Donnerstag, 5. Dezember 2024

DortmundNeue Offenheit

[20.12.2018] Im Juli hat der Rat der Stadt Dortmund die Einführung von Open Data in der Verwaltung beschlossen, Ende August wurde das zugehörige Portal freigeschaltet. Nun gilt es, intern Überzeugungsarbeit zu leisten sowie extern den Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
Dortmund setzt auf offene Daten.

Dortmund setzt auf offene Daten.

(Bildquelle: Stefanie Kleemann, Dortmund-Agentur, Stadt Dortmund)

Aufbauend auf der 2014 beschlossenen Open.NRW-Strategie des Landes Nordrhein-Westfalen haben das Land, die kommunalen Spitzenverbände sowie der KDN als Dachverband kommunaler IT-Dienstleister mit der Unterzeichnung des Open-Government-Pakts am 26. Oktober 2016 eine Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit in diesem Bereich getroffen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 Open Government in den Verwaltungen Nordrhein-Westfalens als gängige Praxis zu verankern und am Nutzen für die Öffentlichkeit auszurichten.
Somit waren die Rahmenbedingungen klar. Auch einige Städte waren bereits früh auf dem Weg. Und Dortmund? Die Voraussetzungen für eine konsequente Umsetzung von Open Data sind in der Metropole eigentlich hervorragend. Die Technische Universität wie auch die Fachhochschule benötigen zahlreiche Daten für ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Auch die wissenschaftliche Expertise zur Begleitung von Digitalisierungsprozessen ist sehr ausgeprägt. Die Nutzer der freien Wirtschaft stehen ebenfalls bereit, um das mit Open Data unweigerlich verknüpfte Thema Big Data anzugehen und im Bereich der Datenanalyse Geschäftsmodelle zu kreieren oder einfach frei zugängliche Anwendungen zu entwickeln.

Offene Daten im Portal

Die Stadt Dortmund hat das Thema zunächst beobachtet. Klar wurde jedoch, dass die Verwaltung riesige Mengen an Daten anzubieten hat – seien es statistische Daten, Umwelt-, Infrastruktur-, Verkehrs- oder Geodaten. Diese Informationen wurden bereits auf Anfrage bereitgestellt, jedoch mit teils erheblichem Personaleinsatz. Zudem standen der Verbreitung und Nutzung bislang unterschiedliche und teils aufwendige Gebührenregelungen entgegen. Daher hat der Verwaltungsvorstand am 19. September 2017 die Verwaltung beauftragt, ein Einführungskonzept für Open Data in der Stadt Dortmund zu erstellen. Dieses wurde vom Vermessungs- und Katasteramt zusammen mit dem internen IT-Dienstleister Dortmunder Systemhaus erarbeitet und mit zahlreichen fachberührten Stellen innerhalb der Verwaltung abgestimmt.
In seiner Sitzung am 12. Juli 2018 hat der Rat dann die sukzessive und sektorale Einführung von Open Data in der Stadtverwaltung Dortmund beschlossen. Bereits am 23. August 2018 wurde das Open-Data-Portal produktiv gesetzt (wir berichteten) und wird seither modular erweitert und inhaltlich wachsend aufgebaut. Zum Start waren 81 Datensätze der Dortmunder Statistik und Geodaten des Vermessungs- und Katasteramts zugänglich. Inzwischen sind es rund 200 Datensätze bei (natürlich) stark wachsender Tendenz. Die Einbindung der Öffentlichkeit erfolgt durch die Dortmund-Agentur. Geeignete bidirektionale Kanäle sind hier insbesondere soziale Medien. Darüber hinaus sollen Beteiligungsformate einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden.

