Donnerstag, 5. Dezember 2024

Dokumenten-ManagementPraktisch scannen

[29.11.2016] Das Landratsamt Weilheim-Schongau bettet die Einführung der E-Akte in eine ganzheitliche Strategie zur Digitalisierung der Geschäftsprozesse ein. Ein pragmatischer Scan-Prozess ist wesentliche Grundlage des Vorhabens.

Bereits im Jahr 2007 hat sich das oberbayerische Landratsamt Weilheim-Schongau entschieden, Akten künftig elektronisch zu führen und ein Dokumenten-Management-System (DMS) zu realisieren. Gemäß einem Beschluss der IT-Lenkungsgruppe und der Geschäftsführung des Landratsamts ist bis 2020 die flächendeckende Einführung einer Allgemeinen Schriftgutverwaltung ASV sowie die Anbindung von Fachverfahren geplant. Um das Projekt kompetent zu begleiten, wurde eigens die Stelle Projektmanagement DMS geschaffen. Zusätzlich werden durch ein zentrales Prozess-Management die Prozesse rund um die digitale Akte erfasst und für die elektronische Führung optimiert und dokumentiert.
Insgesamt bettet das Landratsamt die E-Akten-Einführung in eine ganzheitliche Strategie zur Digitalisierung der Geschäftsprozesse ein. Dazu gehört nicht nur ein zentraler organisatorischer Verzeichnisdienst mit Adressdatenbank, Leistungskatalog und Basisdaten für den Internet-Auftritt. Mit dem Bürgerserviceportal und der Bayern ID ist auch eine Plattform für digitale Kontakte zum Bürger oder zu Unternehmen enthalten. Aufgrund des aktuell größeren Potenzials in der Wertschöpfungskette liegt der Fokus auf der Digitalisierung. Zudem ist eine sukzessive Digitalisierung der Fachverfahren geplant. Ein flexibler (Remote)-Zugriff auf Daten des Landratsamts für interne Mitarbeiter macht beispielsweise Heimarbeitsplätze oder mobiles Arbeiten möglich. Nicht zuletzt umfasst die Strategie auch eine zentrale Collaboration-Plattform, die es erlaubt, digitale Daten sicher auszutauschen.

Aktenrelevante Dokumente werden als selbsttragendes Archiv realisiert

Das Dokumenten-Management-System enaio von Optimal Systems dient als Fachverfahren, um die elektronischen Akten zu führen. Die Lösung stellt Mehrwertdienste zur Verfügung – vom übersichtlichen Front End über Verschlagwortung, Recherche und Workflows bis hin zur Mitzeichnung, zum elektronischen Signieren, zur Verifikation von Signaturen oder zum Aktenim- und Export. Die aktenrelevanten Dokumente und Metadaten werden künftig als standardisiertes, selbsttragendes Archiv – XML formatted Archival Information Package (XAIP) – realisiert. Begleitende Dienste wie die Signaturprüfung, das Aufbringen von Signaturen, die Verschlüsselung oder die rechtssichere Führung der E-Akte werden über die virtuelle Poststelle (VPS) proGOV von Anbieter Procilon realisiert.
XAIP erlaubt eine Versionierung von Dokumenten. Alle für den Scan-Prozess und die Aktenführung relevanten Metadaten wie Verschlagwortung, Protokollierung, Mitzeichnung oder Anmerkungen liegen an einem Ort (Container), ferner wird die E-Akte selbst unabhängig vom DMS-Anbieter realisiert. Über ein noch zu definierendes Format können E-Akten strukturiert und inklusive Metadaten rechtssicher ausgetauscht werden. Schlussendlich betreibt das Landratsamt mit XAIP eine rechtssichere E-Akte und ein rechtssicheres Langzeitarchiv (TR-ESOR). Wichtig ist, dass alle Dokumente, von Scans über E-Mails bis hin zu PDF-Dokumenten, dem gleichen Prozess bei der Veraktung unterliegen. Alle aktenrelevanten Dokumente werden also über das DMS und die VPS ins XAIP überführt.
Der ordnungsgemäße E-Akte-Betrieb muss sichergestellt sein. Dazu enthält unter anderem das Bayerische E-Government-Gesetz Vorgaben, die aber nicht konkret ausgeführt sind. Gefordert wird beispielsweise, dass das ersetzende Scannen gemäß dem Stand der Technik erfolgt.
Das Landratsamt Weilheim-Schongau ist über zehn Standorte verteilt, in denen Post eingeht und gescannt werden muss. Um die Prozesse nicht zu verlangsamen, kommt nur ein dezentrales Scannen über die im Haus vorhandenen Hochleistungsscanner, Multifunktionsgeräte oder Arbeitsplatz-Scanner infrage. Zusammen mit der Projektgruppe Ersetzendes Scannen der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, dem Runden Tisch Rechtskonforme E-Akte und der Firma Itellent entwickelt das Landratsamt aktuell eine Musterverfahrensbeschreibung für das ersetzende Scannen in Kommunen. In diesem Zusammenhang werden die Themen Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit beim Scannen in Kommunen definiert.

