Donnerstag, 5. Dezember 2024

KarlsruheMehr als nur Daten

[12.04.2017] Mit einem Transparenzportal positioniert sich Karlsruhe als offen und technologisch fortschrittlich. Zwar ist die Stadt bereits für ihren freien Informationsaustausch bekannt, die proaktive Veröffentlichung maschinenlesbarer Daten aber ist neu.
Stadt Karlsruhe will weg vom Amtsgeheimnis.

Stadt Karlsruhe will weg vom Amtsgeheimnis.

(Bildquelle: Stadt Karlsruhe)

Die Stadt Karlsruhe hat im Sommer 2016 ihr Transparenzportal gestartet. Schon der Name zeigt, dass es dabei um mehr geht als nur um offene Verwaltungsdaten, denn ebenso im Fokus stehen menschenlesbare Dokumente wie Gutachten, Verträge und Berichte. Das Portal bietet dabei nicht nur eine Plattform für neue Veröffentlichungen, sondern soll auch die große Menge der bereits existierenden Veröffentlichungen besser auffindbar machen. Langfristig wird das Transparenzportal so zur zentralen Anlaufstelle für alle Veröffentlichungen der Verwaltung und übernimmt die Rolle eines Informationsregisters. Es leistet damit einen essentiellen Beitrag zum offenen Verwaltungshandeln: Weg vom Amtsgeheimnis und hin zu einer offenen Zusammenarbeit der Verwaltung mit den Bürgern, der Wissenschaft und der Wirtschaft, eben hin zum Open Government.

Fortführung der Beteiligungskultur

Der Wunsch nach mehr Transparenz und nach direkteren Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung ist auch in Karlsruhe in den vergangenen Jahren stark gestiegen und beschäftigt Gemeinderat und Verwaltung daher schon länger. Bereits im Jahr 2014 gab zum Beispiel das Karlsruher Open Government Forum Bürgern die Gelegenheit, sich mit dem Thema und seiner Umsetzung in Karlsruhe auseinanderzusetzen. Open Government ist damit für die Stadt kein wirklich neues Konzept, sondern vielmehr die Fortführung und Erweiterung der vorhandenen Informations- und Beteiligungskultur. Zusätzlich trat im Dezember 2015 in Baden-Württemberg das Landesinformationsfreiheitsgesetz in Kraft, das Bürgern weitreichende Zugangsrechte zu amtlichen Informationen auf Antrag einräumt. Die Erfahrung aus anderen Bundesländern zeigt, dass auf Informationsfreiheitsgesetze häufig Transparenzgesetze folgen, die die Verwaltung zusätzlich zur proaktiven Veröffentlichung von Informationen verpflichten. Als Ergebnis wurde Ende 2015 das Projekt Open Government ins Leben gerufen, zu dessen Aufgaben neben dem Transparenzportal auch der Aufbau einer Online-Bürgerbeteiligungsplattform gehört.
Die häufig als Argument für mehr Open Data angeführte Wirtschaftsförderung spielt in Karlsruhe hingegen bisher eine eher geringe Rolle. Die Entwicklung eines kostenpflichtigen Angebots auf Basis von Open Data rechnet sich für Unternehmen erst bei großen Zielgruppen, also üblicherweise nicht für einzelne Kommunen. Interessanter ist in dieser Hinsicht für Karlsruhe daher die indirekte Wirkung einer Außendarstellung als offene und technologisch fortschrittliche Kommune.

