Freitag, 18. April 2025

IT-InnovatorinMotor der Veränderung

[02.09.2014] E-Government ist weder Allheilmittel noch Auslöser aller IT-Innovationen, betont Dr. Daniela Rothenhöfer. Die Leiterin der Hauptabteilung IT-Strategie, IT-Steuerung und IT-Controlling im Direktorium der Landeshauptstadt München verändert mit Augenmaß.
Dr. Daniela Rothenhöfer: Veränderung müssen mit Augenmaß erfolgen.

Dr. Daniela Rothenhöfer: Veränderung müssen mit Augenmaß erfolgen.

(Bildquelle: Landeshauptstadt München)

München ist Europas IT-Standort Nummer Eins – und zwar mit 100 von 100 Punkten. Das ist das Ergebnis eines Rankings, das Anfang 2014 im Auftrag der EU-Kommission veröffentlicht wurde. Aber auch in der Münchner Verwaltung ist IT der Motor innovativer Veränderung. Seit zehn Jahren engagiert sich Daniela Rothenhöfer in diesem Bereich. „Nach Studium und Promotion an der Technischen Universität München habe ich wie die meisten IT-ler zunächst in der Software-Entwicklung gearbeitet und war in der IT- und Strategieberatung von Wirtschaftsunternehmen tätig. Als bei der IT der Stadt München dann das Thema Open Source ganz oben auf der Agenda stand, habe ich mich auf eine allgemeine Strategiestelle beworben. Denn es hat mich angesprochen, dass sich München mit vielen neuen Themen befasste.“ Heute ist Daniela Rothenhöfer im Direktorium der bayerischen Landeshauptstadt Leiterin der Hauptabteilung IT-Strategie, IT-Steuerung und IT-Controlling. In dieser Funktion verantwortet sie auch die Erstellung der IT-Strategie für die beiden anderen „IT-Häuser“ Münchens: Den Eigenbetrieb IT@M sowie das dezentrale Informations-, Kommunikations- und Anforderungsmanagement (dIKA).

Mehr als IT

E- und Open Government sollen in München nachhaltig verankert werden. Das hat die Stadt im Jahr 2013 in einem Grundsatzbeschluss festgeschrieben. „Im Moment realisieren wir die erste Stufe, indem wir zum Beispiel Dienstleistungen anbieten, die online bezahlt werden können. Wir wollen Erfahrungen sammeln, wie verschiedene Services bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommen.“ Ende des Jahres ist ein Folgebeschluss geplant, wie die E-Government-Strategie nachhaltig mit Leben gefüllt werden kann. Die Sicherheitsinfrastruktur sei dabei eine wichtige Voraussetzung für das E-Government.
Dass E-Government mehr als ein bloßes IT-Thema ist, begeistert Rothenhöfer: „E-Government drückt auch aus, wie sich die Interaktion zwischen Bürgern und Unternehmen mit der Verwaltung oder den Verwaltungen untereinander künftig verändern kann. Ich sehe darin viel Potenzial, die Verwaltung insgesamt moderner aufzustellen. Meine Aufgabe, das ganze Vorhaben aus IT-Sicht zu unterstützen, hat viel mit Organisation und Fachstrategien zu tun. Das finde ich mit am spannendsten.“ Zum einen muss ein enger Dialog zwischen der IT und den Fachbereichen stattfinden. Zum anderen sei strategisches Geschick gefordert: „Sollen E-Government-Prozesse in IT gegossen werden, hat man oft große Abstimmungsrunden mit mehreren Dienststellen vor sich, wobei sich alle Referate einigen müssen.“ Ein Patentrezept für die Lösung gibt es aus Sicht der IT-Innovatorin deshalb nicht, da Verwaltungen insbesondere auf kommunaler Ebene sehr unterschiedlich sind. Von der Stadtplanung über Gesundheit, Bildung, Soziales und Jugend bis hin zu Immobilien vereinen sie viele Themen unter ihrem Dach. Und in jeder dieser Verwaltungseinheiten ist eine andere Kultur zu erwarten. „Berater von außen unterschätzen häufig diese kommunalspezifische Heterogenität. Die Herausforderung lautet, einen Weg zu finden, den alle mitgehen können – oder aber sich für passende Ausschnitte zu entscheiden, für die Innovationen sinnvolle Effekte ergeben.“

