LeipzigPositive Sogwirkung
Leipzig hat in den vergangenen Jahren einen stetigen Zuwachs an Einwohnenden und Arbeitskräften verzeichnet. Die Stadtverwaltung ist deshalb damit konfrontiert, Infrastrukturen, Dienstleistungen und transparente Informationen für eine immer größer werdende Zahl an Bürgerinnen und Bürgern bereitzustellen. Die Verstärkung der Bemühungen in den Bereichen Digitalisierung und Open Data sind wichtige Maßnahmen, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Die Veröffentlichung von Daten als Open Data erhöht die Transparenz kommunalen Handelns und trägt dazu dabei, dass relevante Datenschätze auch abseits ihres ursprünglichen Erhebungszwecks zu Innovationen und Wertschöpfung führen. So können städtische Geodaten etwa als Entscheidungsgrundlage für Unternehmen dienen, die sich im Leipziger Raum ansiedeln möchten. Darüber hinaus erlauben es offene Infrastrukturdaten beispielsweise Software-Entwicklern, mobile Applikationen für eine nachhaltige Nutzung der Verkehrsmöglichkeiten im Stadtgebiet zu entwickeln.
Aufgrund zahlreicher Nutzungspotenziale hat sich die Stadtverwaltung Leipzig das Ziel gesetzt, möglichst viele Daten als Open Data zur Verfügung zu stellen. Offene Daten mit Leipzig-Bezug bilden bereits zum jetzigen Zeitpunkt für viele Akteure aus Stadtgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien die Basis für Entscheidungen, Analysen und Anwendungen. Außerdem werden diese Daten für die Optimierung interner Prozesse eingesetzt. So verwendet die Stadtverwaltung bereits zahlreiche offene Datenbestände für die Erfassung von Leistungsindikatoren – etwa die jährliche Anzahl der Fahrgäste im ÖPNV –, die im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts 2030 (INSEK) definiert wurden. Um diese positiven Effekte zu verstärken, wird das bereits bestehende Leipziger Open-Data-Angebot zukünftig noch erweitert und um Dienstleistungen ergänzt.
Open-Data-Portal soll wachsen
Aktuell betreibt die Stadt Leipzig ein Open-Data-Portal (ODP-L) als Web-Anwendung. Die technische Basis bildet die Open Source Software CKAN. Insgesamt werden im ODP-L bereits mehr als 700 Datensammlungen in offenen, standardisierten Formaten bereitgestellt. Dabei ist das Themenspektrum so vielfältig wie die Aufgabengebiete der Fachämter: Die Titel der Datensätze reichen von A wie Alterskennziffern bis Z wie Zoo-Jahreszahlen.
Die Daten auf dem ODP-L werden unter der Datenlizenz Deutschland Namensnennung 2.0 bereitgestellt und können sowohl für kommerzielle als auch für nicht-kommerzielle Zwecke genutzt, verändert und vervielfältigt werden. Für die effiziente Datenpflege ermöglichen Schnittstellen den automatisierten Import von Daten aus Fachverfahren in das Portal. So besteht eine Anbindung an das Leipzig-Informationssystem (LIS), welches statistische Daten liefert. Zudem werden Portaldaten über das standardisierte Metadatenprofil automatisch im Open-Data-Portal des Freistaats Sachsen bekannt gemacht und von dort weiter zum Bundesportal GovData exportiert.
In naher Zukunft soll die Portal-Software aktualisiert und durch optimierte Suchmöglichkeiten verbessert werden. Zudem wird eine Vergrößerung des Datenportfolios angestrebt. Bislang ist erst ein Drittel der Ämter mit eigenen Datensammlungen auf dem ODP-L vertreten. Die Stadtverwaltung wird aber den bisherigen Bedenken der Ämter – wie deren Sorge, welchen Mehraufwand die Offenlegung von Daten mit sich bringt – durch Hilfs- und Beratungsangebote gezielt begegnen und damit zukünftig noch mehr Datenschätze öffentlich verfügbar machen können.
Hackathon und Datenwünsche fließen mit ein
Neben einer Intensivierung der Bemühungen im Rahmen interner Kommunikationskanäle will die Stadt Leipzig bestehende Kooperationen mit externen Partnern ausbauen. So ist vorgesehen, im Zuge eines Hackathons innovative Nutzungskonzepte für offene Daten zu erproben. Außerdem kann die Leipziger Stadtgesellschaft zukünftig über das Beteiligungsportal Sachsen das Open-Data-Angebot mitgestalten, indem dort eigene Datenwünsche für das ODP-L eingebracht werden.
Angesichts der anvisierten Projektziele sieht sich die Stadtverwaltung aber auch mit Herausforderungen konfrontiert: Zwar ist die Bereitstellung von Datenbeständen der Bundes- und Landesbehörden in standardisierten, maschinenlesbaren Formaten bereits durch entsprechende Normen geregelt, jedoch gelten diese nicht unmittelbar für Kommunalverwaltungen als Träger der Selbstverwaltung. Daher erfolgt die Pflege des Leipziger Open-Data-Angebots aktuell auf freiwilliger Basis.
Um sicherzustellen, dass das Thema Open Data nicht hinter anderen Pflicht-Dienstleistungen der Verwaltung zurücksteht, ist es wichtig, die Fachämter bei der Datenbereitstellung durch Hilfestellungen, wie zum Beispiel Schulungen und Handreichungen, ausreichend zu unterstützen sowie die automatische Bereitstellung geeigneter Daten als Open Data (Open by Default) gegebenenfalls durch organisatorische Vorgaben zukünftig klarer zu regeln. An der Umsetzung der genannten Aspekte wird aktuell intensiv gearbeitet.
Aufbau einer urbanen Datenplattform
Ergänzend beschäftigt sich die Stadtverwaltung im Rahmen des vom Bund geförderten Programms Modellprojekte Smart Cities mit dem Aufbau einer urbanen Datenplattform. Das darin angesiedelte Vorhaben Connected Urban Twins – Urbane Datenplattformen und Digitale Zwillinge für integrierte Stadtentwicklung (CUT) wird gemeinsam mit den Städten Hamburg und München bearbeitet. Die Urbane Datenplattform Leipzig (UDP-L) soll künftig als elementare Infrastruktur der Stadt dienen, indem sie relevante Datenbestände so speichert, integriert und über Abfragedienste verfügbar macht, dass sie für strategische Entscheidungen und Anwendungen der Stadt genutzt werden können. Die UDP-L soll sowohl interne als auch offene Datenbestände bereitstellen. Somit wird das ODP-L als zentrales System für das Management offener Daten auch integraler Bestandteil der UDP-L werden. Die im Rahmen des Projekts entstehenden Konzepte und Software-Werkzeuge werden helfen, Datenbereitstellungsprozesse künftig noch effizienter zu gestalten. Die Inbetriebnahme der Datenplattform kann demnach auch eine positive Sogwirkung entfalten, indem sie IT-Kompetenzen der Mitarbeitenden der Leipziger Stadtverwaltung zusätzlich stärkt.
Angesichts der zu erwartenden Effizienzsteigerungen durch die zunehmende Digitalisierung und die Bereitstellung einer stetig größer werdenden Menge an offenen Datenbeständen können Dienstleistungen auch für eine wachsende Zahl von Bürgerinnen und Bürgern zukünftig besser erbracht werden, damit Leipzig nachhaltig wachsen kann.
Leipzig-Informationssystem (LIS)
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe November 2022 von Kommune21 im Schwerpunkt Open Data erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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