Donnerstag, 21. November 2024

E-BeschaffungMeilenstein erreicht

[25.03.2024] Mit der Einführung von eForms als digitalem Standard für EU-weite Bekanntmachungen ist ein Meilenstein bei der Digitalisierung der Beschaffung erreicht. Als Dreh- und Angelpunkt für Vergabestellen und Bieter fungiert künftig der Datenservice Öffentlicher Einkauf.
Deutschland ist fristgerecht eForms-ready.

Deutschland ist fristgerecht eForms-ready.

(Bildquelle: Parradee/stock.adobe.com)

Kein abgestimmtes Regelwerk, eine Vielzahl von Vergabeplattformen und komplizierte Prozesse, um an öffentlichen Vergabeverfahren teilzunehmen: Das war bis vor Kurzem noch die Realität für den öffentlichen Einkauf in Deutschland und vielen europäischen Mitgliedstaaten. Das führte zu hohen operativen Aufwänden bei Bietern und Vergabestellen sowie zu einer schlechten Qualität der erfassten Daten, wodurch diese nicht hinreichend für Auswertungen genutzt und Optimierungspotenziale nicht ausgeschöpft werden konnten.
Ein wesentlicher Schritt, um diese Hürden für den öffentlichen Einkauf zu überwinden, war die Einführung des Standards eForms auf Grundlage der EU-Durchführungsverordnung zu digitalen Bekanntmachungsformularen. Die Regelung verpflichtet seit dem 25. Oktober 2023 dazu, alle Bekanntmachungsformulare in Vergabeverfahren oberhalb der EU-Schwellenwerte digital und standardisiert an die europäische Ausschreibungsplattform Tenders Electronic Daily (TED) zu übermitteln. Als nationaler TED-eSender – und gleichzeitig als Dreh- und Angelpunkt für die Beschaffungs-/Vergabestellen sowie für Bieter – fungiert der Datenservice Öffentlicher Einkauf (DÖE).

Fristgerecht eForms-ready

Der Online-Dienst DÖE wurde als Kooperationsprojekt des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), des Beschaffungsamts des BMI (BeschA) und der Freien Hansestadt Bremen umgesetzt. Peter Büsing, Koordinator des Umsetzungsprojekts Vergabe bei der Freien Hansestadt Bremen, erklärt: „Bei der Digitalisierung eines komplexen Vorhabens wie dem öffentlichen Beschaffungs- und Einkaufsprozess hat sich gezeigt, dass der Einsatz von digitalen Standards ein wesentlicher Erfolgshebel ist. Standards schaffen Verlässlichkeit und Transparenz – nicht nur national durch die Harmonisierung der Beschaffungsprozesse auf Bund-Länder-Ebene, sondern auch EU-weit.“
Am 1. Oktober 2023 wurde das Umsetzungsprojekt offiziell abgeschlossen, die fachliche und technische Verantwortung für den Datenservice Öffentlicher Einkauf ist damit offiziell an das BeschA übergegangen. „Mit der erfolgreichen Umsetzung der digitalen Standardformulare für EU-weite Bekanntmachungen sind Bund, Länder und Kommunen fristgerecht eForms-ready. Ein wichtiger Schritt für einen strategischen Beschaffungsprozess, denn einheitliche Standards sind die Grundlage für die verlässliche Auswertung und verantwortungsvolle Nutzung von Daten, um einen transparenten und nachhaltigen, aber auch innovativen Beschaffungsprozess zu ermöglichen“, so Frank Schmitz, Leiter der Abteilung Beschaffungsmanagement und Zentrale Dienste des BeschA. „Als Nächstes steht die Verarbeitung unterschwelliger Vergaben im Format eForms-DE ganz oben auf der Agenda, was zu einer noch breiteren Datenbasis führt und so neue Möglichkeiten der Datenanalyse eröffnet.“

