst vollständigen Überblick zu gewinnen. Zunächst wurden die kommunalen Open-Data-Portale mit Datenkatalog gesucht und die Metadaten ausgelesen. Aufgrund der technischen Unterschiede musste das dabei eingesetzte Tool für jedes Portal individuell angepasst werden. Auch die Angebote von Kommunen, die nicht über einen Datenkatalog verfügen, sollten erfasst werden. Dafür wurden die Archive von Suchmaschinen nach Internet-Adressen (URLs) von Gebietskörperschaften mit Datenformaten durchsucht, die für offene Verwaltungsdaten typisch sind. Schließlich wurden die Web-Seiten der öffentlichen Stellen, bei denen mit den ersten drei Methoden offene Daten gefunden wurden, mit einem von der Open Knowledge Foundation Deutschland entwickelten Crawler nach einschlägigen Datenformaten durchsucht. Das war notwendig, da es in vielen Fällen auch außerhalb von Datenkatalogen offene Verwaltungsdaten gibt, die aus verschiedenen Gründen nicht mit Metadaten registriert worden sind.
Bessere Methodik für weniger Aufwand
Alle vier Methoden erfordern einen mehr oder weniger hohen manuellen Vorbereitungs- und Nachbereitungsaufwand, um zu einem qualitativ befriedigenden Datenbestand zu gelangen. Dies war selbst mit der finanziellen Förderung nur teilweise möglich. So wurde angenommen, dass sich die thematische Zuordnung der Datensätze zu den Kategorien von GovData in den ausgelesenen Datenkatalogen ungeprüft übernehmen lässt. Doch im Fall der Open-Data-Plattform des Landes Rheinland Pfalz, die mehr als die Hälfte der Kommunen umfasst, war das problematisch. Dort finden sich die Bebauungspläne und Bauleitplanungen nicht in der Kategorie Infrastruktur, Bauen und Wohnen, sondern jeweils in den beiden Kategorien Geografie, Geologie und Geobasisdaten und – erstaunlicherweise – ebenfalls in Bildung und Wissenschaft. Es war auch ein Ziel des Projekts, durch die Verbesserung der Methodik diesen Aufwand so weit wie möglich zu reduzieren. Der aktuell veröffentlichte Abschlussbericht gibt den Vergleich der Treffer mit diesen verschiedenen Methoden ausführlich wieder. Am Beispiel von zehn größeren Angeboten wird erkennbar, dass die Suchmaschinen Google und Bing nicht alle Daten aus den Katalogen indizieren und selbst unterschiedliche Ergebnisse liefern. Die öfter zu hörende These, man brauche keinen Datenkatalog, weil die Interessierten ohnehin nicht im örtlichen Datenkatalog, sondern zuerst bei Google suchen und Google alles findet, trifft nicht zu.
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