Kreis LeerProjekt Finance 21
Sollen große Projekte erfolgreich in einer Behörde umgesetzt werden, sind die Unterstützung und Mitarbeit der gesamten Verwaltung gefragt. Das wiederum macht eine frühzeitige Planung und klare Zielsetzungen erforderlich. Nach diesen Kriterien startete der Landkreis Leer im Sommer 2019 die Neuausrichtung seines Finanzwesens. Heute blickt die Kommune nicht nur äußerst zufrieden auf das Ergebnis. Die Niedersachsen haben für das Projekt Finance 21 auch den Gewinnerpokal des Axians Infoma Innovationspreises 2021 erhalten.
Die Auszeichnung honoriert unter anderem die innovative Vorgehensweise in Leer. Binnen kürzester Zeit konnte dort das Finanzwesen hinsichtlich Digitalisierung und Informationsbeschaffung umstrukturiert werden. Der Kreis setzte dazu auf die Software Infoma newsystem. Daneben standen eine ganze Reihe zukunftsorientierter Vorhaben auf der Agenda. Es sollten Verwaltungsprozesse optimiert und Finanzprozesse digitalisiert werden. Mit digitalen Belegen wollte man für transparentere Buchungen sorgen und die Buchungsqualität verbessern. Die neu geschaffene Transparenz wiederum sollte das Verantwortungs- und Budgetbewusstsein fördern. Zudem sollten der Adressbestand optimiert und das Forderungsmanagement umstrukturiert werden.
Pandemie erforderte Flexibilität
Für das Vorhaben wurde eine Projektgruppe aus unterschiedlichen Abteilungen gebildet. Sie entwickelte anhand des Maßnahmenplans mehrere Einzelschritte mit dem Ziel, das Projekt Finance 21 bis Januar 2021 in der gesamten Verwaltung zu starten. Dann allerdings flammte die Corona-Pandemie auf und forderte ein hohes Maß an Flexibilität. „Die Lockdowns haben unseren Zeitplan wiederholt auf die Probe gestellt“, berichtet Andre Willems, Kämmerer des Kreises Leer und Projektleiter von Finance 21. „Beispielsweise konnten die Schulungen erst später als vorgesehen und teilweise nur digital stattfinden. Auch die Abstimmungstermine der Projekt- und Arbeitsgruppen sowie die Kommunikation mit den Anwendern der Kreisverwaltung waren nur noch eingeschränkt möglich. Mithilfe von Schulungsvideos und digitalen Besprechungen konnten wir die coronabedingten Erschwernisse jedoch gut kompensieren, sodass zum Jahreswechsel die für den Betrieb notwendigen Einrichtungen und Schulungen abgeschlossen waren.“ Der kürzere aktiv nutzbare Projektzeitraum änderte jedoch einige Prioritäten. So wurden etwa die Workflows gemäß der 80/20-Regel des Pareto-Prinzips – 20 Prozent des Aufwands sind für 80 Prozent der Ergebnisse verantwortlich – kurzerhand als allgemeine Vorlage für alle Ämter der Kreisverwaltung eingeführt. „Auf diese Weise konnten wir den Umstieg auf das neue Verfahren, den größten Meilenstein des Projekts, gut vorbereitet vollziehen“, erklärt Hilke Groninga, Projekt-Management Finance 21.
Positive Resonanz
Zwischenzeitlich nutzen 480 der rund 1.150 Mitarbeitenden des Landkreises die neugeschaffenen Lösungen. Damit ist auch für die Zukunft sichergestellt, dass alle Bereiche mit Berührungspunkten zum Finanzwesen Teil der Workflows sind und die für ihre Tätigkeiten notwendigen Auswertungen erstellen können. „Wir haben festgestellt, dass die zahlreichen Auswertungsmöglichkeiten in Infoma newsystem nicht nur Einfluss auf das Verantwortungs- und Budgetbewusstsein haben, sondern diese Art der Informationsbeschaffung auch für sinkende Nachfragen in der Finanzabteilung sorgt“, sagt Hilke Groninga. Das liegt ihrer Ansicht nach an der neu geschaffenen Transparenz des Konten-/Kostenstellen-/Kostenträgerplans. Ebenso trage die zentrale Adressverwaltung dazu bei. Denn mit dieser Funktion konnte der Bestand von einer Million Adressen samt zahlreicher Dubletten aus der vorherigen Finanz-Software optimiert und auf einen eindeutigen Stand gebracht werden. Dank fortlaufender Überwachung sind auch die Forderungsauskünfte gegenüber den Bürgern transparenter geworden.