Service besteht aus fünf Komponenten

Der DÖE ist eine Kombination aus fünf Komponenten: dem Vermittlungsdienst, dem Bekanntmachungsservice, dem eSender-Hub, einem Redaktionssystem und einem Self-Service-Portal. Der Vermittlungsdienst validiert alle eingehenden Bekanntmachungsdokumente, die Vergabesysteme entweder über das Peppol-Netzwerk oder per RESTSchnittstelle einliefern können. Anschließend werden Oberschwellenformulare zwecks Weiterleitung an die TED-Plattform an den eSender-Hub geschickt, nachdem sie dort in das eForms-Format der EU konvertiert wurden. Nach Veröffentlichung auf TED leitet der eSender-Hub die Oberschwellenformulare an den Bekanntmachungsservice weiter. Unterschwellenformulare sendet der Vermittlungsdienst direkt an den Bekanntmachungsservice.
Dieser publiziert Ober- und Unterschwellenformulare. Hierfür wurde eine Web-Oberfläche erstellt, auf der Bieter und Interessenten nach allen veröffentlichten Bekanntmachungen suchen können. Vereinfacht wird die Suche durch umfangreiche Filtermöglichkeiten. Über einen Link in der Bekanntmachung gelangen Bieter direkt zum Vergabeverfahren auf der jeweiligen Plattform des Vergabesystems. TED-eSender können Bekanntmachungsdokumente als strukturierte Dateien im Standard eForms an das Amt für Veröffentlichungen senden. Hierfür ist zunächst ein Qualifizierungs- und Testverfahren zu bestehen.

Zugang für Bieter wird erleichtert

Der DÖE kombiniert somit das Ziel der standardbasierten Einführung von eForms in Deutschland und die Schaffung eines vereinfachten Zugangs für Bieter zur öffentlichen Beschaffung. Unternehmen müssen also künftig nicht mehr eine Vielzahl von Vergabeplattformen durchsuchen, um relevante Ausschreibungen zu finden und an ihnen teilzunehmen. Die kürzlich erfolgte Anpassung der Vergabeverordnung führt dazu, dass Vergabestellen ihre Oberschwellenformulare seit dem 25. Oktober 2023 im neuen Standard eForms-DE direkt an den DÖE senden müssen. Diese werden an TED weitergeleitet sowie über den Nationalen Bekanntmachungsservice (BKMS) zentral publiziert und können dort von Bietern gesucht und abgerufen werden.
Als zentrale Stelle für die Kommunikation mit der europaweiten TED-Plattform dient der eSender-Hub zur Veröffentlichung von EU-weiten Ausschreibungen. Er konvertiert die Bekanntmachung vom eForms-DE in das notwendige eForms-EU-Format und übermittelt diese an TED. Außerdem liefert der eSender-Hub die vom Vermittlungsdienst bereitgestellten oberschwelligen Bekanntmachungen an den Bekanntmachungsservice. Das Redaktionssystem ist ein Angebot für Vergabestellen und für Dienstleister von öffentlichen Auftraggebern oder Zuwendungsempfängern, die kein elektronisches Vergabesystem nutzen. Damit werden Bekanntmachungen zu europaweiten Vergabeverfahren erfasst, bearbeitet und korrigiert, um sie an das Amt für Veröffentlichungen der EU versenden zu können. Zudem ist das Zurückziehen eines Verfahrens möglich. Das Self-Service-Portal wiederum stellt weiterführende Informationen für Vergabestellen, Fachverfahrenshersteller und Wirtschaftsunternehmen im Kontext des Datenservices und der eForms-Umstellung in Deutschland bereit.

