InterviewMit den Kommunen gehen

Jan Hoßfeld ist Geschäftsführer von INFOsys Kommunal.
(Bildquelle: Carolyn Eppers)
Herr Hoßfeld, in diesem Jahr feiert Ihr Unternehmen 25. Jubiläum. Was bedeutet das für Sie?
In erster Linie Dankbarkeit – sowohl gegenüber unserem Team als auch unseren Kunden gegenüber. Viele Mitarbeiter sind schon lange Zeit in diesem Unternehmen und schenken meiner Familie ihr Vertrauen. Das Gleiche gilt für unsere Kunden. Auch hier pflegen wir langjährige vertrauensvolle Kontakte. Beides zusammen ergibt ein starkes Fundament, in guten wie in schlechten Zeiten – fast wie in einer Ehe. Wir feiern also sozusagen unsere Silberhochzeit.
Was ist das Erfolgsrezept von INFOsys Kommunal?
Die Firma steht für Werte, die all die Jahre überdauert haben. Dazu gehört die Tradition des kleinen Familienunternehmens, in dem sich alle kennen und schätzen. Ebenso gehört dazu die kontinuierliche Erneuerung und das sich selbst Hinterfragen. Vor allem in den letzten Jahren haben wir uns strukturell und methodisch in vielerlei Hinsicht rundum erneuert. Das Erfolgsrezept besteht also in einer gesunden Mischung aus Agilität in Methoden, Innovation und Anpassungsfähigkeit, verbunden mit einer langjährigen stabilen Kultur mit festen Werten.
Welche sind die Höhepunkte in der Firmengeschichte?
Offensichtlich ist natürlich dieses Jahr. Ein anderer Höhepunkt war es, als wir die Ausbildungserlaubnis erhalten haben. Ohne diese wären viele der heutigen Mitarbeiter vermutlich nicht bei uns. Ab dem Jahr 2004 ist Care4 sukzessive gewachsen und wir konnten immer mehr Kunden gewinnen. Das mündete in einen weiteren Höhepunkt im Jahr 2008, als wir begannen, die Software in der Großstadt Frankfurt am Main einzuführen.
Welche Herausforderung hatte das Unternehmen zu meistern?
Besonders in Erinnerung sind mir die großen Gesetzesänderungen in den Jahren 2004 und 2010 geblieben. Durch die so genannten Hartz-Gesetze wurde der Markt massiv verändert. Das konnten wir dank unserer Größe und der damit einhergehenden Flexibilität mit Blick auf Veränderungsprozesse gut auffangen. Das Gleiche gilt für die Entscheidung über die so genannten Optionskommunen sechs Jahre später. Natürlich war auch der überraschende Tod meines Vaters und Firmengründers eine große Herausforderung. Überstanden haben wir sie durch den Zusammenhalt als starkes Team.
Wie hat sich die Firma entwickelt?
Ursprünglich ist INFOsys im Jahr 1990 als Systemhaus gestartet, also mit dem Ziel, Hard- und Software gebündelt mit den zugehörigen Dienstleistungen zu verkaufen. Durch unser Angebot, verbunden mit ersten kleinen Programmen für kommunale Interessenten – wir hatten zum Beispiel frühzeitig ein Ratsinformationssystem im Portfolio – konnten wir viele Kunden aus diesem Kreis akquirieren. Aus diesem Kundenkreis wurde der Einstieg in die Fachverfahren und damit der Ausstieg aus dem Hardware-Bereich angestoßen: Auf Bitte einer rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde wurde die erste Version von Care entwickelt.
„Ein besonderer Vorteil ist, dass wir keine echte Trennung zwischen Entwicklung und Support haben.“
Für Care4 sind zwischenzeitlich zahlreiche Module auf dem Markt. Nach welchen Kriterien werden sie entwickelt?
Alle Erweiterungen von Care4 gehen auf unsere Kunden zurück. Dieser rote Faden zieht sich durch die gesamte Firmengeschichte. Immerhin ist Care selbst so entstanden. Ein besonderer Vorteil ist, dass wir keine echte Trennung zwischen Entwicklung und Support haben. Unsere Entwickler sprechen direkt mit den Kunden und verlieren so nicht den Blick für die Anwender. Natürlich machen wir auch ohne externen Anstoß Software, in der wir einen Nutzen für die Kunden sehen.
Was bewegt die Kommunen derzeit? Wo verspüren Sie eine besondere Nachfrage?