Nach einem Jahr Digitalisierung und Umstrukturierung sieht sich der Landkreis auf einem guten Weg. Die Resonanz auf die optimierten Prozesse ist positiv. „Mit der erfolgreichen Implementierung des digitalen Rechnungs- und Bestell-Workflows sind wir bei der Eingangs- und Ausgangsrechnungsbearbeitung sowie bei der frühzeitigen Bindung benötigter Haushaltsmittel einen großen Schritt in Richtung moderne Kommune gegangen“, freut sich Sven Markus, Projekt-Management Finance 21. „Dennoch müssen wir das Ziel für mehr Verantwortungsbewusstsein mit Blick auf die Mittelverwendung weiterverfolgen. Da hilft uns natürlich der Rechnungsworkflow, der sekundenschnell Auskunft über die Budgets erteilt.“ Verwaltungsweit erfolgt die Belegbearbeitung, vom Eingang bis zur Buchung, mittlerweile über diesen Workflow.
Zukunftsfähige Basis
Überhaupt sehen die Verantwortlichen in den optimierten Abläufen der Rechnungsverarbeitung ein wesentliches Erfolgskriterium. Die Durchlaufzeit der Rechnungen beträgt fünf Tage, was schon als sehr guter Wert gilt. Da immer mehr E-Rechnungen eingereicht werden, wird er sich sogar noch verbessern. Weitere Potenziale wird der Einsatz des eRechnungs-Managers heben. Mit ihm können Dokumente und Geschäftsvorfälle aus dem Finanzwesen – darunter Schnittstellenprotokolle und Stornierungen – medienbruchfrei, digital und zeitoptimiert freigegeben werden. Die Workflows sind außerdem eine effiziente Hilfe für die Rechnungsbearbeitung im Homeoffice. Auch hat der Landkreis die Ablage von buchungsbegründenden Dokumenten in der Finanzabteilung oder Kämmerei durch die elektronische Akte ermöglicht. Im Workflow hinterlegte sowie von der Finanzabteilung erstellte Belege sind damit auf einen Blick einsehbar und ersparen die zusätzliche Suche sowie Ablage in einem Dokumenten-Management-System (DMS).
Der weitere Projektplan sieht unter anderem die Einrichtung des Online-Bezahlverfahrens ePayment-Manager, die Anbindung des Moduls Liegenschafts- und Gebäudemanagement, die Vorbereitungen auf das neue Umsatzsteuerrecht für Kommunen (§ 2b UStG) sowie die Implementierung eines umfangreichen Controlling-Systems mit Berichtswesen vor. Schon jetzt aber kann Kämmerer und Projektleiter Andre Willems ein positives Fazit ziehen: „Die Umwandlung der veralteten Finanzprozesse in moderne digitale Lösungen bewirkt gerade in Krisenzeiten eine handlungsfähige Verwaltung. Die durch Finance 21 geschaffene Grundlage ermöglicht es uns, das Finanzwesen als Modern Workplace einzustufen, das sich bewährt und für die weitere digitale Entwicklung einen bedeutenden Meilenstein gesetzt hat. Unsere nun effizienter organisierte Verwaltung ist die zukunftsfähige Basis für eine optimale bürgerorientierte Kommunikation.“
https://www.axians-infoma.de
Dieser Beitrag ist im Schwerpunkt Finanzwesen der Ausgabe Februar 2022 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
KDO: Finanzstatistiken mit einem Klick
[03.12.2024] Die Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg (KDO) hat eine neue Möglichkeit zum Datenaustausch für die Kassen- und Jahresrechnungsstatistik in KDO-doppik&more auf Basis von SAP S/4HANA integriert. mehr...
Borkum: Darlehensverwaltung mit VOIS
[28.11.2024] Das Fachverfahren VOIS|DALE für die Darlehensverwaltung führt die ostfriesische Stadt Borkum ein. Eine entsprechende Bestellung ging bei Anbieter ab-data ein. mehr...
d.velop / Nagarro: Rechnungsprozesse in der Cloud
[14.10.2024] Die Unternehmen d.velop und Nagarro haben eine Kooperation vereinbart. Ziel ist es, den gemeinsamen Kunden durchgängig digitale Rechnungsprozesse basierend auf der SAP-S/4HANA-Cloud anzubieten, die über die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) bezogen werden können. mehr...
