FehmarnKurtaxe online zahlen
Zwei Euro zahlen Besucher der Sonneninsel Fehmarn pro Tag, wenn sie sich dort aufhalten oder übernachten. Was auf den ersten Blick als kleiner Betrag für die Verwaltung erscheint, kumulierte sich im Jahr 2020 bei etwa 100.000 Gästen pro Monat auf rund vier Millionen Euro – die bis vor Kurzem noch ausschließlich bar bezahlt wurden. „Einige Campingplätze haben uns zur Abrechnung Kartons mit 30.000 Euro in Zwei-Euro-Münzen auf den Tresen der Tourismusinformation gestellt“, erinnert sich Volker Aermes, stellvertretender Tourismusdirektor der Insel Fehmarn und zuständig für den Ausbau der Infrastruktur und die Verwaltung der Finanzen. Hinzu kamen die entsprechenden Belege aus Papier, die von den Mitarbeitenden der Tourismusinformation überprüft werden mussten. Ein enormer Verwaltungsaufwand für die Ostsee-Kommune, die laut Volker Aermes wie so viele andere auch vom Personalmangel im öffentlichen Dienst betroffen ist.
Um diesen Herausforderungen entgegenzutreten, hat die Insel Fehmarn ihre Kurabgabe nun digitalisiert. In Zusammenarbeit mit dem schleswig-holsteinischen Start-up WELCMpass sowie dem genossenschaftlichen Zahlungsexperten VR Payment ist eine digitale Bezahllösung entstanden, die Aermes als Win-win-win-Situation bezeichnet, von der sowohl die Gäste als auch die Vermieterinnen und Vermieter und die kommunale Verwaltung profitieren.
Hyperlink statt komplizierter Abrechnungen
Der Wunsch nach einer digitalen Kurabgabe sei in den vergangenen Jahren immer wieder und vor allem seitens der Inhaber von Ferienwohnungen, Herbergen, Hotels und Campingplätzen an die Verwaltung herangetragen worden, berichtet Volker Aermes. Denn sie sind verpflichtet, die Beträge bei ihren Gästen zu erheben und an die Kommune weiterzugeben. Ein Prozess, der den Vermietern selbst keinerlei Erträge bringt: „Besonders für diejenigen, die auf dem Festland leben, ist die Abrechnung der Kurabgabe ein unverhältnismäßig großer Aufwand.“ Mit der digitalen Kurabgabe sind sie nun weitgehend von der ungeliebten Mittlerrolle befreit. Stattdessen stellt die Kommune ihnen auf Wunsch einen Hyperlink aus, den sie ihren Gästen per E-Mail zusenden können – beispielsweise im Zuge der Buchungsbestätigung. Über diesen Link gelangen die Gäste entweder über die zuvor installierte App WELCMpass oder über den Internetbrowser auf das vorausgefüllte Bezahlformular. Alternativ oder zusätzlich zu diesem Link können Vermieter auch für jede Unterkunft einen QR-Code von der Kommune anfordern, den der Gast dann nur noch mit seinem Smartphone einscannen muss. Das rein digitale Bezahlen ist papierlos, standortungebunden und in wenigen Sekunden erledigt.
„Technisch funktioniert die Bezahlung per App wie in einem regulären Onlineshop“, erklärt Claus-Dieter Pohl, Senior Bankenbetreuer von VR Payment und verantwortlich für die Zahlungsintegration. „Kunden sind es von dort gewohnt, mit ihrer bevorzugten Methode zahlen zu können. Das erwarten sie auch bei allen anderen digitalen Bezahlungen.“ Aus diesem Grund akzeptiert die Insel Fehmarn neben verschiedenen Kreditkarten auch die Bezahlung per paydirekt, Lastschrift und anderen Verfahren. Der Betrag wird direkt dem Konto des Tourismus-Service Fehmarn gutgeschrieben. Der Vorteil für Vermieter: Sie müssen nichts mehr abrechnen und ihnen entstehen auch keine Kosten, wenn ihre Gäste die App nutzen.Auch für die Gäste selbst ist die App, die für die Betriebssysteme Android und iOS verfügbar ist, kostenlos. Der Download und die in der App enthaltene digitale Kurkarte, die Ostsee-Card, lohnen sich über den bequemen Bezahlvorgang hinaus: Online sehen die Besitzer der Ostsee-Card, wofür sie ihre Kurabgabe eigentlich zahlen und welche besonderen Leistungen sie dafür erhalten. „Außerdem besteht die Möglichkeit, Besucherinnen und Besuchern auf diese Weise Coupons oder Angebote für Freizeiteinrichtungen und Gastronomiebetriebe zukommen zu lassen“, sagt Claus-Dieter Pohl. Durch solche Anreize will die Insel Fehmarn auch die Kurabgabeehrlichkeit und -akzeptanz der Gäste steigern.
Bereits während der Pilotierungsphase großer Zuspruch
Bisher scheint es ganz so, als würde diese Strategie aufgehen: „Die digitale Kurabgabe stieß schon während der Pilotierungsphase im vergangenen Sommer auf großen Zuspruch“, sagt Volker Aermes. Nach dem erfolgreichen Start auf Fehmarn bieten nun auch andere Kommunen und Verwaltungen die digitale Kurabgabe an, etwa Mönchgut auf Rügen sowie Dahme in Schleswig-Holstein. Auch hier bringt die Digitalisierung allen Parteien Vorteile: Nutzt ein Gast die Standorterkennung in der App, stellt diese mittels Geofencing-Technologie fest, wenn er eine andere Kommune betritt, in der seine bereits erworbene Ostsee-Card ebenfalls gültig ist. In diesem Fall kann ihm die App direkt anzeigen, welche Vorteile und Leistungen er als registrierter Kurgast an diesem Standort genießt. „Ziel ist immer, so viele Leistungen wie möglich an einem digitalen Ort zu bündeln“, sagt Claus-Dieter Pohl über die Digitalisierungsstrategien seiner Kunden. Mit der Insel Fehmarn hatte VR Payment zuvor bereits die Digitalisierung des Hafens umgesetzt: Wer in den Yachthafen der Ostseeinsel einfährt, kann schon von unterwegs aus einen Liegeplatz buchen und bezahlen und findet diesen bei Ankunft dann frei vor. Auch weitere Freizeitprodukte und Dienstleistungen wie Parkplätze oder Souvenirs könnten laut Pohl perspektivisch an einem digitalen Verkaufspunkt gebündelt werden.
https://www.vr-payment.de
https://www.fehmarn.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Dezember 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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