Donnerstag, 5. Dezember 2024

Social MediaNicht verzetteln

[01.06.2017] Neben Facebook können auch andere soziale Netzwerke – etwa Twitter, Snapchat oder Instagram – Mehrwerte für die kommunale Kommunikation bieten. Das zeigen Beispiele aus verschiedenen Städten. Allerdings gilt es, die Kanäle dann auch richtig zu bespielen.
Hamburg ist auch auf Instagram aktiv.

Hamburg ist auch auf Instagram aktiv.

Berlin, Hamburg, Dortmund, Nürnberg und Stuttgart sind laut pluragraph.de, einer Seite, welche unter anderem die Entwicklung von Fan-Zahlen auf Facebook dokumentiert, unter den Top Ten der Kommunen in Deutschland. Aber ist eine erfolgreiche Facebook-Seite mit vielen Fans wirklich alles oder gibt es noch andere soziale Netzwerke, die insbesondere für Kommunen gut funktionieren? Anhand einiger Beispiele von Städten, die nicht nur auf Facebook setzen, eine Bewertung vorzunehmen, ist nicht ganz unproblematisch. Denn die Ziele hinter den einzelnen Angeboten sind manchmal zwar für den Außenstehenden erkennbar, aber eben nicht im Detail bekannt.

Facebook, Snapchat, Instagram

Facebook ist mittlerweile fast jedem ein Begriff, Plattformen wie Instagram und Snapchat sind hingegen weniger bekannt. Bei Facebook finden Nutzer sozusagen das Komplettpaket vor. Sie können hierüber Bilder teilen, chatten oder kurze Textbeiträge posten; zudem kann Facebook als Servicekanal für Unternehmen genutzt werden. Instagram bietet manche dieser Funktionen zwar ebenfalls, jedoch liegt der Fokus dort unangefochten auf dem Teilen von Bildern und Videos. Das Bildernetzwerk könnte man als Hochglanzmagazin unter den Social Networks bezeichnen. Hinter den vermeintlichen Schnappschüssen stecken oftmals aufwendige Aufnahmen und eine Nachbearbeitung mit attraktiven Filtern.
Die Foto- und Video-Plattform Snapchat ist insbesondere bei einer jüngeren Zielgruppe beliebt. Ein bedeutender Unterschied zu anderen sozialen Netzwerken liegt bei Snapchat in der „vergänglichen Kommunikation“: Die verschickten Bilder können vom Empfänger nur zehn Sekunden betrachtet werden, danach verschwinden sie für immer. Daneben gibt es die so genannten Storys. Das sind Bilder oder kurze Videos, die immerhin für 24 Stunden abgerufen werden können. Diese Funktion ist derart beliebt, dass Instagram und Facebook diese seit Kurzem in ähnlicher Form anbieten. Die Aufnahmen bei Snapchat sind also alle beinahe live und vermitteln somit einen authentischen Eindruck. Unternehmen nutzen die App oft, um einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen.

