Big DataReichlich Potenzial
Mit dem Begriff Big Data wird gemeinhin eine neue Qualität in der Sammlung und systematischen Analyse großer Bestände sowohl strukturierter als auch unstrukturierter Daten bezeichnet. Eine erste wichtige Triebkraft von Big Data ist, dass das Volumen und die Vielfalt der erzeugten Daten enorm zugenommen haben. Neben der wachsenden Zahl an datengenerierenden Technik-Artefakten, wie etwa mobile Endgeräte oder Sensoreinheiten, spielt dabei deren Vernetzung eine wichtige Rolle, da auf diese Weise sehr effektiv und mit geringen Kosten neue Bezüge der Daten zueinander hergestellt werden können. Zweite zentrale Triebkraft für Big Data sind Fortschritte in der Architektur der datenverarbeitenden Einheiten sowie bei der Konzeption von Algorithmen und Datenstrukturen, die zu Geschwindigkeiten bei der Analyse großer Datenbestände führen, welche vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Jüngstes Beispiel sind die öffentlich gewordenen Möglichkeiten der Geheimdienste bei der Analyse des weltweiten Internet-Datenverkehrs. Gerade daran wird deutlich, dass mit Big Data enorme Potenziale, aber auch erhebliche Risiken für demokratische Gesellschaften verbunden sind. Die mit der öffentlichen IT betrauten Organisationen und Unternehmen müssen aufgrund ihres Auftrags besonders sensibel für Fragen des Datenschutzes und der Informationssicherheit sein. Diese Dimension ist damit ein wesentlicher und integraler Aspekt eines jeden Big-Data-Projekts in der öffentlichen Verwaltung.
Datenmengen als Fortschritt
Der Public Sector mit seinen vielfältigen Aufgaben ist ein potenzialreiches Anwendungsfeld für Big-Data-Methoden und -Techniken. Dabei kann grundsätzlich zwischen regelmäßigem Standard-Monitoring bestimmter Daten und spezifischen, anlassbezogenen Analysen mit Projektcharakter (Ad-hoc-Analysen) unterschieden werden. Ein typisches Beispiel für eine standardisierte Auswertung aus der Privatwirtschaft ist die Analyse von Zahlungstransaktionen zur Aufdeckung von Kreditkartenbetrug (Fraud Detection). Entsprechende Verfahren der Mustererkennung (Pattern Recognition) könnten auch auf Daten der öffentlichen Verwaltung übertragen werden, etwa um die Aufdeckung von Steuer- und Sozialbetrug systematisch zu unterstützen. Der entscheidende Fortschritt von Big Data gegenüber den unter dem Begriff Business Intelligence zusammengefassten, vorhersagenden Analysen besteht in dem Anspruch, handlungsleitende Empfehlungen zu geben (Prescriptive Analysis). Derartige Analyseergebnisse und Informationen können in vielen Aufgabenbereichen der öffentlichen Verwaltung eingesetzt werden, etwa in der Verkehrsbeeinflussung, der Stadtplanung, im Gesundheitswesen, bei Energieversorgern oder im Jugend- und Sozialbereich. Ein häufig zitiertes Beispiel für eine projektbezogene Datenanalyse im kommunalen Bereich ist aus der Stadt New York bekannt. Um Problemen in der Kanalisation auf den Grund zu gehen, wurden vielfältige Datenquellen auf Basis von Geodaten miteinander in Beziehung gesetzt. Es zeigte sich, dass sich die Wahrscheinlichkeit von Verstopfungen der Kanalisation in der Nähe von Restaurants ohne adäquate Entsorgungsverträge erhöht – eine Information, auf deren Basis sinnvolle Maßnahmen zur Lösung des Problems ergriffen werden können.
