InterviewMünchen treibt die Digitalisierung voran
Herr Bönig, bereits im vergangenen Jahr gab es eine erste Standortbestimmung zur Digitalisierung Münchens. Nun wurde am 17. März 2021 der zweite Digitalisierungsbericht vorgelegt. Wo steht München aktuell bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie?
Das Jahr 2020 war geprägt durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Trotz oder gerade wegen dieser besonderen Situation wurde die Digitalisierung in unserer Stadt intensiv vorangetrieben. Und das auf allen Ebenen. So galt es, das Online-Angebot der Verwaltung schnell zu optimieren. Auch mussten unsere Beschäftigten die Möglichkeit bekommen, digital zu arbeiten. An vielen anderen Stellen wurde über Referatsgrenzen hinweg mit Hochdruck an verschiedenen Maßnahmen gearbeitet. Corona hat also in gewisser Weise die Digitalisierung Münchens beschleunigt. Der Digitalisierungsbericht München für 2020 und 2021 zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.
Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad Münchens als Behörde ein?
Für die Stadtverwaltung wurde pandemiebedingt kurzfristig das Arbeiten im Homeoffice möglich gemacht. Nun werden die Ad-hoc-Lösungen für Online-Besprechungen und Fernzugriffe auf städtische Daten und Anwendungen so ausgebaut, dass die Arbeit im Homeoffice auch auf Dauer eine echte Alternative darstellt. Dazu sind allerdings nicht nur Kommunikationswerkzeuge und Netzzugänge notwendig, sondern auch der digitale Zugriff auf Akten, Dokumente und die Arbeit in digitalen Prozessen. Die stadtweite Einführung der E-Akte stellt daher eine unverzichtbare Voraussetzung dar. Ihre Einführung für 2021 und Folgejahre wird nun vorbereitet. Insgesamt hat sich gezeigt, wie leistungsfähig die IT unserer Stadt ist und wie schnell reagiert werden kann. Klar gibt es noch viel zu tun, aber der Digitalisierungsbericht München zeigt, dass wir auch im Vergleich zu anderen Kommunen auf den vorderen Plätzen stehen.
Was gibt es Neues aus den Kernbereichen Stadtgesellschaft und Infrastruktur zu berichten?
Die Pandemie hat nochmals deutlich gezeigt, wie wichtig die digitale Verwaltung ist. Wir haben daher die Anstrengungen für mehr und vor allem einfach zu bedienende sowie medienbruchfreie Online-Services verstärkt. Damit die Stadtgesellschaft online auf Informationen und Dienste der Verwaltung zugreifen kann, wird mit dem Projekt „München Portal der Zukunft“ an der nutzungsorientierten Weiterentwicklung der Online-Präsenz gearbeitet. Es geht aber auch darum, gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Das Munich Urban Colab ist hier ein gutes Beispiel. Auch die Erarbeitung eines Konzepts für zielgruppenorientierte Schulungs- und Bildungsmaßnahmen im Bereich Digitalkompetenz ist wichtig. Auf unserem Blog www.muenchen.digital betreiben wir dazu seit Längerem die Serie #ExplainIT, die Begriffe rund um die Digitalisierung erklärt. Besonders freue ich mich auf die WerkSTADT, die in Kürze zu mehr Partizipation rund um die Digitalisierung einlädt. Voraussetzung für die Nutzung aktueller digitaler Informationen und Angebote ist Infrastruktur in Form von breitbandigen Internet-Zugängen. Wir arbeiten daher weiter an der Bereitstellung von öffentlichem (M-)WLAN. Außerdem stellen Daten eine zentrale Grundlage für die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Services dar. Auch in der Stadtverwaltung sollen Entscheidungen künftig auf möglichst hochwertige Daten gegründet werden. Bereits heute bietet der Digitale Zwilling München hier viele Möglichkeiten. Mit der Erarbeitung einer Datenstrategie für München wird der Rahmen dafür gesetzt, dass notwendige Daten in hoher Aktualität und Qualität vorliegen und sicher und bewusst mit offenen und geschlossenen Daten umgegangen wird.
„Eine der größten Herausforderungen der Digitalisierung ist der damit verbundene Kulturwandel in der gesamten Organisation.“
Neben den stadtweiten Maßnahmen der Digitalisierungsstrategie wird auch in den Fachbereichen der Referate und Eigenbetriebe intensiv an der digitalen Transformation gearbeitet. Wie ging es hier voran?
