E-AktePer Schnittstelle ins DMS
Manchmal ist es ein eher banaler Umstand, der den letztendlichen Ausschlag für eine weitergehende Entscheidung gibt. Im Fall des brandenburgischen Landkreises Havelland waren es die Archivräume für die papierbasierten Akten der Ausländerbehörde, die ersatzlos einer anderen Nutzung zugeführt werden sollten. Für die Verantwortlichen in Rathenow mit ein Grund, die digitale Akte auch für diesen Bereich umzusetzen. In der Landkreisverwaltung wird bereits seit dem Jahr 2011 Schritt für Schritt die elektronische Akte eingeführt.
Die Ausländerbehörde des knapp 162.000 Einwohner zählenden Landkreises Havelland ist für circa 6.700 Ausländer zuständig, davon aktuell mehr als 1.400 Flüchtlinge. Schon seit Ende der 1990er-Jahre arbeitet man hier mit der Software-Lösung Infoma newsystem Ausländerwesen (ALW), um alle Ausländer im Landkreis digital erfassen und sich damit einen schnellen Überblick verschaffen zu können. Das ganzheitliche Fachverfahren für die vorgangsorientierte Sachbearbeitung unterstützt alle relevanten Geschäftsvorfälle und Prozesse – von der Eingabe und Pflege personenbezogener Ausländerdaten bis hin zu Auswertungen und Statistiken.
Hoher Zeitaufwand und viel Papier
Allerdings sorgte die bisher in der Ausländerbehörde praktizierte Vorgehensweise für viel Papier und entsprechend hohe Zeitaufwände. So wurden die Akten als Blattsammlung ohne Unterteilung geführt, alle im Ausländerwesen erstellten Dokumente ausgedruckt und den Akten hinzugefügt. Hinzu kam, dass die im ALW vorhandenen Word- und PDF-Dokumente gegenüber der Papierakte nicht vollständig waren. Ziel war es daher, die Papier- durch eine vollständige elektronische Akte zu ersetzen. Dabei sollte diese im ALW-Verfahren entstehen und die Dokumente ausschließlich über eine Schnittstelle im bestehenden Dokumenten-Management-System (DMS) von Anbieter Optimal Systems gespeichert und auch dort angezeigt werden. Ein Plan, der von beiden Dienstleistern einiges an Entwicklertätigkeiten erforderte. Denn zum einen galt es, die Schnittstelle von der Axians-Infoma-Lösung zum DMS anzupassen und abzustimmen. Zum anderen musste die Schnittstelle vonseiten des DMS-Anbieters komplett neu programmiert werden.
Ausländerwesen bekommt neue Funktionen
Dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten die sich daraus ergebenden Anforderungen während der intensiven Testphase umfassend erfüllt werden. Zeitgleich nutzte das Team von Axians Infoma die Gelegenheit, das Ausländerwesen um weitere Funktionen bei der Bearbeitung der elektronischen Akte zu erweitern und zu optimieren, wie beispielsweise das Scannen von Fotos und Dokumenten in verschiedenen Arbeitsschritten.
Dennoch verlief die im Mai 2015 gestartete Einführung nicht ganz reibungslos. Grund dafür war die in diesem Jahr auf ihrem Höhepunkt angekommene Flüchtlingskrise, die für die zuständigen Mitarbeiter der Ausländerbehörde eine extreme zusätzliche Belastung während der Einarbeitung in das neue System nach sich zog. Aber auch einige Problemstellungen, die in der Testphase noch nicht erkennbar waren, erforderten einen erhöhten Einsatz. „Die Mitarbeiter waren von Anfang an hoch motiviert“, erinnert sich die beim Landkreis verantwortliche Anwendungsbetreuerin Britta Heidepriem-Kapphahn. „Sie nahmen es gelassen, wenn es im Ablauf mal hakte. Inzwischen unterstützen die neuen Arbeitsabläufe effizient das tägliche Arbeitsgeschehen.“
Jede Akte sofort verfügbar
Nachdem anfangs die Akten zusätzlich noch in Papierform angelegt wurden, gehen die Havelländer nun allmählich komplett zur elektronischen Akte über. Geplant ist, alle vorhandenen Akten zu digitalisieren. Seit rund einem Jahr werden neue Dokumente sofort im DMS abgelegt, beigebrachte Dokumente werden gescannt und ebenfalls im DMS archiviert. „Insofern haben sich unsere Abläufe deutlich verändert. Jedes Dokument und jede Akte sind nun sofort verfügbar“, erläutert Anwendungsbetreuerin Heidepriem-Kapphahn.
Die von der Aufgabe der Archivräume betroffenen circa 2.000 Bestandsakten werden zurzeit von einem externen Dienstleister gescannt und liegen in Form von PDFs vor. Über die ALW-Anwendung in das DMS importiert, stehen die Dateien dort für den komfortablen Zugriff zur Verfügung. In welcher Weise die Ausländerakten in das bereits im Landkreis eingesetzte System zur Langzeitarchivierung integriert werden sollen, ergibt sich aus den momentan noch nicht abgeschlossenen Entscheidungen zum Archivierungszeitpunkt und zur Aufbewahrungszeit.
Digitalisierung muss im Arbeitsprozess ankommen
Mit der Anbindung an das genutzte Dokumenten-Management-System hat der Landkreis Havelland die Möglichkeit, die Ausländerakte komplett zu digitalisieren. „Realistisch betrachtet wird dies aber ein Prozess von einigen Jahren sein“, so Britta Heidepriem-Kapphahn. „Denn zuerst muss sich der Mensch von seinem Papier verabschieden können, die durchgängige Digitalisierung noch im Arbeitsprozess ankommen.“ Nach den Erfahrungen seit dem Start in den Echtbetrieb im November 2015 ist sich Britta Heidepriem-Kapphahn aber sicher, dass sich die Anwendung in der Ausländerbehörde sehr viel schneller etablieren wird.
Dieser Beitrag ist in der Oktober-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte
[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...
Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig
[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...
Bremerhaven: Ganz oder gar nicht
[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...
Barsbüttel: Mit System zur E-Akte
[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...
E-Akte: Mit Plattform vernetzt
[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...
procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager
[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...
Bremen: Posteingang wird digital erfasst
[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...
Hamburg: Papierpost wird digital
[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...
Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald
[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...
Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um
[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...
Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management
[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...
regisafe: Umfassendes Update
[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...
Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet
[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...
Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage
[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...