Städte sind unterschiedlich aktiv

Die Stadt Berlin, die knapp 1,7 Millionen Fans auf Facebook vorweisen kann, ist auch auf Instagram vertreten. Dort wird mit dem Account @visit_berlin vor allem touristisch kommuniziert. Allerdings macht sich die wenig abwechslungsreiche Strategie, nur Bilder zu posten und nicht auch mit Videos zu arbeiten, in der Zahl der Follower bemerkbar. Diese beträgt in Relation zur hohen Anzahl der Fans auf Facebook nur knapp 110.000 Abonnenten. Der Fokus der Stadt liegt ganz klar auf Facebook. Dort werden viele Formate genutzt, um Beiträge zu posten: Links, Bilder und Videos. Das schlägt sich in den Interaktionsraten nieder. Die Beiträge werden von den Fans eifrig kommentiert und geliked. In den Kommentaren werden Fragen von Nutzern beantwortet, die Social Media Manager diskutieren mit und halten so die Diskussionen am Laufen.
Die Freie und Hansestadt Hamburg hingegen arbeitet auf Instagram mit Reposts, stellt also Inhalte anderer Nutzer mit Nennung des Urhebers auf dem eigenen Profil ein und wechselt Bilder mit Videos ab. Das beschert der mit 780.000 Facebook Fans ausgestatteten Stadt satte 31.000 Instagram Fans. Auch die Stadt Nürnberg hat bei 90.000 Facebook Fans eine beachtliche Zahl von 17.000 Instagram Followern. Hier ist das Angebot sowohl auf Facebook als auch auf Instagram sehr touristisch geprägt. Auffällig ist der gute Einsatz von Hashtags, um die Inhalte über die Abonnenten hinweg zu streuen. Nürnberg arbeitet, wenn man die bisher genannten Konten auf Instagram vergleicht, mit hervorragenden Bildern, könnte mit dem Einsatz guter Videos aber bestimmt noch mehr aus seinem Auftritt herausholen. Darüber hinaus setzt die fränkische Stadt mit knapp 70.000 Followern auch erfolgreich Twitter ein. Hier werden nicht nur Informationen oder Links gepostet. Die Stadt Nürnberg nimmt auch immer wieder den Dialog auf und lädt zur Beteiligung ein. Aktuell zum Beispiel zur Gestaltung einer öffentlichen Grünfläche.
Ebenso auf Twitter aktiv ist die benachbarte Stadt Erlangen, die mit 5.000 Followern sehr dialogfreudig und engagiert kommuniziert. Erlangen hat auch immer wieder die Möglichkeit, nutzergenerierte Inhalte auszuspielen. So verlinkt die Stadt zum Beispiel auf Bilder, die in Erlangen und Umgebung aufgenommen wurden und muss damit selbst gar nicht so viele Inhalte generieren. Bremen wiederum liefert auf Snapchat ein tolles Beispiel dafür, wie eine Kommune ein soziales Netzwerk bespielen kann. Authentische, kurze Videos, viele Filter – hier hat man verstanden, wie das Angebot funktioniert.

Soziale Medien nützen auch kleinen Kommunen

Vor allem kleinere Kommunen scheuen jedoch oft den Aufwand, der mit einer Präsenz in den sozialen Netzwerken vermeintlich verbunden ist. Viele Verwaltungen arbeiten schon an der Belastungsgrenze. Allerdings: Die Bürger sind auf Facebook, Instagram oder in anderen Netzwerken längst unterwegs. Das Bespielen und Verstehen von Social Media gehört daher heutzutage zum Kommunikationsmix dazu, will eine Kommune ihre Bürger integrieren, motivieren und informieren.
Neben Aushängen, Bürgergesprächen, dem gedruckten Amtsblatt und der Website nutzt zum Beispiel die Gemeinde Schonungen (knapp 8.000 Einwohner) im unterfränkischen Kreis Schweinfurt Facebook sehr erfolgreich, um Bürger zeitnah zu informieren oder auf Missstände aufmerksam zu machen. Die aktuell rund 1.600 Fans werden hier informiert, aber auch konkret involviert, wenn helfende Hände gebraucht oder Informationen – etwa zu Vandalismus – zusammengetragen werden. Der Mix aus den unterschiedlichen Kanälen hat Schonungen schon diverse Male geholfen. So konnten zum Beispiel Lücken bei der Mobilfunkversorgung so kommuniziert werden, dass sowohl regionale als auch überregionale Medien berichtet haben. Das hat den Druck auf die Mobilfunkanbieter, die Lücken zu schließen, massiv erhöht. Die starke Öffentlichkeitsarbeit – trotz einer belasteten Gemeindekasse – ist Standortmarketing, Tourismusmarketing und Bürgerinformation in einem. Die Einwohnerzahlen in der Gemeinde sind steigend, ebenso Gewerbeansiedlungen. Dafür ist natürlich nicht alleine die aktive Nutzung sozialer Medien verantwortlich, aber alle Puzzleteile greifen hier ineinander und sorgen dafür, dass die Gemeinde selbst in Zeiten knapper Kassen nicht einknickt.