Angebot richtet sich an interessierte Experten

Während viele Aspekte des Karlsruher Transparenzportals lediglich eine konsequente Fortführung der bestehenden Kommunikationskultur darstellen, ist die proaktive Veröffentlichung maschinenlesbarer Daten ein Novum für die Stadt. Bewusst ersetzt Open Data dabei nicht die klassischen Veröffentlichungen wie etwa Berichte, vielmehr eröffnen maschinenlesbare Daten eine weitere Sichtweise auf bekannte Themenfelder. So veröffentlicht die Stadt ihre Haushaltspläne bereits jetzt als Berichte im PDF-Format, die dank ihrer ausführlichen Erklärungen auch für interessierte Laien verständlich sind. Ab diesem Jahr wird zusätzlich eine maschinenlesbare Variante publiziert, für deren Dokumentation dank der bestehenden Berichte nur ein sehr geringer Aufwand anfällt.
Da die Nutzung eines Open-Data-Angebots Fachwissen im Umgang mit maschinenlesbaren Daten erfordert, richtet es sich nicht direkt an die breite Bevölkerung. Stattdessen machen interessierte Experten, so die Hoffnung, die Daten über Apps und ähnliche Projekte für die Allgemeinheit zugänglich. Viele solcher Arbeiten entstehen ehrenamtlich – umso wichtiger ist es, als Verwaltung konstruktiv mit den Menschen hinter den Projekten zusammenzuarbeiten. Die Stadt Karlsruhe steht daher in regelmäßigem Kontakt mit dem hiesigen Open Knowledge Lab und ähnlichen Initiativen und unterstützt diese beispielsweise bei der Suche nach Daten und bei Veranstaltungen wie dem jährlich stattfindenden internationalen Open Data Day.

Offene Daten werden auch verwaltungsintern wichtiger

Die Beschäftigung mit dem Thema Open Data bietet der Stadt Karlsruhe auch die Gelegenheit, sich mit ihren eigenen Datenbeständen und deren interner Nutzung und Organisation auseinanderzusetzen. Dokumentierte Datenbestände in kompatiblen Formaten helfen nicht nur bei der Veröffentlichung von Open Data, sondern werden im Zeitalter von E-Government, Smart Cities und dem Internet der Dinge auch innerhalb der Verwaltung zunehmend wichtiger für effiziente Prozesse und als Basis für fundierte Entscheidungen.
Alle Veröffentlichungen des Transparenzportals stehen kostenlos unter der Datenlizenz Deutschland – Namensnennung (Version 2.0) zur Verfügung. Diese erlaubt Nutzern bei entsprechender Quellenangabe die freie Weiterverwendung, auch für kommerzielle Zwecke. Zusätzlich kommen bevorzugt offene und standardisierte Dateiformate zum Einsatz. Technisch versierte Nutzer können auf die Informationen des Portals auch automatisiert über eine Programmierschnittstelle (API) zugreifen. Sobald das landeseigene Datenportal einsatzbereit ist, werden die Karlsruher Metadaten über diese Schnittstelle auch dorthin und dann weiter an das bundesweite Portal GovData.de übermittelt. Die Stadt Karlsruhe beteiligt sich diesbezüglich an der Entwicklung des neuen Standards für den Austausch offener Verwaltungsdaten in Deutschland: DCAT-AP.DE.
Technische Grundlage für das Portal ist die Open Source Software CKAN. Die Stadt Karlsruhe betreibt das System im eigenen Rechenzentrum, was eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse und eine enge Verzahnung mit der übrigen städtischen IT-Infrastruktur erleichtert. Um die Aufwände zur Veröffentlichung von Informationen möglichst gering zu halten, werden die dafür nötigen Arbeitsschritte wenn es geht automatisiert durchgeführt. So wurde zum Beispiel eine Software-Lösung für den automatischen Export der Haushaltsdaten in ein maschinenlesbares Format entwickelt.

Transparenzportal wird sukzessive ausgebaut

Das Informationsangebot im Karlsruher Transparenzportal wird laufend erweitert. Dabei geht es sowohl um Informationen, die zwar bereits veröffentlicht, aber noch nicht im Portal erfasst wurden, als auch um Informationen, die bisher nicht, nur auf Anfrage oder nur gegen Gebühr veröffentlicht wurden. Große Mengen an bereits veröffentlichten Inhalten finden sich zum Beispiel im städtischen Ratsinformationssystem, an dessen automatisierter Anbindung an das Transparenzportal derzeit gearbeitet wird. Im Fall von bisher nicht frei veröffentlichten Informationen stellen sich organisatorische, finanzielle und oft auch rechtliche Fragen. Deren Klärung ist teilweise langwierig, trägt aber Schritt für Schritt dazu bei, einen tragfähigen und alltagstauglichen Kompromiss zwischen einem hohen Transparenzanspruch und den übrigen Rahmenbedingungen der Verwaltungsarbeit, wie beispielsweise dem Datenschutz, zu schaffen. Wie viel zusätzlicher Aufwand für mehr Transparenz in Kauf genommen wird, ist dabei letztlich eine politische Entscheidung.

Florian Brucker leitet bei der Stadt Karlsruhe das Projekt Open Government.




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