Sinnvoll umsetzen

Dass diese Innovationen in einer Kommunalverwaltung zunächst auf Skepsis stoßen, versteht Rothenhöfer. „Denn die muss vorrangig für den Bürger da sein. Damit sind die Behörden bereits gut ausgelastet. Innovative Themen erfordern zum anderen nicht nur zusätzliche zeitliche Kapazitäten, sondern bedeuten auch Unsicherheit und die Gefahr von Fehlern. Und berufsbedingt haben die Verwaltungsmitarbeiter ein hohes Korrektheitsbedürfnis.“ Damit die Umsetzung des E-Government-Gesetzes auch auf kommunaler Ebene vorankommt, sieht die Münchnerin deshalb die Länder in der Pflicht, den entsprechenden Rahmen zu schaffen. „Wird dieser zu allgemein gehalten, werden Veränderungen aufgrund des umfangreichen Tagesgeschäfts in den kommunalen Verwaltungen nicht gut vorankommen. Entscheidend wird also sein, wie das Gesetz den Kommunen Veränderungsmöglichkeiten, aber auch Veränderungswirklichkeiten nahelegt.“
Optimierte und besser durchgängige Geschäftsprozesse sind das Ziel des E-Governments. Es sei aber nicht immer sinnvoll, einen Prozess durchgängig und medienbruchfrei mit IT zu unterstützen. Manchmal ist beispielsweise die Fallzahl zu klein, als dass sich eine solche Umsetzung lohnen würde. Deshalb sei es wichtig, die Digitalisierung mit Augenmaß zu betrachten. „Die Komponenten, die wir in München einführen, richten wir daran aus, was nachgefragt und eingefordert wird und den Fachdienststellen somit wirklich eine Hilfe ist.“

IT vs. E-Government

IT-Themen in der Verwaltung und E-Government sind nicht dasselbe. Auf diese Unterscheidung legt Rothenhöfer viel Wert. „Ich tue mich schwer damit, alle innovativen Themen in diesem Bereich per se dem E-Government zuzuschlagen. Zum einen ist E-Government nicht der Auslöser aller IT-gestützten Veränderungen. Einige Vorhaben, etwa die stärkere Bürgerbeteiligung, wären auch ohne das E-Government angestoßen worden, weil der Druck von der Politik auf die Verwaltung gewachsen ist. Zum anderen hat IT die Verwaltung auch ohne das E-Government stark verändert. Blicken wir beispielsweise auf die Datenverwaltung: Als hier noch mit Karteikarten gearbeitet wurde, hat jede Dienststelle ihre Informationen irgendwo in Akten abgelegt. Jetzt liegen die Daten dank IT zentral vor und verschiedene Bereiche können darauf zugreifen. Das sorgt für mehr Transparenz, ist für mich aber kein E-Government-originäres Thema, sondern vielmehr eine andere Art der Arbeitsweise.“
Ist Verwaltung ohne IT heute kaum mehr vorstellbar, wird sie in zehn Jahren nochmals einen ganz anderen Stellenwert haben, ist sich Rothenhöfer sicher. Wo aber sieht sich die IT-Innovatorin selbst in zehn Jahren? „Vor 20 Jahren glaubte ich mich dann im Ruhestand“, antwortet sie lachend. „Mittlerweile sehe ich mich dann aber noch immer in einer verantwortlichen Position bei der Kommunalverwaltung München, die mit IT zu tun hat.“

Verena Barth




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Wehende Flagge des Landes Schleswig-Holstein vor schwach bewölktem Himmel.

Schleswig-Holstein: Kooperation verlängert

[16.04.2025] Nach fünf erfolgreichen Jahren haben Schleswig-Holstein und der ITV.SH ihre Kooperation zur Verwaltungsdigitalisierung bis Ende 2029 verlängert. Geplant sind unter anderem der Roll-out weiterer digitaler Anträge und Unterstützung für Kommunen bei Informationssicherheits- und IT-Notfällen. mehr...

Darmstadt: Resiliente Krisenkommunikation

[11.04.2025] Großflächige, lang andauernde Stromausfälle sind selten – stellen die Krisenkommunikation jedoch vor Schwierigkeiten, weil Mobilfunk, Internet und Rundfunk ausfallen. In Darmstadt wird nun eine energieautarke digitale Litfaßsäule erprobt, die auch bei Blackouts als Warnmultiplikator funktioniert. mehr...

Gruppenfoto mit Vertreterinnen und Vertretern der Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm, die im Prozessmanagement kooperieren.

Diez/Kaisersesch/Montabaur/Weißenthurm: Kooperation im Prozessmanagement

[08.04.2025] Gemeinsam wollen die Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm ihre Verwaltungsprozesse effizienter gestalten. Im Fokus steht die Wissensdokumentation ihrer Prozesse. Auch sollen eine Datenbank für Notfallszenarien und ein interkommunales Prozessregister aufgebaut werden. mehr...

Drei ältere Personen sitzen auf einem Sofa und beschäftigen sich mit verschiedenen digitalen Endgeräten.

Hessen: Projekt Di@-Lotsen wächst weiter

[07.04.2025] Das hessische Digitallotsen-Projekt, das älteren Menschen den Zugang zur digitalen Welt erleichtern soll, wird fortgeführt und ausgeweitet. Kommunen, Vereine und andere Einrichtungen können sich bis zum 11. Mai 2025 als digitale Stützpunkte bewerben. mehr...

Logo der Berliner Beihilfe-App auf blauem Hintergrund.