In der Tat wurden und werden auch in den Fachbereichen viele Digitalisierungsmaßnahmen angegangen. Ich kann hier nur einige Beispiele nennen: Im Bildungsbereich mussten mit geeigneter Hard- und Software in kurzer Zeit die Voraussetzungen für digitalen Unterricht geschaffen werden. Zudem wurden und werden die städtischen Schulen und Kindertageseinrichtungen aktuell mit schnellen Netzzugängen ausgestattet. Auch der Kulturbereich hat viele Maßnahmen umgesetzt, etwa um Kulturgüter online zugänglich zu machen. Außerdem können verschiedene Förderangebote für die Wirtschaft oder im Bildungsbereich nun online beantragt werden. In vielen weiteren Fachbereichen, etwa im Baubereich, beim digitalen Facility Management, im Infektionsschutz oder im Sozialbereich wurden zahlreiche Digitalisierungslösungen entwickelt und in Betrieb genommen. Zwei Themen möchte ich herausgreifen: Die digitalen Finanzprozesse im Projekt digital/4finance und die Digitalisierung des Personal-Managements im Programm neoHR. Beide werden die Stadtverwaltung massiv verändern und Auswirkungen auf Bürgerinnen und Bürger sowie die Stadtgesellschaft haben – spätestens im Finanzverkehr mit der Landeshauptstadt München.
Welche Themen und Herausforderungen stehen in diesem Jahr an?
Die Bereitstellung von nutzungsorientierten Online-Diensten, die Einführung der elektronischen Aktenführung und die Modernisierung der Online-Präsenz unserer Stadt wird uns auch 2021 gut beschäftigen. Darüber hinaus hat der Stadtrat die Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie beschlossen und uns beauftragt, auch zu den neuen und erweiterten strategischen Prinzipien Nachhaltigkeit, digitale Souveränität und Gleichstellung, Inklusion, Diskriminierungs- und Barrierefreiheit geeignete Maßnahmen umzusetzen. Eine der größten Herausforderungen der Digitalisierung ist aber der damit verbundene, erhebliche Kulturwandel in der gesamten Organisation. Die Digitalisierung ist keine einmalige Angelegenheit, die umgesetzt und damit abgeschlossen werden kann. Sie wird München kontinuierlich mit technischen Neuerungen und in der Folge mit Änderungen unserer Arbeitsumgebung begleiten. Selbst Arbeitsbereiche, die bislang durch eine hohe Kontinuität und Stabilität gekennzeichnet waren, werden durch neue digitale Arbeitsmittel und -prozesse verändert. Das stellt die Mitarbeitenden der Landeshauptstadt München vor Herausforderungen und kann Grund für Ängste und Widerstände sein. Wir sind gefordert, unsere Kolleginnen und Kollegen sowie Beschäftigten in dieser Situation zu unterstützen, sie bei der Gestaltung des Wandels einzubinden, Risiken früh zu erkennen und gemeinsam zu bewältigen.
Abschließend ein persönliches Statement: Was ist für Sie das Highlight des Digitalisierungsberichts München 2020 / 2021?
Mir geht es gar nicht so sehr darum, hier eine konkrete Maßnahme herauszustellen. Viel wichtiger ist es, das Motto unserer Digitalisierungsstrategie #MuenchenDigitalErleben ernst zu nehmen: Digitalisierung für die Menschen betreiben und nicht zum Selbstzweck. Neben dem Digitalisierungsradar, der unsere Strategie „lesbar“ macht, ist der Digitalisierungsbericht München wichtig, um die dafür erforderliche Transparenz herzustellen und auf dieser Basis miteinander ins Gespräch zu kommen. Daher freue ich mich, dass der Bericht vielen Menschen einen transparenten Einblick in unsere Arbeit gibt und möchte Beschäftigte und die Stadtgesellschaft einladen, uns ihre Gedanken, Wünsche und Erwartungen zur Digitalisierung in München mitzuteilen. Deshalb die Bitte: Kommen Sie mit dem Hashtag #MuenchenDigitalErleben mit uns auf Twitter, LinkedIn oder Instagram ins Gespräch.
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