Bestandteil von Arbeiten 4.0

Die Einführung wird zudem vom Personalrat der Stadt Dortmund begleitet, um auch die Auswirkungen auf die Beschäftigten stets im Blick zu haben. Es besteht die Aufgabe, die unterschiedlichen Fachbereiche der Stadtverwaltung zu sensibilisieren und zu prüfen, welche Daten ohne beziehungsweise mit geringem Aufwand offen zur Verfügung gestellt werden können. Schon mit den ersten Datensätzen wurde klar, dass viele Beschäftigte „ihre“ Daten gerne auch öffentlich bereitstellen, andere hingegen Vorbehalte gegen die neue Offenheit hegen. Hier gilt es, in den nächsten Monaten intern zu überzeugen.
Auch die Wirtschaftsförderung Dortmund sieht im Open-Data-Angebot ein enormes Potenzial – ob bei der Förderung von Start-ups, der Unterstützung neuer Ideen, die durch Datenanalysen gestärkt oder gelenkt werden können, bei Entscheidungen zu Unternehmensansiedlungen oder einfach der Information für die Dortmunder Wirtschaft zur Nutzung neuer Datenmöglichkeiten.
Der städtische Masterplan „Digitale Verwaltung – Arbeiten 4.0“ umfasst mehrere Aufgabenfelder (wir berichteten). Eines ist Open Government als mehrstufiger Entwicklungsprozess der Öffnung von Verwaltung und Politik. Die Veröffentlichung von Informationen als Open Data ist ein wesentlicher Teil und erster Schritt. Zu den Zielen gehören unter anderem die Stärkung der Teilhabe und des Demokratiegedankens in der Gesellschaft, die Möglichkeit der Entwicklung von innovativen Apps auf Basis der Verwaltungsdaten sowie die unmittelbare Rückmeldung der Bürger im Sinne von E-Partizipation. Als eine der größten deutschen Städte mit über 600.000 Einwohnern hat die Verwaltung erkannt, welche Dialogmöglichkeiten mit Open Data geschaffen werden können. Diese Mitwirkung birgt ein großes Potenzial zur Vertrauensbildung bei politischen Entscheidungen, sodass eine wesentliche Zielgruppe auch die Dortmunder Bürger sind.

Bürgerfreundlicher Zugang

Durch den Einsatz des verwaltungsinternen Statistik-Informationssystems DUVA – einer von den Statistikstellen einiger Städte auf Open-Source-Basis entwickelten Plattform – ergab sich noch ein besonderer Zusatznutzen. Die Daten werden in Dortmund nicht nur in offenen Formaten bereitgestellt, sondern es werden auch zahlreiche Informationen bereits grafisch aufbereitet und in unterschiedlichen Diagrammen präsentiert. Somit können Laien die Daten direkt im Portal nutzen. Viele Datensätze mit Raumbezug werden darüber hinaus in Kartenanwendungen angeboten, was eine erste visuelle räumliche Analyse zulässt. So werden beispielsweise freie Parkhausplätze oder die Schulstandorte kartenbasiert dargestellt. Aber auch die Ergebnisse der letzten Wahlen werden nicht nur als Datensatz angeboten, sondern zudem grafisch aufbereitet. Für Dortmunds Planungsdezernent Ludger Wilde ist die Zugänglichkeit der Daten für Laien besonders wichtig: „Wir wollen den Bürgern auf Augenhöhe begegnen; das funktioniert nur, wenn diese ausreichend informiert sind.“ Neben diesen bürgerfreundlichen Zugängen zu den Daten werden die standardisierte aktive Schnittstelle CKAN und im weiteren Ausbau DCAT-AP unterstützt, was eine überregionale (Open.NRW) und europäische Vernetzung des Portals und seiner Daten zulässt.

Voraussetzung für Smart City

Zur weiteren Öffnung auch gegenüber der Presse organisiert die Stadt in Kooperation mit der TU Dortmund einen zweitägigen Hack­athon. In der Veranstaltung sollen neue Projektideen und Anwendungen auf Basis der offenen Daten entwickelt werden. Hierbei wesentlich eingebunden sind der wissenschaftsjournalistische Zweig der TU Dortmund sowie die Dortmunder Gruppe Journocode – ein Zusammenschluss von Absolventen des Instituts für Journalistik der TU.
Die Stadt Dortmund wurde kürzlich von der Stiftung Lebendige Stadt als „Digitalste Stadt“ ausgezeichnet (wir berichteten). Dabei werden durch das neu geschaffene Chief Information/Innovation Office (wir berichteten) alle Digitalisierungsbestrebungen gebündelt und unter der Dachmarke „DOGITAL – Dortmund digitalisiert“ zusammengefasst (wir berichteten). Mit diesem Gesamtkomplex an digitalen Maßnahmen ist Dortmund auf dem Weg an die Spitze der zukünftigen Smart Cities – und Open Data ist dafür eine unverzichtbare Voraussetzung.

Ulf Meyer-Dietrich ist Leiter des Vermessungs- und Katasteramts der Stadt Dortmund.




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