Aufmerksamkeit sichern

In Gesprächen mit Kommunalverwaltungen wird oft die Sorge über den zeitlichen Aufwand für die Nutzung sozialer Medien sowie über mögliche öffentliche Kritik laut. Als Kommune nach außen hin zu zeigen, dass man ansprechbar ist, die Bürger einbezieht und auch bei schwierigeren Entscheidungen Transparenz zeigt, ist aber der beste Weg, um die Konversation ins Positive zu drehen. Selten weitet sich eine Auseinandersetzung gleich zum Shitstorm aus. Notwendig sind aber klare Regelungen für die Verwaltung und eine gradlinige Kommunikation nach außen.
Wer schnell ist und in einem neuen Netzwerk einen echten Mehrwert bieten kann, dem ist Aufmerksamkeit sicher. „Erste Gemeinde bietet Bürgern Müllabfuhrtage als WhatsApp-Abo an”, „Gemeinde xy bietet Bürgermeistersprechstunde per Facebook Live an” – mit diesen Schlagzeilen kann jede Kommune hinsichtlich ihrer Öffentlichkeitsarbeit punkten. Bei allem Engagement in den sozialen Medien gilt es aber, sich nicht zu verzetteln. Denn es nützt weder Verwaltung noch Bürgern, wenn eine Gemeinde zwar auf allen Netzwerken vertreten ist, diese aber nicht richtig bespielt werden, weil hierfür die Zeit fehlt.

Florian Kohl ist Geschäftsführer des Revista Verlags, Schweinfurt und Partner bei der Social Media Agentur kunkel & kohl. Zudem betreibt er den Blog kommunale-oeffentlichkeitsarbeit.de.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Social Media
Man sieht von hinten über die Schulter einer jungen Frau, die auf ihr Smartphote tippt, dort ist das WhatsApp-Logo zu sehen.

Hochsauerlandkreis: WhatsApp für Bürgerkommunikation

[03.12.2024] Der Hochsauerlandkreis hat einen WhatsApp-Kanal für die Bürgerkommunikation gestartet. Eilmeldungen, Informationen und Tipps sollen Bürgerinnen und Bürger auf diese Weise schnell und direkt erreichen. mehr...

Die Stadt Ronnenberg ist jetzt auch auf TikTok zu finden.

Ronnenberg: TikTok-Kanal gestartet

[05.09.2024] Über einen eigenen TikTok-Kanal verfügt jetzt die Stadt Ronnenberg. Sie will sich damit auch als potenzieller Arbeitgeber für zukünftige Auszubildende oder Studierende präsentieren. mehr...

Neuigkeiten aus Augsburg künftig via WhatsApp erhalten.

Augsburg: Informationen direkt aufs Smartphone

[11.07.2024] Aktuelle Nachrichten aus Augsburg erhalten Interessenten künftig über den neuen WhatsApp-Kanal der Stadt direkt aufs Smartphone. mehr...

Die Stadt Kassel übt sich auf ihrem neuen Social-Media-Kanal auf TikTok auch im Augenzwinkern.

Kassel: Neuer Auftritt bei TikTok

[10.06.2024] Die Stadt Kassel bespielt verschiedenste Social-Media-Kanäle. Auf Instagram und Facebook hat sie insgesamt über 80.000 Follower. Nun kommt ein neuer Kanal hinzu: Über TikTok will die nordhessische Kommune ein vorwiegend junges Publikum erreichen. mehr...

Über die Hälfte der Internet-Nutzer informiert sich via Social Media oder Messenger-Dienst über Politik – folgt allerdings nur selten den Accounts von Politikern.

Bitkom: Social Media als Informationsquelle

[29.04.2024] Mehr als die Hälfte der Internet User informiert sich in sozialen Medien über Politik – davon folgt aber nur eine Minderheit den Accounts von Politikern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Bitkom. Der Verband rät dennoch Politikern aller Ebenen, sich auf Social Media zu engagieren. mehr...