Berlin: Beihilfe ohne Medienbrüche

[04.04.2025] In Berlin haben Beamtinnen und Beamte nicht nur die Möglichkeit, Anträge auf Beihilfe digital zu stellen – mit einer neuen App ist es ab jetzt auch möglich, den Bearbeitungsstand einzusehen und die Bescheide digital zu empfangen. mehr...

Interkommunale Zusammenarbeit: Dritte Förderphase für Digitale Dörfer RLP

[01.04.2025] Das Netzwerk Digitale Dörfer RLP erhält bis 2026 weitere 730.000 Euro Landesförderung. Erfolgreiche Digitalprojekte sollen landesweit ausgerollt und die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt werden. Ein Schwerpunkt liegt auf wissenschaftlich unterfütterten Pilotprojekten zum Bürokratieabbau. mehr...

In Bayern soll nach dem Willen von Digitalminister Fabian Mehring der „Digitalisierungsturbo“ gezündet werden.

Bayern: Ein Jahr Zukunftskommission

[31.03.2025] Die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 hat ihren aktuellen Bericht vorgelegt. Unter Leitung des Finanz- und Heimatministeriums erarbeiten Ministerien, Kommunalverbände und Experten Lösungen für eine einheitlichere, effizientere und sicherere IT in Bayerns Kommunen. mehr...

Stadtansicht von Bernkastel-Kues, ein altes Fachwerkhaus im Bildzentrum.

Rheinland-Pfalz: Projekt KuLaDig geht in die nächste Runde

[28.03.2025] Die kulturelle Vielfalt in Rheinland-Pfalz systematisch digital erfassen und für die Öffentlichkeit aufbereiten – das will das Projekt KuLaDig. Nun steht fest, welche Kommunen darin unterstützt werden, ihr kulturelles Erbe digital zu erfassen und zugänglich zu machen. mehr...

Open Data ansprechend strukturieren.

Polyteia: Wege für den Datenschutz in der Verwaltung

[27.03.2025] Einer sinnvollen Nutzung kommunaler Daten für die Entscheidungsfindung steht nicht selten der Datenschutz entgegen. Das Projekt ATLAS will zeigen, wie moderne Datenschutztechnologien in der Praxis helfen und echten Mehrwert für den öffentlichen Sektor schaffen. mehr...

Olaf Kuch und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König stehen vor einer Abholstation für Ausweisdokumente.

Nürnberg: Vier Abholstationen für Ausweisdokumente

[26.03.2025] Die Stadt Nürnberg hat ihr Angebot an Abholstationen für Ausweisdokumente verdoppelt. An insgesamt vier Standorten können die Bürgerinnen und Bürger nun Personalausweise, Reisepässe und eID-Karten unabhängig von den Öffnungszeiten der Bürgerämter abholen. mehr...

Difu-Befragung: Kommunalfinanzen beherrschendes Thema

[25.03.2025] Eine Vorabveröffentlichung aus dem „OB-Barometer 2025“ zeigt, dass kommunale Finanzen das drängendste Thema der Stadtspitzen sind – auch mit Blick auf zukünftige Investitionen. Es sei nötig, dass Kommunen einen beträchtlichen Anteil aus dem Sondervermögen erhielten, so das Difu. mehr...

Berlin: ÖGD wird fit für die Zukunft

[25.03.2025] Mit dem Programm „Digitaler ÖGD“ werden in Berlin Grundlagen für moderne Technologien, Softwarelösungen und schlankere Prozesse in den Einrichtungen des ÖGD geschaffen. Davon können Mitarbeitende wie auch Bürgerinnen und Bürger profitieren. mehr...

Außenansicht des Mainzer Rathauses.

Mainz: Ko-Pionier-Sonderpreis 2025

[24.03.2025] Mit dem Ko-Pionier-Sonderpreis 2025 wurde die Stadt Mainz ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt Verwaltungen, die innovative Ansätze aus anderen Städten erfolgreich adaptieren und an ihre spezifischen Rahmenbedingungen anpassen. mehr...

LSI Bayern: Ausschuss für Kommunale Fragen zu Gast

[18.03.2025] Bei einer Sitzung des Innenausschusses im LSI standen die Bedrohungslage im Cyberraum und Schutzmaßnahmen für Bayerns IT im Fokus. LSI-Präsident Geisler stellte die Unterstützungsangebote für Kommunen vor, bevor die Abgeordneten das Lagezentrum und das Labor besichtigten. mehr...

Landrätin Dagmar Schulz und Stabsstellenleiterin Digitalisierung Sabrina Donner mit der Auszeichnung des Silicon Valley Europe

Kreis Lüchow-Dannenberg: Ausgezeichnete Digitalisierungsstrategie

[17.03.2025] Für seine herausragende Digitalisierungsstrategie hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg das Qualitätssiegel „Top-Organisation 2025“ des Netzwerks Silicon Valley Europe erhalten. mehr...