Übersicht eröffnet Möglichkeiten
Für kommunale IT-Dienstleister liegt ein wichtiges Anwendungsfeld von Big-Data-Methoden in der Optimierung des Rechenzentrumsbetriebs. Um den wachsenden Anforderungen und Erwartungen der Kunden hinsichtlich Kapazität, Kontinuität, Performance, Sicherheit und Verfügbarkeit der IT-Services gerecht zu werden, sind die kommunalen IT-Dienstleister ständigem Veränderungs- und Anpassungsdruck ausgesetzt. Daher wird es immer wichtiger, frühzeitig Probleme zu erkennen und flexibel reagieren zu können. So lassen sich durch eine Echtzeitanalyse von Alerts, Events und Incidents im IT-Service-Management auftretende Ereignisse, welche die Servicequalität beeinflussen, proaktiv erkennen und entsprechend beheben. Damit eine Auswertung von Service Level Agreements (SLAs) in Form des aktuellen (Real-Time SLA) oder des zukünftigen Status (Predictive SLA) möglich ist, wird der Einsatz neuartiger Technologien notwendig. Für IT-Dienstleister müssen spezifische Anwendungsszenarien entworfen und evaluiert werden, sodass die Potenziale der Echtzeitanalysen, des proaktiven Handelns und der besseren Nutzung vorhandener Informationen klar erkennbar sind. Neben den Potenzialen müssen auch Themen wie die Amortisation von Anfangsinvestitionen, Schnittstellen-Aufwände und Nutzerakzeptanz analysiert und bewertet werden. Um die Services und die zugrundeliegende IT-Infrastruktur zu überwachen, werden in einem Rechenzentrum verschiedene Software-Lösungen für das Management und Monitoring eingesetzt, so zum Beispiel Nagios. Daneben stehen im Rechenzentrum viele Datenquellen zur Anbindung bereit, darunter Verfügbarkeitsdaten, IT-Auslastung, Daten zum Netzwerkverkehr oder Server-Temperaturen. Aufgrund der unterschiedlichen Software-Lösungen sowie Daten- und Informationsquellen fehlt in vielen Rechenzentren bislang die ganzheitliche Sicht zur Steuerung. In-Memory-Datenbanken und Big-Data-Techniken bieten sich als Lösung an und eröffnen damit vielfältige Möglichkeiten.
Lohnendes Potenzial
Um die Potenziale von Big-Data-Methoden und -Techniken im öffentlichen Sektor auszuschöpfen, sind zahlreiche Herausforderungen sowohl bei IT-Dienstleistern als auch in der Verwaltung zu bewältigen. Ein erster Aspekt betrifft den Aufbau einer entsprechenden Big-Data-Infrastruktur. Darüber hinaus sind die vielfältigen Datenquellen zu konsolidieren und zu integrieren und an geeigneter Stelle das notwendige Wissen um Big-Data-Methoden und -Techniken aufzubauen. Hierfür bedarf es spezialisierter Mitarbeiter, die im ohnehin angespannten Markt für IT-Fachkräfte angeworben werden müssen. Womöglich die schwierigste Herausforderung betrifft die Etablierung entsprechender Prozesse, die im Zusammenspiel von IT-Dienstleistern und Entscheidern in der Verwaltung zur Initiierung entsprechender Datenanalyseprojekte und zur Verwertung des generierten Wissens führen. Die Erfahrungen im Zusammenhang mit der seit Jahren verfügbaren Entscheidungsunterstützung durch Business Intelligence und Data Warehouse sind dabei wenig ermutigend, denn entsprechende Lösungen werden aus der Verwaltung bisher eher selten nachgefragt und genutzt. Die angespannte Situation der öffentlichen Haushalte und der überall spürbare Kostendruck könnten das Interesse an datengetriebener Entscheidungsunterstützung steigern. Gute Chancen dürften dabei insbesondere solche Projekte haben, die einen schnellen Rückfluss der notwendigen Investitionen in Aussicht stellen und Daten aus bereits vorhandenen Quellen analysieren.
Dieser Beitrag ist in der Februar-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Big Data erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen
[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...
Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit
[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...
Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online
[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...
Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet
[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...
Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet
[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...
Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“
[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...
Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe
[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...
Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste
[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...
Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation
[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...
Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital
[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...
Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform
[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...
NExT-Studie: Networking als Ressource
[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...
Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken
[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...
Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern
[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...
Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche
[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...