HamburgNächste Generation startet durch
Eine Zwischenbilanz zum zweijährigen Pilotprojekt „Start in die nächste Generation“ hat jetzt die Freie und Hansestadt Hamburg gezogen. Gemeinsam mit Professor Rudolf Kammerl von der Universität Hamburg hat Schulsenator Ties Rabe den wissenschaftlichen Evaluationsbericht vorgestellt. Senator Rabe: „Dank des Pilotprojekts können wir die Chancen und Herausforderungen beim Einsatz von schülereigenen Computern, Laptops oder Smartphones im Unterricht jetzt besser einschätzen.“ Die Untersuchung zeige, was gut funktioniere und an welchen Stellen weiter gearbeitet werden müsse. Ziel des Projekts „Start in die nächste Generation“ (wir berichteten) ist es, den Umgang mit Schulbuch, Heft und Tafel in möglichst vielen Schulfächern durch den Einsatz schülereigener Computer, Laptops oder Smartphones sowie spezieller Lernprogramme im Unterricht zu bereichern und zu ergänzen. Teilgenommen haben 94 Pilotklassen mit rund 2.200 Schülern in drei Stadtteilschulen und drei Gymnasien. Wie die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung mitteilt, beschränkte sich die Planung ursprünglich auf die Hälfte der Klassen und Schüler. Der Zuspruch sei jedoch so groß gewesen, dass man das Projekt stark erweitert habe (wir berichteten). Dazu wurden die Schulen mit einer umfangreichen IT-Infrastruktur ausgestattet, die unter anderem WLAN in allen Klassenräumen, die kostenfreie Nutzung zahlreicher Lernprogramme sowie ein Zugangsportal umfasste, das allen Richtlinien des Datenschutzes entspricht und einen Internet-Filter zur Einhaltung des Jugendmedienschutzes bietet. Am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) wurde ein Fortbildungspaket für Lehrkräfte entwickelt, mit dem die Nutzung digitaler Lernmaterialien unterstützt wird. Für Fragen und einen Erfahrungsaustausch wurde eine Online-Plattform geschaffen.
Individuelles Lernen wird gefördert
Die Evaluation durch die Universität Hamburg bestätigt nach Angaben der Schulbehörde, dass die Einrichtung einer funktionsfähigen und rechtlich abgesicherten IT-Infrastruktur an den Projektschulen gelungen ist. Entgegen zahlreicher Befürchtungen verfügten zudem alle Schüler über eigene Smartphones, Tablets oder Laptops, die sie im Unterricht regelmäßig eingesetzt haben. Die Beteiligten waren mit dem Projekt zufrieden: Mehr als 75 Prozent der Schüler wollen künftig so weiter arbeiten. Auch die Lehrkräfte haben laut der Studie positive Effekte hervorgehoben, etwa die Steigerung der Schüler-Selbststeuerung und -Individualisierung, die Veränderung der Lehrer- und Schülerrolle sowie eine stärkere Aktivierung der Schüler im Unterricht. Die eingesetzten Lernprogramme waren aus Sicht der Lehrkräfte unkompliziert im Unterricht einzusetzen und trugen zur Förderung des eigenständigen und individualisierten Lernens bei.
Die digitalen Endgeräte und neuen Medien wurden laut der Evaluation in 16 verschiedenen Unterrichtsfächern eingesetzt, am stärksten im Deutsch- und Englisch-Unterricht, gefolgt von den Fächern Physik, Biologie, Mathematik und Politik. In der kurzen Laufzeit des Projekts ließen sich am Ende jedoch im Vergleich zu anderen Schulklassen keine klaren negativeren, aber auch keine eindeutig positiveren Entwicklungen hinsichtlich des Lernstands der Schüler erkennen.
Kritisch bilanzierte Professor Kammerl den starken Einsatz von Smartphones. Im Vergleich zu Laptops und Tablets seien Smartphones zwar stärker in der Lebenswelt der Schüler verankert, aber aufgrund der kleinen Displays für das Schreiben und Lesen von längeren Texten sowie aufgrund technischer Probleme zum Öffnen vieler Dateien weniger geeignet. Zudem moniert die Studie, dass zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit für die Verbesserung der Medienkompetenz aufgewendet wurde. Stattdessen stand der reine Fachunterricht im Mittelpunkt. Die Lehrkräfte wünschten sich umfangreichere und passgenauere Unterstützung durch Fortbildungsangebote.
Projekt wird sukzessive ausgeweitet
Senator Rabe und Professor Rudolf Kammerl waren sich einig: „Es ist wichtig, Schülerinnen und Schüler auf den Umgang mit digitalen Medien rechtzeitig vorzubereiten. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche den angemessenen Umgang entgegen vieler Erwartungen nicht von selbst lernen.“ Auf die Schulen komme daher die Aufgabe zu, Kinder und Jugendliche auf den sinnvollen Einsatz digitaler Medien in Bildung und Berufsleben vorzubereiten. Senator Rabe weiter: „Mit maßgeblicher Mitarbeit Hamburgs arbeitet die Kultusministerkonferenz zurzeit an einer Strategie zur Implementierung des digitalen Lernens in Schule und Unterricht. Das ist ein gewaltiges Projekt, an dem viele Akteure mitwirken müssen.“ Dieses Projekt werde aber nur dann Erfolg haben, wenn Verantwortung und Gestaltungsspielräume geteilt, Schulen und Lehrer aktiv beteiligt, ihnen Freiräume gegeben und Improvisation und Fehler zugelassen würden. „In diesem Sinne werden wir zusammen mit der Bundesregierung, den Ländern und den Schulen Schritt für Schritt das digitale Lernen voranbringen. Unser Pilotprojekt hat uns dafür wichtige Erkenntnisse geliefert“, so Rabe abschließend.
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