Salzlandkreis: Neue Finanzmanagement-Lösung
[11.10.2024] Der Salzlandkreis arbeitet seit Jahresanfang mit der Finanzmanagement-Lösung der KDO. Der nächste Meilenstein ist der Wechsel auf SAP S/4HANA. mehr...
Gewerbesteuerbescheid: Digitalisierung nimmt Fahrt auf
[10.10.2024] Entwicklung, Anbindung und Erprobung des digitalen Gewerbesteuerbescheids kommen gut voran. Kommunen können von dem Verfahren stark profitieren – und erhalten noch bis Jahresende Unterstützung bei der Einführung. mehr...
Hamburg: Haushaltsplan-Entwurf online
[23.07.2024] Der Haushaltsplan-Entwurf für die Jahre 2025 und 2026 der Freien und Hansestadt Hamburg ist jetzt online verfügbar. Neben dem aktuellen Entwurf sind nun auch die historische Entwicklung der Hamburger Finanzdaten ab dem Jahr 2017 und frühere Haushaltspläne einzusehen. mehr...
Kreis Fürth: E-Signatur vereinfacht Rechnungsworkflow
[09.07.2024] Der Landkreis Fürth hatte sich im Jahr 2022 entschlossen, den Signaturservice der AKDB einzuführen und damit den Rechnungsworkflow zu beschleunigen. Mit dem Ergebnis ist die Kommune mehr als zufrieden. mehr...
Leipzig: IT-gestütztes Vertragsmanagement
[03.07.2024] Mithilfe von IT-Dienstleister GISA führt die Stadtverwaltung Leipzig ein IT-gestütztes Vertragsmanagement ein. Die Lösung soll einen entscheidenden Beitrag zur Verwaltung von Verträgen in den verschiedenen Fachbereichen leisten. mehr...
E-Rechnung: Pflicht als Chance
[25.06.2024] Das Wachstumschancengesetz verpflichtet in Deutschland ansässige Unternehmen ab 2025 zur elektronischen Rechnungsstellung für inländische B2B-Umsätze. Dies könnte auch für die öffentliche Verwaltung eine Chance sein, den digitalen Wandel voranzutreiben. mehr...
E-Rechnungsgipfel 2024: Rechtliche Aspekte im Fokus
[21.06.2024] Insbesondere mit den rechtlichen Vorgaben und Anforderungen im Zusammenhang mit der Pflicht zur Einführung der E-Rechnung hat sich der diesjährige E-Rechnungsgipfel beschäftigt. mehr...
E-Rechnung: Für den Ansturm rüsten
[20.06.2024] Die E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich kommt. Kommunen sollten jetzt ihre IT darauf ausrichten. Ein Sechs-Stufen-Plan, der als roter Faden Wege und technologische Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, kann dabei helfen. mehr...
Monheim am Rhein: KI ordnet Bankbelege
[27.03.2024] Die nordrhein-westfälische Stadt Monheim am Rhein optimiert die Zuordnung von Bankbelegen mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Mit diesem Projekt konnte sich die Kommune unter anderem einen Finalistenplatz beim Axians Infoma Innovationspreis 2023 sichern. mehr...
E-Rechnung: Der Umstieg kommt
[26.03.2024] Das Wachstumschancengesetz wird zu einem Anstieg von E-Rechnungen im XML-Format sowie zu einer Verpflichtung zum Versand von E-Rechnungen für steuerpflichtige kommunale Eigenbetriebe führen. Dies erfordert eine entsprechende technische Infrastruktur. mehr...
Saskia: Vorhang auf für die neue Finanz-Software
[20.03.2024] Das Unternehmen Saskia startet mit der Auslieferung seiner neuen webbasierten Finanz-Software SASKIA.H2R. Im Laufe dieses Jahres soll die Lösung das Vorgängerverfahren SASKIA.de-IFR abgelöst haben. mehr...
Bad Nauheim: Zahlungen schneller abwickeln
[26.01.2024] Anfang Januar hat die Stadt Bad Nauheim Steuerbescheide erstmals mit der Finanz-Software von Anbieter Datev erstellt. Der Systemwechsel bringt unter anderem eine einfachere und schnellere Zahlungsabwicklung mit sich. mehr...