Effizienter und transparenter

Der Datenservice Öffentlicher Einkauf sowie die Einführung von eForms bedeuten einen enormen Schritt für die Verwaltungsdigitalisierung: Durch verbindliche Standards, effiziente Abläufe und nutzeroptimierte Oberflächen wird die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen unkomplizierter und weniger aufwendig, wodurch auch Start-ups und KMU größere Chancen haben, erfolgreich an Vergabeverfahren teilzunehmen. Gleichzeitig verbessert sich durch die Erfassung der Vergabedaten in einheitlichen Datenfeldern die Qualität der Daten erheblich, wodurch Vergabeprozesse nicht nur effizienter, sondern auch transparenter werden. Zudem lässt sich aus den erfassten Daten eine Vielzahl wertvoller Informationen ableiten, die als Grundlage für bestmögliche Einkaufsentscheidungen und andere strategische Erwägungen dienen. Eine verbesserte Datengrundlage kann auch den Weg für Innovationen in der Welt der Beschaffung ebnen, beispielsweise für KI-gestützte Beschaffungsprozesse oder Vorhersagemodelle, die Bedarf und Beschaffungsanforderungen voraussagen und so präzise Planungen, Echtzeitreaktionen und Kostenanalysen ermöglichen.

Marie Bachmann und Darian Hasshoff, Nortal AG, sind als externe Berater im Projekt des BMI „Standardbasierte Vereinfachung des Unternehmenszugangs zur öffentlichen Beschaffung“ tätig.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: E-Procurement
Stilisierte Darstellung von Zahnrädern, die ineinanergreifen. Hellblau auf dunkelblauem Grund.

TEK-Service/B_I Medien: Einkauf und Vergabe eng verzahnt

[19.11.2024] Die Firmen B_I Medien und TEK-Service bieten künftig gemeinsam Lösungen und Services für Verwaltungen, um Einkauf und Vergabe zu kombinieren und digital zu steuern. Ziel ist, Prozesse zu vereinfachen und Zeit für Kernaufgaben zu schaffen. mehr...

Ein Tablet liegt auf dem Tisch, darüber eine Hand. Über dem Tablet schweben Symbole für die digitalen Einkauf, wie ein Einkaufswagen sowie Symbole für Cloud Computing und IT-Sicherheit.
bericht

Öffentlicher Einkauf: Die Beschaffung der Zukunft

[16.09.2024] Um die öffentliche Beschaffung zu vereinfachen, wurde als EfA-Leistung das Lieferantencockpit entwickelt. Privatwirtschaftliche IT-Unternehmen und deren Verbände sehen sich nicht nur hier durch das EfA-Prinzip übergangen – etablierte Lösungen gäbe es längst. mehr...

Um die 400 Teilnehmer werden zur 25. Beschaffungskonferenz in Berlin erwartet.

25. Beschaffungskonferenz: Gut einkaufen für öffentliche Auftraggeber

[13.08.2024] Vom 23. bis 24. September findet die 25. Beschaffungskonferenz in Berlin statt. Teilnehmer aus den Bereichen Beschaffung, Vergabe, Wissenschaft, Politik und der Wirtschaft kommen hier zusammen und erhalten Ein- und Ausblicke rund um den öffentlichen Einkauf. mehr...

AKDB: BayKIT eG übernimmt Vergabeverfahren

[16.05.2024] Die Bayerische Kommunale IT-Einkaufsgenossenschaft (BayKIT) ist ins Genossenschaftsregister eingetragen, in München hat die Geschäftsstelle ihren Betrieb aufgenommen. Schon jetzt stößt das Angebot auf breites Interesse der kommunalen Träger. mehr...

E-Procurement: E-Einkauf bewährt sich

[28.03.2024] Eine elektronische Abwicklung des Einkaufs hat nicht nur wirtschaftliche und vergaberechtliche Vorteile, sondern sorgt angesichts des Fachkräftemangels auch für spürbare Entlastung. Das zeigen Beispiele aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Berlin. mehr...

Im Webinar aus der Reihe „Kommune 21 im Gespräch“ berichtete die Einkaufsgenossenschaft KoPart von ihrer Kooperation mit TEK-Service.

