StuttgartModulare E-Partizipation
In einer Zeit, die vom Aufstieg des Internets zum zentralen Organisationsmedium der Gesellschaft gekennzeichnet ist, stellt sich die Frage nach angemessenen Formen einer digital vermittelten Bürgerbeteiligung nicht als Nischenproblem oder technische Spielerei. Vielmehr adressiert sie ein neues Grundproblem der Staat-Bürger-Beziehung. Die Stuttgarter Stadtverwaltung hat sich entschlossen, dieses Problem ernst zu nehmen. Sie hat eine umfangreiche E-Partizipationsinfrastruktur in Form einer ambitionierten Web-Portal-Lösung aufgebaut. Statt für jedes neue Beteiligungsverfahren eine eigenständige Web-Seite zu konzipieren, auszuschreiben und zu pflegen, lassen sich wiederverwendbare Partizipationsmodule nutzen. Diese können auf jeweils wechselnde inhaltliche Fragestellungen zugeschnitten werden. Die bislang fertiggestellten Module umfassen Interaktionsformate mit hoher Wiederverwendbarkeit und realisieren beispielsweise Umfragen, interaktive Kartenmarkierungen oder Diskussionsforen. Eine solche Gesamtlösung ist wirtschaftlicher und nachhaltiger als die anlassbezogene Konzeption immer neuer Einzelfalllösungen. Die Plattform erlaubt es zudem, umfassendere Funktionalitäten zu entwickeln, als dies bei Einzellösungen realisierbar wäre. Auch die Konzeption neuer Beteiligungsformate ist in kürzester Zeit möglich. Weil die Stadtverwaltung sich die Eigentumsrechte an der Auftragsentwicklung gesichert hat, entfallen zudem die sonst üblichen Lizenzzahlungen. Für Erstellung, redaktionelle Pflege und Moderation neuer Verfahren steht eine komfortabel nutzbare webbasierte Bedienoberfläche zur Verfügung.
Breites Angebot
Das Beteiligungsportal wird in der ersten Jahreshälfte 2015 freigeschaltet. Es stellt ein Serviceangebot des Haupt- und Personalamtes an die Fachämter zur unkomplizierten und hochwertigen Realisierung eigener Partizipationsvorhaben dar. Die Erstellung redaktioneller Beiträge folgt dem Prinzip: zentrale Redaktion – dezentrale Moderation. Die Beiträge werden künftig von der Internet-Redaktion der Landeshauptstadt erstellt, die inhaltliche Moderation konkreter Verfahren nehmen die Fachämter wahr. Den Bürgern steht eine interaktive Stadtbezirkskarte als zentrales Navigationselement zur Verfügung. Darüber ist sowohl eine Recherche nach Online-Verfahren als auch nach klassischen Beteiligungsverfahren im Stadtgebiet möglich. Die Plattform ist zudem an das städtische Ideen- und Beschwerde-Management angeschlossen, sodass Störungsmeldungen und Ideen ohne direkten Bezug zu laufenden Beteiligungsverfahren direkt in den dafür vorgesehenen Bearbeitungskanal weitergeleitet werden. Um auch weniger internetaffine Gesellschaftsgruppen anzusprechen, wurde ein besonderes Augenmerk auf die Verknüpfung von Online- und Offline-Elementen gelegt. So können alle Fragestellungen aus Online-Verfahren im Prinzip auch in Papierform an Bürger übermittelt werden. Das Moderatoren-Team stellt sie dann nachträglich auf die Plattform – gleichberechtigt mit Online-Beiträgen – zur Diskussion.
Im Rahmen eines Vorprojekts ist bereits im Jahr 2013 ein technischer Prototyp sowie ein exemplarisches Online-Beteiligungsverfahren entwickelt und freigeschaltet worden. Hierzu wurde das in der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg vorgeschriebene Beteiligungsverfahren für lokale Bürgerversammlungen um Online-Elemente erweitert. Das Verfahrensdesign sieht vor, dass Bürger bereits vor der Versammlung im Rahmen einer Abstimmung eine Empfehlung für besonders wichtige Themen abgeben, konkrete Fragen einreichen sowie die Fragen anderer Mitbürger kommentieren und bewerten können. Das prototypische Pilotverfahren hat bereits zu wichtigen Lern- und Erkenntniseffekten in der Verwaltung im Umgang mit Online-Bürgerbeteiligungsverfahren geführt. So konnte ein tieferes Verständnis für die Vor- und Nachteile bestimmter Interaktionsformate, für die Konzeption ganzheitlicher Interaktionsdesigns, sowie für notwendige organisatorische Strukturen und Abläufe erreicht und in die Konzeption der finalen Portallösung eingearbeitet werden.