Kommunen sollten auf Social Media präsent sein.

Social-Media-Strategie: Von der Kommune zur Community

[29.04.2024] Soziale Medien sind mehr als Unterhaltung – sie dienen auch der Meinungsbildung und Information. Kommunen und Behörden nutzen die Möglichkeiten von Social Media aber noch viel zu wenig. Dabei sind die Einstiegshürden niedriger als oft angenommen. mehr...

Hanau: Kanal auf WhatsApp

[24.04.2024] Die Stadt Hanau weitet ihre Bürgerkommunikation mit einem eigenen WhatsApp-Kanal aus. Hanauerinnen und Hanauer haben somit die Möglichkeit, wichtige Informationen direkt auf ihr Smartphone zu erhalten. mehr...

Soziale Netzwerke sind der direkte Weg

Social Media: Im Datenschutz-Dilemma

[04.04.2024] Um den schnellen Draht zur Bevölkerung nicht zu verlieren, kommen Kommunen um eine strategisch aufgesetzte Kommunikation auch in den sozialen Medien kaum noch herum. Zur Gretchenfrage wird dabei der Datenschutz: Wie lässt sich das Dilemma lösen? mehr...

Stadtverwaltung Dresden kommuniziert nun auch via Threads und WhatsApp.

Dresden: Stadt nutzt Threads und WhatsApp


[06.02.2024] Die Dresdner Stadtverwaltung weitet ihre Präsenz in den sozialen Medien aus und ist jetzt auch auf den Plattformen Threads und WhatsApp aktiv. mehr...

Frankfurt a.M.: Mobilitätsdezernat startet Instagram-Kanal

[24.01.2024] Über seinen neuen Instagram-Kanal „Frankfurt mobil“ bietet das Frankfurter Mobilitätsdezernat jetzt einen Blick hinter die Kulissen. mehr...

Verstößt die Plattform X beim Umgang mit Desinformationen gegen EU-Regeln?

EU-Kommission: Verfahren gegen X eröffnet

[20.12.2023] Gegen die Plattform X wurde jetzt im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste (DSA) ein förmliches Verfahren eröffnet. Der Vorwurf, dem die EU-Kommission dabei nachgehen will, lautet: Verbreitung von illegalen Inhalten. Auch der so genannte blaue Haken wird auf den Prüfstand gestellt. mehr...

Pforzheim: Abschied von X

[07.12.2023] Auf der Social-Media-Plattform X – früher bekannt als Twitter – nehmen Hetze und Desinformation überhand, Moderation findet kaum statt. Aus diesem Grund hat sich die Stadt Pforzheim entschieden, ihren dortigen Account zu löschen und zu Mastodon zu wechseln. mehr...

Hanau: Keine Kommunikation mehr via X

[27.11.2023] Die Stadt Hanau beendet ihre Kommunikationsarbeit auf der Plattform X (vormals Twitter). Grund sei die zunehmende Verschlechterung der Plattform seit der Übernahme durch Investor Elon Musk, aber auch die ungewisse Zukunft von X.
 mehr...

Die Stadt Reutlingen gewährt auf der Plattform Stage datenschutzkonform Einblick in ihre Social-Media-Beiträge.

Reutlingen: Datenschutzkonformer Social-Media-Einblick

[25.07.2023] Wer selbst nicht in den sozialen Medien aktiv ist und trotzdem die Social-Media-Beiträge der Stadt Reutlingen einsehen will, kann dies nun datenschutzkonform über die Website Stage tun. mehr...

Die Gründer des Start-ups Amtshelden: Christian Rosenberger und Julia Lupp

KGSt/Amtshelden: Praxisnahes Social-Media-Wissen

[17.07.2023] Die Kommunikation über Social Media ist auch für Kommunen sinnvoll – wirft aber viele Fragen auf. In Zusammenarbeit mit dem Start-up Amtshelden bietet die KGSt jetzt ein Weiterbildungsprogramm an, das genau auf den Bedarf kommunaler Mitarbeiter zugeschnitten ist. mehr...