Webinar „Kommune 21 im Gespräch“: Einblick in die Blackbox

[21.03.2024] Am 7. März widmete sich eine Folge der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ dem digitalen Einkauf. Das Unternehmen TEK-Service und die Einkaufsgenossenschaft KoPart gaben dabei Einblicke in ihre Zusammenarbeit. Eine ihrer Besonderheiten: Seit diesem Jahr ermöglicht die KoPart mit Unterstützung von TEK-Service die Kombination von Rahmenverträgen und Einzelbestellungen. mehr...

In der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ geht es am 7. März 2024 um Synergien zwischen Ausschreibungen der öffentlichen Hand und Online-Marktplätzen.

Live-Webinar „Kommune21 im Gespräch“: Synergien bei Ausschreibungen

[02.02.2024] In der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ geht es am 7. März 2024 um Synergien zwischen Ausschreibungen der öffentlichen Hand und Online-Marktplätzen. Ralf Togler und Andreas Pokropp von der Einkaufsgemeinschaft KoPart sowie Monika Schmidt von der TEK-Service AG diskutieren über die innovative Kombination von Ausschreibungsverfahren und Marktplatzmodellen. mehr...

Die neu gegründete Einkaufsgenossenschaft BayKIT will bayerische Kommunen beim IT-Einkauf entlasten.

Bayern: Einkaufsgenossenschaft für Kommunen

[31.01.2024] Auf Initiative der AKDB erfolgte die Gründung einer Bayerischen Kommunalen IT-Einkaufsgenossenschaft. Sie soll Hardware und verbundene Dienstleistungen für ihre Mitglieder beschaffen – zunächst im Schulbereich. mehr...

Dataport hat für seine Vergabestelle den Hamburger Vergabepreis 2024 erhalten

Hamburger Vergabepreis: Auszeichnung geht an Dataport

[29.01.2024] Der IT-Dienstleister Dataport fungiert auch als Vergabestelle. Dabei liegt der gesamte Vergabeprozess in einer Hand. Die Jury des Hamburger Vergabepreises zeigte sich von dieser Aufstellung überzeugt. mehr...

Thüringen: E-Vergabe-Plattform etabliert

[11.01.2024] Im Jahr 2023 wurden 2.304 Ausschreibungen auf der E-Vergabe-Plattform des Freistaats Thüringen veröffentlicht. Die Landesvergabeplattform ist in einen Kooperationsverbund mit der Bundesverwaltung und mehreren Bundesländern eingebunden. mehr...

Hamburg vereinfacht Vergabe.

Hamburg: Vereinfachte Vergabe

[08.01.2024] Durch eine Experimentierklausel werden die Vergabeverfahren der Freien und Hansestadt Hamburg bis zu einem bestimmten Auftragswert deutlich vereinfacht. mehr...

Die E-Vergabe-Plattformen von RIB Software wurden pünktlich an den neuen Veröffentlichungsstandard angepasst.

E-Vergabe: Reibungsloser Start der eForms


[18.12.2023] Im Rahmen des digitalen Wandels des öffentlichen Auftragswesens spielen die eForms als neuer Veröffentlichungsstandard innerhalb der EU eine wichtige Rolle. Über die Vergabeplattformen von RIB Software sind in den ersten sechs Wochen seit dem Start bereits mehr als 1.000 eForm-Veröffentlichungen erfolgt. mehr...

CGI: Volldigitales Wettbewerbsregister

[06.12.2023] Um den fairen Wettbewerb im öffentlichen Auftragswesen zu sichern, betreibt das Bundeskartellamt das Wettbewerbsregister. Dafür hat CGI jetzt als eines der ersten volldigitalen Register der öffentlichen Verwaltung ein durchgängig digitalisiertes Fachverfahren entwickelt. mehr...

adesso: Mitarbeit an Beschaffungsplattform

[04.12.2023] Die Plattform „Datenservice Öffentlicher Einkauf“ soll für Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen sorgen und entspricht der aktuellen EU-Durchführungsverordnung, die den Standard eForms-DE vorschreibt. adesso hat das Beschaffungsamt bei der Umsetzung zentraler Komponenten unterstützt. mehr...