Die Zahl der Asylanträge nähert sich gerade dem Höhepunkt aus den 1990er Jahren. Viele Kommunen haben aber zwischenzeitlich Stellen in diesem Bereich abgebaut, kleinere sogar die Software-Lösungen abgeschafft. Das führt jetzt zu großem Druck – auch beim Verwaltungspersonal und mit Blick auf den Wohnraum für die ankommenden Asylbewerber. Über alle Leistungsbereiche hinweg zeichnet sich außerdem der Trend zu einem immer stärkeren Ausbau der Statistiken und des Controlling ab. Ein großer Vorteil ist deshalb die Entscheidung, potenziell alle Leistungsbereiche des Sozialwesens in einem Programm abzubilden.
Welche nächsten Schritte plant INFOsys Kommunal?
Wir wollen mit einer gesunden Mischung aus Bewährtem und Neuem arbeiten. Im Sozialwesen geht es vor allem darum, neben der Aktualität auch allen Anforderungen an Statistik, Auswertungen und Controlling gerecht zu werden. In der Kindertagesbetreuung freuen wir uns, mit Care4 Kids nun endlich ein Komplettpaket anbieten zu können, das alle Akteure zusammen bringt. Das neue Elternportal, das die Suche und Voranmeldung von Kita-Plätzen für Eltern ermöglicht, rundet die Software-Teile, die in der Verwaltung und in der Kita laufen, perfekt ab. Hier ruhen erhebliche Einsparpotenziale verbunden mit bürgerfreundlichem E-Government. Diese beiden Punkte sind auch die, die uns global begleiten werden.
Wenn Sie in 25 Jahren erneut Jubiläum feiern, wie wird die kommunale IT-Landschaft dann aussehen?
Ich hoffe, dass wir in 25 Jahren echtes E-Government haben. In meiner Vision wird es keine klassischen Behördengänge mehr geben. Dafür sind verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. Zum einen braucht es den Willen aufseiten des Public Sectors, überhaupt zu investieren. Sinkende Budgets sind keine gute Basis für echte Innovation. Zum anderen müssen die Rahmenbedingungen passen. Im Jahr 2018 soll jeder Haushalt Internet mit Bandbreiten von 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung haben – in den USA laufen bereits Pilotprojekte mit Gigabit-Internet. In vielen anderen Ländern sind 50 Mbit/s bereits heute der untere Standard. Hinzu kommen andere Hürden, beispielsweise die digitale Signatur. Der neue Personalausweis hat bislang keinen Erfolg, weil die Vorteile für den Bürger nicht sichtbar sind – ohne Vorabinvestition in entsprechende Infrastruktur und breit angelegte Pilotprojekte wird sich das nicht ändern.
Wie wird das Unternehmen die Kommunen auf dem Weg in diese Zukunft unterstützen?
Natürlich grundlegend, indem wir stabile und zuverlässige Fachverfahren bereitstellen und optimal betreuen. Bei allen Ereignissen und Anforderungen, die auf unsere Kunden hereinprasseln, sollte die Sorge um die Software nicht noch dazu kommen. Deshalb ist unser Support der wichtigste Faktor. Und wir hören natürlich weiterhin genau zu. Zusätzlich möchten wir in der Interaktion zwischen Bürgern und Kommune die Reibungsverluste minimieren. Das senkt die Kosten für alle Beteiligten und sorgt für eine höhere Zufriedenheit.
Dieses Interview ist in der Oktober-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Mannheim: Ein Jahr virtuelles Bauamt
[04.04.2025] Seit einem Jahr werden in Mannheim Baugenehmigungen vom Antrag bis zur Genehmigung ausschließlich elektronisch eingereicht und weiterbearbeitet. Auch die fertigen Bescheide können mittlerweile elektronisch übermittelt werden. Als nächstes soll die Bauamtsplattform an das städtische Fachverfahren angebunden werden. mehr...
Little Bird: Jobbörse gestartet
[03.04.2025] Die jetzt freigeschaltete Jobbörse von Anbieter Little Bird möchte Kindertagesstätten, Schulen und andere pädagogische Einrichtungen dabei unterstützen, qualifiziertes Personal zu finden. mehr...
Jena: Neue Software im Fachdienst Bürgerdienste
[01.04.2025] Die Stadt Jena stellt ihren Fachdienst Bürgerdienste auf die Software VOIS | MESO um, um Verwaltungsprozesse zu optimieren und die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Die technische Migration erfolgt im laufenden Betrieb und umfasst die Übertragung von über 115.000 Datensätzen. mehr...