Durchdachter Entwicklungsprozess
Das beschriebene Verfahren wurde bei fünf verschiedenen Bürgerversammlungen eingesetzt und soll auch im Rahmen des neuen Portals fortgeführt werden. Nicht nur bei der Konzeption des neuen E-Government-Dienstes, sondern auch beim Projekt-Management hat Stuttgart durch den Einsatz von Methoden der agilen Software-Entwicklung neue Wege beschritten. Die Abteilung eGovernment hat zunächst die fachliche Architektur der Anwendung konzipiert und in Zusammenarbeit mit dem durch die Ausschreibung ermittelten Entwicklungspartner technisch spezifiziert. Unter Steuerung eines Projektleiters der Abteilung eGovernment wurden die Entwicklungsaufgaben zunächst priorisiert, dann im Zwei-Wochen-Rhythmus zu so genannten Sprints gebündelt und anschließend unmittelbar getestet und abgenommen. Im laufenden Projekt konnte somit strukturiert auf nachgemeldete Anforderungen etwa in Bezug auf Layout, Barrierefreiheit und Funktionalität sowie unvorhergesehene technische Herausforderungen reagiert werden. Unterstützt wurde der Entwicklungsprozess von einer Spezial-Software für agiles Projekt-Management. Vollständige Mobilfähigkeit, Teilbarkeit über soziale Medien, weitgehende Barrierefreiheit sowie ein ansprechendes und frisches Design waren ebenfalls wichtige Entwicklungsprinzipien. Auf diese Weise ist es gelungen, im Jahr 2014 dieses Projekt innerhalb von acht Monaten von der technischen Konzeption bis zur Fertigstellung der Software voranzubringen. Durch das beschriebene Vorgehen ließen sich wichtige Erkenntnisse zum Einsatz agiler Projekt-Management-Methoden auf dem Gebiet der Software-Entwicklung gewinnen. Davon werden künftig auch andere E-Government-Entwicklungsprojekte der Landeshauptstadt profitieren. Die Stuttgarter Portallösung ermöglicht es Verwaltung und Politik, flexibel und systematisch auf die zunehmende Nachfrage nach vermehrter (Online-)Bürgerbeteiligung zu reagieren. Sie bildet damit – zusammen mit ihrem Schwesterprojekt, dem workflowfähigen Ideen- und Beschwerde-Management – ein funktionsmächtiges Instrument zur Beförderung eines nachhaltigen Open-Government-Ansatzes in der Landeshauptstadt.
Dieser Beitrag ist im Titel der März-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Emmerich am Rhein: Neue Stadt-App verfügbar
[07.11.2024] Die Stadt Emmerich am Rhein hat in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Emmerich und der Wirtschaftsförderungs- und Marketinggesellschaft eine umfassende Stadt-App entwickelt. Sie ist ab sofort kostenlos für iOS und Android verfügbar. mehr...
AKDB: Bürgerdienste gezielt optimieren
[07.11.2024] Die AKDB-Plattform FRED unterstützt Kommunen bei der Digitalisierung: Mit Dashboards und Nutzerfeedback ermöglicht sie eine bessere Verwaltung und steigert die Nutzung digitaler Angebote. Ziel ist eine bürgerfreundliche, durchgängig digitale Verwaltung. mehr...
Frankfurt am Main: Modernes Betreuungsplatz-Portal
[05.11.2024] Ihr Portal zur Vergabe von Kita-Betreuungsplätzen modernisiert die Stadt Frankfurt am Main. Die IT-Dienstleister ekom21 und Lecos betreuen die Neuentwicklung, die im Dezember nutzerfreundlicher und mobiloptimiert starten soll. mehr...