Virtuelle Poststelle im Rechenzentrum vergibt Zeitstempel

Wie sich bereits abzeichnet, wird der Schutzbedarf für die Integrität beim ersetzenden Scannen in der Regel auf dem Niveau „normal“ liegen. Ein Signieren der Dokumente ist somit nicht erforderlich. Wer Zugriff auf die Dokumente während des Scannens und beim Überführen des Scans in die elektronische Akte hat, ist je nach Aktenart zu definieren. Der Schutzbedarf für das Thema Vertraulichkeit unterscheidet sich aber grundsätzlich nicht von dem der analogen Aktenführung. Das Thema Verfügbarkeit muss im Rahmen einer Musterverfahrensbeschreibung nicht explizit definiert werden. Diese Maßnahmen werden im Rahmen der Umsetzung von ISIS12 beziehungsweise IT-Grundschutz definiert. Gemäß des bayerischen E-Government-Gesetzes sind sie bis Januar 2018 verpflichtend für alle Kommunen des Freistaats einzuführen.
Als erste Maßnahme zur Integrität wird in einer Dienstanweisung der Prozess „Sichtprüfung der gescannten Dokumente auf Vollständigkeit und Lesbarkeit“ definiert. Ferner wird definiert, dass mit dem Ablegen oder Speichern des Dokuments im DMS die Vollständigkeit und Lesbarkeit, also die Übereinstimmung mit dem Original, bestätigt wird. Über die Verschlagwortungsmaske werden die dazugehörigen Metadaten, etwa der Zeitpunkt des Scannens oder das Posteingangsdatum, ins XAIP-Archiv zum Dokument geschrieben. Im Rechenzentrum werden sie über die virtuelle Poststelle mit einem Zeitstempel versehen, künftig lassen sie sich beispielsweise auch über ein elektronisches Siegel digital signieren.
Maßnahmen zur Vertraulichkeit sind ebenfalls wichtig. So wird beispielsweise beim Schutzbedarf „hoch“ definiert, dass ein Scannen nur über einen Arbeitsplatzscanner, nur durch berechtigte Personen und nur direkt in die E-Akte oder in speziell geschützte Bereiche erlaubt ist. Außerdem sind Prozessanpassungen vorzunehmen. Denn je mehr Dokumente bereits in elektronischer Form eingehen, desto weniger muss gescannt werden. So hat das Landratsamt Weilheim-Schongau beispielsweise im IT-Bereich eine Initiative gestartet: Auf allen Bestellungen findet sich ein Hinweis, dass Rechnungen als PDF-Dokument gestellt werden sollen.

Stephan Grosser ist IT-Leiter und IT-Sicherheitsbeauftragter im Landratsamt Weilheim-Schongau und Geschäftsführer des Kommunalen Behördennetzes (KomBN).




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Dokumenten-Management

d.velop: Beteiligung an optiGov

[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...

Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte

[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...

3D-Outlines eines Briefumschlages mit @-Zeichen, dargestellt vor einem blauen Hintergrund.

Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig

[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...

bericht

Bremerhaven: Ganz oder gar nicht

[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...

Barsbüttel beschleunigt die digitale Transformation.
bericht

Barsbüttel: Mit System zur E-Akte

[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...

Die E-Akte ist eine der drei strategischen Säulen der Verwaltungsdigitalisierung.
bericht

E-Akte: Mit Plattform vernetzt

[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...

Die Langzeitaufbewahrungslösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon wurde vom BSI nach TR-ESOR 1.3 zertifiziert.

procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager

[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...

Bremen: Posteingang wird digital erfasst

[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...

Bei der Hamburger Verwaltung eingehende Papierpost wird künftig digitalisiert.

Hamburg: Papierpost wird digital

[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...

Im Odenwald gehen vier Kommunen die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam an.

Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald

[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...

Akten der Stuttgarter Ausländerbehörde werden digitalisiert.

Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um

[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...

Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management

[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...

regisafe: Umfassendes Update

[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...

Die Integration generativer KI erweitert das Anwendungsspektrum einer intelligenten Such-Software.

Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet

[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...

Sagen der Arbeit im Aktenarchiv ade: Elena Taboada

Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage

[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...