Gütersloh: Vom Bürgerportal ins Trauzimmer
[21.03.2025] Die Stadt Gütersloh führt die EfA-Leistung Ehe ein. Paare können ihre Eheschließung dann online an- oder voranmelden, ein Ehefähigkeitszeugnis beantragen, ihre Ehe nachbeurkunden lassen oder Ehe- und Lebenspartnerschaftsurkunden beantragen, bestellen und bezahlen. mehr...
Stuttgart: Bau‐Ermöglichungsämter statt langer Wartezeiten
[19.03.2025] Stuttgart will seine Bauverfahren beschleunigen und setzt sich ambitionierte Ziele. So sollen Bauanträge künftig in 65 Tagen entschieden werden. Dafür setzt die Stadt auf mehr Personal, optimierte Prozesse und Digitalisierung. Ein erster Schritt: Online-Terminbuchungen im Baurechtsamt. mehr...
OZG: Minden testet Online-Wohnsitzanmeldung
[19.03.2025] Das nordrhein-westfälische Minden erweitert seine Dienstleistungen um die digitale Wohnsitzanmeldung. Der Service kommt ganz ohne Besuch beim Amt aus. Nun sucht die Stadt Testpersonen, die kürzlich umgezogen sind und den Onlinedienst ausprobieren wollen. mehr...
AKDB: eWaffe in 100 Kommunen
[18.03.2025] Mit dem Kreis Kulmbach setzen jetzt 100 Kommunen den OZG-Dienst eWaffe ein. 213 Kommunen in insgesamt 13 Bundesländern befinden sich im Roll-out-Prozess, 83 weitere wollen bald nachziehen. mehr...
Baugenehmigungsverfahren: In Frankfurt ab April komplett digital
[17.03.2025] Ab April wird das Baugenehmigungsverfahren bei der Stadt Frankfurt am Main vollständig digital abgewickelt. Vom Bauportal über eine zentrale Scanstelle bis hin zur Softwareaktualisierung hat die Mainmetropole mit zahlreichen Maßnahmen den Weg dahin bereitet. mehr...
OWL-IT: Dresden über ITP informiert
[14.03.2025] Die Stadt Dresden plant, künftig auch den Integrierten Teilhabeplan (ITP) über die Fachsoftware FMG.soz abzubilden. Vertreter von OWL-IT haben in der sächsischen Landeshauptstadt den Prozess für ein entsprechendes Einführungsprojekt vorgestellt. mehr...
Frankfurt am Main: Weniger Papier im Wohnungswesen
[13.03.2025] Das Frankfurter Amt für Wohnungswesen ermöglicht ab sofort die digitale Erhebung der Fehlbelegungsabgabe. Mieter von Sozialwohnungen können ihre Unterlagen nun online einreichen, wodurch Kosten und Papierverbrauch gesenkt werden. mehr...
Hanau: Digitaler Bauantrag jetzt Standard
[11.03.2025] Nach einer einjährigen Testphase wird der digitale Bauantrag in Hanau jetzt zum Standard. Damit gehört die Stadt in Hessen zu den Vorreitern. mehr...
PD-Whitepaper: Low Code in der Praxis
[10.03.2025] Wie sieht der mit vielen Erwartungen verbundene Einsatz von Low-Code-Technologien in der kommunalen Praxis tatsächlich aus? Das Beratungshaus PD hat nun einen Praxisleitfaden vorgelegt, der alle Aspekte dieses Themas beleuchtet. mehr...
VOIS|HUND: Fachverfahren ab 2026 verfügbar
[07.03.2025] An der Entwicklung des Fachverfahrens VOIS|HUND arbeitet aktuell die KDO. Im ersten Quartal 2026 soll die neue Software zunächst in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Brandenburg eingeführt werden. mehr...
Ulm: Beim virtuellen Bauamt vorne dabei
[27.02.2025] Die Stadt Ulm ist eine von zwei Kommunen im Land, deren Baurechtsbehörde ihre Fachverfahren bereits vollständig an das Virtuelle Bauamt Baden-Württemberg (ViBa-BW) angebunden hat. mehr...
Kreis Fulda: Kommunale Bauämter werden digital
[24.02.2025] Mittel des Landes Hessen haben Kommunen im Landkreis Fulda die Umstellung auf die digitale Bearbeitung von Bauanträgen ermöglicht. Ziel des Vorhabens war medienbruchfreies Arbeiten zwischen angehörigen Kommunen und Landkreis, das auch als die Basis für weitere Onlineangebote dient. mehr...