Soest: Mit App auf virtueller Stadttour
[01.11.2024] Um Touristen und Einwohnern eine innovative und interaktive Möglichkeit zu bieten, die Geschichte der Stadt Soest zu erleben, wurde von der Firma EVOspark die SoesTour-App entwickelt. Mithilfe von Augmented Reality (AR) werden dabei historische Gebäude und Orte virtuell wieder zum Leben erweckt. mehr...
Karlsruhe: Vielsprachiger Webauftritt
[31.10.2024] Der Webauftritt der Stadt Karlsruhe ist künftig in zehn weiteren Sprachen verfügbar. Die rund 7.000 Seiten werden dabei KI-basiert in Echtzeit übersetzt. mehr...
Münster: Plattform für die Pflegedienst-Suche
[17.10.2024] Um auf den demografischen Wandel und den steigenden Bedarf an Pflegeleistungen zu reagieren, hat die Stadt Münster eine Onlineplattform zur Suche nach einem passenden Pflegedienst entwickelt. Über den Marktplatz können zahlreiche – dort registrierte – Pflegedienste gleichzeitig erreicht werden. mehr...
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Hamburg: Kampagne „Digital für dich“ gestartet
[15.10.2024] Unter dem Motto „Digital für dich“ hat die Freie und Hansestadt Hamburg eine Marketingkampagne gestartet, um auf ihre digitalen Services aufmerksam zu machen. mehr...
Augsburg: Sporthallenbelegung online einsehen
[11.10.2024] Die Belegungszeiten in den Augsburger Sporthallen können ab sofort online für vier Wochen im Voraus eingesehen werden. Gebucht werden die Hallen weiterhin direkt übers Sport- und Bäderamt. mehr...
OWL-IT: Neuer Internetauftritt
[04.10.2024] Der ostwestfälische Zweckverband OWL-IT, der sich am Jahresanfang aus drei bestehenden IT-Dienstleistern konstituiert hat, verfügt nun auch über einen neuen Internetauftritt. Dieser präsentiert nicht nur die Produkte und Services von OWL-IT, sondern bietet auch Kundensupport und Karriereinformationen. mehr...
Troisdorf: Guter Start für die smarT:app
[09.09.2024] Mit der smarT:app stellt Troisdorf den Bürgerinnen und Bürgern einen digitalen Alltagsbegleiter zur Verfügung. Vom Mängelmelder über das Beteiligungsportal bis hin zum KI-Chatbot, Abfallkalender oder der integrierten Mobilitätskarte sind viele Funktionen integriert, weshalb sie bei den Bürgern gut ankommt. mehr...
EinbeckGO: App für die Stadt und alle Ortschaften
[04.09.2024] Eine neue offizielle Stadt-App bietet jetzt Einbeck an. EinbeckGO gewährt nicht nur Zutritt zum digitalen Rathaus. Als zentrale Kommunikationsplattform informiert die App auch über Veranstaltungstermine und lokale Nachrichten und soll die Stadt und die umliegenden Ortschaften näher zusammenbringen. mehr...
Wiesbaden: Neue Kita-App eingeführt
[04.09.2024] In der Stadt Wiesbaden soll mit der neuen Kita-App KidsFox die Kommunikation zwischen Eltern und Erziehern effizienter und barrierefreier gestaltet werden. Die App ermöglicht nicht nur die Verwaltung von Terminen und Ankündigungen, sondern auch eine automatische Übersetzung in 27 Sprachen. mehr...
Kreis Unna: Portal zur Berufsorientierung
[30.08.2024] Mit UNITED.nrw ist im Kreis Unna zu Beginn des neuen Schuljahres ein neues Portal zur Berufsorientierung freigeschaltet worden. Das Portal bündelt nach Angaben der Kreisverwaltung Infos, die zuvor an vielen verschiedenen Stellen zu finden waren. mehr...
Kollig: Orts-App verbindet
[30.08.2024] Als zentrale Kommunikationsplattform verbindet die Orts-App in Kollig Gemeinde, Bürger, Vereine und ehrenamtlich Engagierte. Mit ihr können sich auch jene Bürgerinnen und Bürger identifizieren, die Social Media fernbleiben. Entsprechend groß ist die Reichweite der App vor Ort. mehr...