Geodaten-ManagementKommunale Schatztruhen
Einen aktuellen Überblick über den allgemeinen Stand der Entwicklung des Geo-Informationswesens im nationalen, europäischen und internationalen Kontext liefert der 2012 erschienene dritte Geo-Fortschrittsbericht der Bundesregierung. Eine solche Darstellung für Kommunen fehlte bislang. Eine entsprechende bundesweite Umfrage unter den Kommunen hat im vergangenen Jahr nun das Kommunale Koordinierungsgremium der Bundesvereinigung der Kommunalen Spitzenverbände (KoKo GDI-DE) in Kooperation mit dem Runder Tisch GIS durchgeführt. Damit wurde die bisherige Lücke nicht nur geschlossen, die Studie liefert darüber hinaus detaillierte Informationen über die Struktur des kommunalen Geo-Informationsmarktes und gibt einen Überblick über den bei den Kommunen existierenden Geodatenschatz. Die Studie ist somit eine wahre Fundgrube für alle Akteure, die sich mit dem kommunalen GIS-Markt beschäftigen. Wichtig sind die „Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Geo-Informationen in Kommunen“ zudem im Rahmen der Umsetzung der europäischen Geodaten-Infrastruktur INSPIRE.
Ohne Investitionen geht es nicht
Die Studie beweist eindrucksvoll, dass neben den amtlichen Geobasisdaten der Länder viele Datenbestände, die für nationale und europäische Geodaten-Infrastrukturen wie etwa INSPIRE relevant sind, in den Kommunen erfasst und gepflegt werden. Darüber hinaus zeigt die Studie die Breite der kommunalen Geschäftsprozesse auf, in denen Geo-Informationen zum Einsatz kommen. Sie lassen allerdings auch erkennen, dass die Geodaten-Infrastrukturen heute noch nicht über Verwaltungs- und Ländergrenzen hinauskommen. Nimmt man die Anforderungen an länderübergreifende nationale und europäische Infrastrukturen zum Maßstab, wird deutlich, dass nach einer Klärung und länderübergreifenden Harmonisierung des Begriffs „Betroffenheit der Kommunen“ die anschließende Umsetzung die Kreise, Städte und Gemeinden vor große Anforderungen stellen wird. Den politischen Entscheidungsträgern muss daher klar gemacht werden, dass ohne Investitionen in den Geo-Informationsbereich ein zügiger Ausbau von Geodaten-Infrastrukturen und INSPIRE wesentlich erschwert wird.
Unverzichtbar für die Planung
Der Nutzen von Geodaten ist offensichtlich, da sie unverzichtbar für eine bessere Planung in den Kommunen und ein entscheidender Faktor für erfolgreiches E-Government sind. Die Studie zeigt aber auch, dass vielen Beteiligten das Potenzial und der Mehrwert von Geodaten noch nicht klar sind. Hier besteht erheblicher Kommunikations- und Aufklärungsbedarf. Aufgrund der in Deutschland bestehenden föderalen Struktur, die eine länderübergreifende Zusammenarbeit beim Thema GIS erschwert, ist ein intensiver Austausch zwischen den verschiedenen kommunalen Ebenen sowie den Ländern notwendig, um den Einsatz von Geodaten zu fördern. Hier müssen sich alle Beteiligten enger vernetzen und auch die Wirtschaft besser einbeziehen. Die Studie beweist, dass für eine erfolgreiche GIS-Umsetzung in Kommunen das Betriebsmodell entscheidend ist. Im ländlichen Raum zeichnet sich ein klarer Trend zu interkommunalen Betriebsmodellen ab. Kleinere Gemeinden sollten sich hier am besten unter dem Dach von Landkreisen zusammenschließen. Die größeren Städte, das zeigt die Studie ebenfalls, verfügen bereits über genügend IT-Know-how, um ein Geo-Informationssystem selbst zu betreiben.
Die Ergebnisse der Umfrage bestätigten sich bei zwei Regionalveranstaltungen für Mandatsträger bayerischer Kommunen, die im Mai und Juni 2013 unter dem Motto „Karten statt Worte – warum Geodaten Chefsache sind“ vom Bayerischen Finanzministerium und den Kommunalen Spitzenverbänden veranstaltet wurden. „Weil GIS aber nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben gehört, fehlt in manchen Gemeinden schlicht das Geld, um die schöne neue Geodatenwelt nutzen zu können“, so lautete anschließend das Fazit der Bayerischen Staatszeitung. Eine für die beiden Regionalveranstaltungen durchgeführte Recherche zur Anzahl der GIS-Nutzer ergab für die bayerischen Kommunen eine unerwartet hohe Zahl von insgesamt rund 30.000 Nutzern. Beispielhaft sind die Zahlen der GIS-Nutzer in den beiden Interkommunalen Geo-Informationssystemen Neu-Ulm (insgesamt 647 Nutzer) und Landkreis Kulmbach (insgesamt 416 Nutzer). Diese Zahlen sind der beste Beweis für den großen Nutzen von Geodaten in Kommunen. GIS sollen in Zukunft verstärkt auch im Rahmen der Energiewende eingesetzt werden. Damit dürfte sich die Zahl der Nutzer weiter erhöhen.
Bundesweite Strategie
Inzwischen gibt es den Handlungsempfehlungen der Studie folgend auf bundesweiter Ebene bereits Ansätze für eine stärkere Vernetzung der Kommunen mit der Infrastruktur GDI-DE. Sigrid Koneberg, Mitinitiatorin der Umfrage und Leiterin des Städtischen Vermessungsamtes München, berichtet: „Das Leitungsgremium GDI-DE hat eine Arbeitsgruppe gebildet, die eine bundesweite einheitliche Geo-Informationsstrategie entwickeln soll. Damit kann eine gute Grundlage geschaffen werden, alle Belange zu berücksichtigen und zugleich verbindliche Rahmenbedingungen zu generieren, die dazu beitragen, die übergreifende Zusammenarbeit weiter zu verbessern.“
Anfang der 1980er-Jahre zählten die Kommunen, vor allem die großen Städte, zu den Pionieren der GIS-Entwicklung in Deutschland. Heute bilden sie aufgrund ihres breiten Anwendungsspektrums eines der dynamischsten Marktsegmente im nach wie vor stark wachsenden Geo-Informationsmarkt. Während früher der Pioniergeist einzelner kommunaler Entscheidungsträger ausschlaggebend war, um den GIS-Einsatz voranzutreiben, bestimmt in der gegenwärtigen Aufbauphase von nationalen und europäischen Geodaten-Infrastrukturen ein verwaltungs- und länderübergreifendes Denken und Handeln aller Akteure das Entwicklungstempo für den weiteren GIS-Einsatz und das E-Government in Kommunen.
http://www.rtg.bv.tum.de
Dieser Beitrag wird in der September-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Geodaten-Management veröffentlicht. Das Heft erscheint am 30. August 2013. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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